Progressive House
Progressive House ist eine aus Großbritannien stammende Musikrichtung, die sich aus Elementen von Deep House, Trance, Tribal House und Tech House zusammensetzt. Es werden ein 4/4-Takt und treibende Bassdrums verwendet. Charakteristisch ist der dramaturgiearme Schichten-Aufbau der Tracks, die oftmals eine Länge von bis zu 7-10 Minuten erreichen.
Merkmale
Elemente
Im Klang sind viele Flächen zu finden, Melodieelemente und auch, wie zufällig eingestreute, Soundeffekte (Extra-Claps, Klopfgeräusche, Snares, Vocals als SFX usw.). Besonders auffallend ist die exzessive Verwendung von Hall.
Je nach Variante sind Vocals zu hören, die entweder zitatartig Eingang finden, oder ganze Song-Teile ausmachen.
Synthesizer und Effekte
Eines der wesentlichen Merkmale im Progressive House ist der in vielen Tracks verwendete Lead-Synthesizer, welcher in seinen Klangeigenschaften an ein Zupfinstrument erinnert. Klangsynthetisch setzt sich dieser Klang in den meisten Fällen aus mehreren Oszillatoren zusammen. Davon werden zwei Oszillatoren in der Regel mit einer Sägezahn- oder Rechteckwelle versehen, die minimal gegeneinander verstimmt werden, um mehr Räumlichkeit zu schaffen. Der dritte Oszillator fungiert mit einer Sinuswelle als Bassfundament.
Des Weiteren zeichnet sich in modernen Produktionen mehr und mehr der Trend hin zu einer Verwendung von Verzerrungseffekten ab. Dabei wird bewusst ein Übersteuern des Klangs angestrebt, um mehr Obertöne zu erzeugen. Die für den Klang verwendete Hüllkurve zeichnet sich durch eine sehr schnelle Anstiegszeit (Attack) und eine schnelle Abklingzeit (Decay) aus. Die Abklingphase verläuft dabei etwa zwischen 150-300 ms. Die Haltephase (Sustain) variiert je nach Art des Stücks. Wenn der Leadsynthesizer im Stück die dominierende Rolle spielen soll, so wird die Haltephase meistens etwas länger gewählt, da somit der Ton aus dem dritten Oszillator mit der Sinuswelle präsenter ist, und somit der Zupfklang ein breiteres Frequenzspektrum füllt (Der Klang wirkt voller).
Häufig setzen Interpreten auch auf den gezielten Einsatz von gefiltertem Rauschen, um höhere Frequenzen zu liefern und für mehr Atmosphäre zu sorgen.
Stilistik
Die Geschwindigkeit der Titel beträgt meistens 128bpm. Neben dem Progressive House gibt es noch die langsamere Variante des Deep Progressive House mit einer Geschwindigkeit von 125-128 bpm.
Eine Verwandtschaft zum Progressive Rock besteht nicht, wohl aber zu Progressive Trance.
Arrangement
Der Unterschied zwischen Progressive House und anderen House-Richtungen besteht in der Struktur. Klassischerweise haben Progressive House-Tracks einen charakteristischen Drum-Loop, der sich über den ganzen Track hinweg wiederholt. Um diesen Loop herum baut dann der Track immer weiter auf, ohne einen eindeutigen musikalischen Höhepunkt zu finden. Die übliche Struktur "Intro - Füller - Breakdown - Main Riff/Refrain - Füller - zweiter Breakdown - Main Riff/Refrain, Outro" wird bei Progressive House ersetzt durch einen sich permanent weiterentwickelnden und verändernden Sound, der um den ursprünglichen Drumloop herum aufbaut. Da diese Veränderungen oft nur in kleinen Schritten erfolgen, kann dies vom unaufmerksamen Hörer als monoton empfunden werden.
Diese Struktur führt den Ausdruck "progressive" herbei, der beschreiben soll, dass das Lied sich immer weiterentwickelt, anstatt Stimmungshochs und -tiefs entstehen zu lassen. Beim Zuhörer kann ein unbefriedigendes Gefühl entstehen, denn üblicherweise erwartet man einen eindeutigen "peak" in jedem Lied, was bei Progressive House gerade nicht der Fall ist. Mittlerweile werden allerdings auch Tracks in dieses Genre sortiert, die nicht diese progressive Struktur aufweisen, sondern der eines normalen House-Tracks folgen. Dadurch schwindet die Besonderheit dieses Genres.
Varianten
Eine Variante mit gebrochenen Beats wird als Progressive Breaks bzw. Nu-Breaks bezeichnet.
Besonders in den letzten Jahren hat Progressive House einen Bedeutungswandel hinsichtlich seiner stilistischen Merkmale erfahren. Als ein zentraler Wendepunkt lässt sich das Wirken Aviciis mit seinem Titel Levels im Jahre 2011 bezeichnen. Mit diesem Titel gelang es dem schwedischen Produzenten, Progressive House in den Mainstream zu rücken[1] .
Davon abgekoppelt hat sich der sogenannte Melodic Progressive House. Im Gegensatz zum cluborientierten Progressive House im Stil von Avicii und der Swedish House Mafia, ist dieses Genre langsamer und besitzt eine ruhigere Stimmung.
Bedeutende Interpreten
- Chris Reece
- Sasha
- John Digweed
- Quivver
- Max Graham
- Deadmau5
- EDX
- Dinka
- DBN
- Hardwell
- Avicii
- Axwell
- Laidback Luke
- Sebastian Ingrosso
- Alesso
- Nicky Romero
- Basto
- Michael Woods
- Alex Galkin
- Arty
- Otto Knows
- Bingo Players
- Dirty South
- Swedish House Mafia
- Dimitri Vegas & Like Mike
- Marcus Schlossow
Verwandte Genres
- ↑ 1