„Keyenberg" – Versionsunterschied
Version vom 1. November 2019, 20:24 Uhr
Keyenberg Stadt Erkelenz
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Koordinaten: | 51° 5′ N, 6° 25′ O 51.0833333333336.411944444444473Koordinaten: 51° 5′ 0′′ N, 6° 24′ 43′′ O |
Höhe: | 73 m |
Fläche: | 6,34 km2 |
Einwohner: | 526 (31. Mai 2019)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 83 Einwohner/km2 |
Eingemeindung: | 1972 |
Postleitzahl: | 41812 |
Vorwahl: | 02164 |
Lage von Keyenberg im Rheinischen Braunkohlerevier
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Keyenberg ist ein ländlich geprägter Stadtteil von Erkelenz im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. In den kommenden Jahren (bis spätestens 2025)[2] soll das Dorf dem Tagebau Garzweiler der RWE Power AG weichen und befindet sich derzeit in der Umsiedlung. Unter dem Motto "Menschenrecht vor Bergrecht" haben Einwohner der Erkelenzer Dörfer Keyenberg, Kuckum, Berverath und Ober- und Unterwestrich juristischen Widerstand gegen ihre Enteignung durch RWE angekündigt.[3]
Geografie
Keyenberg liegt am Rande der Erkelenzer Börde im Quellgebiet der Niers.
Lage
An Keyenberg grenzt im Norden Mönchengladbach-Wanlo, im Osten Alt-Borschemich, im Süden Lützerath und Holzweiler, sowie im Westen Westrich und Kuckum.
Gewässer
- Die Niers
Geologie
Im Untergrund liegen Braunkohleflöze aus dem Tertiär.
Geschichte
Im Jahre 893 wurde der Ort erstmals urkundlich als cheyenburghc erwähnt. Damals befand sich ein befestigter Herrenhof im Besitz der Abtei Prüm, hinzu kamen die Kirche und zehn kleinere Höfe. Jener Herrenhof lag nicht auf einem Berg, sondern in der Niersniederung. 1381 wurde er Keyenberch genannt.
Im Dorf existierten im Mittelalter zwei Rittersitze; Haus Keyenberg und Haus Patteren, die letztere Burg wurde 1642 zerstört.
Spätestens seit dem 14. Jahrhundert gehörte Keyenberg zum Herzogtum Jülich. Von 1398 bis 1554 bildete der Dingstuhl Keyenberg mit Berverath und Westrich ein eigenes Gericht, dann wurde es dem Gericht Wanlo zugeschlagen. Wanlo wiederum lag im jülischen Amt Kaster.
Im Achtzigjährigen Krieg hatte das Dorf in den Jahren 1585 und 1586 unter dem Einfall spanischer Truppen zu leiden. Im März des Jahres 1642 zerstörten hessische Truppen im Dreißigjährigen Krieg mehrere Häuser, darunter den Rittersitz Patteren.
Unter der französischen Herrschaft von 1794 bis 1814 gehörte Keyenberg zur Mairie Kuckum im Kanton Erkelenz.
1815 gelangte Keyenberg zu Preußen. Die ehemalige Mairie Kuckum wurde zur Bürgermeisterei Keyenberg im Landkreis Erkelenz, aber ohne den Ort Kuckum, das zur Bürgermeisterei Wanlo kam. Die neue Bürgermeisterei Keyenberg bestand aus den Orten Berverath, Borschemich, Kaulhausen, Keyenberg, Venrath und Westrich.
1848 wurde die Bürgermeisterei in die drei Spezialgemeinden Keyenberg, Borschemich und Venrath aufgeteilt. Zu Keyenberg gehörten Berverath und Westrich, zu Venrath Kaulhausen. Die Bürgermeisterei blieb aber weiterhin bestehen.
Am 27. Februar 1945 nahmen während der Operation Grenade amerikanischen Soldaten des 175. Regiments der 29. US-Infanterie Division das Dorf ein.
1938 wurden die Bürgermeistereien Keyenberg und Immerath zum neuen Amt Holzweiler zusammengelegt. Am 1. Januar 1972 wurde das Amt aufgelöst und seine Gemeinden Teil der Stadt Erkelenz.[4]
Das Dorf Keyenberg befindent sich in der Umsiedlung und soll dem tagebau Garzweiler weichen. Die Kirche wurde 2019 an den Tagebaubetreiber RWE verkauft. Seit dem Rodungsstop für den vom Braunkohleabbau bedrohten Hambacher Forst im IOktober 2018 fanden auch in Keyenberg widerholt Dorf- und Waldspaziergänge mit mehrereren hundert Teilnehmern statt. Die Abschlussveranstaltung des Protestmarschs von Fridays for Future am 22. Juni 2019 um den Tagebau Garzweiler fand mit geschätzten 8000 Teilnehmern am Rand von Keyenberg statt.[5]
Schulgeschichte
Bereits 1606 wird in Keyenberg eine Schule erwähnt. Zunächst diente das Küsterhaus als Schule. 1717 wurde aber neben dem Pfarrhaus ein neues Schulgebäude errichtet, das gut hundert Jahre diesen Zweck erfüllte. 1814 waren außerhalb der Erntezeiten 86 Kinder schulpflichtig und zahlten dem Lehrer je 4 1/2 Stüber Schulgeld. 1828 wurde auf amtliche Anordnung westlich der Kirche ein neues Schulgebäude errichtet und etwas später eine Lehrerwohnung angegliedert. Schon 1849 war ein größeres Gebäude mit zwei Schulsälen notwendig geworden, dem 1875 ein dritter Schulsaal und eine zweite Lehrerwohnung angefügt wurde. 1963 zog die katholische Volksschule in ein neues Gebäude an der Lindenallee und wurde 1969 zur Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt. Diese wird und auch von den Kindern der Nachbarorte besucht.[6]
Religion
Keyenberg hat die älteste Kirche im Erkelenzer Land. 893 war sie Eigenkirche der Abtei Prüm. Im 13. Jahrhundert gelangte die Kirche vermutlich vorübergehend an das Haus Wickrath. 1289 wurde erstmals das Kölner Stift St. Maria im Kapitol als Patronatsherr erwähnt, bis 1794 verblieb die Keyenberger Kirche in dessen Besitz. Um 1720 entstand durch den damaligen Pfarrer die Legende, dass die Kirche in Keyenberg durch die Heilige Plektrudis errichtet worden sei. Die Reformation hatte anders als in Otzenrath, in Keyenberg und Borschemich nicht Fuß fassen können. Im 18. Jahrhundert feierten die katholischen Keyenberger jeden Übertritt eines evangelischen Erwachsenen mit Böllerschüssen. Bis 1804 gehörte der Nachbarort Borschemich als Filialkirche zu Keyenberg, bevor dieser dann selbstständige Pfarrgemeinde wurde. Am 1. Januar 2010 wurde die Kirchengemeinde mit zehn anderen Kirchengemeinden zur Pfarrgemeinde St. Maria und Elisabeth Erkelenz zusammengeschlossen. Die Mehrheit der Bevölkerung ist heute katholisch. Die evangelischen Einwohner gehören zur Gemeinde Wickrathberg.
Bevölkerungsentwicklung
Einwohnerzahlen der Ortschaft Keyenberg seit 1746:[7] [8]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Der erste Kirchenbau war eine spätkarolingische Saalkirche. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte der Bau verschiedene Um- und Neubauten. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahr 1912 mit einem neugotischen Chor von 1868. Eine romanische Inschrifttafel aus den Jahren 1089–1099 ist erhalten. Das Bild im Turmeingang wurde von dem Wanloer Maler Gustav Kaspers gemalt und ist noch erhalten. Die Kirche wurde 2019 an den Tagebaubeteiber RWE Power verkauft und ist vom Abriss bedroht.
- Haus Keyenberg, eine ehemalige Wasserburg mit fünfseitiger Vorburg und einem erneuerten zweiflügligen Herrenhaus.
- Die Keyenberger Motte war im frühen Mittelalter eine befestigte fränkische Bauernsiedlung.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Das Schützenfest wird am 5. Sonntag nach Ostern veranstaltet.
- Der Karnevalsumzug am Veilchendienstag wird von der Keyenberger Karnevalsgesellschaft Grubenrand Piraten e. V. organisiert und veranstaltet.
Vereine
- TuS Keyenberg
- Schützenbruderschaft „St. Sebastianus"
- Musikverein „St. Josephs" Keyenberg
- Keyenberger Karnevalsgesellschaft Grubenrand Piraten e. V.
- Dorfgemeinschaft Keyenberg - Westrich - Berverath e.V.
Infrastruktur
- Katholischer Kindergarten Keyenberg
- Gemeinschaftsgrundschule Keyenberg
- Freiwillige Feuerwehr Erkelenz - Löschgruppe Keyenberg
Verkehrsanbindung
Straße
Die nächste Autobahnanschlussstelle befindet sich bei MG-Wanlo an der A 61.
Bahn
In Jüchen-Hochneukirch befindet sich der nächstgelegene Bahnhof an der Bahnstrecke Mönchengladbach–Köln–Koblenz. Hier halten Regionalzüge der Linien RE8 und RB27 tagsüber etwa im Halbstundentakt.
Bus
Die Buslinien EK 1 (Erkelenz–Kaulhausen–Keyenberg) und EK 3 (Erkelenz–Holzweiler–Keyenberg) fahren Keyenberg montags bis freitags an. Am Wochenende kann der MultiBus im Bedarfsverkehr genutzt werden.
Linie | Verlauf |
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EK1 | (Erkelenz ZOB →) Erkelenz Bf → Wockerath → Terheeg → Venrath → Kuckum → (Berverath →) Unterwestrich → Abzw. Oberwestrich → Keyenberg → Holzweiler → Kückhoven → Immerath (neu) → Bellinghoven → Erkelenz Bf (→ Erkelenz ZOB) |
EK3 | (Erkelenz ZOB →) Erkelenz Bf → Bellinghoven → Immerath (neu) → Kückhoven → Holzweiler → Kückhoven → Immerath (neu) → Bellinghoven → Erkelenz Bf (→ Erkelenz ZOB) |
Persönlichkeiten
- Matthias Claessen (* 1677 in Keyenberg; † 1734) war 34 Jahre lang Pfarrer in Keyenberg und Verfasser der örtlichen Plektrudis-Legende.
- Wilhelm Corsten (* 20. Juli 1890 in Keyenberg; † 3. März 1970 in Köln), Dr. theol., von 1921 bis 1934 Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär des Kölner Erzbischofs Karl Joseph Schulte, ab 1941 Kölner Domkapitular und Päpstlicher Hausprälat.
Literatur
- Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet. (= Schriftenreihe der Stadt Erkelenz Nr. 6). Mönchengladbach 1985.
Einzelnachweise
- ↑ Fortschreibung Bevölkerungstand am 31.05.2019 (PDF). In: Internetseite der Stadt Erkelenz. Abgerufen am 16. Juni 2019.
- ↑ http://www.rp-online.de/nrw/staedte/erkelenz/ein-dorf-verschwindet-aid-1.3967128
- ↑ https://rp-online.de/nrw/staedte/erkelenz/garzweiler-anwohner-kuendigen-juristischen-widerstand-gegen-rwe-tagebau-an_aid-46192017
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 307 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
- ↑ Tausende demonstrieren in Keyenberg, Aachener Zeitung vom 22. Juni 2019
- ↑ K. L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet. 1985, S. 439 ff.
- ↑ K. L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet. 1985, S. 145.
- ↑ erkelenz.de (Memento des Originals vom 17. Februar 2015 im Internet Archive ) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.erkelenz.de