„Dietegen" – Versionsunterschied
Version vom 31. Juli 2007, 21:05 Uhr
Die Geschichte Dietegen von Gottfried Keller gehört zur Novellensammlung Die Leute von Seldwyla und entstand in der ersten Hälfte, bis zum Tod der Forstmeisterin, von 1860-62, der zweite Teil entstand erst 1873. Die Handlung spielt nicht in der Seldwyler Gegenwart, sondern ist in eine Zeit vor 1600 verschoben
Inhalt
Die Novelle handelt von dem 11jährigen Waisen Dietegen, der nichts hat außer seinem Namen und von Pflegeeltern in der Stadt Ruechenstein unter Sklavenähnlichen Verhätnissen erzogen wird. Diese ist eine Nachbarstadt Seldwylas und mit dieser tief verfeindet. Als der arme Dietegen eines Tages Essig holen muss, wird er vom bösartigen Pflegevater des Diebstahls einer Silberkanne angeklagt und unschuldig zum Tode verurteilt. Am Tag Dietegens Hinrichtung ist eine Seldwyler Friedensdelegation in Ruechenstein zum Essen geladen und trifft auf der Rückkehr nach Seldwyla den Zug mit dem Hingerichteten. Das 7jährige Seldwyler Mädchen Küngolt entdeckt, dass der im Sarg liegende Dietegen noch nicht tot ist. Die Seldwyler bitten um sein Leben und Dietegen wächst fortan bei den Eltern Küngolts, den Forstmeistern Seldwylas auf. Er erweist sich als tüchtiger, gutherziger und hübscher Junge und ersetzt den einstmals gestorbenen Sohn der Familie, Küngolt sieht in ihm ihren zukünftigen Ehemann und behandelt ihn wie ihren Besitz.
Nach dem Tod der Mutter zieht die Base Violande in das Forsthaus. Noch auf der Beerdigung erschleicht sie sich das Vertrauen der Küngolt und fasst bald den Plan den Förster zu ehelichen, den sie schon in ihrer Jugend begehrte, und die beiden sich liebenden Kinder auseinander zu bringen, da diese ihr im Weg sind. Am Abend des Johannistag ist ihr Vorhaben vollendet: Küngolt, von Violande moralisch verdorben, von Dietegen nicht mehr geliebt, betört eine Gruppe Ruechensteiner mit einem Aphrodisiakum der Violande und diese selbst verführt den betrunkenen Förster, der ihr sogleich den Ehering der verstorbenen Frau an den Finger steckt. Das "Hexenmittel" ist jedoch so stark, dass die Ruechensteiner anfangen sich zu duellieren. Die Situation eskaliert, es kommt zu einem Toten. der Heimkehrende Dietegen verhindert schlimmeres und der Mörder wird verhaftet. jedoch wird nachfolgend Küngolt als Hexe und einzig Schuldige verurteilt: Sie muss eine einjährige Strafe beim Friedhofswärter abdienen. Erst spät erkennt sie, dass Dietegen sie nicht aus Liebe jeden Abend besuchen kommt, sondern, da er ihrer Mutter versprach, sich um Küngolt zu kümmern. Küngolt erfährt Läuterung und kurz nach ihrer Freilassung ziehen der Forstmeister und Dietegen in den Krieg.
Der Forstmeister stirbt in einer Schlacht. Dietegen steigt im Militär auf und kommt nach Ende des Feldzuges reich nach Hause. Von Violande, die ihre boshaften machenschaften beichtet, erfährt er, dass Küngolt von den Ruechensteinern gefangen genommen wurde und hingerichtet werden soll. Er heiratet dort Küngolt kurz vor ihrer Hinrichtung, da diese Heirat sie von der Todesstrafe befreit. Sie können beide nach Seldwyla zurückkehren und erinnern sich wieder ihrer Liebe. Dietegen kehrt zur Armee zurück und fällt nach zahlreichen ruhmreichen Schlachten in Mailänder Feldzügen. Küngolt verweilt eine lange regnerische Nächte auf seinem Grab, erkrankt sie gleich ihrer Mutter und stirbt 2 Tage nach ihrem Mann. Sie hinterlassen ein zahlreiches Geschlecht, das jetzt noch in Blüte steht in verschienden Ländern
Ruechenstein vs. Seldwyla
Ruechenstein ist einigen Punkten das genau Gegenstück zu Seldwyla, beide Systemen offenbaren an Dietegen ihr Unterdrückung der menschlichen Freiheit und Selbstbestimmung. Exemplarisch wird hier das Mittelalter dem kapitalistischen Finanzsystem in Seldwyla gegenübergestellt.