Angeln (Volk)
Die Angeln waren ein westgermanisches Volk, das wohl aus dem gleichnamigen Landstrich Angeln im Norden Schleswig-Holsteins und seinen Nachbargebieten stammte.
Geschichte
Antike
Um 100 erwähnt der römische Autor Tacitus die Angeln: Reudigni deinde et Aviones et Anglii et Varini et Eudoses et Suardones et Nuithones fluminibus aut silvis muniuntur. Er findet allerdings nur erwähnenswert, dass sie alle gemeinsam den Gott Nerthus (Erde) verehrten. Etwa ein halbes Jahrhundert später werden die Angeln von Ptolemäus erwähnt und den Sueben zugerechnet.
Wanderung nach Thüringen
Im 2. oder 3. Jahrhundert wanderten Angeln gemeinsam mit den Warnen nach Süden in das Gebiet der oberen Elbe, wo die Hermunduren und Markomannen ihre Reiche hatten. Ob die heutige Landschaft Angeln dabei wirklich von allen Bewohnern verlassen wurde, wie es spätere Berichte behaupten, ist unklar. Die Angeln bildeten einen Teil der Oberschicht des Königreiches Thüringen. Auch nach der fränkischen Besetzung blieben Angeln im Land, worauf das Lex Angliorum et Werinorum hoc est Thuringorum, das Karl der Große um 800 aufzeichnen ließ, hinweist.
Wanderung nach Großbritannien
Ab etwa 200, verstärkt dann ab etwa 450 wanderten Angeln gemeinsam mit Sachsen und Jüten nach Britannien aus. Offenbar wurden sie zunächst von den römischen Einwohnern der Insel als Hilfstruppen (foederati) angeworben, um das Land nach dem Abzug der kaiserlichen Truppen (410) gegen Angreifer zu schützen. Doch bald scheinen die germanischen Truppen unabhängige Herrschaften errichtet zu haben. Dabei siedelten die Angeln wohl insbesondere in East Anglia (Grafschaften Cambridgeshire, Norfolk, Suffolk, Teile des südlichen Lincolnshire) und drangen im 6. Jahrhundert nach Norden bis Lothian (Schottland) vor und gründeten das Königreich Deira in Northumbrien. Die Namen der Völker verschmolzen zum Begriff der Angelsachsen. Der Name England für den südöstlichen Teil Britanniens leitet sich von den Angeln ab. Die angelsächsische Sprache, ein Zweig der altniedersächsischen Sprache, wurde zur Grundlage der englischen Sprache.
An der Wende von der Spätantike zum Mittelalter begann um die Christianisierung durch Augustinus von Canterbury. Die Hauptstämme vereinigten sich schließlich zu einem "englischen" Königreich unter Egbert von Wessex. Es gab immer wieder Angriffe der Dänen. 1066 wurden die Angeln von Wilhelm dem Eroberer bei der Schlacht von Hastings besiegt. Die Normannen vereinigten sich mit den Angeln unter einem Wahlkönig. Das Volk teilte sich in Freie (Earls) und Unfreie.
Gründe der Auswanderungen
Für die Auswanderung der Angeln werden in der Geschichtsforschung mehrere Gründe diskutiert:
- Es gab im 3. und 4. Jahrhundert auf der kimbrischen Halbinsel kriegerische Auseinandersetzungen, die sich archäologisch nachweisen lassen (vgl. die Waffenfunde in Thorsberg bei Süderbrarup u.a.).
- Außerdem gab es vermutlich klimatische Änderungen. So brechen um 350 die Funde von Getreidepollen in den tiefer gelegenen Gebieten ab, während sie auf Geestinseln, z.B. Süderbrarup zunehmen.
- Durch den Abzug des Römischen Heeres aus Britannien entstand eine Sicherheitslücke. Die keltorömische Bevölkerung war durch die Einfälle der keltischen Pikten aus Schottland beunruhigt. So warb der britische "König" Guorthigirn (auch Vortigern, lat. Vertigernus, angelsächsisch Wyrtgeorn genannt) um 430 gezielt Angeln, Sachsen und Jüten (die bereits früher an der britischen Küste zu Raubzügen aufgetaucht waren) als Schutztruppen an. Unklar ist aber wie gesagt, ob tatsächlich alle Angeln ihr Ursprungsgebiet verlassen hatten, oder ob ein Teil blieb. Zumindest ist wohl die Oberschicht ausgewandert, darunter auch Nachfahren des legendären Angeln-Königs Offa (nicht zu verwechseln mit dem englischen König Offa von Mercien) aus der Zeit vor der Auswanderung.
Wirtschaft
Die Angeln betrieben Ackerbau, züchteten Vieh und galten als gute Fischer. Die heutigen Bewohner der Landschaft Angeln werden Angeliter genannt.