„Triebtheorie" – Versionsunterschied
Version vom 20. Dezember 2004, 05:57 Uhr
Der Ausdruck Triebtheorie ist die Kurzbezeichnung für ein vom Psychoanalytiker Sigmund Freud entwickeltes Persönlichkeitsmodell. Die weite Verbreitung, die Freuds Bekanntheit zu verdanken ist, steht im Gegensatz zur heutigen wissenschaftlichen Relevanz.
Triebarten
Triebe werden zum einen nach ihrer Entstehung (Primär -und Sekundärtriebe) und zum anderen nach ihren Funktionen (Lebens -und Todestrieb) unterschieden.
- Nach der Entstehung: Primärtriebe sind von Geburt an vorhanden und sichern die Erhaltung der Art und des einzelnen Individuums. Zu ihnen zählen das Bedürfnis nach Nahrung, Wasser, Sauerstoff, Ruhe, Sexualität und Entspannung. Die Sekundärtriebe (z.B. das Bedürfnis nach Anerkennung und Sicherheit), entwickeln sich zwischen dem ersten halben und zweiten Lebensjahr. Ohne Sekundärtriebe würden wir auf dem Niveau eines Kleinskinds bleiben.
- Nach der Funktion: Hierbei unterscheidet man zwischen dem Lebenstrieb, zu dem alle alle lebenserhaltenden und die Erhaltung der Art unterstützenden Triebe zählen, und dem Todestrieb, der den Drang zum Anorganischen zurückzukehren beschreibt. Beide Triebe wirken in Polarität aber auch vielfach zusammen.
Phasen der psychosexuellen Entwicklung
Freud stellte die Behauptung auf, daß die menschliche Sexualität sich ab frühester Kindheit entwickle, und er teilte sie in entwicklungspsychologische Phasen ein:
- Die orale Phase findet im Säuglings -und Kleinkindsalter statt (etwa bis zum ersten Lebensjahr). Sie stellt die primitivste Stufe der psychosexuellen Entwicklung dar, in der der Mund die primäre Quelle der Befriedigung und ist.
- In der anale oder retentiven Phase, die sich etwa vom ersten bis zum dritten Lebensjahr vollzieht, erlangt das Kind zuerst durch das Ausscheiden von Exkrementen (Defäkation) und anschließend durch deren Zurückhaltung Befriedigung. Abhängig von Kulturen können äußere Anforderungen in Konflikt zu diesen Bedürfnissen stehen, wodurch die Freude, die das Kind an dieser Stimulationszone empfindet, reguliert und unterdrückt wird. Diese Phase trägt zur Reinlichkeitserziehung, zum Erlernen des sozialen Miteinanders, zur Konfliktfähigkeit und zur späteren Über-Ich-Entwicklung bei.
- In der phallische oder genitale Phase, die etwa vom dritten bis zum fünften Lebensjahr statt findet, richtet sich der Großteil der Aufmerksamkeit auf die Erforschung des eigenen Körpers, sowie das Anfassen und Stimulieren des Penis oder Klitoris. In dieser Zeit richtet sich der Sexualtrieb auf den gegengeschlechtlichen Elternteil. (Ödipuskomplex)
In den 1930er Jahren wurden Freuds Gedankengänge von Konrad Lorenz, Nobelpreisträger von 1973, in modifizierter Form auf das Verhalten von Tieren übertragen.
Schlussfolgerungen
Nach Freud kann das Kind in der retentiven Phase in Konflikte geraten, je nachdem, wie von den Erziehern mit der Sauberkeitserziehung umgegangen wird. Ungelöste Probleme ließen daraus im späteren Erwachsenenleben einen so genannten "analen Charakter" werden, der durch Geiz, Pedanterie und Ordnungssinn gekennzeichnet sein soll.