„Schottland" – Versionsunterschied
Version vom 7. Dezember 2006, 16:43 Uhr
("Niemand reizt mich ungestraft")
Schottland (engl. und Scots: Scotland, gäl.: Alba [ˈaləpə ], lat.-kelt.: Caledonia) ist eine Nation im Nordwesten Europas und gehört zu den frühesten europäischen Nationen. Das Land ist sowohl im politischen als auch im territorialen Sinn ein konstituierender Teil des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. Schottland besteht aus dem nördlichen Teil der größten europäischen Insel Großbritannien sowie mehreren Inselgruppen. Die Hauptstadt von Schottland ist Edinburgh.
Geografie
Schottland umfasst das nördliche Drittel der Insel Großbritannien. Die Fläche beträgt 78.772 km2. Es grenzt im Süden zwischen dem Solway Firth im Westen und dem Fluss Tweed an der Ostküste auf 96 km an England. Es teilt sich in drei geografische Regionen auf: die Highlands, die Central Lowlands und die Southern Uplands. Der höchste Berg Schottlands (und ganz Großbritanniens) ist der Ben Nevis, bei Fort William. Er gehört zu den sogenannten Munros.
Schottland westlich vorgelagert ist die Inselgruppe der Hebriden, die deutlich getrennt sind in die Gruppen der Inneren Hebriden und Äußeren Hebriden. Nördlich von Schottland liegen die Inselgruppen der Orkney-Inseln und deutlich weiter entfernt die Shetland-Inseln.
Bevölkerungsschwerpunkt ist der Central Belt zwischen Edinburgh und Glasgow.
Klima
Das Klima in Schottland ist gemäßigt und tendenziell sehr veränderlich. Ein schottisches Sprichwort lautet: If you don't like the weather, wait a minute (Wenn Du das Wetter nicht magst, warte eine Minute). In den Atlantikregionen wird es durch den Golfstrom erwärmt und ist deshalb viel wärmer als Gebiete in vergleichbaren Breitengraden wie beispielsweise Oslo, Norwegen. Die Temperaturen sind niedriger als im Rest Großbritanniens, was sich aus der nördlicheren Lage ergibt. Schottlands Hochmoore erreichten im Januar 1982 mit rund –27,2 °C bei Braemar in den Grampian Mountains die tiefsten Temperaturen, die jemals in Großbritannien gemessen wurden. Die Sommertemperaturen liegen um etwa 18 °C. Die höchste gemessene Temperatur wurde am 9. August 2003 mit 32,9 °C in Greycrook an der schottischen Grenze aufgezeichnet. Allgemein ist der Westen wärmer als der Osten Schottlands, da durch den Golfstrom das Wasser des Atlantiks wärmer als das der Nordsee ist. Die Western Highlands sind mit 3 000 mm jährlichem Niederschlag am regenreichsten. Im Winter ist nur in den Höhenlagen regelmäßig mit Schneefall zu rechnen.
Die zehn größten Städte
Stadt | Einwohner 5. April 1991 |
Einwohner 29. April 2001 |
---|---|---|
Glasgow (Glaschu) | 658.379 | 629.501 |
Edinburgh (Dùn Èideann) | 400.632 | 430.082 |
Aberdeen (Obar Dhèathain) | 182.133 | 184.788 |
Dundee (Dùn Dè, Dùn Dèagh) | 157.808 | 154.674 |
Paisley (Paislig) | 73.925 | 74.170 |
East Kilbride (Cille Bhrìghde an Ear) | 70.579 | 73.796 |
Hamilton (Hamaltan) | 49.988 | 48.546 |
Cumbernauld (Comainn nan Allt) | 49.507 | 49.664 |
Greenock (Grianaig) | 49.267 | 45.467 |
Ayr (Àir) | 47.962 | 46.431 |
Bevölkerung
Die Schotten stammen ethnisch von den Skoten (d.h. Gälen), Pikten, Briten, Angelsachsen und Skandinaviern ab.
Sprache
In Schottland werden drei Sprachen gesprochen: Englisch, Lowland Scots oder Lallans und das (Schottisch-)Gälische (engl.: Gaelic; Eigenbezeichnung: Gàidhlig [ˈgɑːlik ])
Fast alle Schotten sprechen schottisches Standardenglisch. Das Meldeamt nimmt an, dass 30% der Bevölkerung daneben fließend Scots (Schottisch) sprechen. Etwas mehr als 1% der Bevölkerung geben als Muttersprache Gälisch an, eine keltische Sprache, mit dem Irischen verwandt. Nur auf den Äußeren Hebriden gibt es noch eine Gälisch sprechende Mehrheit, was sich auch im offiziellen gälischen Namen der Inseln Na h-Eileanan Siar [ˌnaˈhelənən ˈʃa(ː)ɾ ] (engl. the Western Isles; als Wahlkreis Na h-Eileanan an Iar [ˌnaˈhɛlənən ˌaɲˈaɾ ]) widerspiegelt. Dennoch beherrschen fast alle Gälischsprecher auch fließend Englisch.
Als König Jakob VI. (engl. James VI, gäl. Seumas VI [ˈʃeiːməs ]) von Schottland 1603 als Jakob I. den englischen Thron bestieg, wurde am schottischen Hof und im Parlament noch Schottisch (auch bekannt als (Lowland) Scots oder Lallans, welches genau genommen ein schottischer Dialekt ist) geschrieben und gesprochen.
Sowohl Englisch als auch Schottisch werden vom schottischen Parlament als Amtssprachen anerkannt, beide mit dem selben Respekt, aber nicht mit der selben Wertigkeit. Gälisch wurde offiziell 2005 durch den „Gaelic Language (Scotland) Act" anerkannt. Schottisch wurde offiziell als „regionale Sprache oder Minderheitensprache" anerkannt auf Basis "der Europäischen Charta für Regional- oder Minderheitssprachen" (engl. "The European Charter for Regional or Minority Languages"), welche 2001 vom UK ratifiziert wurde und von der Schottischen Exekutive im Partnerschaftsabkommen ("Partnerschip Agreement") 2003 unterstützt wurde. Das Projekt „Schottisches Wörterbuch" wird von staatlicher Seite finanziell unterstützt.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Schottlands
- seit ca. 10.000 v. Chr. erste Zuwanderung über die Landbrücke, welche bis etwa 4.000 v.Chr. die Britischen Inseln mit dem europäischen Festland verbindet und dann durch den Meeresanstieg aufgrund des Abschmelzens der eiszeitlichen Gletscher verschwindet. Die frühesten Einwohner sind mesolitische Jäger und Fischer bzw. ab etwa 4.500 v.Chr. einwandernde neolitische Bauern.
- 6.000 v. Chr. Früheste archäologische Hinweise auf menschliche Siedlungen und Kultstätten.
- 82-208 n. Chr. Die Römer marschieren mehrmals in die Region ein, können aber keine dauerhafte Herrschaft aufrichten. Der Hadrianswall wird in den Jahren 122 bis 128 zwischen den Mündungen von Tyne und Solway gebaut und wird zur endgültigen Nordgrenze von Römisch-Britannien.
- 503 Die Skoten, Kelten aus Irland, landen an der Westküste Schottlands.
- 843 Kenneth Mac Alpin vereint die Skoten und Pikten als eine Nation. Diese keltische Monarchie dauert bis zum Ende der Regentschaft von Macbeth im Jahre 1057.
- 1057 Malcolm III. tötet Macbeth und wird König. Unter seiner Herrschaft wird der englische Einfluss stark.
- 1296 Annexion Schottlands durch den englischen König Eduard I.
- 1314 Schlacht von Bannockburn: Die Schotten unter Robert the Bruce schlagen die Engländer, angeführt von Eduard II.
- 1320 Die Erklärung von Arbroath (Declaration of Arbroath) wird aufgesetzt. Sie soll den Papst dazu bringen, die schottische Unabhängigkeit von England anzuerkennen. Papst Johannes XXII. in Avignon akzeptiert die Erklärung.
- 1603 Jakob VI. von Schottland, Sohn Maria Stuarts, wird König Jakob I. von England. So werden die beiden Kronen vereinigt. Schottland und England bleiben separate Königreiche unter einem Monarchen.
- 1692 Beim Massaker von Glencoe werden die Mitglieder des MacDonald-Clan auf Anordnung der englischen Regierung in einer Strafaktion ermordet. Etwa 200 Clansmitglieder wurden getötet oder erfroren auf der Flucht im tobenden Februarschneesturm. Dieses Ereignis hat sich tief in das schottische Nationalbewusstsein eingebrannt.
- 1707 Vereinigungsgesetz (Act of Union): Schottland wird formal mit England zum Königreich Großbritannien vereinigt. Schottland löst sein Parlament auf und schickt Abgeordnete ins Parlament von Westminster.
- 1746 Schlacht bei Culloden: Der von Prinz Charles Edward Stewart, genannt "Der Junge Anwärter" ("The Young Pretender") oder der "Hübsche Prinz Karl" ("Bonnie Prince Charlie") angeführte letzte schottische Aufstand wird blutig niedergeschlagen.
- ab 1780 Highland Clearances: Beginn der Vertreibung von Kleinbauern ("Crofters"), um Platz für Schafzucht zu schaffen.
- 1820 Die industrielle Revolution erreicht Schottland. Schiffbau, Kohlebergbau, Eisen- und Stahlhütten ersetzen die Textilwirtschaft als Schottlands Hauptindustrie.
- 1975 Das erste Öl wird von der Nordsee an Land gepumpt. Schottland wird ein Erdöl förderndes Land.
- 1997 Die schottische Bevölkerung stimmt mit überwältigender Mehrheit für ein eigenes Parlament mit begrenzten Kompetenzen innerhalb des Vereinigten Königreichs.
- 1999 Ein neues schottisches Parlament wird gewählt. Es wird in Zukunft über innerschottische Angelegenheiten und Einkommenssteuern entscheiden können.
Berühmte Persönlichkeiten
- John Logie Baird
- Alexander Graham Bell
- Tony Blair
- Billy Boyd
- Robert the Bruce
- Giolla Crìost Brùilingeach
[ˈkjɔɫə kɾɪːst bɾuːlɪŋgəx] - Robert Burns
- Gerard Butler
- Robert Carlyle
- Andrew Carnegie
- Jim Clark
- Sileas ne Ceapaich
- Sir Sean Connery
- Billy Connolly
- David Coulthard
- Kenny Dalglish
Kultur
Die im Süden Schottlands gelegenen Southern Uplands sind aufgrund der Nähe weit stärker von England geprägt als die anderen Regionen. So ergeben sich kulturelle Unterschiede zwischen den Gebieten.
Der Dudelsack, der Kilt und der Whisky sind die bekanntesten Merkmale der schottischen Kultur. Eins ist sicher, die anderen sind mutmaßlich nicht schottischen Ursprungs. Der Dudelsack kommt aus Kleinasien. Der Kilt als Männerrock ist schon in der Frühzeit bekannt. Ob er in seiner schottischen Form auch hier entwickelt wurde, ist umstritten. Die Erfindung des Whiskys reklamieren die Iren für sich, jedoch liegt der tatsächliche Ursprung im Dunkeln. Shortbread (Butter-, Spritzgebäck), Haggis, Harris Tweed sind dagegen schottischen Ursprungs und auch weitläufig bekannt.
Das schottische Clansystem, vor allem in den Highlands, stellt eine schottische Besonderheit dar. Die Major Clans sind:
- Bruce
- Cameron
- Campbell
- Chattan (mit Mackintosh)
- Douglas
- Fergusson
- Forbes
- Fraser
- Gordon
- Graham
- Grant
- Kennedy
- MacDonald
- MacDonnel
- MacGregor
- Mackenzie
- MacLeod
- Murray
- Robertson
- Scott
- Stewart
Alljährlich finden von Mai bis Oktober an bis zu 100 Orten in Schottland Hochlandspiele (Highland Games) und Hochlandtreffen (Highland Gatherings) meist musikalischer Art statt. Eine dort ausgeübte, typisch schottische Sportart ist beispielsweise das Baumstammwerfen ("Caber toss" oder "Tossing the Caber" ("caber" von gäl. "cabar" = "Baumstamm")).
Es gibt keine offizielle Hymne, jedoch wird traditionell Scotland the Brave verwendet; besonders bei Fußball- und Rugby-Spielen ist jedoch Flower of Scotland von Roy Williamson (The Corries) zu hören.
Religion
Religion | Prozent der Bevölkerung |
---|---|
Church of Scotland | 42 % |
bekenntnislos | 28 % |
römisch-katholisch | 16 % |
andere Christen | 7 % |
Islam | 0.8 % |
Buddhismus | 0.1 % |
Sikhismus | 0.1 % |
Judentum | 0.1 % |
Hinduismus | 0.1 % |
Andere Religionen | 0.5 % |
keine Antwort | 5 % |
siehe auch:
- Kirche von Schottland
- Freikirche von Schottland
- Freie Presbyterianische Kirche Schottlands
- Schottische Episkopalkirche
- Vereinigte Freikirche von Schottland
Schulsystem
siehe Schulsystem im Vereinigten Königreich
Wirtschaft
Schottland ist neben Irland das Zentrum der Whisky-Industrie. Das Zentrum der Erdölförderung aus der Nordsee ist Aberdeen. Hier hat das Ölgeschäft die Fischerei längst abgelöst. Hauptexportprodukt ist allerdings Computersoftware.
Eine schottische Eigenheit gibt es bei der Währung. Zwar wird in Schottland, wie im Rest des Vereinigten Königreiches, in Pfund Sterling bezahlt - allerdings dürfen die drei großen schottischen Banken Bank von Schottland, Königliche Bank von Schottland und Clydesdale Bank ihre eigenen Banknoten herausgeben. Zusammen mit den Noten der Bank of England gibt es in Schottland also vier verschiedene Geldscheine in jedem Nennwert.
Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Schottland einen Index von 111.7 (EU-25:100) (2003).[1]
Politik und Verwaltung
Schottland wird von einem "Ersten Minister" (vergleichbar einem deutschen Ministerpräsidenten) regiert. Seinen Amtssitz hat er in Edinburgh, wo auch das schottische Parlament seinen Sitz hat. Staatsoberhaupt ist der jeweilige britische Monarch, zur Zeit also Königin Elisabeth II.
Die Legislative Gewalt liegt neben dem schottischen Parlament weiterhin auch beim Parlament des Vereinigten Königreiches in Westminster, wobei dieses Entscheidungen, die jenes getroffen hat, auch überstimmen kann.
Siehe auch:
Verkehr
Zwischen dem schottischen Festland und den schottischen Inseln gibt es viele regelmäßige Fährverbindungen. Diese werden überwiegend von Caledonian MacBrayne betrieben, einige sind auch in der Hand von lokalen Betreibern. Internationale Fährverbindungen werden täglich von Superfast Ferries von Rosyth (bei Edinburgh) nach Zeebrugge in Belgien angeboten und wöchentlich von der Smyril Line von Lerwick (Shetland Inseln) nach Bergen in Norwegen sowie von den Faröer-Inseln nach Island.
Bildergalerie
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Der Hadrianswall nahe Greenhead
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Suenos Stein bei Forres aus dem 9. Jahrhundert
-
schottische Harfe aus dem Mittelalter
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Ruinen der Melrose Abbey
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Eilean Donan Castle am Loch Duich
-
"Forth-Eisenbahnbrücke" bei Edinburgh
-
Blick auf den See Loch Lomond im Dezember
Literatur
- Hermann Schreiber, Schottland - Die Geschichte eines Landes am Rande Europas, Casimir Katz Verlag, ISBN 3-925825-41-X
- Markus Hilpert/Bernhard Kräußlich (Hrsg.), Schottland : eine sozial- und wirtschaftsgeografische Exkursion, Augsburg 2004, 252 S., ISBN 3-923273-55-X
- Iseabail MacLeod (Ed.), The Illustrated Encyclopedia of Scotland, Lomond, Edinburgh 2004, 400 S. ISBN 1-84204-028-6
- Fitzroy Maclean , Kleine Geschichte Schottlands, Busse-Seewald Verlag, ISBN: 3512007635
Weblinks
- Visit Scotland -- der offizielle Reiseführer für Reisen, Tourismus und Unterkünfte in Schottland
- Das Schottlandportal -- Allgemeine und spezielle Infos rund um Schottland
- Übersichtsartikel für Besucher
- Schottlandgeschichte.de -- Umfangreiche Zeittafel zur Geschichte sowie Informationen zum Land, zum Clan MacLeod und zum Whisky
- Undiscoveredscotland -- Sehr umfangreiche Reiseseite über Schottland (engl.)
Quellen
England | Nordirland | Schottland | Wales
Anguilla | Bermuda | Britische Jungferninseln | Britisches Antarktis-Territorium 1 | Britisches Territorium im Indischen Ozean | Cayman Islands | Falklandinseln | Gibraltar | Montserrat | Pitcairninseln | Souveräne Militärbasen Akrotiri und Dekelia | St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha | Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln | Turks- und Caicosinseln