„Vattenfall" – Versionsunterschied
Version vom 11. Dezember 2010, 10:31 Uhr
Vattenfall AB | |
---|---|
Logo von Vattenfall | |
Rechtsform | Aktiebolag |
Gründung | 1909 |
Sitz | Stockholm, Schweden |
Leitung | Øystein Løseth |
Mitarbeiterzahl | 33.069 (09/2008) [1] |
Umsatz | 15,168 Mrd. Euro (2007) [2] |
Branche | Energieversorger |
Website | www.vattenfall.com |
Vattenfall AB ist ein schwedisches Energieunternehmen und einer der führenden – nach eigenen Angaben der fünftgrößte – Stromerzeuger in Europa. Der Name Vattenfall kommt aus dem Schwedischen und bedeutet „Wasserfall" und ist eine Abkürzung für den ursprünglichen Namen „Kungliga Vattenfallstyrelsen" (dt.: königliche Wasserfallbehörde). Vattenfall AB ist vollständig im Besitz des schwedischen Staates.
In Deutschland ist Vattenfall über seine Tochtergesellschaft Vattenfall Europe aktiv und (nach E.ON, RWE und EnBW) der viertgrößte Elektrizitätsversorger.
Executive Group Management
- Øystein Løseth (CEO)
- Jan Erik Back (CFO)
- Tuomo Hatakka (Head of Business Group Central Europe)
- Hans-Jürgen Meyer (Vorstandsmitglied Vattenfall Europe)
- Hans von Uthmann (Head of Business Group Nordic)
- Helene Biström (Business Group Nordic)
- Helmar Rendez (Head of Group Function Strategies)
- Ann-Charlott Dahlström (Head of Group Function Human Resources)
- Carolina Wallenius (Head of Group Function Communications)
Unternehmensdaten
Das Unternehmen ist europaweit tätig und besitzt als Mutterkonzern hundertprozentige Tochterunternehmen in Deutschland (Vattenfall Europe), Finnland und Polen, sowie eine Beteiligung von 35,3 % am dänischen Energieunternehmen Elsam. Der Vattenfall-Konzern ist (Stand: 31. Oktober 2006) der viertgrößte Stromerzeuger und größte Wärmeerzeuger in Europa.
- Nettoumsatzerlöse: 13,697 Mrd. Euro
- Jahresgewinn: 2,624 Mrd. Euro
- Stromkunden: 5 Mio.
- Stromerzeugung: 169,1 TWh pro Jahr
- Wärmeerzeugung: 34,1 TWh pro Jahr
- Beschäftigte: 32.231
- Durchschnittsalter: 42 Jahre
(Stand der Daten: 31. Dezember 2005)
Konzerngeschichte
Die Wurzeln von Vattenfall reichen bis ins Jahr 1899 zurück. Auf Initiative des schwedischen Parlaments sollte die Energie des Trollhättan-Wasserfalls stärker genutzt werden. Im Zuge von Instandhaltungsarbeiten kam die Idee einer elektrischen Nutzung auf. Anfang des 20. Jahrhunderts nahm das Vorhaben Gestalt an. Im Jahr 1909 wurde die „Kungliga Vattenfallstyrelsen" (die königliche Wasserfall-Kommission) eingesetzt, um verstärkt an der elektrischen Nutzung der Wasserkraft zu arbeiten. Dieses Jahr wird als Geburtsstunde des späteren Vattenfall-Konzerns gesehen. Damals belieferte das Unternehmen vornehmlich Industriekunden. Bis in die 1920er Jahre wurden einzelne elektrische Netze errichtet und sukzessive miteinander verknüpft – bis zum landesweiten Einheitsnetz 1952. Im Jahr 1951 wurde das erste Großkraftwerk nach dem Zweiten Weltkrieg eingeweiht. Der Stromverbrauch in Schweden stieg in dieser Zeit permanent an. So wurden seit Ende der 1940er Jahre Stimmen laut, die Schwedens Einstieg in die Atomstromgewinnung forderten. Der erste Versuchsreaktor wurde 1954 am königlichen Technikinstitut in Stockholm in Betrieb genommen. In Ågesta baute Vattenfall einen Heißwasserreaktor – unter anderem zur Stromgewinnung. Betrieben wurde die Anlage mit unangereichertem Uran. Im Laufe der 1960er Jahre wurden die Aktivitäten zum Ausbau der Nutzung von alternativen Energiequellen von Vattenfall zurückgeschraubt. Im Gegenzug setzte das Unternehmen auf Kernenergie und baute im Laufe der 1970er Jahre die Zahl der Kernkraftwerke beständig aus. Das mögliche Ende des Wachstums in Schweden war nach den 1980er Jahren kalkulierbar. Die Öffnung verschiedener nationaler Energiemärkte in Nord- und Mitteleuropa führten zur Expansion Vattenfalls – unter anderem nach Großbritannien, Norwegen und Deutschland. Im Laufe der 1990er Jahre expandierte das schwedische Unternehmen in Ländern Nord- und Mitteleuropas. Möglich wurde dies auch durch die Liberalisierung der jeweiligen nationalen Stromnetze.
Aktuell im Jahr 2009 beabsichtigt Vattenfall AB, schrittweise das niederländische Energieversorgungsunternehmen Nuon (Umsatz 6,1 Mrd. Euro/2008) zu einem Barpreis von 8,5 Milliarden Euro zu übernehmen.[3] Zunächst ist der Erwerb von 49 % der Aktien mit Übernahme der operativen Führung vorgesehen. Die restlichen Anteile sollen in drei Schritten innerhalb von sechs Jahren übernommen werden. Bisherige Anteilseigner von Nuon sind niederländische Städte und Provinzen. Der Netzbereich von Nuon ist von dem Vorhaben nicht betroffen. Er wurde im Juli 2008 von Nuon im Rahmen der staatlichen Entflechtung abgetrennt und wird in der unabhängigen Netzgesellschaft Alliander betrieben.
Vattenfall will mit dem Erwerb seine derzeitige Position im europäischen Energiesektor durch Vertretung auch in den Benelux-Ländern weiter ausbauen. Zuvor hatte sich Vattenfall vergeblich um die Übernahme von Essent beworben. Die Transaktion soll ferner die bislang weniger ausgeprägte Entwicklung der Gasaktivitäten von Vattenfall verbessern und die Stellung als größter Anbieter von Offshore-Windenergieanlagen ermöglichen.
Vattenfall plant an einem neuen Braunkohlekraftwerk beim Kraftwerk Jänschwalde in Brandenburg ein Projekt zur CO2-Abscheidung und -Speicherung.
Im November 2010 gab das Unternehmen bekannt, sich in Zukunft im Wintersport als Sponsor zu engagieren. Vattenfall sponsert die Sportarten Skispringen, Ski Alpin und Skilanglauf. (Nur in Schweden )[4]
Stromerzeugung
In Schweden nutzt Vattenfall AB je zur Hälfte Kernenergie und Wasserkraft zur Stromerzeugung.
In Deutschland betrug der konzernweite Strommix laut Stromkennzeichnung im Jahr 2007:
- Fossile Energie: 91,9 % (entspricht ca. 66,9 TWh)
- Atomenergie: 3,4 % (entspricht ca. 2,5 TWh)
- Wasserkraft: 4,3 % (entspricht ca. 3,1 TWh)
- Biomasse und Müll: 0,4 % (entspricht ca. 0,3 TWh)
Die Verteilung der Energieträger international (2005)[5] :
- fossile Energie: 42 % (entspricht ca. 71 TWh)
- Kernenergie: 35 % (entspricht ca. 59 TWh)
- Wasserkraft: 23 % (entspricht ca. 39 TWh inkl. 0,5 TWh aus Windenergie, Biomasse und Müll)
Kraftwerke
- Kraftwerke in Deutschland
→ siehe unter Vattenfall Europe
Kritik
Laut einer Studie der Umweltorganisation Greenpeace vom Dezember 2008 ist Vattenfall der klimaschädlichste Stromerzeuger Deutschlands.[6]
Im Kernkraftwerk Krümmel bei Hamburg gab es mehrere meldepflichtige Ereignisse, schließlich kam es zu einem Transformatorbrand, worauf der Reaktor zwei Jahre lang still stand. Im Jahr 2009, ca. zwei Wochen nach der Wiederinbetriebnahme, ereignete sich dasselbe Problem wieder. Die Ursache für den Kurzschluss des Transformators ist nicht bekannt.[7] Auch das ebenfalls von Vattenfall betriebene schwedische Kernkraftwerk Forsmark fiel wegen eines Störfalls für Wochen aus. Außerdem steht Vattenfall wegen seiner irreführenden Öffentlichkeitsarbeit in der Kritik.[8]
Im April 2009 verklagt Vattenfall die Bundesregierung wegen der Verschärfung von Umweltauflagen beim Bau und Betrieb des Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg vor dem Washingtoner Schiedsgericht für Investitionsstreitigkeiten (ICSID).[9] Dieses Verfahren wurde per einvernehmlicher Einigung beigelegt, bis heute sind die Inhalte dieser Einigung der Öffentlichkeit nicht bekannt.[10]
Das Verfahren wurde am 15. März 2010 ausgesetzt. Zwei Wochen zuvor hatte eine Klage des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) vor dem Oberverwaltungsgericht Hamburg gegen die für die Bewilligung der Moorburgtrasse zuständige Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Erfolg. Das vereinfachte Plangenehmigungsverfahren muss nun durch ein Planfeststellungsverfahren mit Bürgerbeteiligung sowie einer Umweltverträglichkeitsprüfung ersetzt werden.
Vattenfalls Vorhaben, in Brandenburg Kohlenstoffdioxid mittels CCS-Technologie in die Erde zu verpressen, steht in der Kritik von Bürgerinitiativen und Umweltschützern.
Hamburg hat sich im Rahmen des Masterplans Klimaschutz das ehrgeizige Ziel gesetzt, seine energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu verringern. Dazu muss es den jährlichen CO2-Ausstoß gegenüber dem Stand von 2006 um 5,5 Mio. Tonnen verringern.[11]
Vor dem Hintergrund, dass das Kohlekraftwerk Moorburg und die dazugehörige Fernwärmetrasse seitens der Stadt Hamburg nicht verhindert werden konnte und der andauernden Konflikte der Stadt Hamburg mit der Vattenfall-Gruppe, ist die Gründung der Hamburg Energie GmbH erfolgt, um verlorengegangenen energiepolitischen Einfluss zurückzugewinnen.[12]
Ziel ist letztlich die Übernahme der Energienetze (Strom, Gas, Fernwärme), um einen Umbau der städtischen Energieversorgung hin zu Erneuerbaren Energien vorzunehmen, insbesondere zur Abkehr von Kernenergie und fossilen Brennstoffen. Perspektive hierfür ist das Jahr 2014. Zu dem Zeitpunkt laufen die Konzessionsverträge aus beziehungsweise sind durch die Stadt Hamburg kündbar [13] . Aktuell gibt es in eine Volksinitiative, die das Ziel einer Rekommunalisierung der Energienetze und der Etablierung „echter" Stadtwerke, d.h. eines Stadtwerks mit Energienetzen, hat.
Siehe auch
Weblinks
- Website der Vattenfall-Gruppe (englisch)
- Website der Vattenfall Schweden (schwedisch)
- Website der Vattenfall Deutschland (deutsch)
- Vattenfall Europe – Strom und Wärme
Einzelnachweise
- ↑ Dritter Quartalsbericht der Vattenfall AB vom 30. Oktober 2008
- ↑ Geschäftsbericht der Vattenfall AB vom 28. März 2008
- ↑ Pressemitteilung von Vattenfall vom 23. Februar 2009. Abgerufen am 23. Februar 2009.
- ↑ Vattenfall wird Vierschanzentournee-Sponsor. Abgerufen am 5. November 2010.
- ↑ Jahresbericht 2005. Abgerufen am 4. Oktober 2010.
- ↑ Greenpeace: „Vattenfall ist der klimaschädlichste Stromanbieter Deutschlands" auf swr.de. Abgerufen am 4. Oktober 2010.
- ↑ taz.de: „An. Aus. An. Wieder Aus." Abgerufen am 4. Oktober 2010.
- ↑ Greepeace: „Schwarzbuch Vattenfall: Konzern bekommt das Prädikat besonders klimaschädlich". Abgerufen am 4. Oktober 2010.
- ↑ Spiegel online: „Machtkampf um Moorburg". Abgerufen am 4. Oktober 2010.
- ↑ na - presseportal: „Einigung im internationalen Schiedsgerichtsverfahren zum Kraftwerk Moorburg ". Linktext ungültig Abgerufen am 21. November 2010.
- ↑ [ http://hamburg.business-on.de/hamburg-klimaschutz-massnahmen-gutachten-sanierung-gebaeude-_id29909.html "Klimaschutz - Ein Masterplan Klimaschutz für Hamburg"] (21. Oktober 2010)
- ↑ "Sauberer Strom füllt die Stadtkasse "; 'Die Tageszeitung (31. Oktober 2010)
- ↑ " Hamburg gründet Öko-Stadtwerke "; Die Tageszeitung (18. Mai 2009)