Pädagogik

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Pädagogik (von griechisch pais "Knabe, Kind" und agogein "führen") ist die traditionelle Bezeichnung für die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit Bildung und Erziehung befasst. Synonym dazu wird auch der Begriff ’’Erziehungswissenschaft’’ benutzt. Ihr kommt die Doppelrolle zu, sowohl Bildungs- und Erziehungszusammenhänge zu erforschen, als auch – als Handlungswissenschaft – darüber zu reflektieren, wie Bildungs- und Erziehungspraxis gestaltet und verbessert werden kann.

Ziel der Pädagogik

Ziel der Pädagogik ist nicht nur positive Sozialisation, das heißt eine Einordnung des Menschen in die vorherrschende Gesellschaft. Die Erziehung zur Mündigkeit und Selbstbestimmung sollten wesentlicher Bestandteil des erzieherischen Handlens sein. Die Problematik, die dies beinhaltet, besteht in dem Paradoxon, auf das schon Immanuel Kant – neben anderen – hingewiesen hat, wie denn ein Kind durch Zwang zu Freiheit (=Selbstbestimmung) erzogen werden könne. Eine weitere Denkart – vor allem aus reformpädagogischen Bestrebungen heraus – versteht Erziehung lediglich als ein naturalistisches Wachsen-Lassen des Kindes. Hier werden allerdings die Bedeutungen von Gesellschaft und der Person des Einzelnen vernachlässigt. Erziehung bzw. Pädagogik (als ein Nachdenken über Erziehung) spielt sich also in dem Spannungsfeld Natur – Gesellschaft – Individuum ab.

Geschichte

Die Pädagogik legitimierte sich lange Zeit über die Ausbildung des Nachwuchses an Lehrer/innen und bezog ihre Kenntnisse vor allem aus Nachbardisziplinen, wie der Psychologie oder Soziologie, der Psychoanalyse oder Theologie. In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts setzte dann eine intensive Debatte über den wissenschaftstheoretischen Standort und die wissenschaftspolitische Verortung der Pädagogik ein. In der Diskussion standen insbesondere die seinerzeit vorherrschende geisteswissenschaftliche Pädagogik und die mit ihr verbundene Methode der Hermeneutik. Um diese Entwicklung der Verwissenschaftlichung kenntlich zu machen, wurde in den 70er Jahren alternativ der Begriff Erziehungswissenschaft eingeführt, teilweise wird auch der Begriff Bildungswissenschaft bevorzugt. Pädagogik möchte nicht mehr nur ein Nachdenken über Erziehung und eine Anleitung für Erzieher/innen sein, sondern will mit systematischen Forschungsmethoden arbeiten, um mit diesen Methoden Erkenntnisse über den Ablauf von Erziehungsprozessen zu erlangen und zur Gestaltung von Lernangeboten beizutragen. Dabei wird teilweise vergessen, dass der Mensch als ein mit Freiheit begabtes Wesen betrachtet werden kann, das sich nicht technologisch "herstellen" lässt, sondern von Seiten der Erzieher/innen lediglich angeregt und angeleitet werden kann, sich selbst zu bilden.

Einordnung

Bis heute ist der wissenschaftstheoretische Standort der Pädagogik als Erziehungswissenschaft umstritten: Arbeitet sie mit eher geisteswissenschaftlichen Methoden, etwa der Hermeneutik, oder eher naturwissenschaftlichen Methoden, der systematischen Beobachtung und statistischen Erfassung von Zusammenhängen? Oder geht es ihr letztlich um die Reflexion und Anleitung pädagogischen Handelns in der Praxis?

Die heftige Auseinandersetzung der verschiedenen Positionen in den 1960er und 1970er Jahren ist der Einsicht gewichen, dass sich die Pädagogik als Erziehungswissenschaft durch die Vielfalt ihrer Zugänge charakterisiert und auszeichnet. So gibt es unterschiedliche wissenschaftliche Zugänge beschreibender, erklärender und normsetzender Art, aber auch eigenständige Beiträge der angrenzenden Disziplinen wie Soziologie und Psychologie, die sich im Sinne eines Ergänzungsverhältnisses verstehen lassen (vgl. Erziehungssoziologie, Pädagogische Soziologie und Pädagogische Psychologie).

Inhaltlich hat die Pädagogik über lange Zeit die Schule als Bildungsinstitution und Raum für Lernen und Lehren fokussiert. Mit der zunehmenden Ausweitung des Blicks auf alle Alterstufen und Lernräume des Menschen hat sich – zumindest in der Forschung – die Ausrichtung der Erziehungswissenschaft wesentlich verändert. Mit dem Begriff des lifelong learning bzw. Lernen im Lebenszyklus verbindet sich die Erkenntnis, dass Lernen nicht auf den Bereich der Schule konzentriert ist, sondern ein lebenslanger Prozess ist, der auch außerhalb von Institutionen - auch mit Medien - stattfindet. An vielen Hochschulen werden deswegen verstärkt Studiengänge mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung / Weiterbildung / Neue Medien angeboten, da sich in diesen Bereichen zunehmend und in besonderer Weise neue Aufgaben für Pädagog/innen stellen. Allerdings wird der Begriff "Pädagogik" (griechisch für Knaben-Führung) für die Zielgruppe "Erwachsene" in Frage gestellt und teilweise z.B. durch den - gleichwohl ebenfalls umstrittenen -Begriff Andragogik (Männer-Führung) ersetzt.

Im Englischen wird Pädagogik / Erziehungswissenschaft(en) meist als Educational Science (s) oder kurz Education bezeichnet. Bei der Übersetzung von Education ins Deutsche ist zu beachten, dass es meistens Ausbildung und Erziehung bedeutet. Eine Eigenart des Deutschen wird im Wort Bildung sichtbar, für das es im Englischen keine Entsprechung gibt. Die Diskussion über Bildung und Bildungstheorie ist deswegen außerhalb des deutschsprachigen Raumes teilweise schwer zu vermitteln.

Siehe auch

Literatur

  • Feministische Pädagogik. Ein Problem, das alle angeht, Reihe Veröffentlichungen des Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften Salzburg, Tyrolia Verlag 1997, ISBN 3-7022-2109-3
  • Dietrich Benner: Allgemeine Pädagogik. Weinheim 2001,
  • Winfried Böhm: Theorie und Praxis : eine Einführung in das pädagogische Grundproblem. Würzburg 1995,
  • Wolfgang Brezinka: Metatheorie der Erziehung, 4. Aufl., München, Basel 1978.
  • Herbert Gudjons: Pädagogisches Grundwissen. Klinkhardt, Bad Heilbronn September 2003, ISBN 3-781-51284-3
  • Freerk Huisken, Erziehung im Kapitalismus. Von den Grundlügen der Pädagogik und dem unbestreitbaren Nutzen der bürgerlichen Lehranstalten, Hamburg: VSA 1998, ISBN 3-87975-722-4
  • Theodor Litt: Führen oder Wachsenlassen : eine Erörterung des pädagogischen Grundproblems. Stuttgart 1965,
  • Alexander Sutherland Neill, Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung. Rowohlt, 1998, ISBN 3499602091
  • Klaus Prange: Wozu Pädagogik? In: Florian Keisinger u. a. (Hrsg.): Wozu Geisteswissenschaften? Kontroverse Argumente für eine überfällige Debatte, Frankfurt a. M./New York 2003 ISBN 359337336X
  • Josef Rattner: Große Pädagogen im Lichte der Tiefenpsychologie. Europaverlag 1981, ISBN 3-203-50778-1
  • Johannes M. Waidfeld: "Wachstum, der Irrtum; Wohlstand, eine gesellschaftliche Betrachtung", Fischer & Fischer Medien AG, Frankfurt 2005, ISBN 3899500768
  • Adolf Alois Steiner: "Dialog mit Kilian. 68er-Roman über Sexualität als natürliche Grundlage der Erziehung", Literareon-Verlag München 2005, ISBN 3831612013

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