Neuhausen-Nymphenburg
Neuhausen und Nymphenburg sind Stadtteile von München. 1992 wurden sie zum Stadtbezirk 9 Neuhausen-Nymphenburg zusammengeschlossen.
Lage
Nymphenburg grenzt im Nordwesten an Obermenzing, im Südwesten an Pasing, im Norden an Moosach und im Südosten an Neuhausen.
Der Stadtbezirk 9 mit Neuhausen reicht vom Marsfeld am Innenstadtrand bis zum Schlosspark Nymphenburg im Westen und erstreckt sich in seiner Nord-Süd-Ausdehnung vom Olympiapark über die Villenkolonie Gern bis zu den Gleisanlagen Hauptbahnhof-Pasing.
Geschichte und Beschreibung
Typisch für den Bezirk ist seine Mischung unterschiedlicher städtebaulicher Bereiche. In Nymphenburg entstand seit Beginn des ausgehenden 19. Jahrhunderts im Umfeld der Auffahrtsalleen zur Schlossanlage ein repräsentatives Wohnviertel, in dem sich zahlreiche Beispiele gründerzeitlicher Architektur erhalten haben, wie die Villenkolonien Neuwittelsbach und Gern.
Im 1890 eingemeindeten Neuhausen, das zur Spätgründerzeit schon ein prosperierendes Stadtviertel war, prägen Wohn- und Geschäftshäuser in geschlossener, dichter Blockbebauung das Bild. Entlang der Arnulfstraße und deren Nebenstraßen sind dies häufig wohnungsgenossenschaftliche Bauten wie die teilweise unter Denkmalschutz stehende Versuchssiedlung des Bayerischen Post- und Telegraphenverbandes und die Siedlung Neuhausen. Nördlich des Rotkreuzplatzes findet man mehr Villen und Bürgerhäuser der Gründerzeit.
Im Süden entlang der Gleisanlagen herrschen teils großflächige gewerbliche Nutzungen vor, welche jedoch (z. B. an der Arnulfstraße) infolge der Privatisierung der Bahnanlagen weiter zurückgehen. Mittelpunkt und urbanes Zentrum des Stadtteils ist der Rotkreuzplatz. Viel gut erhaltene Bausubstanz aus der Gründer- und Zwischenkriegszeit mit dem reichen Angebot an Grünflächen verleihen Neuhausen eine hohe Wohnqualität. Während die Altbauquartiere im Umfeld von Nymphenburger Straße und Blutenburgstraße schon länger Heimat für die gehobene Mittelschicht sind, bieten die teils weniger prunkvoll ausgeführten Jahrhundertwendegebäude im Umfeld von Schulstraße und Donnersbergerstraße Wohnraum für unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen. Jedoch hat auch hier die sogenannte Gentrification Einzug gehalten, indem Straßenzüge umgestaltet und Altbauten saniert wurden. Zudem fanden zahlreiche Umwandlungen in Eigentumswohnungen statt und ehemals einfache Ladenlokale wurden zu Architekturbüros, alternativen Geschäften sowie Bars und Speiselokalen. Aus diesem Grunde verlängerte der Stadtrat 2006 die Erhaltungssatzung für dieses Quartier, um der Verdrängung angestammter Bewohner entgegenzuwirken.
Am 1. Januar 1891 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Nymphenburg zur Stadt München eingemeindet.
Benannt ist der Stadtteil nach dem Schloss Nymphenburg, der früheren Sommerresidenz der bayerischen Kurfürsten und Könige. Heute ist das Schloss zusammen mit dem Schlosspark Nymphenburg eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Münchens.
Gleich neben dem Schloss liegt die 1747 von Kurfürst Max III. Joseph gegründete Porzellanmanufaktur Nymphenburg, das Marstallmuseum Nymphenburg und das Museum Mensch und Natur. An den Schlosspark grenzt auch der Botanische Garten; seinem Eingang gegenüber liegt das Bayerische Landesamt für Maß und Gewicht. Der Hirschgarten und der an den Bezirk angrenzende Olympiapark ergänzen das reiche Angebot an Grün- und Erholungsflächen. Zugleich ist der Bezirk aber auch durch die Anbindung der Autobahn A8 an das Stadtgebiet und durch ein Teilstück des Mittleren Rings mit einem hohen Verkehrsaufkommen belastet. Seit der ab 1. Mai 1996 gültigen Stadtgebietsgliederung, bei der Teile von Neuhausen und Nymphenburg, die zuvor zum alten 10. Stadtbezirk gehörten, wieder eingegliedert wurden, hat Neuhausen-Nymphenburg mit rund 90.000 Einwohnern nach Ramersdorf-Perlach die zweithöchste Einwohnerzahl der Münchner Bezirke. Im Norden von Neuhausen, zwischen Gern und Moosach liegt der Ortsteil Nederling, im Nordosten der Ortsteil Ebenau.
Die Arbeitsplätze des Bezirks liegen neben Handel und Dienstleistungssektor zum großen Teil im öffentlichen Bereich. Außer der Niederlassung der Deutschen Bahn, dem Bundeswehr-Verwaltungszentrum, dem Bayerischen Landeskriminalamt sowie zahlreichen Krankenhäusern wie dem Rotkreuz-Krankenhaus, dem Deutschen Herzzentrum, dem Krankenhaus Barmherzige Brüder und dem Dritten Orden liegen auch große Sozialeinrichtungen im Bezirk.
Der Ausländeranteil Nymphenburgs ist gering, in Neuhausen durchschnittlich. Bezüglich der Altersverteilung ist Neuhausen das jüngere der beiden Viertel.
Galerie
- Impressionen aus Neuhausen-Nymphenburg
-
Schwesternhochhaus des Rotkreuz-Krankenhauses am Rotkreuzplatz in Neuhausen (München)
-
Siedlung Neuhausen (München)
-
St. Laurentius (Gern)
-
Nymphenburger Kanal im Winter
-
Hubertusbrunnen in Neuhausen-Nymphenburg
-
Krankenhaus Dritter Orden
-
Brunnen am Rotkreuzplatz in Neuhausen (München)
Baudenkmäler
Statistik
(Stand jeweils am 31. Dezember, Einwohner mit Hauptwohnsitz)
Jahr | Einw. | davon Ausländer | Fläche ha | EW/ha | Quelle mit weiteren Daten |
---|---|---|---|---|---|
2000 | 81.968 | 17.923 (21,9 %) | 1,291,86 | 63 | Statistisches Taschenbuch München 2001. pdf-Download |
2001 | 82.235 | 17.972 (21,9%) | 1.291,86 | 64 | Statistisches Taschenbuch München 2002. pdf-Download |
2002 | 81.947 | 17.795 (21,7%) | 1.291,86 | 63 | Statistisches Taschenbuch München 2003. pdf-Download |
2003 | 81.661 | 17.703 (21,7%) | 1.291,84 | 63 | Statistisches Taschenbuch München 2004. pdf-Download |
2004 | 81.921 | 18.041 (22,0%) | 1.291,61 | 64 | Statistisches Taschenbuch München 2005. pdf-Download |
2005 | 82.156 | 17.890 (21,8%) | 1.291,45 | 64 | Statistisches Taschenbuch München 2006. pdf-Download |
2006 | 84.604 | 18.016 (21,3%) | 1.289,08 | 66 | Statistisches Taschenbuch München 2007. pdf-Download |
2007 | 85.964 | 18.118 (21,1%) | 1.287,95 | 67 | Statistisches Taschenbuch München 2008. pdf-Download |
2008 | 87.043 | 18.836 (21,2%) | 1.293,31 | 67 | Statistisches Taschenbuch München 2009. pdf-Download |
2009 | 87.846 | 18.147 (20,7 %) | 1293,41 | 68 |
Statistisches Taschenbuch München 2011. pdf-Download |
2010 | 89.286 | 18.464 (20,7 %) | 1293,00 | 69 |
Statistisches Taschenbuch München 2011. pdf-Download |
Bildung und Kultur
- Blutenburg-Theater, Blutenburgstraße 35
- Geschichtswerkstatt Neuhausen e. V., Neuhauser Trafo, Nymphenburger Str. 171a
- Maxim (Kino), Landshuter Allee 33
- Münchner Volkshochschule, Außenstelle Neuhausen, Neuhauser Trafo, Nymphenburger Str. 171a (Eröffnung: September 2009)
- Münchner Stadtbibliothek, Stadtteilbibliothek, Neuhauser Trafo, Nymphenburger Str. 171a (Eröffnung: Januar 2010)
- Nymphenburger Schulen, Schulzentrum, Sadelerstraße 10
- Pathos Transport Theater, Dachauer Straße 110d
Politik
In München hat jeder Stadtbezirk einen Bezirksausschuss (BA). Die Bezirksausschüsse werden durch die Bürger vor Ort bei den Kommunalwahlen gewählt. Der Bezirksausschuss besteht aus 39 Mitgliedern. Die Wahl zum Bezirksausschuss vom 2. März 2008 ergab folgendes Ergebnis:
- SPD 16 Sitze – 41,4 %
- CSU 10 Sitze – 26,6 %
- Bündnis 90/Die Grünen 9 Sitze – 20,1 %
- FDP 3 Sitze – 7,6 %
- David contra Goliath/ÖDP 1 Sitz – 4,3 %
Vorsitzende des BA ist Ingeborg Staudenmeyer (SPD). Ihre Stellvertreter sind Roland Zintl (Grüne) und Immoi Scheibel (CSU). Die Grünen und die ÖDP stellen eine gemeinsame Fraktion.
Der Stadtbezirk ist durch den Stadtrat Oliver Belik (SPD) und der Stadträtin Elisabeth Schmucker (CSU) im Stadtrat vertreten.
Persönlichkeiten
- Der Schriftsteller Alfred Andersch ist in Neuhausen geboren und aufgewachsen. In der Erzählung Der Vater eines Mörders, die von seiner Schulzeit handelt, schildert er den damaligen Direktor des Wittelsbacher-Gymnasiums.
- Der Porzellanmaler Maximilian Joseph Auer (1805–1878) wurde in Nymphenburg geboren.
- Im Roman Der Kanal porträtierte der hier bis zu seinem Tod lebende Schriftsteller Manfred Bieler die Gesellschaft Nymphenburgs.
- Der Historiker Karl Bosl lebte viele Jahre in der Donnersbergerstraße.
- Der Architekt der Gewofag-Siedlung Neuhausen, Hans Döllgast, lebte in der Siedlung am Winthirplatz.
- Auch die Geschichte des Nationalsozialismus ist eng mit Neuhausen verbunden. Der Werkzeugmacher Anton Drexler, Gründer der Deutschen Arbeiterpartei, lebte und arbeitete hier.[2]
- Der bayerische Schauspieler Helmut Fischer, außerhalb Bayerns vor allem durch seine Rolle als „Monaco Franze – der ewige Stenz" bekannt geworden, wurde in Neuhausen geboren.
- In Neuhausen lebte Max Haushofer (1811–1866), Landschaftsmaler und Professor für Landschaftsmalerei.
- Ellis Kaut, die Erfinderin des Pumuckl, lebt in Nymphenburg.
- Oskar von Miller, der Gründer des Deutschen Museums, wurde nach seinem Tod 1934 auf dem alten Friedhof Neuhausen begraben. Sein Grabstein ist neben der Kapelle in Form einer großen Bodenplatte zu finden.
- An den Wohnort des Bildhauers Karl Knappe erinnert eine Gedenktafel in der Wendl-Dietrich-Straße nahe Rotkreuzplatz.
- Carl Orff (1895–1982) lebte lange Zeit in Neuhausen. Dies bezeugt das Denkmal an seinem Geburtshaus (Maillingerstraße, Hausnummer 30).
- Die Journalistin Ponkie lebt in Neuhausen.
- Lilo Ramdohr (* 1913) wohnte unter dem Namen Lilo Berndl von 1941 bis Mitte 1944 in der Prinzenstraße 30, wo im Mai 1942 von Alexander Schmorell auch Kartons mit Flugblättern der Weißen Rose versteckt wurden.[3]
- Auf dem Nymphenburger Friedhof ist Eugen Roth begraben, der jahrzehntelang in Nymphenburg lebte.
- In der Nähe des Rotkreuzplatzes verbrachte der Schriftsteller und Anarchist Augustin Souchy seinen Lebensabend; bis zuletzt hielt er Lesungen und Vorträge in Neuhausen.
- Der Legende nach wurde Neuhausen im 8. Jahrhundert vom seligen Winthir christianisiert. An ihn erinnern der Straßenname Winthirstraße, der Winthirplatz, das Winthirkircherl und der Winthirfriedhof.
- In Gern wurde der beim FC Bayern München spielende Philipp Lahm (* 1983) geboren.
- In der Nähe des Rotkreuzplatzes wuchs die Germany's Next Topmodel-Gewinnerin 2009 Sara Nuru auf und ging auf die Grundschule an der Blutenburgstraße
Feste
- Jedes Jahr im Juli findet im Hirschgarten das Magdalenenfest statt.
- Alle zwei Jahre wird am Rotkreuzplatz das Wasservogelfest gefeiert.
Literatur
- Helmuth Stahleder: Von Allach bis Zamilapark. Namen und historische Grunddaten zur Geschichte Münchens und seiner eingemeindeten Vororte. Stadtarchiv München, ed. München: Buchendorfer Verlag 2001. ISBN 3-934036-46-5
Einzelnachweise
- ↑ a b muenchen.de - Bezirksausschusswahl 2008, abgerufen am 17. Dezember 2010
- ↑ Quelle: muenchen.de
- ↑ Lilo Fürst-Ramdohr: Freundschaften in der Weißen Rose. Verlag Geschichtswerkstatt Neuhausen, München 1995. ISBN 3-931231-00-3. S.79
Weblinks
- Neuhausen auf www.muenchen.de
- Nymphenburg auf www.muenchen.de
- Bezirksausschuss 9 Neuhausen-Nymphenburg
- Geschichte des Stadtteils
- KulturGeschichtsPfad Neuhausen-Nymphenburg
- Literatur zu Neuhausen-Nymphenburg
48.15694444444411.516666666667Koordinaten: 48° 9′ N, 11° 31′ O