„Nevermind" – Versionsunterschied
Version vom 22. September 2007, 21:53 Uhr
Nevermind | ||||
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MusikalbumVorlage:Infobox Musikalbum/Wartung/Art unerkannt von Nirvana | ||||
Veröffent- |
24. September 1991 | |||
Label(s) | Geffen Records / Sub Pop | |||
Format(e) |
LP, CD | |||
Grunge | ||||
Titel (Anzahl) |
13 | |||
42 min 38 s | ||||
Besetzung | ||||
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Studio(s) |
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Nevermind (engl. never mind = „Macht nichts") ist das zweite Album der US-amerikanischen Grunge-Band Nirvana. Es wurde im September 1991 veröffentlicht und gilt heute als eines der meistverkauften Rockalben der Musikgeschichte, die erste Singleauskopplung Smells Like Teen Spirit als der am meisten gespielte Song der 1990er Jahre.
Bedeutung
Nevermind markierte einen popkulturellen und politischen Wendepunkt zwischen den 1980er und 1990er Jahren. Das Album läutete symbolisch das Ende einer Ära ein, welche stark durch glamouröse und überdimensionierte Bands wie Bon Jovi, Guns N' Roses oder Europe geprägt war. Gleichzeitig brachte eine heranwachsende Generation ihren Protest zum Ausdruck, dass politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Problemen nicht mit Glitter, Feuerwerk und adrettem Kleidungsstil zu begegnen sei. Michael Jackson, wie auch die o. g. Hard Rock-Fraktion, gelten heute als medial inszenierte Superstars, welche einen luxuriösen und sorglosen Lebensstil verkörperten. In ihrer kulturellen Realität ignorierten sie die sich radikal politisch und gesellschaftlich zuspitzenden Verhältnisse. Smells Like Teen Spirit (1991, Singleauskopplung) und Nevermind war ein Aufruf zu einem neuen Bewusstsein über eine konservative Regierung und einer stagnierenden Kultur. „Dieser Song war der Holzhammer, er kam und löste alles auf", so Krist Novoselic' eigene Einschätzung.
Erfolg
Nirvana verdrängten mit Nevermind diese Epoche am Beispiel Jackson vom ersten Platz der amerikanischen Billboard Music Charts und erreichten mit dem Album in nur wenigen Wochen Platinstatus für eine Million verkaufter Tonträger in den USA. Eine Euphoriewelle erreichte alle fünf Kontinente. Die bis dato nur in Szenekreisen bekannte Band aus Seattle erlangte so weltweite Beachtung. Diese bescherte der Band eine unerwartete Auseinandersetzung mit ihrer Musik und den Texten weit über das Genre Musik hinaus. In Folge dieser hatten Nirvana maßgeblichen Anteil an einem eklatanten Wertewandel der Jugendkultur. Es fand eine Repolitisierung statt, welche sich auch im damit einhergehenden neuen Lifestyle ausdrückte. Dennoch wurde die auch als Generation X bezeichnete Jugendbewegung als lust- und orientierungslos verstanden.
Aus dem Album wurden vier Singles ausgekoppelt. Smells Like Teen Spirit, Come As Your Are, Lithium und In Bloom wurden allesamt weltweit millionenfach verkaufte Hitsingles, die wie auch das Album mit Auszeichnungen und Awards überhäuft wurden. So wurde Bands wie Pearl Jam, Smashing Pumpkins, Beck, Radiohead, Mudhoney, Melvins oder Soundgarden die Tür geöffnet und damit die als Grunge-Rock-Welle bezeichnete Musikära der 90er Jahre eingeläutet. Die Library of Congress’ National Recording Registry (USA) nahm das Album unlängst wegen seiner "kulturellen, historischen und ästhetischen" Signifikanz in die „National Recording Registry" auf, eine Ehre die bisher nur wenigen Popkünstlern zu teil wurde.
Das Album
Produktion
Das erste, was Produzent Butch Vig von der Band in den Händen hielt, war ein Mitschnitt des Songs Smells Like Teen Spirit. „Ich konnte darauf nichts hören. Nur Lärm unterbrochen von einem 'Hello, Hello", so Vig. Daher hörte er den Song das erste Mal live bei den Reproduktionsprozessen im Vorfeld der Aufnahmen: „Der Song haute mich vom Hocker." Cobain, der sonst laut Vig kaum die Geduld aufbrachte, Dinge zu wiederholen, arbeitete an diesem Song besonders intensiv.
Vig machte bei der Produktion seinen Einfluss geltend und arrangierte die Tracks des Albums um. Er ebnete so den Weg zu einer Platte, die nach Pop klang und eine punkige Attitüde aus jugendlichem Lärm und Rebellion darstellte. So half er der Band durch gezielte Eingriffe in die Arrangements, die Dynamik der Songs zu verbessern. Songstücke wie das Bridge in Smells Like Teen Spirit legte er ins Herz des Songs, um den Laut-Leise-Effekt in seiner energiegeladenen Wirkung zu verbessern. Eine derartige Songstruktur mit der von Vig so bezeichneten „Stop-And-Go-Methode" war Anfang der 1990er-Jahre wenig gebräuchlich. Aus dem Refrain kommend glitt man in einen leisen Vers, aufgebrochen durch Gitarre und Gesang im wiederkehrenden aufbrausenden Refrain.
Die Songstruktur war inspiriert durch die Pixies, von deren gefühlvoller Dynamik Cobain begeistert war. So steckt in Nevermind eine einfache und bis dato im Mainstream nicht gebrauchte Formel: Mal sanft und ruhig, dann wieder laut und hart.
Stil
Der Songwriter Cobain verband zwei Gegensätzlichkeiten: die unbändige Wut des Punks einerseits, die verwundbare Sensibilität des Pops andererseits. Produzent Butch Vig gelang es, dieses Talent einzufangen und festzuhalten. Der typische Nirvana-Sound ist rau, organisch und durch zahlreiche Rückkopplungen teilweise sperrig. Butch Vig verfeinerte diesen Sound jedoch zu einem radiotauglichen und fein geschliffenen Album, das durch die dadurch geschaffene Kompatibilität ein breites Publikumsspektrum ansprach, wenngleich dazu die Lärmflächen etwas in den Hintergrund traten.
Artwork
Das Cover zeigt den drei Monate alten Spencer Elden, der nackt auf einen Angelhaken zuzuschwimmen scheint, an welchem ein Dollarschein hängt.
Die Plattenfirma Geffen ließ noch ein alternatives Cover anfertigen - aus Angst, der gut sichtbare Penis des Babys könnte zu Unmut in der Öffentlichkeit führen. Cobain bot einen mit seinen Werten vereinbaren Kompromiss an. Demnach hätte Geffen einen verdeckenden Aufkleber anbringen dürfen. Auf dem hätte jedoch eine Botschaft stehen müssen, die jene der Pädophilie bezichtigte, die an dem Foto Anstoß nähmen. Die Plattenfirma entschied sich letztenendes für die „nackte Wahrheit". Das nicht verwendete Bild ist in Michael Azzerads Buch Come As You Are abgedruckt. Das innere Booklet zeigt ein Bild von Cobain, auf welchem einem Affen, der mit großen Augen in die Kamera schaut, eine Zeitbombe auf dem Rücken geschnallt ist.
Titelliste
- "Smells Like Teen Spirit" - 5:02
- "In Bloom" - 4:15
- "Come As You Are" - 3:39
Gitarrenfigur aus Nirvanas Titel Come As You Are (1991, Nevermind) - "Breed" - 3:04
- "Lithium" - 4:17
- "Polly" - 2:56
- "Territorial Pissings" - 2:23
- "Drain You" - 3:45
- "Lounge Act" - 2:37
- "Stay Away" - 3:33
- "On A Plain" - 3:17
- "Something In The Way" - 3:51
- + Hidden - Track „Endless, Nameless" - 7:24
Alle Songs außer Polly wurden im Mai 1991 in Van Nuys aufgenommen. Polly wurde im April 1990 in Madison aufgenommen und überarbeitet.
Anmerkungen zu einzelnen Liedern
Smells Like Teen Spirit
Die Namensgebung des Liedes ist auf ein Deodorant namens Teen Spirit zurückzuführen. Cobains Freundin Tobi Vail (Sängerin bei Bikini Kill) benutzte dieses Deodorant und so roch Cobain selbst danach. Kathleen Hanna, ebenfalls bei Bikini Kill, sprühte „Kurt smells like Teen Spirit" (engl. Kurt riecht nach Teen Spirit) an Cobains Wand. Die Verkäufe des Deodorants schossen mit zunehmenden Erfolg der Single in die Höhe.
Der Videoclip zum Song ist das meistgespielte Video auf dem Musikkanal MTV.
Come as You are
Dieses Lied war die zweite Single und wurde 1992 veröffentlicht. Das Musikvideo zeigt in verschiedenen Handlungssträngen zuerst die Performance des Songs durch Nirvana, dann Kurt Cobain, der an einem Kronleuchter schaukelt, sowie verschiedene Einzelbilder und Szenen, wie zum Beispiel einen Revolver, eine Befruchtung und die Szenen, aus denen wohl das Cover des Albums entstand, nämlich ein Baby, das einem Dollarschein an einer Angel hinterherschwimmt.
In Bloom
Nach wiederholtem Pendeln zwischen Tonika und verdurter Tonikaparallele mündet das Stück in der Doppeldominante (C-Dur) und einen erweiterten Mollakkord.
In Bloom war die vierte und letzte Singleauskopplung aus dem Album und wurde ebenfalls 1992 veröffentlicht. Das Video dazu ist in Schwarz-Weiß gehalten und zeigt die Band bei einem Auftritt in einer TV-Show, wobei sie Anzüge tragen und einen sehr gepflegten Eindruck machen. Am Ende des Konzerts zertrümmern sie ihre Instrumente.
Lithium
Lithium wechselt harte, verzerrte Powerchords mit einer sanfteren, gezupften Gitarrenbegleitung.
Something In The Way
Something in the way besteht aus einem monotonen Wechsel zweier offener Quinten verstärkt durch den Einsatz von Violoncelli. Es ist ein sehr depressives Stück, welches sich textlich die Antwort auf das „Was"-Problem nicht geben kann.
Territorial Pissings
Zu Beginn des Stücks ist die Refrain-Textzeile aus dem Song "Get Together" der Youngbloods zu hören, ein berühmter Schlager aus der Hippie-Ära von 1969.
Endless, Nameless (Bonustrack)
Die CD-Version des Albums enthält den Bonustrack Endless, Nameless, der inoffiziell auch Noise oder The Noise Jam genannt wurde. Dabei handelt es sich um eine halb-improvisierte Nummer, die während eines besonders anstrengenden Aufnahmetages eingespielt wurde. So wie es auch bei Live-Auftritten von Nirvana typisch war, endete dieses „Experiment" mit dem Zertrümmern der Instrumente; wie beispielsweise am Ende des MTV-Konzerts „Live & Loud".
Mitwirkende
- Nirvana - Produktion & Technik
- Kirk Channing - Cello auf „Something in the Way"
- Kurt Cobain - Gitarre, Gesang, Abbildungen
- Dave Grohl - Drums, Background-Gesang
- Krist Novoselic - E-Bass, Background-Gesang
- Jeff Sheehan - Produktionsassistenz
- Butch Vig - Produktion & Technik
- Andy Wallace - Mix
- Howie Weinberg - Mastering
- Michael Lavine - Abbildungen
- Robert Fisher - CD-Artwork, Art Direction, Design, Cover-Design
- Craig Doubet - Produktionsassistenz & Mix
- Kirk Weddle - Abbildungen
Chartsplatzierungen
Album
- 1992 - Nevermind - The Billboard 100 Nr.1
Singles
- 1991 - Smells Like Teen Spirit, Singles UK, Nr. 7
- 1992 - Smells Like Teen Spirit, The Billboard 100, Nr. 6
- 1992 - Smells Like Teen Spirit, Media Control Single Top100, Nr. 2
- 1992 - In Bloom
- 1992 - Come As You Are, Singles UK, Nr. 9
- 1992 - Come As You Are, The Billboard 100, Nr. 32
- 1992 - Lithium, Singles UK, Nr. 11
- 1992 - Lithium, The Billboard 100, Nr. 64