Oberdieten
Oberdieten Gemeinde Breidenbach
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Koordinaten: | 50° 51′ N, 8° 25′ O 50.8580555555568.4152777777778351Koordinaten: 50° 51′ 29′′ N, 8° 24′ 55′′ O |
Höhe: | 351 m |
Fläche: | 5,47 km2 |
Einwohner: | 781 (30. Juni 2013) |
Bevölkerungsdichte: | 143 Einwohner/km2 |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35236 |
Vorwahl: | 06465 |
Oberdieten ist ein Ortsteil der Gemeinde Breidenbach im Landkreis Marburg-Biedenkopf in Hessen, Deutschland.
Der Ort liegt etwa in der Mitte zwischen Biedenkopf und Dillenburg an der Bundesstraße 253, welche den Ort durchzieht. Bereits in 1843 wurde die jetzige Bundesstraße als Staatsstraße ausgebaut. In der Ortsmitte mündet die Landesstraße 3043, von Achenbach her kommend, ein. Am südlichen Ortsende, Richtung Dillenburg, kann man über die Landesstraße 3331 die Nachbarorte Oberhörlen und Niederhörlen erreichen.
Geschichte
Oberdieten wurde erstmals um 1299 als Didinahe urkundlich erwähnt.
Sichere Anhaltspunkte für die genaue Entstehung Oberdietens gibt es nicht. Vermutlich hat es aber wohl spätestens im 9. Jahrhundert bereits eine erste Besiedlung hier gegeben. Namensgeber des Ortes ist der Bach Diete.
Eine urkundliche Ersterwähnung einer Besiedlung des Dietetals stammt aus 1299.[1] In dieser Urkunde wird ein Wiegand von Didenau erwähnt. Daher gilt dies Jahr, ebenso wie im benachbarten Niederdieten, als offizielles Gründungsjahr.
Seit 1395 gehörte Oberdieten zum Gericht Melsbach, das um 1500 mit den Gericht Breidenbach und Wallau zusammengefasst war. Ab 1577 zählte Oberdieten zum Gericht (Amt) Breidenbacher Grund.
Die Namensformen haben sich im Laufe der Zeit von de Didenahe (1299), Dydena (1395), Oberndiedena (1395), Obirdydin (1452), Obern Diden (1487), Uberndedennau (1492) über Oberndiedn (1677) zu Dieten bzw. Oberdieten entwickelt.
Im Mittelalter hatte die Zivilbevölkerung des damals kleinen Oberdieten (1577 gab es hier 10 Häuser) mit den für die damalige Zeit leider üblichen Schwierigkeiten und Ängsten zu kämpfen. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges hatte die Dorfbevölkerung neben den Kriegswirren auch extrem unter der Pest zu leiden. Fast jeder vierte Bewohner starb an dieser Seuche, ganze Familien wurden ausgerottet. Zwischen Ende 1635 und Ende 1636 starben allein in Oberdieten mindestens 34 Personen.
So folgte Schreckenszeit auf Schreckenszeit, kaum waren Kriegsschulden getilgt und die Gehöfte instand gesetzt, kamen neue Lasten und Kriege hinzu.
Vier Oberdietener junge Männer nahmen unter Napoleon an dessen Schlachten in Spanien und Russland teil und sind im Osten gefallen. Die größten Opfer forderten die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Im Ersten Weltkrieg fielen 20 Männer aus Oberdieten, 2 wurden vermisst; im Zweiten Weltkrieg starben gar 25 Soldaten aus Oberdieten, vermisst wurden 13 Männer. Des Weiteren starb eine Zivilperson, eine Frau ist im Konzentrationslager umgekommen.
1817 kam es in Oberdieten zu einem Großbrand, bei dem 10 Häuser zerstört wurden, ein junger Mann starb dabei. Durch diesen Brand wurde auch das Haus des damaligen Bürgermeisters zerstört, und mit dem Haus auch sehr viele historische Unterlagen. Ein weiterer Großbrand richtete im Juni 1981 in einem Sägewerk einen Sachschaden von damals 3.000.000 DM an.
Erst 1920, und damit doch etwas später als die meisten benachbarten Orte, konnten die Bürger Oberdietens ihre Bedenken gegen elektrisches Licht überwinden – so erstrahlte erst am 17. September 1920 erstmals elektrisches Licht im Dorf.
Am 1. Juli 1974 wurde Oberdieten in die Gemeinde Breidenbach eingegliedert,[2] letzter Bürgermeister war Heinrich Weigel.
Wappen
Grundlage für das am 14. Dezember 1959 vom Hessischen Minister des Inneren genehmigte Wappen ist eine im Ort überlieferte Sage über das so genannte ‚Streitwasser’ des Dietebaches. Demnach soll dieser Bach zwischen den Einwohnern von Ober- und Niederdieten und den Einwohnern des benachbarten Simmersbach strittig gewesen sein. Die Einwohner von Simmersbach sollen versucht haben, die Diete für ihre Zwecke abzuleiten. Die Einwohner von Ober- und Niederdieten setzten sich aber gegen diesen gewaltsamen Eingriff ebenso gewaltsam zur Wehr und erzwangen so die Rückleitung der Diete in ihr altes Bett.[3]
Von diesem Sagenstoff geht das Wappen aus, indem es die Aufspaltung des Bachlaufes und den darüber geführten Streit durch das das gespaltene Bachbett symbolisch durchkreuzende Schwertpaar darstellt.
Blasonierung: In Gold ein gabelförmig gespaltener blauer Wellenbalken, rechts belegt, links unterlegt von der jeweiligen Klinge zweier gekreuzter roter Schwerter.
Steinbruch
In Oberdieten gab es einen inzwischen stillgelegten Diabas-Steinbruch. Die Nutzung dieses harten Gesteins geht bis in frühere Jahrhunderte zurück. Um das Jahr 1900 wurde mit dem gewerblichen Abbau des Steinmaterials begonnen, 1993 wurde der Betrieb geschlossen.
In dem Steinbruch entstanden durch Sprengungen zwei kleine Seen, darunter der Silbersee. Der andere, kleinere See wurde zugeschüttet.
Religion
Im 15. Jahrhundert stand der Ort unter dem Dekanat Breidenbach des Archidiakonats St. Stephan zu Mainz. Nach Einführung der Reformation in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörte Oberdieten zum Kirchspiel Breidenbach. Wegen der Größe des Kirchspiels (insgesamt 9 Dörfer) entstand 1665 u. a. die Ev. Kirchengemeinde Oberdieten mit den Filialorten Achenbach und Niederdieten, die heute noch besteht.
Über das alte Kirchengebäude ist sehr wenig bekannt, es befand sich an anderer Stelle wie die heutige Kirche, ‚Am Rain’, am nördlichen Dorfrand gelegen. Diese war in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts so baufällig, dass die Reparaturkosten in keinem Vergleich zu einem Neubau standen. Innerhalb der Gemeinde entstand ein Streit, ob ein geplanter Neubau an gleicher Stelle stattfinden soll oder eher mitten im Dorf, an der Hauptstraße. 1876 entschied man sich für letzteren Schritt, 1879 wurde der Neubau eingeweiht. Die Kirche entstand komplett, von den Außenmauern bis zur Dachkonstruktion, aus Diabasblöcken aus dem heimischen Steinbruch.
Die Einwohner mit römisch-katholischem Glauben, deren Zahl nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich zugenommen hat, gehören zur Kirchengemeinde ‚Maria Himmelfahrt’ in Breidenbach.
Außerdem gibt es im Ort die ‚Christliche Versammlung' und auch Mitglieder der ‚Freien Evangelischen Gemeinde'.
Schule
In der Nähe des alten Kirchengebäudes befand sich auch die erste erwähnte Oberdietener Schule. Seit wann genau in der Schule unterrichtet wurde, lässt sich nicht sagen, vermutlich jedoch bereits um mindestens 1750, eher bereits früher.
Ab 1828 hatte Oberdieten zusammen mit Achenbach eine ‚Doppelschule’. Vormittags wurde in dem einen, nachmittags in dem anderen Ort unterrichtet.
In 1842 wurde das alte, baufällige Schulgebäude abgetragen und nach Biedenkopf verkauft. In 1846 wurde ein neues Schulhaus fertig gestellt, dort wurde über 100 Jahre unterrichtet; auch war die Lehrerwohnung in dem Gebäude untergebracht!
Ab 1930 bemühte man sich um einen modernen Neubau. Steigende Kinderzahl, dadurch auch ein zu kleiner Schulhof, durch das Alter steigende Reparaturkosten, mangelnde hygienische Bedingungen u. a. m. veranlassten zu der Überlegung eines Neubaus. Auch durch die Kriegswirren und mangelnde finanzielle Möglichkeiten dauerte es aber bis Ende 1953, bis die neue Schule eingeweiht werden konnte. Diese hatte neben den Klassenräumen auch einen Werkraum und eine Küche, in der sich bis 1960 die ‚Kochschule’ befand.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, als zusätzlich die Kinder der Heimatvertriebenen die Schule besuchten, unterrichteten zeitweise 3 Lehrer an der Schule.
Seit 1966 besuchen die Schüler ab Jahrgangsstufe 5 die Mittelpunktschule Breidenbach oder andere, weiterführende Schulen. Nachdem die Grundschule im benachbarten Achenbach Ende 1969 komplett geschlossen wurde, besuchen seit 1970 auch die Achenbacher Kinder die Grundschule in Oberdieten. Seit 1993 befindet sich bei der Schule eine Kleinsporthalle, in den Jahren 1997/98 wurde die Schule grundlegend renoviert.
Vereinsleben
Oberdieten ist, obwohl es kein großes Dorf ist, ein Dorf mit vielen Vereinen! Es gibt den CVJM, eine DRK-Seniorengymnastikgruppe, den Evang. Frauenchor, einen Feuerwehrverein, die Freiwillige Feuerwehr, einen Gemischten Chor der Ev. Kirchengemeinde, gemeinsam mit Niederdieten eine Gymnastikgruppe, den ‚Jugendclub 09’, eine Jugendfeuerwehr, einen Männerchor des CVJM, eine Männergymnastikgruppe, den Kinder- und Jugendchor ‚Musikflöhe’, den Verein der Freunde und Förderer der Grundschule und den Verein der Freunde und Förderer Oberdietens.
Daneben gibt es weitere Vereine, die mit Vereinen aus der näheren Nachbarschaft fusionierten.
Industrie
Ursprünglich war Oberdieten ein von Land- und Forstwirtschaft geprägtes Dorf. Beides spielt jetzt nur noch eine untergeordnete Rolle.
Mit Beginn der Industrialisierung ab dem 20. Jahrhundert entwickelten sich auch in Oberdieten diverse Klein- und Mittelstandsbetriebe.
Dazu gehören: AGRO-Grebe (Holzwaren, gegründet 1872 als Wagnerei und Stellmacherei), Dilling Bauunternehmen (gegründet 1930), Dilling - Weigel Bauunternehmen (gegründet 1992), Fa. Schneider (Transport- und Lagerbehälter, gegründet 1963), Natursteinwerk Gebr. Müller (Steinmetz- und Bildhauerarbeiten, gegründet 1930), Natursteinwerk Rau (Steinmetzarbeiten, gegründet 1928), Autohaus Gebr. Reitz (seit 1985, ursprünglich als Schmiede bereits in 1878 gegründet), Fa. Rein und Sänger (Zimmerei und Ingenieurholzbau, gegründet 1872).
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wurden weitere Firmen im neuen, südwestlich Oberdietens gelegenen Industriegebiet gegründet, u. a. das Solarzentrum Mittelhessen (gegründet 2005) und die Fa. Heinz (Karussellbau).
Im Bereich des ehemaligen Steinbruchs wurde 1995 von der Fa. Strauch & Strauch eine Windkraftanlage errichtet, die in den Jahren 2012/13 erweitert wurde. Daneben befinden sich noch einige Handwerksbetriebe (Metzgerei, Bäckerei, Lebensmittel) im Ort.
Literatur
- Karl Huth: Die Gemeinde Breidenbach und ihre 7 Ortsteile im Wandel der Jahrhunderte, 1982, S. 90–103.
- Dorfchronik ‚700 Jahre Oberdieten’
Einzelnachweise
- ↑ „Oberdieten, Gemeinde Breidenbach", in: Historisches Ortslexikon
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 351.
- ↑ Wappen Oberdieten