„Meckenbeuren" – Versionsunterschied
Version vom 28. August 2014, 17:34 Uhr
Meckenbeuren ist eine Gemeinde im Bodenseekreis in Baden-Württemberg. Mit über 13.500 Einwohnern ist Meckenbeuren die größte ländliche Gemeinde in Oberschwaben.
Geographie
Meckenbeuren liegt etwa acht Kilometer nördlich von Friedrichshafen und zehn Kilometer südlich von Ravensburg im Bodensee-Hinterland.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Meckenbeuren gehören neben dem Kernort der Ortsteil Obermeckenbeuren (seit 1810), die 1937 eingemeindeten ehemaligen Gemeinden und heutigen Ortsteile Brochenzell und Liebenau (mit den Weilern Brugg, Hegenberg, Hirschach, Knellesberg, Langentrog, Schwarzenbach, Senglingen und Weiler, den Höfen Berg, Buch, Furt, Hasenwinkel, Hohenreute, Holzbauer, Hungersberg, Kratzerach, Laufenen, Lohner, Madenreute, Mühlebach, Ottmarsreute, Rebholz, Regler, Reuter, Sandgrub, Stengele, Straß, Untertennenmoos und die Häuser Habacht) sowie die 1972 eingemeindete Ortschaft Kehlen (mit den Dörfern Kehlen und Reute, den Weilern Buch, Gerbertshaus, Gunzenhaus, Holzreute, Lochbrücke, Sammletshofen, Sassen, Schürten, Schuppenwies, Sibratshaus und Siglishofen, den Höfen Großbuch, Hechelfurt und Schindelhof sowie den Häusern Schübelbeer).
Geschichte
Die Gemeinde wurde als solche erstmals im Jahr 1496 urkundlich erwähnt, doch schon 879 verzeichnet ein Dokument des Klosters St. Gallen einen hier ansässigen Siedler namens Megi. Ob der Name Meckenbeuren auf diesen zurückgeführt werden kann, ist umstritten. Als gesichert kann jedoch das Datum 04.08.1278 für die erste urkundliche Erwähnung des Namens "Meckenburron" betrachtet werden. Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart befindet sich die entsprechende Urkunde. Diese ist ausgestellt von Papst Nikolaus III und wurde vom damaligen Abt des Klosters Weingarten, Hermann von Bichtenweiler, in Rom erbeten um die Besitzungen des Klosters abzusichern. Sicher handelt es sich bei "Meckenburron" um das heutige Meckenbeuren.
Wahrscheinlich ab 1094 gehörte das Gebiet zum Kloster Weingarten. 1530 wurde es für 3.100 Gulden an den Grafen Haug von Montfort verkauft und damit Teil der Grafschaft Montfort.
1780 musste das verschuldete Haus Montfort seine Güter an Österreich abtreten. Unter Napoleon fiel die Gemeinde 1806 an Bayern, das sie 1810 an Württemberg abtrat.
Einen entscheidenden Wachstumsschub brachte der Gemeinde der Anschluss an die Bahnlinie Stuttgart-Friedrichshafen im Jahr 1847. Das Volkslied „Auf der Schwäb’schen Eisenbahn" erwähnt im Refrain auch Meckenbeuren. Die inzwischen stillgelegte Bahnstrecke Meckenbeuren–Tettnang war 1895 die erste elektrisch betriebene Vollbahn Deutschlands.
Am 1. Mai 1972 wurde die zuvor selbständige Gemeinde Kehlen nach Meckenbeuren eingemeindet.
Religion
Meckenbeuren ist seit jeher römisch-katholisch geprägt. In der Gemeinde sind die katholischen Pfarreien St. Maria in Meckenbeuren, St. Jakobus in Brochenzell und St. Verena in Kehlen ansässig. Die drei Pfarreien bilden die Seelsorgeeinheit Meckenbeuren und gehören zum Bistum Rottenburg-Stuttgart.
Die Pfarrgemeinde St. Maria trägt das Patronat St. Maria von der immerwährenden Hilfe. Der Vorgängerbau der Pfarrkirche war Unserer Lieben Frau von Meckenbeuren geweiht. Neben der Pfarrkirche St. Maria gibt es noch die Kapelle Maria Königin des Friedens in Obermeckenbeuren.
Einige Gebiete der politischen Gemeinde gehören auch zu den Pfarreien St. Johannes in Ravensburg-Obereschach, St. Walburga in Ravensburg-Gornhofen, St. Margaretha in Tettnang-Obereisenbach, St. Gallus in Tettnang und St. Maria in Eriskirch-Mariabrunn.
Die in der Gemeinde lebenden evangelischen Christen sind Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinden Meckenbeuren und Tettnang.
Politik
Gemeinderat
Nach der Kommunalwahl vom 7. Juni 2009 ergab sich die folgende Sitzverteilung:
Bürgermeister
Amtierender Bürgermeister der Gemeinde ist Andreas Schmid (CDU), erster stellvertretender Bürgermeister ist Karl Gälle (CDU). Am 25. Oktober 2009 wurde Andreas Schmid (CDU) im ersten Wahlgang mit der absoluten Mehrheit von 51,7 % der gültigen Stimmen zum Nachfolger von Roland Karl Weiß gewählt.
Die Bürgermeister der Gemeinde Meckenbeuren seit 1971:
- Siegfried Tann (CDU), 1971–1985
- Roland Karl Weiß (Freie Wähler), 1985–2010
- Andreas Schmid (CDU), seit 2010
Wappen
Der Gemeinde Meckenbeuren wurde 1938 das noch heute geführte Wappen verliehen.
Wappenbeschreibung: Im gespaltenen Schild vorne in Silber (Weiß) eine dreilatzige rote Fahne, hinten in Rot ein aufgerichteter silberner (weißer) Windhund mit schwarzem Halsband.
Die dreilatzige Fahne, auch Kirchenfahne genannt, ist dem Wappen der Grafen von Montfort entlehnt, zu deren Herrschaft der östliche Teil der Gemeinde von 1539 bis 1780 gehörte. Der Windhund stammt aus dem Wappen der Familie Humpis (auch Huntpiss), die vom 15. bis zum 18. Jahrhundert Besitzer der Herrschaft Brochenzell war.
Der Gemeinde Kehlen wurde 1948 ein Wappen verliehen, das die Verbindung der beiden Gemeindeteile links und rechts der Schussen symbolisieren sollte. Beschreibung: In Silber (Weiß) über einem blauen Schildfuß eine gemauerte rote Brücke mit einem ganzen Bogen in der Mitte und je einem halben Bogen an den Seiten. Das Wappen wird seit der Auflösung der Gemeinde 1972 nicht mehr amtlich geführt, jedoch inoffiziell als Ortschaftswappen verwendet.
Partnergemeinden
- Neustadt in Sachsen (als Rechtsnachfolger der ursprünglichen Partnergemeinde Langburkersdorf), seit 1991[2]
- Kehlen, Luxemburg, seit 1993
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Meckenbeuren liegt an den Bundesstraßen 30 und 467 sowie an den Landesstraßen 329 und 333.
Die Gemeinde liegt an der Württembergischen Südbahn (Ulm–Friedrichshafen) und wird von Zügen der Deutschen Bahn AG und der Bodensee-Oberschwaben-Bahn GmbH & Co. KG (BOB) angefahren. Der Intercity-Halt in Meckenbeuren bietet Direktverbindungen nach Münster (Westfalen) bzw. Innsbruck. Die BOB bedient außerdem die Haltepunkte Kehlen und Flughafen Friedrichshafen. Das An- und Abflugterminal des Flughafens liegt auf der Gemarkung von Meckenbeuren. An der BOB ist die Gemeinde als Gründungsmitglied mit zehn Prozent des Kapitals beteiligt.
Die Gemeinde ist mit mehreren Buslinien unter anderem mit Friedrichshafen, Ravensburg und Tettnang verbunden und gehört dem Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) an.
Am Bahnhof endet die zweite und beginnt die dritte Etappe des Jubiläumswegs, ein 111 km langer Wanderweg, der 1998 zum 25-jährigen Bestehen des Bodenseekreises ausgeschildert wurde. Er führt über sechs Etappen durch das Bodensee-Hinterland von Kressbronn über Neukirch, Meckenbeuren, Markdorf, Heiligenberg und Owingen nach Überlingen. Ein Teil der Etappen verläuft parallel zum Oberschwäbischen Jakobsweg, der sich von Ulm über Ravensburg kommend in Brochenzell teilt und über Markdorf und Meersburg nach Konstanz, bzw. über Tettnang und Kressbronn nach Nonnenhorn führt.
Ansässige Unternehmen
- Genossenschaftsbank Meckenbeuren eG: örtliche Universalbank mit Filialen in Meckenbeuren und Brochenzell
- Stiftung Liebenau: zu dieser Einrichtung der Behindertenhilfe in den Meckenbeurer Ortsteilen Liebenau und Hegenberg zählen auch zahlreiche weitere soziale Einrichtungen der Behinderten- und Altenhilfe sowie des Bildungs- und Gesundheitswesens in Baden-Württemberg, Vorarlberg, der Schweiz und Bulgarien (die Stiftung Liebenau ist eine Stiftung kirchlichen Rechts)
- Winterhalter Gastronom GmbH: Hersteller von gewerblichen Geschirrspülermaschinen; neben dem Werk in Meckenbeuren gibt es weitere Produktionsstätten in Rüthi (CH) sowie in Endingen am Kaiserstuhl
Bildungseinrichtungen
In der Gemeinde gibt es vier Grundschulen und das Bildungszentrum in Buch (Werkreal- und Realschule). Außerdem gibt es in Hegenberg die in Trägerschaft der Stiftung Liebenau stehende Don-Bosco-Schule für Kinder und Jugendliche mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf. Weitere Bildungseinrichtungen sind die gemeindeeigene Musikschule und als Außenstellen die Jugendkunstschule und Volkshochschule des Bodenseekreises.
Im Ortsteil Kehlen befindet sich das Staatliche Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Grund- und Hauptschulen) Meckenbeuren. Im selben Haus ist der dezentrale Ausbildungsstandort des Seminars für Didaktik und Lehrerbildung - Abteilung Sonderschulen - Stuttgart untergebracht.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Freizeitattraktionen
- Ravensburger Spieleland: ein 25 Hektar großer Freizeitpark im Ortsteil Liebenau
- Mini Mundus Bodensee: Miniaturpark mit zahlreichen Bauwerken aus aller Welt im Maßstab 1:25 im Ortsteil Liebenau
Museen
- Humpismuseum im Humpisschloss im Ortsteil Brochenzell
Gedenkstätten
- Kriegerdenkmal auf dem Kirchplatz, erinnert an die gefallenen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs aus Meckenbeuren
- Gedenkstätte in der Kirche des Ortsteils Liebenau, erinnert an über 500 Behinderte der Stiftung Liebenau, die bei der „Euthanasie"-Tötungsaktion T4 1940 nach Grafeneck verschleppt und ermordet wurden[3]
Bauwerke
- Humpisschloss im Ortsteil Brochenzell
- Schloss Liebenau mit Schlosskapelle
- Katholische Pfarrkirche St. Maria von der immerwährenden Hilfe
- Katholische Pfarrkirche St. Jakobus d. Ä. im Ortsteil Brochenzell
- Katholische Pfarrkirche St. Verena im Ortsteil Kehlen
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Pfarrkirche St. Maria Meckenbeuren
-
Humpisschloss Brochenzell
-
Pfarrkirche St. Jakobus Brochenzell
-
Pfarrkirche St. Verena Kehlen
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Kapelle St. Bonifazius Laufenen
Regelmäßige Veranstaltungen
- Der Ortsteil Brochenzell ist eine regionale Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet; treibende Kraft ist die 1957 gegründete, über 1.100 Mitglieder umfassende Narrenzunft Brochenzell mit den Narrenfiguren Wintergeist, Kräuterweib, Humpishexe, Humpisnarr und Schlossnarr
- Weinfest des Musikverein Meckenbeuren am vorletzten Wochenende im August
- Bahnhofsfest am letzten Sonntag im August
- Herbstmarkt im Oktober
- Nikolausmarkt im Dezember
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Eugen Biser, katholischer Fundamentaltheologe und Religionsphilosoph
- Karl Brugger, Bürgermeister von Kehlen, später Ortsvorsteher von Kehlen
- P. Berno Rupp SDS (Salvatorianer), Temeswar, Träger der Verdienstmedaille der Gemeinde
Söhne und Töchter der Stadt
- Maria Beig (*1920), Schriftstellerin
- Sascha Rösler (*1977), Fußballspieler von Fortuna Düsseldorf
Literatur
- Friedel, Josef: Meckenbeuren auf dem Weg zur Moderne (1780–1819). Hrsg.: Kulturkreis Meckenbeuren, Arbeitskreis Heimatgeschichte. 2006.
- Hoffmann, Gisbert: Geschichtliches über Meckenbeuren. Bürgermeisteramt, Meckenbeuren 1985.
- Hoffmann, Gisbert: Kapellen in Tettnang und Meckenbeuren. Hrsg.: Förderkreis Heimatkunde Tettnang. Druckhaus Müller, Langenargen 2004, ISBN 3-00-013294-5.
- Jäger, Karl: Meckenbeuren in alten Ansichten. 2. Auflage. Europäische Bibliothek, 1989.
- von Memmingen, Johann Daniel Georg: Beschreibung des Oberamts Tettnang (Volltext bei Wikisource). Cotta, Stuttgart und Tübingen 1838.
- Kath. Kirchengemeinde St. Maria Meckenbeuren: 75 Jahre St. Maria Meckenbeuren, Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Maria Meckenbeuren. Meckenbeuren 1988.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Partnergemeinden. Gemeinde Meckenbeuren, abgerufen am 4. Januar 2014.
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Bd. I, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 61
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