Die '''Pflanzenphysiologie''' ist die [[Wissenschaft]] von den Lebensvorgängen ([[Physiologie]]) der [[Pflanze]]n. Ein zentraler Vorgang ist die [[Photosynthese]], an die sich die Bildung anderer Substanzen (von der [[Glucose]] über [[Polysaccharide]] bis zu [[Lipide]]n, [[Proteine]]n und [[Nukleinsäuren]]) anschließt. Außerdem werden Wachstumsprozesse, die Differenzierung von Organen, Reaktionen auf Umweltreize, Stofftransporte und die Kommunikation zwischen Zellen, Geweben und Organen untersucht.
Die '''Pflanzenphysiologie''' ist die [[Wissenschaft]] von den Lebensvorgängen ([[Physiologie]]) der [[Pflanze|Gewächse]]. Ein zentraler pflanzlicher Prozess ist die [[Photosynthese]], welche die Primärnahrung und den [[Sauerstoff]] hervorbringt. Außerdem werden Zellatmung, Wachstums, Differenzierung, Reaktionen auf Umweltreize, Stofftransporte und die Kommunikation zwischen Zellen und Geweben der Organismen untersucht. Die 1865 von [[Julius Sachs]] etablierte Pflanzenphysiologie wurde 2015 als „[[Systembiologie]] [[photoautotroph]]er Organismen (Pflanzen, Algen, Cyanobakterien)" definiert.<ref name="150 year">[https://www.uni-kassel.de/fb10/fileadmin/datas/fb10/biologie/pflanzenphysiologie/Papers/nplants2015131.pdf 150 years of an integrative plant physiology]</ref><ref name="plantsignalbehavier">[https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4883947/ Basic versus applied research: Julius Sachs (1832–1897) and the experimental physiology of plants]</ref>
(削除) Das (削除ここまで) ''Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften'' (削除) unterscheidet (削除ここまで) fünf einander vielfach überschneidende Teilbereiche der Physiologie:<ref>Joachim W. Kadereit, Christian Körner, Benedikt Kost, Uwe Sonnewald: ''Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften''. 37. Aufl., Springer Spektrum, Berlin/Heidelberg 2014, S. 334.</ref>
(追記) Im (追記ここまで) ''Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften'' (追記) werden (追記ここまで) fünf einander vielfach überschneidende Teilbereiche der Physiologie(追記) aufgelistet (追記ここまで):<ref>Joachim W. Kadereit, Christian Körner, Benedikt Kost, Uwe Sonnewald: ''Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften''. 37. Aufl., Springer Spektrum, Berlin/Heidelberg 2014, S. 334.</ref>
* Stoffwechselphysiologie: die chemischen und physikalischen Vorgänge des [[Stoff- und Energiewechsel]]s,
* Stoffwechselphysiologie: die chemischen und physikalischen Vorgänge des [[Stoff- und Energiewechsel]]s,
* Entwicklungsphysiologie: Wachstum, [[Differenzierung]] und [[Fortpflanzung]],
* Entwicklungsphysiologie: Wachstum, [[Differenzierung]] und [[Fortpflanzung]],
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* Allelophysiologie: Interaktion mit anderen Organismen,
* Allelophysiologie: Interaktion mit anderen Organismen,
* Ökophysiologie: Einbettung in den Lebensraum.
* Ökophysiologie: Einbettung in den Lebensraum.
Das aktuelle Lehrbuch ''Physiologie der Pflanzen'' basiert hingegen auf einem systembiologischen Ansatz, der die grünen Organismen als von [[Bakterien]] besiedelten [[Holobiont]]en interpretiert.<ref name="Kutschera Buch"> Ulrich Kutschera: Physiologie der Pflanzen. Sensible Gewächse in Aktion. LIT-Verlag, Berlin, 2019, S. 633–639.</ref>
== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Antike bis 18. Jahrhundert ===
=== Antike bis 18. Jahrhundert ===
Die frühesten Beobachtungen zur Physiologie der Pflanzen sind uns aus der [[Antike]] überliefert. (削除) Die botanischen Schriften des [[Aristoteles]], dessen [[Zoologie|zoologische]] Arbeiten 1800 Jahre lang maßgeblich waren, sind verloren gegangen. Erhalten blieben jedoch die seines Schülers [[Theophrastos von Eresos|Theophrast]] (371–285 v. Chr.) über die ''Ursachen des Pflanzenwuchses'', in denen die Wirkungen des Klimas und der Bodenbeschaffenheit auf das Wachstum beschrieben sind und auch die Blattbewegungen bei der [[Mimose]] und bei der [[Tamarindenbaum|Tamarinde]] dargestellt werden. (削除ここまで)<ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. 5–7.</ref>
Die frühesten Beobachtungen zur Physiologie der Pflanzen sind uns aus der [[Antike]] überliefert. <ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. 5–7.</ref>
Aristoteles nahm an, dass die Pflanze ihre Nahrung aus der Erde entnimmt und dass diese vollkommen ist, da im Unterschied zu Tieren und zum Menschen keine Exkremente ausgeschieden werden. Diese und andere Auffassungen von Aristoteles(削除) und Theophrast (削除ここまで) wurden über eine sehr lange Zeit nur weitergegeben. Erst 1671 unterzog [[Marcello Malpighi]] die auf Aristoteles zurückgehende Lehre einer Prüfung, wobei er aufgrund von Experimenten zu dem Ergebnis kam, dass der Nahrungssaft in den Blättern durch die Kraft des Sonnenlichts verarbeitet („ausgekocht") wird und erst dadurch das Wachstum bewirken kann(削除) . Einen weiteren wichtigen Gedanken steuerte der Physiker [[Edme Mariotte]] (1679) bei, indem er den Saftdruck, der etwa beim Ausfließen von [[Milchsaft]] zu beobachten ist, als physikalische Ursache des Wachstums ansah (削除ここまで). Als (削除) eigentlicher Begründer (削除ここまで) der experimentellen (削除) Pflanzenphysiologie (削除ここまで) kann [[Stephen Hales]], ein Schüler [[Isaac Newton]]s, mit seinen ''Vegetable Staticks'' (1727, deutsch: ''Statick der Gewächse'', 1748) gelten. Er stellte als Erster systematische Versuchsreihen zum Wasserhaushalt der Pflanzen(削除) und zur Verdunstung (削除ここまで) ([[Transpiration]]) an und konstatierte, dass nicht der von der Wurzel ausgehende Saftdruck, sondern die Transpiration der Blätter hauptsächlich den Saftstrom bewirkt.<ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. 80–84.</ref>
(追記) [[ (追記ここまで)Aristoteles(追記) ]] (追記ここまで) nahm an, dass die Pflanze ihre Nahrung aus der Erde entnimmt und dass diese vollkommen ist, da im Unterschied zu Tieren und zum Menschen keine Exkremente ausgeschieden werden. Diese und andere Auffassungen von Aristoteles wurden über eine sehr lange Zeit nur weitergegeben. Erst 1671 unterzog [[Marcello Malpighi]] die auf Aristoteles zurückgehende Lehre einer Prüfung, wobei er aufgrund von Experimenten zu dem Ergebnis kam, dass der Nahrungssaft in den Blättern durch die Kraft des Sonnenlichts verarbeitet („ausgekocht") wird und erst dadurch das Wachstum bewirken kann. Als (追記) Vorläufer (追記ここまで) der experimentellen (追記) Pflanzenphysiologen (追記ここまで) kann [[Stephen Hales]], ein Schüler [[Isaac Newton]]s, mit seinen ''Vegetable Staticks'' (1727, deutsch: ''Statick der Gewächse'', 1748) gelten. Er stellte als Erster systematische Versuchsreihen zum Wasserhaushalt der Pflanzen ([[Transpiration]]) an und konstatierte, dass nicht der von der Wurzel ausgehende Saftdruck, sondern die Transpiration der Blätter hauptsächlich den Saftstrom bewirkt.<ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. 80–84.</ref>
(削除) Weitere Fortschritte auf diesem Gebiet wurden erst möglich, nachdem in den 1770er Jahren [[Joseph Priestley]] und [[Antoine Laurent de Lavoisier]] entdeckt hatten, dass die Luft [[Sauerstoff]] („Lebensluft") und „Kohlensäure" ([[Kohlenstoffdioxid|Kohlendioxid]]) enthält und dass letztere aus [[Kohlenstoff]] und Sauerstoff besteht. Priestley hatte beobachtet, dass eine brennende Kerze in einem geschlossenen Gefäß die Luft zum Atmen untauglich macht und dass eine eingebrachte Pflanze sie wieder zum Atmen und zum Verbrennen geeignet macht. Dem stand aber das ebenfalls auf Experimente gestützte Postulat [[Carl Wilhelm Scheele]]s gegenüber, dass Pflanzen die Luft verschlechtern. Diesen Widerspruch konnte der (削除ここまで) Arzt [[Jan Ingenhousz]] 1779 (削除) auflösen: (削除ここまで)(削除) Nicht das Wachstum der Pflanze (削除ここまで), (削除) sondern (削除ここまで)(削除) ihre (削除ここまで) grünen Blätter (削除) bilden (削除ここまで) Sauerstoff,(削除) und (削除ここまで) nicht (削除) im (削除ここまで)(削除) Dunkeln, (削除ここまで)(削除) sondern nur im Licht (削除ここまで). Damit hatte Ingenhousz den Zusammenhang von [[Photosynthese]] und [[Atmung]] auf der Ebene des (削除) Gasautauschs (削除ここまで) aufgeklärt. (削除) In einer weiteren Publikation 1796 (削除ここまで) stellte (削除) er (削除ここまで) fest, dass die Pflanze der aufgenommenen Kohlensäure den Kohlenstoff als Nahrung entnimmt und den Sauerstoff „aushaucht".<ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. 84–86.</ref>
(追記) Der (追記ここまで) Arzt [[Jan Ingenhousz]] 1779 (追記) konnte (追記ここまで) (追記) nachweisen (追記ここまで), (追記) dass (追記ここまで) (追記) die (追記ここまで) grünen Blätter (追記) im Licht (追記ここまで) Sauerstoff(追記) bilden (追記ここまで), nicht (追記) aber (追記ここまで) (追記) in (追記ここまで) (追記) Dunkelheit (追記ここまで). Damit hatte Ingenhousz den Zusammenhang von [[Photosynthese]] und [[Atmung]] auf der Ebene des (追記) Gasaustauschs (追記ここまで) aufgeklärt. (追記) Er (追記ここまで) stellte (追記) desweiteren (追記ここまで) fest, dass die Pflanze der aufgenommenen Kohlensäure den Kohlenstoff als Nahrung entnimmt und den Sauerstoff „aushaucht".<ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. 84–86.</ref>
=== 19. und 20. Jahrhundert ===
=== 19. und 20. Jahrhundert ===
(削除) An (削除ここまで)(削除) Ingenhousz (削除ここまで)(削除) schloss (削除ここまで)(削除) Anfang (削除ここまで)(削除) des (削除ここまで) 19. (削除) Jahrhunderts (削除ここまで) [[(削除) Nicolas-Théodore (削除ここまで)(削除) de Saussure (削除ここまで)]](削除) mit Untersuchungen an, (削除ここまで) bei (削除) denen (削除ここまで)(削除) es (削除ここまで)(削除) vor (削除ここまで)(削除) allem (削除ここまで)(削除) um (削除ここまで)(削除) quantitative, (削除ここまで)(削除) also (削除ここまで)(削除) messbare (削除ここまで)(削除) Verhältnisse (削除ここまで)(削除) ging. (削除ここまで)(削除) So (削除ここまで)(削除) stellte (削除ここまで)(削除) er (削除ここまで)(削除) fest, (削除ここまで)(削除) dass die Zunahme (削除ここまで) der (削除) Trockensubstanz (削除ここまで) der (削除) Pflanze (削除ここまで)(削除) höher (削除ここまで)(削除) ist (削除ここまで)(削除) als (削除ここまで)(削除) die (削除ここまで)(削除) Aufnahme (削除ここまで)(削除) von (削除ここまで)(削除) Kohlenstoff (削除ここまで)(削除) aus (削除ここまで)(削除) der (削除ここまで) Luft(削除) , (削除ここまで)(削除) und (削除ここまで)(削除) schloss (削除ここまで)(削除) daraus, (削除ここまで) dass (削除) auch (削除ここまで)(削除) Bestandteile (削除ここまで)(削除) des (削除ここまで)(削除) Wassers (削除ここまで)(削除) gebunden (削除ここまで)(削除) werden. (削除ここまで)(削除) (Nach (削除ここまで)(削除) heutiger (削除ここまで)(削除) Kenntnis (削除ここまで)(削除) das (削除ここまで)(削除) Wasser (削除ここまで)(削除) selbst, das mit Kohlenstoff [[Kohlenhydrate]] bildet (削除ここまで).(削除) ) (削除ここまで)(削除) Dagegen (削除ここまで)(削除) stammt (削除ここまで)(削除) nur (削除ここまで)(削除) ein geringer Teil (削除ここまで) der (削除) Trockensubstanz (削除ここまで)(削除) aus (削除ここまで)(削除) dem (削除ここまで)(削除) Erdboden. (削除ここまで)(削除) Dieser (削除ここまで)(削除) ist (削除ここまで)(削除) dennoch (削除ここまで)(削除) notwendig (削除ここまで), (削除) denn (削除ここまで)(削除) in (削除ここまで)(削除) destilliertem (削除ここまで)(削除) Wasser (削除ここまで)(削除) können (削除ここまで)(削除) Pflanzen (削除ここまで)(削除) nicht (削除ここまで)(削除) normal wachsen (削除ここまで). (削除) Und (削除ここまで)(削除) weiter (削除ここまで)(削除) wies de Saussure (削除ここまで)(削除) nach (削除ここまで), dass (削除) Pflanzen den (削除ここまで) [[(削除) Stickstoff (削除ここまで)]] (削除) in (削除ここまで) der (削除) Luft (削除ここまで)(削除) nicht (削除ここまで)(削除) nutzen (削除ここまで)(削除) können, (削除ここまで)(削除) sondern ihn aus dem (削除ここまで)(削除) Erdboden (削除ここまで)(削除) aufnehmen (削除ここまで)(削除) müssen (削除ここまで).<ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. (削除) 86f (削除ここまで).</ref>
(追記) Neue (追記ここまで) (追記) Erkenntnisse (追記ここまで) (追記) steuerte (追記ここまで) (追記) im (追記ここまで) (追記) frühen (追記ここまで) 19. (追記) Jahrhundert (追記ここまで) [[(追記) Henri (追記ここまで) (追記) Dutrochet (追記ここまで)]] bei(追記) . (追記ここまで) (追記) Dazu (追記ここまで) (追記) gehören (追記ここまで) (追記) seine (追記ここまで) (追記) Untersuchungen (追記ここまで) (追記) zur (追記ここまで) (追記) Bedeutung (追記ここまで) (追記) der (追記ここまで) (追記) [[Osmose]] (追記ここまで) (追記) und (追記ここまで) (追記) zur (追記ここまで) (追記) Funktion (追記ここまで) (追記) der (追記ここまで) (追記) [[Stoma (追記ここまで) (追記) (Botanik)|Spaltöffnungen]] (追記ここまで) (追記) an (追記ここまで) der (追記) Unterseite (追記ここまで) der (追記) Blätter. (追記ここまで) (追記) Er (追記ここまで) (追記) zeigte, (追記ここまで) (追記) dass (追記ここまで) (追記) der (追記ここまで) (追記) [[Extrazellularraum|Interzellularraum]] (追記ここまで) (追記) mancher (追記ここまで) (追記) pflanzlicher (追記ここまで) (追記) Gewebe (追記ここまで) (追記) für (追記ここまで) Luft (追記) durchlässig (追記ここまで) (追記) ist (追記ここまで) (追記) und (追記ここまで) dass (追記) bei (追記ここまで) (追記) [[Teichrosen]] (追記ここまで) (追記) ein (追記ここまで) (追記) Gasaustausch (追記ここまで) (追記) von (追記ここまで) (追記) den (追記ここまで) (追記) Spaltöffnungen (追記ここまで) (追記) bis (追記ここまで) (追記) in (追記ここまで) (追記) die (追記ここまで) (追記) Wurzel (追記ここまで) (追記) erfolgt (追記ここまで). (追記) Auch (追記ここまで) (追記) unterschied (追記ここまで) (追記) er (追記ここまで) (追記) zwischen (追記ここまで) der (追記) durch (追記ここまで) (追記) Osmose (追記ここまで) (追記) bedingten (追記ここまで) (追記) Saftströmung, (追記ここまで) (追記) die (追記ここまで) (追記) Mariotte (追記ここまで) (追記) untersucht (追記ここまで) (追記) hatte (追記ここまで), (追記) und (追記ここまで) (追記) dem (追記ここまで) (追記) von (追記ここまで) (追記) Hales (追記ここまで) (追記) untersuchten (追記ここまで) (追記) Aufstieg (追記ここまで) (追記) des (追記ここまで) (追記) Saftes (追記ここまで). (追記) Ebenso (追記ここまで) (追記) machte (追記ここまで) (追記) er (追記ここまで) (追記) klar (追記ここまで), dass (追記) die (追記ここまで) [[(追記) Plasmaströmung (追記ここまで)]] (追記) innerhalb (追記ここまで) der (追記) Zellen (追記ここまで) (追記) mit (追記ここまで) (追記) dem (追記ここまで) (追記) Saftaufstieg (追記ここまで) (追記) nichts (追記ここまで) (追記) zu (追記ここまで) (追記) tun (追記ここまで) (追記) hat (追記ここまで).<ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. (追記) 87–89 (追記ここまで).</ref>
Diesen experimentellen Untersuchungen standen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend [[Spekulation|spekulative]] Anschauungen gegenüber, wonach die (追記) physiologischen Prozesse (追記ここまで) auf einer „Lebenskraft" beruhen ([[Vitalismus]]) und Lebendes nur aus Lebendem hervorgehen kann. Dazu gehörte die auf Aristoteles zurückgehende [[Humustheorie]], die besonders von [[Albrecht Thaer]] vertreten wurde und postulierte, dass die Pflanze sich vom [[Humus]] ernährt. Derartige Vorstellungen blieben trotz der Untersuchungen von de Saussure und Anderen noch jahrzehntelang vorherrschend. Die Wende brachte eine Arbeit von [[Justus von Liebig]] (1840), in der er eine ''Mineraltheorie'' formulierte und diese durch die Verwendung mineralischen Düngers in landwirtschaftlichen Versuchen untermauerte. Liebig nahm allerdings fälschlich an, dass die Pflanze den Stickstoff aus der Atmosphäre entnehme, was [[Jean-Baptiste Boussingault]] (1843/44) widerlegte. Nachdem ihm aufgefallen war, dass Pflanzen besonders gut auf Parzellen wachsen, die im Jahr zuvor mit [[Hülsenfrüchtler]]n (Leguminosen) bestellt waren, wies Boussingault nach, dass diese (anders als Getreide) Luftstickstoff assimilieren können. Erst 1888 wurde klar, dass dies eine Leistung von Bakterien in den Wurzelknöllchen der Leguminosen ist.<ref(追記) name=" Ilse Jahn " (追記ここまで)>(追記) (追記ここまで)[[Ilse Jahn]] (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie''. 3. Aufl., Sonderausgabe Nikol, Hamburg 2004, S. 319f.</ref>(追記) <ref name=" Kutschera Buch " /> (追記ここまで)
Viele neue Erkenntnisse steuerte im frühen 19. Jahrhundert [[Henri Dutrochet]] bei. Dazu gehören seine Untersuchungen zur Bedeutung der [[Osmose]] und zur Funktion der [[Stoma (Botanik)|Spaltöffnungen]] an der Unterseite der Blätter. Er zeigte, dass der [[Extrazellularraum|Interzellularraum]] mancher pflanzlicher Gewebe für Luft durchlässig ist und dass bei [[Teichrosen]] ein Gasaustausch von den Spaltöffnungen bis in die Wurzel erfolgt (wobei hier die Spaltöffnungen ausnahmsweise an der Oberseite der Schwimmblätter sitzen). Auch unterschied er zwischen der durch Osmose bedingten Saftströmung, die Mariotte untersucht hatte, und dem von Hales untersuchten Aufstieg des Saftes. Ebenso machte er klar, dass die [[Plasmaströmung]] innerhalb der Zellen mit dem Saftaufstieg nichts zu tun hat.<ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. 87–89.</ref>
Der bedeutendste Pflanzenphysiologe(追記) und Begründer dieser Disziplin (追記ここまで) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war [[Julius Sachs]].(追記) <ref name="150 year" /><ref name="plantsignalbehavier" /><ref name=" Kutschera Buch " /> (追記ここまで) Er führte die [[Hydrokultur]] ein, um die Funktion der Wurzel zu untersuchen und zu ermitteln, welche chemischen Elemente für das Pflanzenwachstum im Wurzelraum notwendig sind. Dabei entdeckte er, dass das Wasser und die Nährstoffe durch die feinen [[Rhizodermis#Wurzelhaare|Wurzelhaare]] aufgenommen werden. Weiter identifizierte er die [[Stärke]] als Produkt der Photosynthese und fand heraus, dass sie am Tag (im Licht) in den [[Chloroplast]]en angereichert und in der Nacht (im Dunkeln) wieder abgebaut wird. Bei der Keimung stärkehaltiger Samen untersuchte er den Abbau der Stärke, und er wies nach, dass Schließzellen und Wurzelspitzen auch dann Stärke enthalten, wenn sie in anderen Teilen der Pflanze verschwunden ist. Große Bedeutung erlangten seine Lehrbücher der Botanik und der Pflanzenphysiologie, auch als englische Übersetzungen.(追記) <ref name="150 year" /><ref name="plantsignalbehavier" /><ref name=" Ilse Jahn " /> (追記ここまで)<ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. 206–211.</ref>
Diesen experimentellen Untersuchungen standen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend [[Spekulation|spekulative]] Anschauungen gegenüber, wonach die (削除) Lebensprozesse (削除ここまで) auf einer „Lebenskraft" beruhen ([[Vitalismus]]) und Lebendes nur aus Lebendem hervorgehen kann. Dazu gehörte die auf Aristoteles zurückgehende [[Humustheorie]], die besonders von [[Albrecht Thaer]] vertreten wurde und postulierte, dass die Pflanze sich vom [[Humus]] ernährt. Derartige Vorstellungen blieben trotz der Untersuchungen von de Saussure und Anderen noch jahrzehntelang vorherrschend. Die Wende brachte eine Arbeit von [[Justus von Liebig]] (1840), in der er eine ''Mineraltheorie'' formulierte und diese durch die Verwendung mineralischen Düngers in landwirtschaftlichen Versuchen untermauerte. Liebig nahm allerdings fälschlich an, dass die Pflanze den Stickstoff aus der Atmosphäre entnehme, was [[Jean-Baptiste Boussingault]] (1843/44) widerlegte. Nachdem ihm aufgefallen war, dass Pflanzen besonders gut auf Parzellen wachsen, die im Jahr zuvor mit [[Hülsenfrüchtler]]n (Leguminosen) bestellt waren, wies Boussingault nach, dass diese (anders als Getreide) Luftstickstoff assimilieren können. Erst 1888 wurde klar, dass dies eine Leistung von Bakterien in den Wurzelknöllchen der Leguminosen ist.<ref>[[Ilse Jahn]] (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie''. 3. Aufl., Sonderausgabe Nikol, Hamburg 2004, S. 319f.</ref>
Der bedeutendste Pflanzenphysiologe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war [[Julius Sachs]]. Er führte die [[Hydrokultur]] ein, um die Funktion der Wurzel zu untersuchen und zu ermitteln, welche chemischen Elemente für das Pflanzenwachstum im Wurzelraum notwendig sind. Dabei entdeckte er, dass das Wasser und die Nährstoffe durch die feinen [[Rhizodermis#Wurzelhaare|Wurzelhaare]] aufgenommen werden. Weiter identifizierte er die [[Stärke]] als Produkt der Photosynthese und fand heraus, dass sie am Tag (im Licht) in den [[Chloroplast]]en angereichert und in der Nacht (im Dunkeln) wieder abgebaut wird. Bei der Keimung stärkehaltiger Samen untersuchte er den Abbau der Stärke, und er wies nach, dass Schließzellen und Wurzelspitzen auch dann Stärke enthalten, wenn sie in anderen Teilen der Pflanze verschwunden ist. Große Bedeutung erlangten seine Lehrbücher der Botanik und der Pflanzenphysiologie, auch als englische Übersetzungen.<ref>Karl Mägdefrau: ''Geschichte der Botanik''. Gustav Fischer, Stuttgart 1973. S. 206–211.</ref>
Im späten 19. Jahrhundert verlagerte sich das Interesse der Pflanzenphysiologen zunehmend auf die Ebene der Zelle, vor allem dank der Arbeiten [[Wilhelm Pfeffer]]s, der den [[Protoplast]]en, das Innere der Pflanzenzelle (ohne die [[Zellwand]]), als den pflanzlichen „Elementarorganismus" bezeichnete und von diesem und seinen Teilen her die Physiologie erforschen wollte. Parallel dazu ging die bislang nur beschreibende und vergleichende [[Morphologie (Biologie)|Morphologie]] teils in eine „[[Kausalität|kausale]] Morphologie" über, die auf experimentellem Weg nach den Ursachen pflanzlicher Formbildung suchte. Hier wurde [[Karl von Goebel]] der bedeutendste Vertreter. Ebenso traten in der [[Phytotomie|Anatomie]], der Untersuchung der Gewebe, kausale Fragestellungen in den Vordergrund, vor allem durch [[Gottlieb Haberlandt]].<ref>[[Ilse Jahn]] (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie''. 3. Aufl., Sonderausgabe Nikol, Hamburg 2004, S. 499–501.</ref>
Im späten 19. Jahrhundert verlagerte sich das Interesse der Pflanzenphysiologen zunehmend auf die Ebene der Zelle, vor allem dank der Arbeiten [[Wilhelm Pfeffer]]s, der den [[Protoplast]]en, das Innere der Pflanzenzelle (ohne die [[Zellwand]]), als den pflanzlichen „Elementarorganismus" bezeichnete und von diesem und seinen Teilen her die Physiologie erforschen wollte. Parallel dazu ging die bislang nur beschreibende und vergleichende [[Morphologie (Biologie)|Morphologie]] teils in eine „[[Kausalität|kausale]] Morphologie" über, die auf experimentellem Weg nach den Ursachen pflanzlicher Formbildung suchte. Hier wurde [[Karl von Goebel]] der bedeutendste Vertreter. Ebenso traten in der [[Phytotomie|Anatomie]], der Untersuchung der Gewebe, kausale Fragestellungen in den Vordergrund, vor allem durch [[Gottlieb Haberlandt]].<ref>[[Ilse Jahn]] (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie''. 3. Aufl., Sonderausgabe Nikol, Hamburg 2004, S. 499–501.</ref>
=== Bedeutung heute ===
In der durch Pfeffer angestoßenen Richtung erlebte die pflanzenphysiologische Forschung im 20. Jahrhundert einen enormen Aufschwung; die Zahl der jährlich erscheinenden Publikationen vervielfachte sich. Im Kontext der neuen Konzepte der [[Quantenphysik]] kam in den 1930er Jahren eine Diskussion über mögliche Grenzen der kausalen Erklärbarkeit der Lebensprozesse auf, die namentlich durch die [[Theoretische Physik|theoretischen Physiker]] [[Pascual Jordan]] und [[Niels Bohr]] angeregt wurde. Jordan formulierte eine ''Verstärkertheorie der Organismen'', wonach das unvorhersehbare Verhalten von [[Elektron]]en, wie es bei quantenphysikalischen Experimenten auftritt, in den Zellen wie in einem Verstärker eine [[Heisenbergsche Unschärferelation|Unbestimmtheit]] makrophysikalischer Ereignisse und somit der Lebensprozesse bedinge. Bohr übertrug mit ähnlichen Konsequenzen das von ihm aufgestellte [[Komplementaritätsprinzip]] auf die Biologie. Dagegen traten besonders [[Erwin Bünning]] und [[Erwin Schrödinger]] auf. Durch die Fortschritte der [[Biochemie]] und die Begründung der [[Molekularbiologie]] in den 1950er Jahren verloren diese Spekulationen ihre Plausibilität. Ausschlaggebend waren dabei nicht theoretische Erwägungen oder neue Konzepte, sondern zahlreiche neue experimentelle Techniken.<ref>[[Ilse Jahn]] (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie''. 3. Aufl., Sonderausgabe Nikol, Hamburg 2004, S. 502–508.</ref>
====Grundlagen des Zellstoffwechsels====
In der durch Pfeffer angestoßenen Richtung erlebte die pflanzenphysiologische Forschung im 20. Jahrhundert einen enormen Aufschwung; die Zahl der jährlich erscheinenden Publikationen vervielfachte sich. Naturforscher wie [[Erwin Bünning]] und [[Erwin Schrödinger]] ergründeten die systembiologischen Grundlagen des Zellstoffwechsels. Durch die Fortschritte der [[Biochemie]] und die Begründung der [[Molekularbiologie]] in den 1950er Jahren konnten u. a. die Mechanismen der Photosynthese erforscht werden. Ausschlaggebend waren dabei nicht nur theoretische Erwägungen oder neue Konzepte, sondern insbesondere zahlreiche neue experimentelle Techniken.<ref name=" Ilse Jahn 502-508 "> [[Ilse Jahn]] (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie''. 3. Aufl., Sonderausgabe Nikol, Hamburg 2004, S. 505-508.</</ref>
====Systembiologie und globale Photosynthese====
Mit der Etablierung der Ackerschmalwand ([[Arabidopsis thaliana]]) als Modellorganismus und der Sequenzierung des Genoms dieses „Unkrauts" (1990) konnte die Pflanzenphysiologie zu einem Teilgebiet der Systembiologie ausgebaut werden.<ref name="150 year " /><ref name=" plantsignalbehavier " /><ref name=" Kutschera Buch " /> Diese reformierte Sicht der Biowissenschaften basiert auf dem Grundsatz, den Organismus als Ganzes (Phänotyp), einschließlich seiner Mikroben (bakterielle Symbionten usw.), zu verstehen. Aktuelle pflanzenphysiologische Themen reichen von der Erforschung der Stammzellen-Dynamik über Analysen von Auferstehungspflanzen, dem Wassertransport unter Berücksichtigung synthetischer Bäume, dem Stofftransport auf Grundlage Herz-artiger molekularer Pumpen, der Genomanalytik und Epigenetik, der Sex-Gender-Problematik, der Hormon- und Schattenvermeidungs-Physiologie, den kommunizierenden Pilzwurzeln, der Stickstoffversorgung mit Bezug zur Welternährung, dem Tier-ähnlichen Pflanzenverhalten, bis zur Ergründung der globalen Photosynthese. Hierbei wird der [[Klimawandel]], wie auch die [[Grüne Gentechnik]] und die Frage bezüglich einer [[Pflanzenintelligenz]] in experimentelle wie theoretische Analysen einbezogen.<ref name=" Ilse Jahn 502-508 "/><ref name="Kutschera Buch 2"> Ulrich Kutschera: Physiologie der Pflanzen. Sensible Gewächse in Aktion. LIT-Verlag, Berlin, 2019, S. 633–662.</ref><ref name=" Video Physiologie der Pflanzen "> [https://www.youtube.com/watch?v=vUAM-houLQI YouTube-Video Physiologie der Pflanzen. 1.: Lebende Sonnenkraftwerke mit Herz ohne Seele, 2018 ] </ref>
* Lincoln Taiz, Eduardo Zeiger, Ian Max Møller, Angus Murphy: ''Fundamentals of Plant Physiology''. Sinauer, 2018.
* Lincoln Taiz, Eduardo Zeiger, Ian Max Møller, Angus Murphy: ''Fundamentals of Plant Physiology''. Sinauer, 2018.
Version vom 26. November 2018, 11:20 Uhr
Julius Sachs 1832-1897
Die Pflanzenphysiologie ist die Wissenschaft von den Lebensvorgängen (Physiologie) der Gewächse. Ein zentraler pflanzlicher Prozess ist die Photosynthese, welche die Primärnahrung und den Sauerstoff hervorbringt. Außerdem werden Zellatmung, Wachstums, Differenzierung, Reaktionen auf Umweltreize, Stofftransporte und die Kommunikation zwischen Zellen und Geweben der Organismen untersucht. Die 1865 von Julius Sachs etablierte Pflanzenphysiologie wurde 2015 als „Systembiologiephotoautotropher Organismen (Pflanzen, Algen, Cyanobakterien)" definiert.[1][2]
Bewegungs- oder Reizphysiologie: Reaktionen auf Reize aus der Umgebung,
Allelophysiologie: Interaktion mit anderen Organismen,
Ökophysiologie: Einbettung in den Lebensraum.
Das aktuelle Lehrbuch Physiologie der Pflanzen basiert hingegen auf einem systembiologischen Ansatz, der die grünen Organismen als von Bakterien besiedelten Holobionten interpretiert.[4]
Geschichte
Antike bis 18. Jahrhundert
Die frühesten Beobachtungen zur Physiologie der Pflanzen sind uns aus der Antike überliefert. [5]
Aristoteles nahm an, dass die Pflanze ihre Nahrung aus der Erde entnimmt und dass diese vollkommen ist, da im Unterschied zu Tieren und zum Menschen keine Exkremente ausgeschieden werden. Diese und andere Auffassungen von Aristoteles wurden über eine sehr lange Zeit nur weitergegeben. Erst 1671 unterzog Marcello Malpighi die auf Aristoteles zurückgehende Lehre einer Prüfung, wobei er aufgrund von Experimenten zu dem Ergebnis kam, dass der Nahrungssaft in den Blättern durch die Kraft des Sonnenlichts verarbeitet („ausgekocht") wird und erst dadurch das Wachstum bewirken kann. Als Vorläufer der experimentellen Pflanzenphysiologen kann Stephen Hales, ein Schüler Isaac Newtons, mit seinen Vegetable Staticks (1727, deutsch: Statick der Gewächse, 1748) gelten. Er stellte als Erster systematische Versuchsreihen zum Wasserhaushalt der Pflanzen (Transpiration) an und konstatierte, dass nicht der von der Wurzel ausgehende Saftdruck, sondern die Transpiration der Blätter hauptsächlich den Saftstrom bewirkt.[6]
Der Arzt Jan Ingenhousz 1779 konnte nachweisen, dass die grünen Blätter im Licht Sauerstoff bilden, nicht aber in Dunkelheit. Damit hatte Ingenhousz den Zusammenhang von Photosynthese und Atmung auf der Ebene des Gasaustauschs aufgeklärt. Er stellte desweiteren fest, dass die Pflanze der aufgenommenen Kohlensäure den Kohlenstoff als Nahrung entnimmt und den Sauerstoff „aushaucht".[7]
19. und 20. Jahrhundert
Neue Erkenntnisse steuerte im frühen 19. Jahrhundert Henri Dutrochet bei. Dazu gehören seine Untersuchungen zur Bedeutung der Osmose und zur Funktion der Spaltöffnungen an der Unterseite der Blätter. Er zeigte, dass der Interzellularraum mancher pflanzlicher Gewebe für Luft durchlässig ist und dass bei Teichrosen ein Gasaustausch von den Spaltöffnungen bis in die Wurzel erfolgt. Auch unterschied er zwischen der durch Osmose bedingten Saftströmung, die Mariotte untersucht hatte, und dem von Hales untersuchten Aufstieg des Saftes. Ebenso machte er klar, dass die Plasmaströmung innerhalb der Zellen mit dem Saftaufstieg nichts zu tun hat.[8]
Diesen experimentellen Untersuchungen standen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend spekulative Anschauungen gegenüber, wonach die physiologischen Prozesse auf einer „Lebenskraft" beruhen (Vitalismus) und Lebendes nur aus Lebendem hervorgehen kann. Dazu gehörte die auf Aristoteles zurückgehende Humustheorie, die besonders von Albrecht Thaer vertreten wurde und postulierte, dass die Pflanze sich vom Humus ernährt. Derartige Vorstellungen blieben trotz der Untersuchungen von de Saussure und Anderen noch jahrzehntelang vorherrschend. Die Wende brachte eine Arbeit von Justus von Liebig (1840), in der er eine Mineraltheorie formulierte und diese durch die Verwendung mineralischen Düngers in landwirtschaftlichen Versuchen untermauerte. Liebig nahm allerdings fälschlich an, dass die Pflanze den Stickstoff aus der Atmosphäre entnehme, was Jean-Baptiste Boussingault (1843/44) widerlegte. Nachdem ihm aufgefallen war, dass Pflanzen besonders gut auf Parzellen wachsen, die im Jahr zuvor mit Hülsenfrüchtlern (Leguminosen) bestellt waren, wies Boussingault nach, dass diese (anders als Getreide) Luftstickstoff assimilieren können. Erst 1888 wurde klar, dass dies eine Leistung von Bakterien in den Wurzelknöllchen der Leguminosen ist.[9][4]
Der bedeutendste Pflanzenphysiologe und Begründer dieser Disziplin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Julius Sachs.[1][2][4] Er führte die Hydrokultur ein, um die Funktion der Wurzel zu untersuchen und zu ermitteln, welche chemischen Elemente für das Pflanzenwachstum im Wurzelraum notwendig sind. Dabei entdeckte er, dass das Wasser und die Nährstoffe durch die feinen Wurzelhaare aufgenommen werden. Weiter identifizierte er die Stärke als Produkt der Photosynthese und fand heraus, dass sie am Tag (im Licht) in den Chloroplasten angereichert und in der Nacht (im Dunkeln) wieder abgebaut wird. Bei der Keimung stärkehaltiger Samen untersuchte er den Abbau der Stärke, und er wies nach, dass Schließzellen und Wurzelspitzen auch dann Stärke enthalten, wenn sie in anderen Teilen der Pflanze verschwunden ist. Große Bedeutung erlangten seine Lehrbücher der Botanik und der Pflanzenphysiologie, auch als englische Übersetzungen.[1][2][9][10]
Im späten 19. Jahrhundert verlagerte sich das Interesse der Pflanzenphysiologen zunehmend auf die Ebene der Zelle, vor allem dank der Arbeiten Wilhelm Pfeffers, der den Protoplasten, das Innere der Pflanzenzelle (ohne die Zellwand), als den pflanzlichen „Elementarorganismus" bezeichnete und von diesem und seinen Teilen her die Physiologie erforschen wollte. Parallel dazu ging die bislang nur beschreibende und vergleichende Morphologie teils in eine „kausale Morphologie" über, die auf experimentellem Weg nach den Ursachen pflanzlicher Formbildung suchte. Hier wurde Karl von Goebel der bedeutendste Vertreter. Ebenso traten in der Anatomie, der Untersuchung der Gewebe, kausale Fragestellungen in den Vordergrund, vor allem durch Gottlieb Haberlandt.[11]
Bedeutung heute
Grundlagen des Zellstoffwechsels
In der durch Pfeffer angestoßenen Richtung erlebte die pflanzenphysiologische Forschung im 20. Jahrhundert einen enormen Aufschwung; die Zahl der jährlich erscheinenden Publikationen vervielfachte sich. Naturforscher wie Erwin Bünning und Erwin Schrödinger ergründeten die systembiologischen Grundlagen des Zellstoffwechsels. Durch die Fortschritte der Biochemie und die Begründung der Molekularbiologie in den 1950er Jahren konnten u. a. die Mechanismen der Photosynthese erforscht werden. Ausschlaggebend waren dabei nicht nur theoretische Erwägungen oder neue Konzepte, sondern insbesondere zahlreiche neue experimentelle Techniken.[12]
Systembiologie und globale Photosynthese
Mit der Etablierung der Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) als Modellorganismus und der Sequenzierung des Genoms dieses „Unkrauts" (1990) konnte die Pflanzenphysiologie zu einem Teilgebiet der Systembiologie ausgebaut werden.[1][2][4] Diese reformierte Sicht der Biowissenschaften basiert auf dem Grundsatz, den Organismus als Ganzes (Phänotyp), einschließlich seiner Mikroben (bakterielle Symbionten usw.), zu verstehen. Aktuelle pflanzenphysiologische Themen reichen von der Erforschung der Stammzellen-Dynamik über Analysen von Auferstehungspflanzen, dem Wassertransport unter Berücksichtigung synthetischer Bäume, dem Stofftransport auf Grundlage Herz-artiger molekularer Pumpen, der Genomanalytik und Epigenetik, der Sex-Gender-Problematik, der Hormon- und Schattenvermeidungs-Physiologie, den kommunizierenden Pilzwurzeln, der Stickstoffversorgung mit Bezug zur Welternährung, dem Tier-ähnlichen Pflanzenverhalten, bis zur Ergründung der globalen Photosynthese. Hierbei wird der Klimawandel, wie auch die Grüne Gentechnik und die Frage bezüglich einer Pflanzenintelligenz in experimentelle wie theoretische Analysen einbezogen.[12][13][14]