„Juden" – Versionsunterschied
Version vom 20. Januar 2006, 21:05 Uhr
joel bartelt ist ein judeAls Juden (hebr. יהודים, transliteriert Jehudim) bezeichnet man sowohl die Angehörigen des jüdischen Volkes als auch der jüdischen Religion. Dabei ist jedoch der Begriff „jüdisches Volk" nicht als Nationalität anzusehen; vielmehr sehen sich die Juden nicht nur als Angehörige einer Glaubensgemeinschaft, sondern als das Volk in dem Sinne, dass sie sich mehrheitlich als Nachkommen ihres Stammvaters Ja'akob verstehen.
Im historischen Sinne bezeichnet der Begriff nur die Angehörigen des Stammes Juda, einer der zwölf Stämme Israels. Das deutsche Wort „Jude" kommt vom hebräischen jehudi יהודי, was soviel wie „Bewohner des Landes Juda" bedeutet.
Aufgrund der Verwobenheit der Begriffe „jüdisches Volk" und „jüdische Religion" einerseits sowie „jüdische Tradition" und „jüdische Geschichte" andererseits greifen rein zivilisatorische, ethnische oder religiöse Ansatzpunkte zu kurz, um den Begriff genau zu umschreiben. Im Folgenden werden die heute am häufigsten benutzten Definitionen der Zugehörigkeit zum Judentum kurz aufgezeigt.
Entstehung des Judentums
Als Urvater der Juden gilt Abraham, der möglicherweise um 1800 v. Chr gelebt hat. Er war wohl der Führer eines westsemitischen Nomadenstammes, der irgendwo zwischen dem Mittelmeer und Mesopotamien lebte. Als Stifter der jüdischen Religion (man nannte sie bis ins ca. 5. Jahrhundert v. Chr „israelitische Religion") gilt Moses (daher auch „mosaische Religion"). Um 1200 v. Chr. wurden die heutigen Grundaussagen festgelegt. Als eigentlicher Begründer des heutigen Judentums gilt Esra (um 6./5. Jahrhundert v. Chr.).
Begriff in der jüdischen Tradition
Nach der orthodoxen Auslegung der Halacha, den jüdischen verpflichtenden Religionsvorschriften, gilt jeder Mensch als Jude, der eine jüdische Mutter hat, unabhängig davon, ob, oder wie sehr er die jüdischen Glaubensvorschriften befolgt oder nicht. Dabei ist es Bedingung, dass die Mutter bei der Empfängnis Jüdin nach der Halacha sein muss. Wenn also eine nichtjüdische Frau nach der Empfängnis, aber noch vor der Geburt des Kindes zum Judentum konvertiert ist, sind die Kinder keine Juden. Wenn sie jedoch kurz vor der Empfängnis zum Judentum konvertiert, ist das Kind jüdisch. Außerdem gilt als Jude, wer formell die Konversion zum Judentum (Gijur genannt) vollzogen hat. Einfacher Glaube an die jüdische Religion reicht nicht aus.
Das Prinzip der Halacha wird im Talmud auf die Tora zurückgeführt. Dadurch entwickelte sich eine Kultur, die über lange Zeit stabil blieb und den Juden eine eigene Identität bewahrte, obwohl sie über fast zwei Jahrtausende hinweg keinen eigenen Staat, vor allem kein eigenes Staatsgebiet, hatten. Ihre Heimat war und ist der ewige Bund Gottes mit Abraham und das an Moses und die anderen Propheten verkündete ewige Gesetz Gottes. Eine gleiche Phase der Diaspora (Zerstreuung) hatte das Volk Israel bereits in der babylonischen Verbannung überstanden. Heimgekehrt nach Jerusalem, begrenzten die Kinder Israels ihre völkische Einheit erneut auf die leiblichen Nachfahren Abrahams, Isaaks und Jakobs (Israels). Damals erreichte der Prophet Esra, dass Juden, die sich mit nichtjüdischen Frauen verbunden hatten, diese und die mit ihnen gezeugten Mischlingskinder verstoßen mussten.
Neubewertungen
Mit dem Aufkommen der Aufklärung kam es auch innerhalb des Judentums zur Diskussion über den Sinn mancher Gesetze der Tora. So genannte Reformjuden oder liberale Juden begannen, ältere Bräuche, unter anderem auch die Frage, wer Jude ist und wer nicht, in Frage zu stellen. So kam es, vor allem in West- und Mitteleuropa, wo die Assimilationsbestrebungen weitaus stärker waren als im Osten, zu einer allmählichen Lockerung der bislang so engen Definition von „Jude". Die meisten modernen jüdischen Gemeinden - z.B. in den USA oder Großbritannien - vertreten heute eine andere, weniger strenge Fassung des Begriffs „Jude".
Im Reformjudentum in den USA und im liberalen Judentum Großbritanniens wird eine einfachere Konversion akzeptiert und es werden auch Kinder eines jüdischen Vaters und einer nichtjüdischen Mutter als Juden angesehen, wenn diese Kinder jüdisch erzogen wurden. Diese Abweichung von der traditionellen Sichtweise hat zu Spannungen mit traditionellen (konservativen, orthodoxen) Juden geführt.
Im Staat Israel
Das Parlament des Staates Israel, die Knesset, hat in einer ersten Fassung des Heimkehrgesetzes 1950 zwar bestimmt: „Jeder Jude ist berechtigt, in das Land einzuwandern." Damit war aber nicht geregelt, wer als Jude gelten darf. Behördliche und gerichtliche Auseinandersetzungen zwangen die Knesset im Jahre 1970 jedoch dazu, des Heimkehrgesetz (die so genannte „Law of Return"), neu zu formulieren. Als Jude gilt seither in Israel derjenige, dessen Mutter oder Großmutter, Urgroßmutter oder Ururgroßmutter (jeweils mütterlicherseits) religiöse Jüdinnen waren, oder der, der nach den orthodoxen religiösen Regeln zum Judentum konvertiert ist. Diese Definition folgt der des Talmud, fügt aber das Ausschlussmerkmal „nicht einer anderen Religion angehörend" hinzu. Jude ist nach offiziellem israelischem Verständnis keine Bezeichnung einer Nationalität, weil alle Juden der Welt unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft zum jüdischen Volk gehörten. Israel ist nach zionistischem Verständnis der „Staat des jüdischen Volkes".
Geographische Verteilung
Die Zahlen sind eine vorsichtige Schätzung der jüdischen Bevölkerung. Diese stellt etwa 0,2% der Weltbevölkerung. Andere Schätzungen sprechen von etwa 15 Millionen weltweit.
Staat/Region | jüdische Bevölkerung | Bemerkungen |
---|---|---|
Vereinigte Staaten | 5,671,000 | (geschätzt) |
Israel | 5,300,000 | (geschätzt, etwa 76% der Bevölkerung Israels) |
Europa | 2,000,000 | (weniger als) |
Frankreich | 600,000 | (geschätzt) |
Russland | 400,000 | (Gebiet der ehemaligen Sowjetunion; russ. Volkszählung 1993; andere Schätzungen deutlich höher) |
Vereinigtes Königreich | 267,000 | (Volkszählung 2001) |
Deutschland | 100,000 | (2004 geschätzt) oder 60,000 (geschätzt) |
Türkei | 30,000 | (Volkszählung 2001) |
Italien | 30,000 | (Schätzung der jüdischen Gemeinden) |
Kanada | 371,000 | (geschätzt) |
Argentinien | 250,000 | (geschätzt) |
Brasilien | 130,000 | (geschätzt) |
Südafrika | 106,000 | (geschätzt) |
Australien | 100,000 | (geschätzt) |
Asien (ohne Israel) | 50,000 | (geschätzt) |
Mexiko | 40,000–50,000 | (geschätzt) |
Iran | 11,000 | (geschätzt.) |
gesamt | 14,000,000 | (geschätzt) |
Literatur
- Landmann, Salcia: Wer sind die Juden?. München, 1982, ISBN 3-423-00913-6
- Eisak Schlomer / Peter Guttkuhn: Liebes, altes, jüd'sches Moisling. 3. Aufl. Lübeck 1988
Siehe auch
- Geschichte des jüdischen Volkes
- Portal:Judentum
- Judenfeindlichkeit
- Zionismus
- Holocaust
- Nürnberger Gesetze
- Religion während des Nationalsozialismus
Weblinks
- Juden in Deutschland
- Die Lehren der Juden
- jüdisches Diskussionsforum
- jüdische Gemeinden in Deutschland
- Chabad Deutschland
- jüdisches Leben in Deutschland
- Jüdisches Internetportal
- Jüdische Geschichte und Kultur
- Progressives Judentum in Deutschland, Österreich und der Schweiz
- Jüdisches Leben in Deutschland 1914-2005, Website der Bundeszentrale für politische Bildung und des Deutschen Historischen Museums (dt.&engl.)
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