„Oxymoron" – Versionsunterschied
Version vom 4. April 2013, 12:45 Uhr
Ein Oxymoron (Vorlage:ELSalt – aus oxys: scharf(sinnig) und moros: dumm; Mehrzahl: Oxymora) ist eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen, einander (scheinbar) widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen gebildet wird. Häufig werden Oxymora in Form von Zwillingsformeln geprägt. Auch einzelne Wörter oder Begriffe oder auch ein ganzer Satz können ein Oxymoron bilden. Wird hingegen innerhalb einer Wortgruppe eine bestimmte Bedeutung mehrfach auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht, spricht man von einem Pleonasmus.
Eigenschaften
Das Wort Oxymoron selbst ist bereits ein Oxymoron. Der innere Widerspruch eines Oxymorons ist gewollt und dient der pointierten Darstellung eines doppelbödigen, mehrdeutigen oder vielschichtigen Inhalts, indem das Sowohl-als-auch des Sachverhaltes begrifflich widergespiegelt wird. Als Stilfigur ist das Oxymoron daher in der Lyrik und der dichterischen Prosa von Bedeutung.
Oft werden Oxymora als Contradictio in adiecto (lat. Widerspruch in der Beifügung) gebildet. Hier steht ein Adjektiv, das ein Substantiv näher erläutern soll, in Widerspruch zu diesem. Im Deutschen kann die widersprechende Beifügung auch aus einem dem Grundwort widersprechenden Bestimmungswort eines zusammengesetzten Substantivs bestehen. Der Begriff Contradictio in adiecto sagt nichts über den Ursprung des Widerspruchs aus, während der Widerspruch eines Oxymorons bewusst als Stilmittel eingesetzt wird. Ein unbeabsichtigtes Oxymoron ist also streng genommen kein solches, da Oxymora Stilmittel sind. Der Ausdruck unbeabsichtigtes Oxymoron stellt also eine Contradictio in adiecto dar.
Unbeabsichtigte Oxymora entstehen besonders leicht, wenn die beiden Teilbegriffe unterschiedliche Bezüge haben, so ist ein vorläufiges Endergebnis ein Endergebnis, weil es am Ende der Zählung erfolgt, aber vorläufig, weil es noch korrigiert werden kann. Ein unfreiwilliges Oxymoron oder eine Contradictio in adiecto ist ein Lapsus, wenn ein Text etwa aus Unwissenheit oder nachlässiger Formulierung in sich widersprüchliche Aussagen macht (wie z. B. „Pilzsamen").
Oxymora
- Weniger ist mehr
- „Diese Fülle hat mich arm gemacht" (deutsche Übersetzung von inopem me copia fecit aus Ovid, Metamorphosen III, V. 466)
- Eile mit Weile
- Hassliebe
- harter Durchfall
- Bürgeradel
- Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke (George Orwell, 1984)
- Regelausnahme bzw. Ausnahmeregel
- Alter Knabe
- unsichtbar sichtbar (Faust I V. 3450)
- ¡Viva la muerte! („Es lebe der Tod!", Wahlspruch der spanischen Falangisten im Bürgerkrieg)
Contradictio in adiecto
- Variation der Konstanten (Gewöhnliche Differentialgleichung)
- Sachliche Romanze (von Erich Kästner)
- schwarze Sonne
- stummer Schrei
- schwarzer Schimmel
- schwarze Milch (aus dem Gedicht Todesfuge von Paul Celan)
- ehemalige Zukunft (aus dem Roman Jugend ohne Gott von Ödön von Horváth)
- absichtliches Versehen
- offenes Geheimnis (Offenbar Geheimnis, Goethe, West-östlicher Divan)
- Einheit in Vielfalt (Europamotto)
Siehe auch
- Stilfehler
- Stilblüte
- Liste rhetorischer Figuren
- Das altbekannte Nonsens-Gedicht Dunkel war’s, der Mond schien helle besteht aus einer Aneinanderreihung von Oxymora.