Ugarit
Ugarit war ein Stadtstaat und ein wichtiges Handelszentrum während der Bronzezeit in Nord-Syrien. Wiederentdeckt wurde es beim modernen Ort Ras Schamra 1928 durch Zufall durch einen Hirtenjungen. Ab 1930 wurde es von französischen Archäologen systematisch ausgegraben. Es kamen viele historisch sehr bedeutsame Funde zu Tage.
Die ältesten Siedlungsspuren stammen aus dem frühen Neolithikum und reichen bis ins 7. Jahrtausend v. Chr. zurück. Im Laufe des 2. Jahrtausends v. Chr. wuchs die Siedlung stark an und wurde immer bedeutender. Es gab früh Handel u.a. mit Ägypten, in dessen Schriftquellen die Stadt oft erwähnt ist, und mit Kreta.
Seinen Höhepunkt hatte Ugarit zwischen ca. 1400 und 1200 v. Chr. Es wurde von Schiffen aus Ägypten, Griechenland, Kleinasien angesteuert und war wichtiger Umschlagplatz für Waren aus dem vorderen und mittleren Orient. Womöglich gab es Viertel, in denen sich ausländische Händler dauerhaft niederliessen; zumindes ein mykenisches Viertel wird von vielen Forschern angenommen. Reste mehrere grosser Paläste zeugen von dem Reichtum Ugarits in der damaligen Zeit. Gegen Ende des 14. Jh. v. Chr. geriet Ugarit unter die Oberhoheit der Hethiter, seinem Reichtum und seiner Bedeutung tat das jedoch keinen Abbruch. Die ugaritischen Fürsten verstanden es geschickt, einerseits politisch und militärisch die Autorität der hethitischen Herrscher anzuerkennen, andererseits in vielen Bereichen Unabhängigkeit zu bewaren - vor allem wirtschaftlich und kulturell.
Zwischen 1194 und 1186 v. Chr. wurde Ugarit zerstört und nie wieder aufgebaut. Die letzten Briefe zeugen von Angriffen auf Syrien von See, nach dem Zypern bereits unter Kontrolle der Aggressoren war. Wahrscheinlich handelte es sich bei den Angreifern um (Teile der) sog. "Seevölker". Das Ende muß dennoch sehr plötzlich gekommmen sein, denn die letzten Korrespondenzen Ugarits waren noch in Bearbeitung als die Katastrophe hereinbrach.
Von grosser Bedeutung sind die Archive der zumeist in akkadischer Sprache verfassten Keilschrift-Texte. Schriftlich festgehalten wurden neben Verträgen und sonstigen Korrespondezen mit anderen Staaten - die wichtige Informationen zu den machtpolitischen Verhältnissen jener Zeit liefern - auch Sagen, Kulthandlungen und religiöse Vorstellungen.
Ab dem 14. Jh. v. Chr. wurde auch alphabetische Keilschrift verwendet. Es handelt sich dabei um die ältesten bisher bekannten Texte, in denen das Alphabet - das erst ein halbes Jahrtausend später durch die Phönizier nach Europa kam - verwendet wurde.