„Pflug" – Versionsunterschied
Version vom 6. November 2004, 15:29 Uhr
Ein Pflug ist ein landwirtschaftliches Gerät, das zum Umschichten des Oberbodens benutzt wird. Zweck ist eine Verbesserung der Bodenstruktur. Durch das Pflügen ergibt sich eine größere, rauhe Oberfläche und es werden organische Stoffe, etwa Dung oder Pflanzenreste, eingearbeitet. Durch Witterungseinwirkungen sowie Zersetzung der organischen Stoffe wird eine lockere, wasserspeichernde Struktur erreicht.
Geschichte des Pfluges
Historisch löste der Pflug Hacke, Spaten und Grabstock ab.
Die ersten Pflüge wurden von Ochsen gezogen, die über eine Joch angespannt waren. Diese sogenannten Hakenpfüge bestanden aus einem gespitzten Holz, das den Boden nur aufriß und hatten weder Pflugschar, Sech, Wendebrett noch Räder und hielten sich in Mitteleuropa bis ins Mittelalter. Der Räderpflug kam wohl erst im 6. Jahrhundert in Ostmitteleuropa in Gebrauch. Die Verwendung von Pferden zum Pfügen wurde erst mit der Erfindung des Kummets wirklich sinnvoll. Auch die Einführung des Hufeisens erhöhte die Leistungsfähigkeit der Zugtiere.
Eine weitere Verbesserung war die eiserne Pflugschar. Die Wirkungsweise des Pfluges verbesserte sich durch die Anordnung eines Streichbrettes, einer Pflugschar und eines Messerseches enorm: Durch die Schneidwerkzeuge Schar und Sech wird der Erdstreifen herausgeschnitten und durch das Streichbrett gewendet.
In der Neuzeit kamen zuerst Dampfmaschinen, die oft am Ende des Feldes aufgestellt wurden, zur Mechanisierung des Pflügens zum Einsatz. Schwere Dampfmaschinen verdichten und zerstören damit leicht den Boden. Schwere Traktoren wie der sowjetische 'K700' (Kasimir) erlauben Tiefpflügen bis in Tiefen von über 1 Meter bzw. mit bis zu 12 Scharen.
1858 verlieh die britische Royal Agricultural Society (Königliche Landwirtschaftliche Gesellschaft) dem englischen Ingenieur John Fowler ein Preisgeld von 500 Pfund für einen Dampfpflug, das sie für einen wirtschaftlichen Ersatz von Pflug oder Spaten ausgelobt hatte.
Moderne Pflüge werden von Traktoren gezogen. Der alte Pflug hatte nur eine Schar, während neue üblicherweise drei bis sechs Scharen haben. Normalerweise musste man einen Pflug am Ende einer Furche mühselig herum heben. Für das Hin- und Zurückpflügen brauchte man einen Wendepflug.
Je nach Ausführung unterscheidet man zwischen Anbau- und Ausfattelpflügen und zwischen konventionellen und Schwenkpflügen.
Der Wanzleber Pflug ermöglichte das Tiefpflügen im Zuckerrübenanbau. Die wesentliche Neuerung war das an der hölzernen Grindel (einem Gestell) befestigte eiserne Streichblech. Nun wurde eine Furche von 12" (ca. 30,5 cm) Tiefe erreicht.
Vermischtes
In Haushalt deutscher Bürger um 1900 gehörte der Band Hinter Pflug und Schraubstock des Schriftstellers und Ingenieurs Max Eyth zum Eisernen Bestand.
Im übertragenen Sinn wird der Begriff bei einem Schneepflug oder beim Schifahren für den früher angewendeten Pflugbogen verwendet.
Literatur
- Bentzien, Ulrich: Haken und Pflug, Berlin 1969.
- Löbert, Horst W. 1993: Aus der Geschichte des Pfluges. Landwirtschaftsmuseum Lüneburger Heide Nr.5, Ülzen 1993.