„Stent" – Versionsunterschied
Version vom 10. März 2006, 00:11 Uhr
Ein Stent ist ein medizinisches Implantat, das in Blutgefäße, Gallenwege, in die Luftröhre oder die Speiseröhre eingebracht wird, um die Wand ringsum abzustützen. Es handelt sich um ein kleines Gittergerüst in Röhrchenform aus Metall oder Kunststoff. Verwendung finden Stents in den Herzkranzgefäßen, um nach deren Aufdehnung (PTCA) einen erneuten Verschluss zu verhindern. In der Krebsbehandlung dienen Stents dazu, durch bösartige Tumoren verursachte Verengungen von Atemwegen, Gallenwegen oder der Speiseröhre nach einer Aufdehnung offenzuhalten.
Problematik
Ein Stent ist ein Implantat, das in Arterien eingebracht wird, um die Wand radial nach außen abzustützen. Es handelt sich um kleine Gittergerüste in Röhrchenform aus Metall
Problematisch ist bei dem Einsatz von Stents, dass sie in 20-30% aller Fälle durch Neubildung von Gewebe (Restenosierung) verschlossen werden. Um dies zu verhindern, werden seit einiger Zeit Stents mit Medikamenten oder Radionukliden beschichtet. Hierbei entstehen unerwünschte Nebenwirkungen, wie z. B. das Auswaschen von Medikamenten oder Radionukliden in den Blutkreislauf. Um dies zu verhindern, werden Techniken wie die Ionenimplantation oder auch Aktivierung des Grundmaterials (Neutronenaktivierung) verwendet, um eine feste Haftung der Radionuklide zu erreichen. Auch besteht die Möglichkeit, über ein radioaktives Präparat, welches über den Katheter kurzzeitig (ca. 5-10 min) an die Stelle des Stents gebracht wird (Afterloading), das Zellwachstum zu bremsen. Da diese Methode hohe Strahlendosen benötigt (bis 60 Gray/h), entstehen aufgrund des aufwändigeren Strahlenschutzes hohe Kosten. Zur Verhinderung einer Restenose wird heutzutage auch noch eine medikamentöse Behandlung mit Clopidogrel (Plavix® , Iscover®) und ASS (Aspirin®) durchgeführt, i.A. für einen Zeitraum bis zu einem Jahr nach der Stentimplantation. Beide Medikamente wirken als Thrombozytenaggregationshemmer und vermindern die Gefahr von weiteren Gefäßverschlüssen durch Zusammenballungen von Thrombozyten. Eine Weiterentwicklung ist die Verwendung von Stents, die mit verschiedenen Substanzen, z.B. Glucocorticoiden, Zytostatika, Immunmodulatoren oder Antiproliferativa etc. beschichtet sind. In Tierversuchen werden auch selbstauflösende Stents untersucht.
Hersteller und Technik
Das Geschäft mit Koronarstents wird von vier (fünf) amerikanischen und einem deutschen Unternehmen dominiert:
- Boston Scientific
- Medtronic
- Guidant
- Cordis aus dem Johnson & Johnson-Konzern
- Abbott
- B. Braun Melsungen Vascular Systems
Deutsche Hersteller von koronaren und peripheren Stents
- B. Braun Melsungen Vascular Systems
- Biotronik GmbH
- OptiMed
- ACCURA Medizintechnik GmbH
Im Jahr 2003 brachte Cordis J&J als erstes Unternehmen den medikamentenbeschichteten Stent auf den Markt. Boston Scientific hat inzwischen ebenfalls einen beschichteten Stent auf den Markt gebracht, die anderen Unternehmen haben eigene Versionen in der Entwicklung und stehen vor der Markteinführung. Medtronic setzt dabei statt auf den sonst üblichen Stahl auf eine Kobalt-Nickel-Legierung, andere Hersteller auf eine Kobalt-Chrom-Legierung (L605). Der deutsche Medizintechnikhersteller Biotronik testet bereits erfolgreich einen absorbierbaren Metallstent (AMS), der sich restlos im Körper des Patienten auflöst.
Verwendete Nuklide bei der Stentbeschichtung
Der erste radioaktive Stent wurde 1992 am Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) produziert. Es handelte sich hierbei um einen Stent aus Stahl, dessen Legierungselemente aktiviert wurden.
Die heute wichtigsten Nuklide in Bezug auf die Stentbeschichtung sind Pd-103 und P-32. Das radioaktive Isotop des Phosphors wurde erstmals mit Ionenimplantation in das Grundmaterial des Stents eingebracht. Hierbei erreichte man eine homogene Verteilung über den gesamten Stent und eine gute Haftung auf dem Grundmaterial. In klinischen Studien wurde die Wirksamkeit dieses Produkts bewiesen.
Um einen Stent mit Palladium zu versehen wird zuerst eine Goldschicht durch Galvanisieren auf dem Stent aufgebracht. Diese dient als Haftvermittler für das Palladium, welches ebenfalls galvanisch auf dem Stent abgeschieden wird. Im Anschluss wird das Palladium mit einer letzten Goldschicht abgedeckt, um ein Auswaschen zu verhinden. Auch wird auf diese Weise die unerwünschte niederenergetische Röntgenstrahlung des Palladiums absorbiert.
Aussehen
Der gezeigte Stent diente zur Offenhaltung eines Gallengangs. Er wurde mittels ERCP gelegt und auch wieder entfernt. Hersteller und eventuelle Beschichtungen sind unbekannt.
Herkunft des Wortes
Das Wort Stent ist heute zu einem festen Begriff geworden, der vielen Patienten bereits geläufig ist. Die Wurzeln dieses Wortes sind umstritten. Die einen führen das Wort zurück auf den Zahnarzt Charles Stent (1845-1901), der im letzten Jahrhundert Stützmaterial für verschiedene medizinische Anwendungen entwickelte. Auf der anderen Seite findet sich das Wort Stent im englischen Sprachraum bereits im 14. Jahrhundert zur Bezeichnung von Stützen, mit denen Fischernetze über Flüsse ausgespannt wurden. Woher auch immer das Wort Stent stammt, durch die Kardiologie ist es bekannt geworden.