Monika Ebeling
Monika Ebeling (* 1959) ist eine Sozialpädagogin und ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar.
Leben
Nach Angaben von Viviane Petrescu in der tageszeitung habe Monika Ebeling unter anderem in der Drogenhilfe und im sozialen Krankenhausdiens gearbeitet. Sie habe eine Zusatzausbildung zur systemischen Familientherapeutin absolviert und als Pflegemutter zeitweilig neun Kinder betreut. Inspiriert von feministischer Lektüre habe sie als junge Mutter Frauenkreise gegründet und Frauenfrühstücke organisiert. Heute leite sie einen Kindergarten, veranstalte Papa-Picknicks und ein Vätercafé und engagiere sich beim Bloggen zum Thema Geschlechterdemokratie.[1]
Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte
2008 wurde Ebeling vom Stadtrat zur Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Goslar gewählt. Als Sozialpädagogin sah sie ihre Aufgabe nach eigenen Angaben darin, sich für eine „moderne Geschlechterpolitik" einzusetzen, die sich um Frauen, aber verstärkt auch um Männerrechte kümmere, wie es auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder fordere. Ebeling erklärte, im Scheidungsfall würden Männer noch immer grundsätzlich benachteiligt, ebenso wie Väter nichtehelicher Kinder.
Als im Rahmen einer Kinderschutzwoche mit dem Spruch „Gewalt gegen Frauen und Kinder kommt nicht in die Tüte" geworben werden sollte, protestierte Ebeling bei Sponsoren der Aktion, dass dadurch „Männer und Väter nur noch als Täter übrig blieben". Zudem sei nicht einzusehen, warum bei einer Kinderschutzwoche Frauen mit genannt würden.[2] Im Übrigen sehe sie sich als „eine Gleichstellungsbeauftragte, die die zunehmenden Probleme männlicher Jugendlicher nicht als tollen Erfolg einer einseitigen Geschlechterpolitik feiert, sondern erkennt, dass hier Handlungsbedarf besteht."[3]
Gegner warfen ihr „mangelnde Team- und Kritikfähigkeit vor" - sie setze sich vorwiegend für die Belange von Männern ein und vernachlässige dabei die Frauenförderung. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Ansprechpartnern für Frauenbelange in Goslar sei daher nicht mehr möglich. Im Mai 2011 eskalierte die Situation, und die Sozialdemokratin Ebeling wurde nach „teils heftiger Diskussion" auf Antrag der Linken mit Stimmen aus allen Fraktionen ihres Amtes enthoben.
Unmittelbarer Anlass für Ebelings Abwahl war eine Verlinkung der Internet-Seite "vaeternotruf.de" auf der offiziellen Seite der Stadt Goslar. Die Vaeternotruf-Seite enthält Attacken gegen Staatsorgane und politische Parteien, die straf- und verfassungsrechtlich relevant sein dürften. U.a. wird dort den Richtern des Bundesverfassungsgerichtes ein Agieren „ganz im Sinne des Herrn Hitler aus Braunau" in Bezug auf die Sorgerechtspolitik vorgeworfen und bundesdeutsche Kanzler von Adenauer bis Merkel in eine Reihe mit dem NS-Diktator gestellt wurden, da sie „Vätern und Kindern in massiver Weise ihre Grundrechte beschnitten und vorenthalten" hätten.[4] [5] Zudem forderte die Homepage dazu auf, statt der „Blockparteien" die „Piraten" zu wählen – womit die Stadt Goslar über die Verlinkung indirekt unzulässige Wahlwerbung getrieben habe.[4] Ebeling erklärte gegenüber der Goslarschen Zeitung, sie selbst habe die Verbindung nach Protesten in einer Ratssitzung entfernen lassen, die Zeitung berichtete hingegen, der Stadtrat Klaus Germer habe dies veranlasst. Germer hatte engegeben, dies sei bereits der zweite Anlauf gewesen, den Link zu entfernen. Ebeling erklärte, es gebe nun einmal „emotionale Betroffenheit der Väter und ein hohes Ärger-Potential", und auch der Feminismus habe zu Beginn extreme Standpunkte vertreten.[4]
Ebeling erklärte, froh über die Entscheidung des Stadtrates zu sein, die sie „aus der Schusslinie" gebracht habe. Ihren Gegnerinnen attestierte sie: „Diese Frauen versuchen mit allen Mitteln, Frauenpolitik zu erhalten und ihre Pfründe zu wahren."[3] In der Sache wolle sie hart bleiben. Ihre Amtszeit sei sehr anstrengend und der „reinste Selbstverteidigungskurs" gewesen.
Positionen
Ebeling fordert die Abschaffung von Frauenhäusern. [6] Ihre Position dazu erläuterte sie in einem Interview mit Arne Hoffmann in der Zeitschrift eigentümlich frei: „Nun, man löst keine Familienprobleme damit, dass man eine Familie auseinanderreißt. Im Gegenteil sollten alle Akteure an einen Tisch geholt werden und ihre Version darlegen dürfen. Dabei können geschulte Fachleute für entsprechende "Spielregeln, einen Verhaltenskodex und Schutz" sorgen. Die Frauenhausarbeit basiert auf der Idee einer Geschlechterhierarchie zu Ungunsten der Frau und instrumentalisiert Kinder in diesem Sinne gleich mit. Gewaltbeziehungen sind aber komplex, die löst man nicht, indem Männer in die Täterrolle und Frauen in die Opferrolle gepresst werden." [7]
Politische Einordnung
Hinrich Rosenbrock sieht Ebeling in seiner Studie für die Heinrich-Böll-Stiftung „Die antifeministische Männerrechtsbewegung. Denkweisen, Netzwerke und Online-Mobilisierung" in der Nähe zur antifeministischen Männerrechtsbewegung, was auch daran deutlich werde, dass sie mit Vereinen wie MANNdat sowie der Interessensgemeinschaft Antifeminismus kooperiert, bis 2011 Mitglied der Männerrechtsorganisation Agens gewesen sei und auf dem „2. Internationalen Antifeminismus-Treffen" in der Schweiz gesprochen habe. Sie selbst sehe sich als Frau, die die «feministische Indoktrinierung» überwunden habe, ohne zu erklären, was dies sein solle. Sie wende sich gegen Gender-Mainstreaming, Politische Korrektheit und argumentiere mit fragwürdigen Zahlen, so z.B. wenn sie den geringeren Verdienst von Frauen rechtfertige, da diese „durchschnittlich rund 12 Stunden pro Woche" weniger arbeiten würden. Den Einsatz für Männer reklamiere sie als eine Art Alleinstellungsmerkmal, das auch Grund ihrer Abberufung gewesen sei, obwohl eine Beschäftigung mit Problemen von Jungen und Männern in der Gleichstellungsarbeit längst üblich sei. Sie beziehe sich auf essentialistische Geschlechtsvorstellungen und versuche, eine männliche Opferideologie zu stärken.[5]
Sie war Rednerin beim Zweiten Internationalen Antifeminismustreffen.[8] Bis Juni 2011 war sie Mitglied der Männerrechtsorganisation Agens und erhielt viel Zuspruch von maskulinistischen Männer- und Vätervereinen, darunter der Schweizer Interessengemeinschaft Antifeminismus (IGAF).[9] [10] [11] [5] In einem Interview darauf angesprochen, dass Agens „nicht nur kritisch" sei, sondern ein „Zurück zu alten Rollen" propagiere und dass die Macher des Antifeministischen Kongresses in Zürich, an dem sie teilnimmt, „die Emanzipation zurückdrehen" wollten und über feministische „Vogelscheuchen" schimpften, antwortete Ebeling: „Wissen Sie, Aggressionspotenzial gibt es auch von Frauenseite. Professor Gerhard Amendt, der auf dem Männerkongress in Düsseldorf auftrat, brauchte Polizeischutz. Überall ist Protest legitim – warum nicht auch gegen den Feminismus?"[12] Anlässlich ihrer Abberufung erklärte sie mit Bezug auf den Satz im SPD-Parteiprogramm, wer die menschliche Gesellschaft wolle, müsse die männliche überwinden: „Ich bin SPD-Genossin und bleibe es, möchte aber mit solch einem kränkenden Satz nichts zu tun haben."[13]
Werke
- Die Gleichberechtigungsfalle: Ich habe mich als Gleichstellungsbeauftragte für Männer eingesetzt und wurde gefeuert, Verlag Herder, 2012, ISBN 978-3451331954
Weblinks
- Internetauftritt von Monika Ebeling
- Frank Heine: Zwischen Frau und Mann: Gleichstellungsbeauftragte vor der Ablösung, Goslarsche Zeitung 12. Mai 2011.
- Maria Holzmüller: Entlassene Gleichstellungsbeauftragte: „Männer werden benachteiligt", Süddeutsche Zeitung, 19. Mai 2011.
- Margarete Hucht: Gefeuerte Gleichstellungsbeauftragte: „Für diesen Job braucht man eine Gebärmutter", Der Spiegel, 19. August 2011.
- Carolyn Braun: Die Provokateurin, brand eins, 08/2011.
- Claudia Blumer: „Wir Frauen müssten jetzt drei Jahre lang schweigen", Interview mit Monika Ebeling, Tages-Anzeiger, 24. Juni 2011.
Einzelnachweise
- ↑ Viviane Petrescu: Monika Ebeling über Gender Mainstreaming: „Auch Männer haben Narben", taz, 17. Mai 2011
- ↑ Benjamin Schulz: Entlassung in Goslar: Kaltgestellt statt gleichgestellt, Der Spiegel, 21. Mai 2011
- ↑ a b Horst Kuhnes: Emanzipation: Gleichstellungsbeauftragte darf keine Männer fördern, Westdeutsche Zeitung, 18. Mai 2011
- ↑ a b c Heinz-Georg Breuer: Stadt mit dubioser Homepage verlinkt. In: Goslarsche Zeitung , 14. April 2011. Abgerufen am 8. Juli 2012
- ↑ a b c Hinrich Rosenbrock: Die antifeministische Männerrechtsbewegung. Denkweisen, Netzwerke und Online-Mobilisierung. Herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin 2012, ISBN 978-3-86928-073-8, S. 50f.
- ↑ Wütender Protest gegen bekennende Antifeministin. In: Nürnberger Zeitung, 4. Mai 2012.
- ↑ Interview: "Womöglich brauchen wir wirklich keine Gleichstellungsbeauftragte mehr". In: eigentümlich frei, 03. Mai 2011, abgerufen am 30. September 2012.
- ↑ 100 Männer und ein paar Frauen gegen die «feministische Ideologie». In: Tagesanzeiger, 25. Juni 2011.
- ↑ Simone Schmollack: "Sie hat ihr Amt falsch verstanden". In: Taz, 24. Mai 2011.
- ↑ Wiebke Schwarze: Antifeministen werben mit Monika Ebeling. In: Braunschweiger Zeitung, 19. Mai 2011.
- ↑ Kampf gegen "Bitterfotzen". In: Die Standard, 24. Mai 2011.
- ↑ "Hier ärgerliche Frauen, dort ausgelaugte Männer". In: Der Tagesspiegel, 24. Juni 2011.
- ↑ Sebastian Sowa: Goslarer Rat ruft Gleichstellungsbeauftragte Ebeling ab, Goslarsche Zeitung (Film)
Personendaten | |
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NAME | Ebeling, Monika |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Sozialpädagogin |
GEBURTSDATUM | 1959 |