„Kirchseeon" – Versionsunterschied
Version vom 12. Oktober 2015, 09:10 Uhr
Kirchseeon ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Ebersberg.
Geografie
Kirchseeon liegt in der Region München im Alpenvorland in einer eiszeitlichen Moränenlandschaft am Südrand des Ebersberger Forstes rund 26 km östlich der Landeshauptstadt München, 7 km nordwestlich von Grafing, 31 km südlich von Erding und 7 km von der Kreisstadt Ebersberg entfernt. Eine gute Verkehrsanbindung ist durch die Bundesstraße 304 und die Bahnstrecke München-Rosenheim gewährleistet. Zum Flughafen München sind es etwa 46 km und zur A 99 (Anschlussstelle Haar) 12 km.
Gemeindegliederung
Der Markt Kirchseeon besteht aus der Hauptortschaft und folgenden Ortsteilen:
- Buch
- Diana (Forsthaus)
- Eglharting
- Forstseeon
- Ilching
- Kirchseeon-Dorf
- Neukirch
- Osterseeon
- Riedering
Nachbargemeinden
Geschichte
Buch ist der älteste Ortsteil der Gemeinde Kirchseeon, der schon 809 erstmals urkundlich erwähnt wurde. 842 wird ein Ort namens Sevun erstmals urkundlich erwähnt. Der Name Chirichsewe erscheint erstmals im 14. Jahrhundert. Kloster Ebersberg unterhielt in Kirchseeon bis zur Säkularisation ein kleines Nebenkloster. Das heutige Zentrum Kirchseeons entstand 1868, als die Eisenbahn von München nach Rosenheim gebaut wurde und im dichten Wald zwischen den Dörfern Kirchseeon und Eglharting eine Fabrik zur Herstellung der benötigten Schwellen errichtet wurde. Die dadurch neu entstandene Siedlung entwickelte sich rasch. Als nach einer Naturkatastrophe 1889 ein Großteil der umliegenden ausgedehnten Waldungen dem Fraß des Nonnenschmetterlings zum Opfer fiel und nicht nur das Schwellenwerk erweitert, sondern noch mehrere Privatsägen erbaut wurden, überflügelte die Einwohnerzahl die der anderen Ortsteile. Am 28. März 1939 wurde die 1818 entstandene bisherige Gemeinde Eglharting, zu der Kirchseeon gehört hatte, in die Gemeinde Kirchseeon umbenannt.[2] Ortsteile waren auch noch die Dörfer Buch und Kirchseeon-Dorf sowie die Weiler Forst- und Osterseeon, Neukirch, Ilching und Riedering. Gleichzeitig erfolgte kirchlicherseits die Erhebung zu einer Pfarrkuratie. Die Neoromanische Pfarrkirche St. Joseph (Arbeiterpatron) wurde äußerlich stark an die Münchener Basilika St. Benno angelehnt. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bedingt durch die Nähe zu den Schwellenwerken, erfolgte anschließend eine sehr vereinfachte Erneuerung. 1959 wurde der Ort zum Markt erhoben. Da auch die Einwohnerzahl von Eglharting stark angestiegen war, wurde im Januar 1973 die „Erlöserkirche" in Eglharting geweiht. 1974 wurde ein neues Rathaus fertiggestellt.
Politik
Gemeinderat
Die Kommunalwahl vom 16. März 2014 führte zu folgender Sitzverteilung im Gemeinderat von Kirchseeon:[4]
Zusätzlich gehört dem Gemeinderat der Erste Bürgermeister an.
Bürgermeister
Erster Bürgermeister von Kirchseeon ist seit 2002 Udo Ockel. Er wurde bei der Kommunalwahl von 2014 mit 52,3 % der gültigen Stimmen erneut im Amt bestätigt.
Wappen
Die Wappenbeschreibung lautet: In Grün zwischen zwei bewurzelten goldenen Nadelbäumen ein silberner Nonnenschmetterling.
Siedlungsstruktur
Nach dem Zweiten Weltkrieg sind durch die einsetzende Bebauung vor allem mit einzelstehenden Häusern die bis dahin isolierten Ortsteile Eglharting, Kirchseeon und Kirchseeon-Dorf entlang der Bundesstraße 304 (München-Wasserburg) zu einem Markt mit einem Ortskern in Kirchseeon-Bahnhof und einem Unterkern in Eglharting verschmolzen. In beiden Zentren finden sich Supermärkte, im Ortsteil Kirchseeon findet sich eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Geschäfte.
Entlang der B 304 und der viergleisigen Bahnlinie sind die Grundstücke Verkehrslärm ausgesetzt, im Gegensatz dazu sind die Randgebiete sehr ruhig.
Wirtschaft und Infrastruktur
Bildungseinrichtungen
- In Kirchseeon und den Ortsteilen gibt es fünf Kindergärten und zwei Horte.
- Des Weiteren gibt es eine Volksschule mit jeweils einem Gebäude im Ortsteil Kirchseeon und Eglharting.
- Das Gymnasium wurde am 16. September 2008 eröffnet.
- Die Zentrale des Berufsförderungswerks München mit Internatsgebäude befindet sich in Kirchseeon.
- Ein Berufsbildungswerk gibt es im Ortsteil Kirchseeon-Dorf
Feuerwehr
Die Gemeinde Kirchseeon verfügt über vier Freiwillige Feuerwehren: FF Kirchseeon Markt, FF Kirchseeon-Dorf, FF Eglharting und FF Buch.
Verkehr
Straßenverkehr
Die Gemeinde Kirchseeon liegt an der Bundesstraße 304.
Eisenbahn
Durch die Gemeinde Kirchseeon verläuft südlich der Ortsmitte die Bahnstrecke München–Rosenheim. Die Bahnstrecke wurde am 15. Oktober 1871 eröffnet, gleichzeitig ging der Bahnhof Kirchseeon in Betrieb.[5] Aufgrund der wichtigen Bedeutung als Fernverkehrslinie in Richtung Süden und Südosten wurde die Bahnstrecke nach Rosenheim schon 1892 zweigleisig ausgebaut. 1897 wurde das östliche Vorortbahnnetz der Stadt München ausgebaut, dabei wurde der ebenfalls im Gemeindegebiet liegende Haltepunkt Eglharting, der am 1. Mai 1897 eröffnet wurde, eingerichtet. Im Ort befand sich außerdem ein Schwellenwerk, welches bis zum Ersten Weltkrieg über einen Gleisanschluss verfügte.[6] Im Jahr 1927 folgte die Elektrifizierung der Strecke, der Bahnhof Kirchseeon war trotz den zahlreichen Schnellzügen auf der Strecke nur durch einfache Personenzüge an München und Grafing angeschlossen.[7] Seit der Inbetriebnahme des Münchner S-Bahn-Netzes besteht von Kirchseeon aus ein 40-Minutentakt, seit dem 4-gleisigen Ausbau ein 20-Minuten-Takt nach München. Die Halte der Regionalverkehrszüge von München nach Rosenheim wurden jedoch ab 1972 aufgegeben. Heute besitzt der Bahnhof neben einem Empfangsgebäude den Hausbahnsteig und einen Seitenbahnsteig für den S-Bahn-Verkehr.[6] [8]
Der Bahnhof Kirchseeon wird heute im 20-Minutentakt von Zügen der S-Bahn-Linie S4, die von Geltendorf über Buchenau, Fürstenfeldbruck, München, Vaterstetten, Zorneding, Kirchseeon, Grafing nach Ebersberg führt (Stand Februar 2013), bedient. In der Hauptverkehrszeit wird der Takt durch einzelne Fahrten der S-Bahn-Linie S6 von Tutzing über Starnberg, München, Zorneding und Kirchseeon nach Grafing Bahnhof verstärkt.
Öffentlicher Nahverkehr
Die Gemeinde Kirchseeon liegt im Verbundgebiet des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV). Die Gemeinde ist nur an eine Buslinie des Verkehrsverbunds angeschlossen. Diese trägt die Liniennummer 442 und beginnt in Ebersberg. Die Buslinie verbindet von Ebersberg aus die nördlichen Ortsteile von Kirchseeon. Neben dem Bahnhof Kirchseeon wird der Haltepunkt in Eglharting bedient, von dort führt die Buslinie weiter nach Buch.
Kultur
Bauwerke
Entlang der Koloniestrasse in Kirchseeon befindet sich die Eisenbahnersiedlung, auch Schwellenfabrikarbeitersiedlung genannt, die zwischen 1905 und 1906 errichtet wurde und aus sieben einzeln stehenden Mehrfamilienhäusern besteht. Die Wohnungsbewohner der Siedlung erhielten jeder einen Anteil Garten zur Selbstversorgung. Die Eisenbahnersiedlung steht seit 2013 unter Denkmalschutz. Der Strassenname geht auf die „Kolonisten" zurück, Holzfäller-Familien, die um 1800 aus dem Bayerischen Wald kommend in Kirchseeon angesiedelt wurden.[9] [10]
Regelmäßige Veranstaltungen
- Josefi-Markt (Letzter Sonntag im März)
- Walpurgisnacht der Kirchseeoner Hexen (30. April)
- Maifeiertag am 1. Mai mit jährlichem Aufstellen eines Maibaums in einem der Ortsteile
- Weinfest Buch der SG Edelweiß Buch (Juni)
- Kathrein-Markt (Letztes Wochenende im November)
- Perchtenlauf (An den Wochenenden im Dezember)
- Heimatmuseum von Oktober bis März, jeweils 2. Sonntag des Monats von 14 bis 16 Uhr
Persönlichkeiten
- Gregor Ebner, ärztlicher Leiter der SS-Organisation Lebensborn, die für „Arisierung" und Verschleppung von Kindern aus den besetzten osteuropäischen Ländern verantwortlich war.
- Sepp Viellechner, Volksmusiksänger
- Ludwig Waldleitner, Filmproduzent
- Hans Reupold, Günther Lohmeier, Texter und Komponisten (Schariwari)
- Ursula Bittner, von 1990 bis 2002 1. Bürgermeisterin des Marktes Kirchseeon; seit 2003 Bezirksrätin und seit 2008 stellvertretende Präsidentin des Bezirkstags Oberbayern
- Michael Winter, Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking
Sehenswertes
- Kirchseeon liegt direkt am Wildpark Ebersberg
Weblinks
- Homepage Markt Kirchseeon
- Eintrag zum Wappen von Kirchseeon in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
Einzelnachweise
- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Fehler in Vorlage:Literatur – *** Werte ungültig; Autor= mit Klammer (Hrsg.); dafür Hrsg= verwenden Seite 454
- ↑ Kommunalwahlen in Bayern. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung; abgerufen im 1. Januar 1
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung
- ↑ Bufe Siegfried: Hauptbahn München–Salzburg. Bufe-Fachbuchverlag, Egglham 1995, ISBN 3-922138-57-8.
- ↑ a b Reinhard Pospischil, Ernst Rudolph: S-Bahn München. Alba, Düsseldorf 1997, ISBN 3-87094-358-0.
- ↑ Armin Franzke, Josef Mauerer: 1860-2010: 150 Jahre Bahnstrecke Rosenheim – Salzburg. PB Service, München 2010, ISBN 978-3-9812639-2-3, S. 27 f.
- ↑ Siegfried Bufe: Hauptbahn München–Salzburg, Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1995, ISBN 3-922138-57-8.
- ↑ Denkmalschutz: Licht, Luft und Gartenanteil. In: Merkur-Online vom 27. August 2013
- ↑ Corinna Erhard: Die Eisenbahnersiedlung (Reihe: Unsere Denkmäler). In: Münchner Merkur, 20. September 2013, S. 12