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Teilweise haben Gramadevatas unterschiedliche Namen, aber ähnliche Merkmale; es können auch Gruppen von Göttern gleiche oder ähnliche Ursprungsmythen haben, und viele unterscheiden sich von den allgemein hinduistischen Gottheiten wie [[Shiva]], [[Vishnu]] oder [[Lakshmi]] durch ihre Darstellung. Andere wiederum gelten als Lokalformen dieser panindischen Götter.<ref name="Cush177" />
Teilweise haben Gramadevatas unterschiedliche Namen, aber ähnliche Merkmale; es können auch Gruppen von Göttern gleiche oder ähnliche Ursprungsmythen haben, und viele unterscheiden sich von den allgemein hinduistischen Gottheiten wie [[Shiva]], [[Vishnu]] oder [[Lakshmi]] durch ihre Darstellung. Andere wiederum gelten als Lokalformen dieser panindischen Götter.<ref name="Cush177" />
Unter den Gramadevatas gibt es mehr weibliche als männliche Gottheiten, besonders in [[Tamil Nadu]] und [[Odisha]]. Diesen Göttinnen wird häufig ein [[Blutopfer]] (''Bali'') dargebracht, um sie zu besänftigen, damit sie von ihrem Zorn ablassen und das Dorf verschonen.<ref name="Cush177" /> Im Gegensatz zu den großen Göttinnen, gelten sie als selbstbewusst, dominant, aggresiv, unabhängig, wild, ungestüm, blutrünstig, fordernd und zerstörerisch. Sie gelten im Allgemeinen als unverheiratet, obwohl sie teilweise männliche Begleiter oder Partner und Bewacher haben. Speziell im Süden Indiens gelten sie jedoch überwiegend als Wächter und Beschützer ihrer [[Schrein|Schreine]], die ihre Befehle ausführen und sind ihnen gegenüber stark unterwürfig, untergeordnet und eindeutig unterlegen. Vielmehr ist das Dorf der eigentliche Partner der Göttin, mit dem sie verheiratet ist. Bei Festen zu Ehren der lokalen Gottheiten, wird die Dorfgöttin oft mit dem Oberhaubt und Respräsentaten des Dorfes symbolisch verheiratet.
Unter den Gramadevatas gibt es mehr weibliche als männliche Gottheiten, besonders in [[Tamil Nadu]] und [[Odisha]]. Diesen Göttinnen wird häufig ein(追記) männliches (追記ここまで) [[Blutopfer]] (''Bali'')(追記) , das vor ihrem Schrein enthauptet wird, (追記ここまで) dargebracht, um sie zu besänftigen, damit sie von ihrem Zorn ablassen und das Dorf verschonen.<ref name="Cush177" /> Im Gegensatz zu den großen Göttinnen, gelten sie als selbstbewusst, dominant, aggresiv, unabhängig, wild(追記) , launisch (追記ここまで), ungestüm, blutrünstig, fordernd und zerstörerisch. Sie gelten im Allgemeinen als unverheiratet, obwohl sie teilweise männliche Begleiter oder Partner und Bewacher haben. Speziell im Süden Indiens gelten sie jedoch überwiegend als Wächter und Beschützer ihrer [[Schrein|Schreine]], die ihre Befehle ausführen und sind ihnen gegenüber stark unterwürfig, untergeordnet und eindeutig unterlegen. Vielmehr ist das Dorf der eigentliche Partner der Göttin, mit dem sie verheiratet ist. Bei Festen zu Ehren der lokalen Gottheiten, wird die Dorfgöttin oft mit dem Oberhaubt und Respräsentaten des Dorfes symbolisch verheiratet.
Jede Siedlung kann eine oder mehrere Gramadevatas haben, unabhängig von ihrer Größe. Es gibt mehr Dorfgottheiten als Dörfer in Indien. Einige gehören nur zu einer einzelnen Siedlung, andere sind regional verbreitet. Im Unterschied zu den panindischen Göttern sind die Gramadevatas Teil des täglichen Lebens, und es besteht eine enge Beziehung zwischen den Gramadevatas und ihren Verehrern, während die "orthodoxen" Gottheiten, die mehr mit bestimmten Zyklen des Universums in Verbindung stehen, oft nur angerufen werden, wenn es erforderlich ist.<ref>Cush, Robinson, York (Hrsg.): ''Encyclopedia of Hinduism.'' Routledge, London 2008. S.178</ref> Die Gramadevatas stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit der Bewohner. Sie werden mit weit größerer Intensität als die großen Mainstream-Gottheiten des Hinduismus verehrt, die für die Dorfbewohner nur eine sehr untergeordnete und geringe Rolle spielen. Stattdessen betrachten sie die Lokalgöttin als ihre Göttin, die sie lieben. Im Zentrum der Verehrung steht dabei nicht das Individuum und deren Wünsche, wie bei den [[Mahadevi|Mahadevis]], sondern stets das Wohlergehen des (削除) Kollektiv (削除ここまで), des (削除) Dorf (削除ここまで) als solches, das der Göttin am Herzen liegt. Dabei werden Fremde, die nicht zum Dorf gehören, oftmals vom Ritual ausgeschlossen, damit sie nicht von der Kraft der Göttin profitieren, die ja eigentlich für das Dorf und seinen Einflussbereich bestimmt ist. Eine weitere Besonderheit ist, dass im Gottesdienst der Dorfgottheiten im Gegensatz zu dem der großen Göttinnen, bei dem oft nur bestimmte [[Kaste|Kasten]] beteiligt sind, das ganze Dorf teilhat, mitunter sogar [[Brahmanen]] und [[Muslim|Muslime]]. Auch besteht ein gewisser Austausch zwischen den verschiedenen Kasten. Während die Feste der Mahavedis also viel individueller sind, scheint die Festtagskultur der "kleinen Gottheiten" also stets kollektiv zu sein und das ganze Dorf mit einzubeziehen.
Jede Siedlung kann eine oder mehrere Gramadevatas haben, unabhängig von ihrer Größe. Es gibt mehr Dorfgottheiten als Dörfer in Indien. Einige gehören nur zu einer einzelnen Siedlung, andere sind regional verbreitet. Im Unterschied zu den panindischen Göttern sind die Gramadevatas Teil des täglichen Lebens, und es besteht eine enge Beziehung zwischen den Gramadevatas und ihren Verehrern, während die "orthodoxen" Gottheiten, die mehr mit bestimmten Zyklen des Universums in Verbindung stehen, oft nur angerufen werden, wenn es erforderlich ist.<ref>Cush, Robinson, York (Hrsg.): ''Encyclopedia of Hinduism.'' Routledge, London 2008. S.178</ref> Die Gramadevatas stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit der Bewohner. Sie werden mit weit größerer Intensität als die großen Mainstream-Gottheiten des Hinduismus verehrt, die für die Dorfbewohner nur eine sehr untergeordnete und geringe Rolle spielen. Stattdessen betrachten sie die Lokalgöttin als (追記) " (追記ここまで)ihre Göttin(追記) " (追記ここまで), die sie lieben. Im Zentrum der Verehrung steht dabei nicht das Individuum und deren Wünsche, wie bei den [[Mahadevi|Mahadevis]], sondern stets das Wohlergehen des (追記) Kollektivs (追記ここまで), des (追記) Dorfes (追記ここまで) als solches(追記) sowie seiner Einwohner (追記ここまで), das der Göttin am Herzen liegt(追記) . Es geht also immer um örtliche und existentielle Bedürnisse des Dorfes (追記ここまで). Dabei werden Fremde, die nicht zum Dorf gehören, oftmals vom Ritual ausgeschlossen, damit sie nicht von der Kraft der Göttin profitieren, die ja eigentlich für das Dorf und seinen Einflussbereich bestimmt ist. Eine weitere Besonderheit ist, dass im Gottesdienst der Dorfgottheiten im Gegensatz zu dem der großen Göttinnen, bei dem oft nur bestimmte [[Kaste|Kasten]] beteiligt sind, das ganze Dorf teilhat, mitunter sogar [[Brahmanen]] und [[Muslim|Muslime]]. Auch besteht ein gewisser Austausch zwischen den verschiedenen Kasten. Während die Feste der Mahavedis also viel individueller sind, scheint die Festtagskultur der "kleinen Gottheiten" also stets kollektiv zu sein und das ganze Dorf mit einzubeziehen.
Gramadevatas stehen in engem Zusammenhang mit Krankheit, plötzlichem Tod, Seuchen und (削除) Katastrophen (削除ここまで). Oft haben sie ein ambivalentes Wesen und sind sowohl Ursache als auch Heilung einer bestimmten Krankheit, vor der sie auch beschützen können. Eng mit dem Kult der Dorfgottheiten verbunden sind [[Besessenheit|Besessenheit]], [[Trance]], Träume und Visionen. Oft agieren Menschen, von denen die Göttin Besitz ergreift als [[Medium]] und [[Orakel]]. Der Ursprung der Dorfgottheit wird vor Entstehung des Dorfes angenommen, oft gelten sie als Mutter, Herrin ''([[amma]])'' und Gründerin des Dorfes, die es geboren haben. Zeitlich gehen sie dem Dorf also voraus. Sie sind sowohl Ursprung als auch Mittelpunkt des Dorfes. Es gilt als ihr Besitz und die Dorfbewohner als ihre Kinder.
Gramadevatas stehen in engem Zusammenhang mit Krankheit, plötzlichem Tod, Seuchen(追記) , Katastrophen (追記ここまで) und (追記) Unglück des Dorfes, die oft als Strafe der Göttin für eine Vernachlässigung ihres Kultes aufgefasst werden (追記ここまで). Oft haben sie ein ambivalentes Wesen und sind sowohl Ursache als auch Heilung einer bestimmten Krankheit, vor der sie auch beschützen können. Eng mit dem Kult der Dorfgottheiten verbunden sind [[Besessenheit|Besessenheit]], [[Trance]], Träume und Visionen. Oft agieren Menschen, von denen die Göttin Besitz ergreift als [[Medium]] und [[Orakel]]. Der Ursprung der Dorfgottheit wird vor Entstehung des Dorfes angenommen, oft gelten sie als Mutter, Herrin ''([[amma]])'' und Gründerin des Dorfes, die es geboren haben. Zeitlich gehen sie dem Dorf also voraus. Sie sind sowohl Ursprung als auch Mittelpunkt des Dorfes. Es gilt als ihr Besitz und die Dorfbewohner als ihre Kinder.
Zwischen Dorf und gramadevata besteht ein sehr enger Zusammenhang, beide sind voneinander abhängig. Die (削除) göttin (削除ここまで) fordert Verehrung der Dorfbewohner, im Gegenzug gewährt sie, Fruchtbarkeit, Regen, Heilung, Schutz vor Kranheiten (削除) und (削除ここまで) (削除) Schutz (削除ここまで) (削除) gegen (削除ここまで) Dämonen. Der Wirkungs- und Machtbereich der Gottheit umfasst nur das Dorf und seine Bewohner. Sobald die Bewohner das Dorf verlassen, unterstehen sie weder Einflussbereich noch Schutz der Göttin.
Zwischen Dorf und gramadevata besteht ein sehr enger Zusammenhang, beide sind voneinander abhängig. Die (追記) Göttin (追記ここまで) fordert Verehrung der Dorfbewohner, im Gegenzug gewährt sie(追記) gute Ernte (追記ここまで), Fruchtbarkeit,(追記) rechtzeitigen (追記ここまで) Regen, Heilung, Schutz vor Kranheiten(追記) , (追記ここまで) (追記) plötzlichem (追記ここまで) (追記) Tod (追記ここまで) (追記) und (追記ここまで) Dämonen. Der Wirkungs- und Machtbereich der Gottheit umfasst nur das Dorf und seine Bewohner. Sobald die Bewohner das Dorf verlassen, unterstehen sie weder Einflussbereich noch Schutz der Göttin.
Dorfgottheiten werden nicht in [[Anthropomorphismus|anthropomorpher]] Form, sondern als unbehauener Stein, als Baum, Wasserkrug oder einem kleinen Schrein ohne Bildnis verehrt. Zu festlichen Anlässen erstellen die Dorfbewohner Abilder der Gottheiten aus Erde, sogenannte ''Alpanas''. Oft wird dabei nur der Kopf der Göttin dargestellt, der auf dem Boden platziert wird, während das Dorf als Ganzes als Körper der Göttin gilt oder sie fest in der (削除) Erde (削除ここまで) des Dorfes verankert ist. Die Dorfbewohner und das Dorf selbst leben dann quasi in oder auf dem Körper der Göttin. Häufig werden Schreine oder Symbole der Gottheit am Dorfrand und Eingang aufgestellt, um Fremde, Dämonen, böse Geister und Eindringlinge fernzuhalten und zu vertreiben.
Dorfgottheiten werden nicht in [[Anthropomorphismus|anthropomorpher]] Form, sondern als unbehauener Stein, als Baum, Wasserkrug oder einem kleinen Schrein ohne Bildnis verehrt. Zu festlichen Anlässen erstellen die Dorfbewohner Abilder der Gottheiten aus Erde, sogenannte ''Alpanas''(追記) , um sie während dieser Zeit im Tempel unterzubringen und darzustellen (追記ここまで). Oft wird dabei nur der Kopf der Göttin dargestellt, der auf dem Boden platziert wird, während das Dorf als Ganzes als Körper der Göttin gilt oder sie fest in der (追記) Muttererde (追記ここまで) des Dorfes verankert ist. Die Dorfbewohner und das Dorf selbst leben dann quasi in oder auf dem Körper der Göttin. Häufig werden Schreine oder Symbole der Gottheit am Dorfrand und Eingang aufgestellt, um Fremde, Dämonen, böse Geister und Eindringlinge fernzuhalten und zu vertreiben.
Häufig sind gramadevatas ganzen Regionen bekannt, wie beispielsweise [[Manasa]] im Norden Indiens und [[Mariyamman]] im Süden. Andere Dorfgöttinnen können außerhalb des Dorfes völlig unbekannt sein.
Häufig sind gramadevatas ganzen Regionen bekannt, wie beispielsweise [[Manasa]] im Norden Indiens und [[Mariyamman]] im Süden. Andere Dorfgöttinnen können außerhalb des Dorfes völlig unbekannt sein.
Version vom 9. Januar 2013, 01:02 Uhr
Gramadevata („Dorfgottheit", aus Sanskrit grāma „Dorf, dörfliche Siedlung" und devatā „Gottheit") ist in der üblicherweise dem Hinduismus zugeordneten indischen Volksreligion eine lokale Schutzgottheit im ländlichen Indien, die zu einer Dorfgemeinschaft gehört. Es handelt sich dabei häufig um eine weibliche Gottheit, die von Brahmanen nicht verehrt wird. Sie tritt in unterschiedlichen Formen, Namen und Eigenschaften auf.[1] Sie sind sowohl Schutz- als auch Muttergottheit des jeweiligen Dorfes oder einer ganzen Region. Meistens genießt sie besonders bei unteren Kasten und weiblichen Anhängern Verehrung. Die Beziehung zwischen Dorfgottheit und Bewohnern ist persönlicher und direkter als es bei den großen Gottheiten der Fall ist. Während diese als weit weg vorgestellt werden, lebt die Göttin mitten im Dorf und ist den Menschen stets nah.
Teilweise haben Gramadevatas unterschiedliche Namen, aber ähnliche Merkmale; es können auch Gruppen von Göttern gleiche oder ähnliche Ursprungsmythen haben, und viele unterscheiden sich von den allgemein hinduistischen Gottheiten wie Shiva, Vishnu oder Lakshmi durch ihre Darstellung. Andere wiederum gelten als Lokalformen dieser panindischen Götter.[1]
Unter den Gramadevatas gibt es mehr weibliche als männliche Gottheiten, besonders in Tamil Nadu und Odisha. Diesen Göttinnen wird häufig ein männliches Blutopfer (Bali), das vor ihrem Schrein enthauptet wird, dargebracht, um sie zu besänftigen, damit sie von ihrem Zorn ablassen und das Dorf verschonen.[1] Im Gegensatz zu den großen Göttinnen, gelten sie als selbstbewusst, dominant, aggresiv, unabhängig, wild, launisch, ungestüm, blutrünstig, fordernd und zerstörerisch. Sie gelten im Allgemeinen als unverheiratet, obwohl sie teilweise männliche Begleiter oder Partner und Bewacher haben. Speziell im Süden Indiens gelten sie jedoch überwiegend als Wächter und Beschützer ihrer Schreine, die ihre Befehle ausführen und sind ihnen gegenüber stark unterwürfig, untergeordnet und eindeutig unterlegen. Vielmehr ist das Dorf der eigentliche Partner der Göttin, mit dem sie verheiratet ist. Bei Festen zu Ehren der lokalen Gottheiten, wird die Dorfgöttin oft mit dem Oberhaubt und Respräsentaten des Dorfes symbolisch verheiratet.
Jede Siedlung kann eine oder mehrere Gramadevatas haben, unabhängig von ihrer Größe. Es gibt mehr Dorfgottheiten als Dörfer in Indien. Einige gehören nur zu einer einzelnen Siedlung, andere sind regional verbreitet. Im Unterschied zu den panindischen Göttern sind die Gramadevatas Teil des täglichen Lebens, und es besteht eine enge Beziehung zwischen den Gramadevatas und ihren Verehrern, während die "orthodoxen" Gottheiten, die mehr mit bestimmten Zyklen des Universums in Verbindung stehen, oft nur angerufen werden, wenn es erforderlich ist.[2] Die Gramadevatas stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit der Bewohner. Sie werden mit weit größerer Intensität als die großen Mainstream-Gottheiten des Hinduismus verehrt, die für die Dorfbewohner nur eine sehr untergeordnete und geringe Rolle spielen. Stattdessen betrachten sie die Lokalgöttin als "ihre Göttin", die sie lieben. Im Zentrum der Verehrung steht dabei nicht das Individuum und deren Wünsche, wie bei den Mahadevis, sondern stets das Wohlergehen des Kollektivs, des Dorfes als solches sowie seiner Einwohner, das der Göttin am Herzen liegt. Es geht also immer um örtliche und existentielle Bedürnisse des Dorfes. Dabei werden Fremde, die nicht zum Dorf gehören, oftmals vom Ritual ausgeschlossen, damit sie nicht von der Kraft der Göttin profitieren, die ja eigentlich für das Dorf und seinen Einflussbereich bestimmt ist. Eine weitere Besonderheit ist, dass im Gottesdienst der Dorfgottheiten im Gegensatz zu dem der großen Göttinnen, bei dem oft nur bestimmte Kasten beteiligt sind, das ganze Dorf teilhat, mitunter sogar Brahmanen und Muslime. Auch besteht ein gewisser Austausch zwischen den verschiedenen Kasten. Während die Feste der Mahavedis also viel individueller sind, scheint die Festtagskultur der "kleinen Gottheiten" also stets kollektiv zu sein und das ganze Dorf mit einzubeziehen.
Gramadevatas stehen in engem Zusammenhang mit Krankheit, plötzlichem Tod, Seuchen, Katastrophen und Unglück des Dorfes, die oft als Strafe der Göttin für eine Vernachlässigung ihres Kultes aufgefasst werden. Oft haben sie ein ambivalentes Wesen und sind sowohl Ursache als auch Heilung einer bestimmten Krankheit, vor der sie auch beschützen können. Eng mit dem Kult der Dorfgottheiten verbunden sind Besessenheit, Trance, Träume und Visionen. Oft agieren Menschen, von denen die Göttin Besitz ergreift als Medium und Orakel. Der Ursprung der Dorfgottheit wird vor Entstehung des Dorfes angenommen, oft gelten sie als Mutter, Herrin (amma) und Gründerin des Dorfes, die es geboren haben. Zeitlich gehen sie dem Dorf also voraus. Sie sind sowohl Ursprung als auch Mittelpunkt des Dorfes. Es gilt als ihr Besitz und die Dorfbewohner als ihre Kinder.
Zwischen Dorf und gramadevata besteht ein sehr enger Zusammenhang, beide sind voneinander abhängig. Die Göttin fordert Verehrung der Dorfbewohner, im Gegenzug gewährt sie gute Ernte, Fruchtbarkeit, rechtzeitigen Regen, Heilung, Schutz vor Kranheiten, plötzlichem Tod und Dämonen. Der Wirkungs- und Machtbereich der Gottheit umfasst nur das Dorf und seine Bewohner. Sobald die Bewohner das Dorf verlassen, unterstehen sie weder Einflussbereich noch Schutz der Göttin.
Dorfgottheiten werden nicht in anthropomorpher Form, sondern als unbehauener Stein, als Baum, Wasserkrug oder einem kleinen Schrein ohne Bildnis verehrt. Zu festlichen Anlässen erstellen die Dorfbewohner Abilder der Gottheiten aus Erde, sogenannte Alpanas, um sie während dieser Zeit im Tempel unterzubringen und darzustellen. Oft wird dabei nur der Kopf der Göttin dargestellt, der auf dem Boden platziert wird, während das Dorf als Ganzes als Körper der Göttin gilt oder sie fest in der Muttererde des Dorfes verankert ist. Die Dorfbewohner und das Dorf selbst leben dann quasi in oder auf dem Körper der Göttin. Häufig werden Schreine oder Symbole der Gottheit am Dorfrand und Eingang aufgestellt, um Fremde, Dämonen, böse Geister und Eindringlinge fernzuhalten und zu vertreiben.
Häufig sind gramadevatas ganzen Regionen bekannt, wie beispielsweise Manasa im Norden Indiens und Mariyamman im Süden. Andere Dorfgöttinnen können außerhalb des Dorfes völlig unbekannt sein.
Im Zentrum der Mythologie der Dorfgottheiten steht oft ihre ungerechte und entwürdigende Behandlung durch einen Mann.
siehe auch
Literatur
- Denise Cush, Catherine Robinson, Michael York (Hrsg.): Encyclopedia of Hinduism. Routledge, London 2008. ISBN 978-0-7007-1267-0.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Cush, Robinson, York (Hrsg.): Encyclopedia of Hinduism. Routledge, London 2008. S.177
- ↑ Cush, Robinson, York (Hrsg.): Encyclopedia of Hinduism. Routledge, London 2008. S.178