„Snus" – Versionsunterschied
Version vom 23. Februar 2008, 21:19 Uhr
Als Snus [snʉːs ] (in der Schweiz häufig auch: Snüs) wird eine in Skandinavien verbreitete Form von Oraltabak bezeichnet.
Inhaltsstoffe
Snus ist ein mit Salzen versetzter Tabak, der hinter die Oberlippe gesteckt wird. Hierbei wird etwa die gleiche Menge Nikotin resorbiert, wie dies bei einer Zigarette der Fall ist. Das Salz dient dazu, den pH-Wert im Mund aufrecht zu erhalten, was die Nikotinresorption begünstigt. Die weit verbreitete Meinung, dass Snus mit feinen Glassplittern angereichert wird, damit das Nikotin schneller in die Blutbahn gelangt, ist eine Fehlinformation, die zustande kam, weil das im Snus enthaltene Salz nach zu langer und trockener Lagerung auskristallisiert und dann bei entsprechendem Lichteinfall reflektiert.
Lös oder Portion?
- Lös:
Der Snus ist hier als feuchtes Pulver in Dosen à 50 Gramm verpackt und muss vor dem Gebrauch erst portioniert werden, entweder mit den Fingern oder mit sonstigen Hilfsmitteln, wie z.B. einem Prismaster oder dem Icetool. Die Dosen für Lössnus sind meist aus Karton (Swedish Match), jedoch gibt es auch Marken in Plastik- (Skruf, Strongcut...) oder Metallverpackungen.
- Portion:
Von Portionsnus spricht man, wenn der Snus in kleine Beutelchen aus Zellulose (dem gleichen Material, aus dem Teebeutel sind) verpackt ist. Portionsnus gibt es in vier verschiedenen Größen: mini, normal, large und extra. Man unterscheidet bei Portionsnus auch zwischen "vit" (weiss) und "original". Bei weissen Portionen ist das Beutelchen trocken (der Snus jedoch nicht!) und soll somit ein Durchsaften verhindern und ermöglichen, dass der Snus auch außerhalb des Kühlschranks gelagert werden kann. Bei Original Portionen ist auch das Beutelchen feucht. Den in Päckchen verpackten Snus (Portion) gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie z.B. "normaler" Tabak, Lakritze, Lychee, Whisky, Wintergrün, Minze, Menthol, Pfefferminz, Erdbeer uvm. Snusdosen für Portionsnus werden aus Plastik hergestellt, wobei es aber auch Portionsnus in Metalldosen gibt (z.B. Mocca, Lucky Strike). Viele Plastikdosen haben ein so genanntes Combi-Lid bzw. Double-Lid im Deckel, in dem man die gebrauchten Päckchen diskret "entsorgen" kann.
Gothiatek
Gothiatek ist ein spezielles Qualitätsmerkmal, welches bei Snussorten von Swedish Match angewendet wird. Merkmale dieses Verfahrens sind bei der Snusherstellung:
- Es wird darauf geachtet, dass schädliche Stoffe, die im natürlichen Tabak enthalten sind, einen bestimmten Grenzwert nicht überschreiten (z.B. Nitrosamine).
- Es werden nur zertifizierte Geräte und Materialien angewandt.
- Es wird eine verbreitete Produktinformation an die Konsumenten vermittelt.
Snussorten, die nach dem Gothiatekverfahren hergestellt werden: Catch, Ettan, General, Grovsnus, Göteborgs Rapé, Göteborgs Prima Fint, Kronan, Probe, Röda Lacket, Tre Ankare, Nick & Johnny.
Genau hier greift auch der größte Unterschied zu den amerikanischen Versionen, die oft fälschlicherweise mit Snus verwechselt werden. Amerikanische Pendants sind unter Smokeless Tobacco zu finden.
Anwendung und Lagerung
Ein Portionsnus-Beutelchen wird der Dose entnommen und hinter der Oberlippe oder Unterlippe, meist etwas seitlich, um nicht durch das Lippenbändchen behindert zu werden, platziert, wo es dann verbleibt, bis die Wirkung vorüber ist.
Um den Lössnus gut zu portionieren, gibt es verschiedene Methoden:
- Man nimmt mit den Fingern ein Häufchen heraus und knetet es zu einer Art kugelförmigen Ballen, anschließend klemmt man ihn unter die Oberlippe.
- Man verwendet einen Prismaster (aus Plastik) oder Icetool (aus Stahl oder Aluminium). Beides sind praktische Hilfsmittel zum Formen einer Prise Snus. Man stellt zuerst mit dem Schieber die Größe der Prise ein, dann drückt man den Prismaster oder Icetool in den Snus. Je nach dem, ob man seine Prise locker oder härter packen will, drückt man vorsichtig mit dem Schieber nach. Zum Schluss führt man den Prismaster oder Icetool unter die Oberlippe ein und drückt die Prise mit dem Schieber heraus. Diese Methode ist bequem und weit verbreitet, da man sich die Finger nicht beschmutzt.
- Alternativ kann man den Lössnus auch in ein auseinandergerissenes Taschentuch (in ein einzelnes, feines Tüchlein) verpacken oder in spezielles Teebeutelpapier.
Benutzt man ihn richtig, kann man ihn nach ca. 15-60 Minuten problemlos entfernen, indem man die Oberlippe hebt (man kann ihn auch viel länger benutzen, bis zu 12h, jedoch verliert der Snus mit der Zeit an Stärke und Geschmack).
Bei amateurhaftem Gebrauch von Lössnus rutscht ein Teil der Masse auf die Zähne und in den Mund, was sehr unangenehm und schlecht verträglich ist. Weiters kann es sein, dass bei ungeübtem Gebrauch der Snus zu "rinnen" beginnt, d.h. der Saft (Snus ist ja feucht) sich im Mund verteilt. Das Schlucken dieses Saftes ist laut Swedish Match nicht gesundheitsschädlich.
Snus soll laut Hersteller bei maximal sieben bis acht Grad Celsius im Kühlschrank gelagert werden. Die Haltbarkeit kann aber lange über das auf der Dose angegebene Datum verlängert werden, wenn man die Dosen, am besten vakuumverpackt, einfriert.
Gesundheitsrisiken
Ettan-Snus gibt es schon seit 1822. Die krebserregenden Teilchen werden in ppm (parts per million) angegeben. Ettan enthält 1,8 ppm, eine Marlboro-Zigarette enthält dazu im Vergleich 12 ppm. Da man beim Konsum den Tabak nicht raucht, wird das Snusen als gesundheitlich weniger bedenklich angesehen. Zudem ist der Nitrosamingehalt bedeutend geringer. Wegen der restriktiven Zigarettenvorschriften ist Snus besonders in Skandinavien – vor allem Norwegen und Schweden – beliebt, wo auch der Name herstammt.
Der von der Firma "Swedish Match" hergestellte Snus wird mit dem Gothiatek-Verfahren veredelt. Dieses Verfahren ähnelt der Pasteurisierung. Snus, der nach dem Gothiatek-Verfahren hergestellt wird, enthält weniger Nitrosamine, die krebserregend wirken.
Anders als bei dem amerikanischen Smokeless Tobacco gilt der schwedische Snus als nicht karzinogen. Ein Zusammenhang mit Bauchspeicheldrüsenkrebs wird diskutiert. Näheres dazu findet sich zum Beispiel bei "Assessment of Swedish snus for tobacco harm reduction: an epidemiological modelling study" von Coral Gartner von der Universität Queensland Australien) DOI:10.1016/S0140-6736(07)60677-1). Ein Zusammenhang zwischen anderen, vermeintlich naheliegenden Krebsarten wie Lippen- oder Mundhöhlenkrebs konnte nicht festgestellt werden.
Gewisse Studien legen jedoch nahe, dass der Snus-Konsum sich wie auch beim Rauchen negativ auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken kann, was als allgemeine Folge des Nikotinkonsums gilt.
Als Vorteil von Snus gilt, dass es hierbei, anders als beispielsweise beim Zigarettenrauchen, keinen Passivkonsum gibt.
Abhängigkeit
Laut einer Studie, die am „12th World Conference on Tobacco or Health" in Helsinki präsentiert wurde, ist das rauchfreie Konsumieren von Tabakwaren weniger gesundheitsschädlich als das Zigarettenrauchen. Jeder zweite Raucher stirbt an den Folgen vom Konsum der Zigaretten. Man sucht eine Lösung gegen die Sucht von Nikotin. Der Snus ist laut der Studie eine gute Lösung, denn bei den männlichen Schweden ist das Risiko, an Krebs zu erkranken, etwa halb so groß wie im EU-Durchschnitt. Das ist darauf zurückzuführen, dass 21,3 % der männlichen Schweden Snus konsumieren, während nur 18,1 % Zigaretten rauchen. Im Vortrag von Prof. Karl-Olov Fagerström, Vorstand des Smokers Information Centre in Helsingborg (Schweden), fasste er weitere aktuelle Daten und Forschungsergebnisse rund um rauchfreien Tabak und das „schwedische Modell" zusammen:
- Gerauchter Tabak ist in jedem Fall schädlicher als rauchfrei konsumierter Tabak.
- Schwedischer Snus scheint risikoloser zu sein als viele andere rauchfreie Tabakprodukte.
- Nur ein geringer Prozentsatz der Personen, die Snus konsumieren, steigen später auf das Zigarettenrauchen um.
- Snus hat jedoch vielen Schweden geholfen, mit dem Rauchen aufzuhören.
- Snus sei daher eines der besten und wirkungsvollsten Hilfsmittel zur Risikominimierung für Raucher.
Die wichtigsten Forschungsergebnisse von Fagerstöm:
Die Hälfte der Schweden, die sich das Zigarettenrauchen erfolgreich abgewöhnt haben, schafften dies ohne die Hilfe von Nikotin-Ersatzprodukten. 33 % gelang es mit der Hilfe von Snus, und 17 % benutzen andere Nikotin-Ersatzprodukte (Nicotine Replacement Therapy, NRT) wie z. B. Nikotinkaugummi oder Nikotinpflaster. 84 % der Personen, die sich das Rauchen mit Snus abgewöhnt hatten, gaben an, dass Snus dabei eine effektive Hilfe war. Bei anderen Nikotin-Ersatzprodukten betrug dieser Anteil 76 %.
Vertriebsverbot in der EU
Aufgrund der europäischen Tabakrecht-Richtlinie 2001/37/EU ist das gewerbliche In-Umlauf-Bringen von Snus in der gesamten Europäischen Union (mit Ausnahme von Schweden) verboten. Für Deutschland ist das Verbot in § 5a der Tabakverordnung zum Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz umgesetzt. Problematisch ist hierbei vor allem, dass das deutsche Gesetz nur Tabak zum Rauchen, Kauen und Schnupfen kennt, nicht jedoch eine Form von Snus.
Weiter war das Argument der Gesetzgeber, man wolle nicht noch mehr Tabakprodukte auf den Markt zulassen, da dies wieder Leute zum Konsum bringen würde. Außer Acht gelassen wurde allerdings, dass kaum Konsumenten von Snus auf Zigaretten umsteigen, sehr wohl aber Raucher auf Snus. Als weiterer Faktor für ein Vertriebsverbot innerhalb der EU für Snus wird die hier starke Zigarettenhersteller-Lobby genannt, die keine weiteren Konkurrenzprodukte haben wollen.
Eine Klage eines Herstellers und eines deutschen Tabakwarenvertriebs vor dem Europäischen Gerichtshof auf Aufhebung des Verbotes hatte keinen Erfolg (Rechtssachen: C-210/03 und C-434/02).
Snus in der Schweiz
Der gewerbsmäßige Handel mit Snus ist verboten. Gestattet ist im Gegensatz dazu aber der private Gebrauch, was laut BAG den Import von 1,2 kg alle 60 Tage erlaubt. Allerdings sind vom Gesetzgeber etwa 30 CHF Zollgebühren vorgesehen, welche in der Praxis nicht immer berechnet werden.
Sorten & Marken
Die älteste schwedische Snussorte Ettan wird seit 1822 von der Firma Ljunglöf hergestellt. Der führende Hersteller ist "Swedish Match", gefolgt von Gallaher.
Portion
- Röda Lacket White
- General (Original/Mild "Silver"/White/White Mini/Mini/Maxi/Onyx)
- Ettan (Original/White)
- Grovsnus (Original/White/Maxi)
- Göteborgs Rapé (White/White Mini)
- Göteborgs Rapé No2 White
- CatchDry (Cassis Menthol/Vanilla & Coffee/Eukalyptus/Licorice/Lychee)
- CatchDry Mini (Eucalyptus/Licorice)
- Catch Licorice Mini
- Metropol Licorice Root
- Gotland Snus (Original/Yellow/Green)
- Grand XL
- L.D (Original/Mini/Guld/Juniper Berry)
- Kronan (Original/White)
- Probe Whiskey
- Strongcut (Original/Gin)
- Rocker (White/Silver/Gold/Blue/Red/Black/Green Mini)
- Mocca (Anis Mini/Wintergreen Mini/Mint Mini/Mandarin Mini (Auslaufprodukt))
- Skruf (Original/Stark/Tranbär/Tranbär Mini)
- Prince (Original/White)
- Gustavus (Original/Classic/Grovt)
- Granit (Original/White/Maxi)
- Tre Ankare (White/Mini)
- Kicks (Wintergreen/Lime/Wild Berry)
- Knox (Original/Mini)
- Level
- Diplomat (Original/White; beide Auslaufprodukte)
- Lucky Strike (Original/White/White Mini)
- Romeo y Julieta
- Montecristo
- Offroad (ehemals Bacco) (Original/Cranberry/Liquorice/Strong Cranberry/Strong)
- Nick and Johnny
- Wise
- retro
Lös
- Ettan
- Röda Lacket
- General
- Grov Snus
- Rallarsnus (Produktion Ende Mai 2006 eingestellt)
- Göteborgs Rapé
- Göteborgs Prima Fint
- Skruf Original Stark
- Strong Cut (Original/Gin)
- Gustavus
- Skruf stark
- Gotland Snus (Original/Yellow)
- Metropol Licorice Root
- Granit
- Kronan
- L.D (Original/Guld)
- Gellivare
- Landströms Grov
- Probe Whiskey
- Roots (Lime & Licorice/Pilsner/Cognac)
- Knox
- Diplomat (Auslaufprodukt)
- Kardus
- Offroad (ehemals Bacco) (Original/Licorice/Cranberry/Wintergreen)
- Level
- Nick and Johnny (wird als Lössnus nicht mehr hergestellt)
Alternativen
Seit Ende 2003 gibt es in Schweden verschiedene nikotin- und tabakfreie Alternativen zu Snus. Eine bekannte Marke heißt "Choice" und wird als Portion-Snus angeboten; die Erfinderin Anneli Hellström war jahrelange Snuskonsumentin und suchte nach einer Alternative, als sie Ende der 90er Jahre schwanger wurde. Sie wollte ihr ungeborenes Kind nicht dem Nikotin und anderen schädlichen Inhaltsstoffen des Tabaks aussetzen, aber auch nicht auf das "Snus-Feeling" verzichten. Da sie schon vorher mit "health food products" zu tun hatte war die Idee schnell geboren. Der alternative Snus wird aus Pfefferminzblättern (Grundbasis als Tabakersatz), verschiedenen weiteren Kräutern und Gewürzen (Pfeffer) sowie Salz und wenigen künstlichen Aromen hergestellt.
Von Choice gibt es zur Zeit fünf Geschmacksrichtungen:
- "Pepper" (Pfeffergeschmack)
- "Mumma" (Zimtgebäcksgeschmack)
- "Lemon" (Zitronengeschmack)
- "Apple" (Apfelgeschmack)
- "Salt Licorice" (Salzlakritzgeschmack)
Dabei ist zu erwähnen, das bei allen Geschmacksrichtungen das Pfefferminz, das Salz und der Pfeffer klar den Geschmack dominieren. Bei dem Konsum von "Choice" ist zu beachten, dass der Beutel angefeuchtet werden muss, bevor er unter der Oberlippe platziert wird. Ansonsten kann sich der Geschmack nicht voll entfalten, da der Beutel im Normalzustand zu trocken ist. Im Gegensatz zum traditionellen Snus muss "Choice" nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden. In Schweden wird "Choice" immer beliebter. Das Produkt und Anneli Hellström wurden mehrmals mit Preisen ausgezeichnet.
Eine weitere nikotin- und tabakfreie Alternative zu Snus ist "Onico" der Firma Swedish Match, das zur Zeit in den Sorten "Peppermint", "White Large", "White Mini" und "Juniper Berry" angeboten wird.
Siehe auch
Weblinks
- Commons: Snus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien