„Luftgitarre" – Versionsunterschied
Version vom 9. März 2013, 19:43 Uhr
Die Luftgitarre ist eine pantomimisch gespielte imaginäre E-Gitarre. Der Luftgitarrenspieler zeigt in nonverbaler Kommunikation mit seiner Mimik und Gestik das Spielen einer E-Gitarre. Typisch hierfür ist die Haltung und Bewegung der Arme und Hände. Zu den dargestellten Figuren gehören beispielsweise der Duckwalk und die Windmill. Da zudem noch in typischer Weise die komplette Körperbewegung von E-Gitarrenspielern zum Takt nachgeahmt wird, entsteht eine Art Tanz. Ein Bewertungskriterium ist die Airness genannte Luftigkeitstauglichkeit der darstellenden Person. Die World Air Guitar Federation definiert Airness als die Fähigkeit, „das Luftgitarrespielen über die bloße Imitation hinaus zu transzendieren". Manche Luftgitarrenspieler imitieren dabei auch Gitarrentöne mit ihrem Gesang.
Geschichte
Populär wurde die Luftgitarre 1969 beim Woodstock-Festival durch den Auftritt von Joe Cocker, der sein Luftgitarrenspiel sogar live mit Gesang begleitete. Die Popularität der Luftgitarre hat seit den 1970er Jahren immer weiter zugenommen, vor allem durch die Musikrichtungen Hardrock, Heavy Metal und Punk.
Forschung
Der deutsche Dozent für Medienwissenschaft Mathias Mertens (Universität Hildesheim) erforscht die Luftgitarre, führt Seminare zum Thema Medienästhetische Überlegungen zur Luftgitarre durch[1] und nimmt selber an Wettbewerben teil. Er schreibt: Die Luftgitarre ist als Reaktion auf kollektiv erfahrbare Musik entstanden, sie ist Ausdruck von Teilhabe an der Rockkultur und sie funktioniert nur als Feedback in einem Regelkreis von ästhetischer Produktion und Rezeption.[2] Die Luftgitarre funktioniert dementsprechend also nur für ein Publikum, das die dargestellten Figuren und Haltungen kennt und verinnerlicht hat.
Wettbewerbe
Seit 1996 wird in Oulu (Finnland) die Luftgitarren-Weltmeisterschaft im Rahmen des Oulun Musiikkivideofestivaalit (Oulu Music Video Festival) veranstaltet. 2004 wurde als Landesverband die German Air Guitar Federation gegründet, die seither die Deutsche Luftgitarrenmeisterschaft ausrichtet. Die Auftritte der Teilnehmer werden hier – wie auch bei vielen anderen Wettbewerben – nach den Kriterien der Air Guitar World Championships bewertet. Bei den Wettbewerben sind sowohl Luftgitarren als auch Luftplektra zugelassen. Zudem dürfen Roadies zu den Wettbewerben mitgebracht werden. Die Auftritte nach einem Musikstück nach Wahl sowie einem vorgegebenen Lied dauern jeweils 60 Sekunden.
2011 gewann die 27-jährige Aline Westphal aus Burgwedel die Luftgitarren-Weltmeisterschaft und holte den Titel als Erste nach Deutschland. Sie war 2008 über Mertens' Seminar an der Uni Hildesheim zur Luftgitarre gekommen[3] und arbeitet dort an einer Diplomarbeit über die Kulturgeschichte der Luftgitarre.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Seminar: Medienästhetische Überlegungen zur Luftgitarre im Sommersemester 2011, Uni Hildesheim (abgerufen am 3. Januar 2012)
- ↑ Mathias Mertens: Lob der Luftgitarre. Musik ist immateriell. der Freitag, 5. Februar 2009, 6. Woche, Seite 23.
- ↑ Die Nichte des Teufels, Der Tagesspiegel, 27. August 2011