„Bassetthorn" – Versionsunterschied
Version vom 5. Oktober 2006, 23:26 Uhr
Bassetthorn | ||||||
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en.: basset horn, it.: corno di bassetto, frz.: cor de basset | ||||||
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Das Bassetthorn ist der Vertreter der Tenorlage in der Klarinettenfamilie. Es transponiert in F, klingt also eine Quinte tiefer als notiert. Üblicherweise wird es im Violinschlüssel geschrieben, in älteren Werken finden sich auch tiefe Bassetthornstimmen im Bassschlüssel. Diese allerdings sollen ein Quarte höher klingen, als notiert, müssen also vom Musiker nach oben oktaviert gegriffen werden. (Dies entspricht genau der Spielweise einer Bassklarinettenstimme in B, die im Bassschlüssel notiert ist; was ebenso selten vorkommt.)
Aufbau
Das Bassetthorn hat wie die Klarinette fünf Stücke, die, abgesehen vom S-Bogen, der anstelle der Birne das Mund- mit dem Oberstück verbindet, auch die gleichen Namen tragen. Der Schallbecher ist aus Metall und bei modernen Instrumenten in „Pfeifenform" aufwärts gerichtet wie bei der Bassklarinette. (Die Abbildung rechts zeigt ein älteres Instrument aus dem 19. Jahrhundert). Die Mechanik kann entweder nach dem Böhm-System in oder deutscher Griffweise gebaut sein.
Geschichte
Um 1760 wurden die ersten Bassetthörner gebaut, damals noch in verschiedenen Stimungen von D bis G. Da die tiefere Stimmung eine längere Luftsäule erforderte, wurden die ersten Instrumente in der gebogenen Form eines Halbkreises hergestellt, damit sie trotz ihrer Länge handlich blieben. Es ist anzunehmen, dass der Name Bassett-Horn einerseits von dieser charakteristischen Form herrührt, andererseits vom metallenen Schallstück, das die Klarinette nicht hatte. Eine weitere Verlängerung des Rohres wurde gewunden und in einem Holzquader am unteren Ende des Bassetthorns angebracht.
Später wurde die runde Form zugunsten einer abgewinkelten Bauart aus zwei geraden Teilen aufgegeben und das Klappensystem entwickelte sich parallel zur Klarinettenmechanik weiter. Eine kurzlebige Mischform zwischen Bassetthorn und Klarinette war die Bassett-Klarinette in A, für die Mozart sein Klarinettenkonzert ursprünglich komponierte. Die Bassettklarinette wurde von Anton Stadler, einem Freund Mozarts erfunden. Er erweiterte die normale Klarinette um vier tiefere Töne, nämlich Dis, D, Cis und C.
Die gestreckte, gerade Bauform, die das Bild rechs zeigt, begann sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts durchzusetzen. Zugleich erlebte das Instrument in diesen Jahrzehnten aber eine Abwertung, einerseits weil es zu leise für das romantische Orchester war, andererseits, weil sich die Bassklarinette durchzusetzen begann. Abgesehen von Richard Strauss, der das „altmodische" Bassetthorn sehr gerne einsetzte, geriet das Instrument in Vergessenheit und wurde erst Ende des 20. Jahrhundert wiederbelebt. Dies geschah zum einen in Verbindung mit der historischen Aufführungspraxis, aber auch mit der neu entstehenden Literatur für Klarinettenquartett (zwei Klarinetten, Bassetthorn und Bassklarinette).
Verwendung in der Musik
Der eigentümliche Klang des Bassetthorns, der dunkler, zarter und mischfähiger als der der Klarinette ist, wurde leider nur von wenigen Komponisten eingesetzt.
Besonders geliebt haben soll es aber Wolfgang Amadeus Mozart, der neben Bassetthorntrios und -duos auch dreistimmige Kanzonetten für Gesang und Bassetthörner komponierte und es im Orchester gerne für religiöse Inhalte einsetzte: Im Requiem trägt es zur dunklen Orchesterfarbe bei und in der Zauberflöte wird es mit Sarastro und seinen Priestern in Verbindung gebracht. In Mozarts Oper La clemenza di Tito ist die Arie der Vitellia (Nr. 23) Non più dei fiori mit konzertierendem Solo-Bassetthorn komponiert.
Felix Mendelssohn Bartholdy komponierte zwei reizvolle Konzertstücke für Klarinette, Bassetthorn und Orchester und Richard Strauss setzte das Instrument in den Partituren einiger seiner Opern und in der Bläserkammermusik ein.
Daneben existieren Solokonzerte von Alessandro Rolla und Heinrich Backofen.
Markus Stockhausen komponierte für Tara Bouman das Werk "TARA für Bassetthorn solo", welches im Kölner Label und Musikverlag Aktivraum erschienen ist. "Was der neuen Musik sonst oft abgeht, wird hier Ereignis: Leichtigkeit und Unangestrengtheit, Verspieltheit und augenzwinkernder Humor" schrieb dazu die Neue Zeutschrift für Musik in ihrer Ausgabe 02/2004. Rezensionsgrundlage war die CD "Contemporary.", die das Label Aktivraum in Kooperation mit dem DeutschlandRadio produziert hat. Darauf zu finden ist auch ein weiteres Werk für Bassetthorn, diesmal in Verbindung mit Trompete: "Mission und Himmelfahrt" von Karlheinz Stockhausen.
Für das Festival FuseLeeds04 schrieb Markus Stockhausen schließlich "PORTRAIT FOR TARA - for basset horn and ensemble", bei der Uraufführung in Leeds gespielt von der London Sinfonietta unter Martyn Brabbins und Tara Bouman als Solistin.
Literatur
- Thomas Grass, Dietrich Demus, Das Bassetthorn. Seine Entwicklung und seine Musik. 2002, ISBN 3831144117.
- Josef Saam, Das Bassetthorn - seine Erfindung und Weiterentwicklung., 1971, B. Schott, Mainz