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Der Ausdruck entstammt der amerikanischen strukturalistischen Linguistik und wird vor allem mit [[Konstituentengrammatik]]en assoziiert.<ref>Vgl. Bloomfield (1933), Wells (1947), und Chomsky (1957).</ref> Der Konstituentenbegriff ist aber auch auf Dependenzstrukturen der [[Dependenzgrammatik]]en anwendbar, da auch Dependenzstrukturen zerlegt werden können.<ref> Die Dependenzgrammatik ist vor allem auf dem Lebenswerk von Lucien Tesnière (1959) basiert. Siehe auch Ágel et al. (2003/6).</ref>
Der Ausdruck entstammt der amerikanischen strukturalistischen Linguistik und wird vor allem mit [[Konstituentengrammatik]]en assoziiert.<ref>Vgl. Bloomfield (1933), Wells (1947), und Chomsky (1957).</ref> Der Konstituentenbegriff ist aber auch auf Dependenzstrukturen der [[Dependenzgrammatik]]en anwendbar, da auch Dependenzstrukturen zerlegt werden können.<ref> Die Dependenzgrammatik ist vor allem auf dem Lebenswerk von Lucien Tesnière (1959) basiert. Siehe auch Ágel et al. (2003/6).</ref>
Zur Feststellung von Konstituenten hat man eine Reihe von Tests durchgeführt, die sogenannten [[Konstituententest]]s.
Im Folgenden geht es nur um Konstituenten im Sinne von Satzelementen.
Im Folgenden geht es nur um Konstituenten im Sinne von Satzelementen.
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Dieser Baum hat 19 Knoten, also enthält er 19 Konstituenten. Dabei ist zu merken, dass die Struktur der VP vergleichsweise flach ist. Bei einer geschichteten (=tieferen) VP gäbe es mehr als 19 Konstituenten. Der Vergleich von Dependenz- mit Konstituenzstrukturen zeigt, dass das Verständnis, was als Konstituente gilt, davon abhängt, ob man Dependenz oder Konstituenz als Grundprinzip der Syntax annimmt.
Dieser Baum hat 19 Knoten, also enthält er 19 Konstituenten. Dabei ist zu merken, dass die Struktur der VP vergleichsweise flach ist. Bei einer geschichteten (=tieferen) VP gäbe es mehr als 19 Konstituenten. Der Vergleich von Dependenz- mit Konstituenzstrukturen zeigt, dass das Verständnis, was als Konstituente gilt, davon abhängt, ob man Dependenz oder Konstituenz als Grundprinzip der Syntax annimmt.
Linguistik- und Syntaxlehrbücher identifizieren Konstituenten mit Konstituententests (constituency tests). Diese Tests manipulieren einen Teil eines Satzes und überprüfen anhand der resultierenden Akzeptabilität, ob es sich bei dem manipulierten Teil um eine Konstituente handelt. Ist das Ergebnis akzeptabel, gilt das als erfolgreiche Identifikation einer Konstituente. Geläufige Konstituententests sind Tilgung, Permutation, Pronominalisierung, Antwortfragmente, und Koordination.
Diese Tests müssen aber mit Vorsicht verwendet werden, da die gelieferten Ergebnisse einander widersprechen können. Das Testglied sollte erst als Konstituente gelten, wenn es mehrere der Tests bestanden hat. Das Bestehen lediglich eines Tests reicht nicht aus, um ein Glied als Konstituente auszuzeichnen.
Ein Testglied, das getilgt werden kann, ohne dass der Satz ungrammatisch wird oder dass sich die Bedeutung zu sehr ändert, kann möglicherweise eine Konstituente sein:
::Er will einen zweiten Kurs belegen, um sein Englisch zu verbessern.
::: Er will einen Kurs belegen, um sein Englisch zu verbessern. <small>– ''zweiten'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
::: Er will einen zweiten Kurs belegen. <small>– ''um sein Englisch zu verbessern'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
::: *Er einen zweiten Kurs belegen, um sein Englisch zu verbessern. <small>– ''will'' ist vielleicht keine Konstituente.</small>
::: *Er will belegen, um sein Englisch zu verbessern. <small>– ''einen zweiten Kurs'' ist vielleicht keine Konstituete.</small>
Dieser Test eignet sich dazu, Angaben als Konstituenten zu identifizieren. Er suggeriert jedoch, dass viele Ergänzungen keine Konstituenten sind, was den meisten Satzanalysen widerspricht.
Es gibt verschiedene Permutationstests. Topikalisierung gehört zu den geläufigsten. Wenn ein Teil eines Satzes topikalisiert (=vorangestellt) werden kann, ist er vielleicht eine Konstituente. Diesem Test nach sind also [[Satzglied]]er Konstituenten:
::Fritz hat mehrmals versucht, den Text zu lesen.
::: '''Mehrmals''' hat Fritz versucht, den Text zu lesen. – <small>''mehrmals'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
::: '''Versucht''' hat Fritz mehrmals, den Text zu lesen. – <small>''versucht'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
::: '''Den Text zu lesen''', hat Fritz mehrmals versucht. – <small>''den Text zu lesen'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
::: *'''Hat''' Fritz mehrmals versucht, den Text zu lesen. <small>– ''hat'' ist vielleicht keine Konstituente (Der Satz ist ein Fragesatz geworden).</small>
::: *'''Zu lesen''' hat Fritz mehrmals versucht den Text. – <small>''zu lesen'' ist vielleicht keine Konstituente.</small>
::: *'''Versucht den Text''' hat Fritz mehrmals zu lesen. – <small>''versucht den Text'' ist vielleicht keine Konstituente.
Bei Pronominalisierung versucht man das Testglied durch ein definites Pronomen (oder eine sonstige definite Proform) zu ersetzen. Wenn das Ergebnis akzeptabel ist, ist das Testglied vielleicht eine Konstituente:
::Birgers Schwester schreibt ihre Hausaufgaben am Morgen.
::: '''Seine''' Schwester schreibt ihre Hausaufgaben am Morgen. <small>– ''Birgers'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
::: '''Sie''' schreibt ihre Hausaufgaben am Morgen. <small>– ''Birgers Schwester'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
::: Birgers Schwester schreibt '''sie''' am Morgen. <small>– ''ihre Hausaufgaben'' ist vielleicht eine Konstituente.
::: *Birgers '''sie''' schreibt ihre Hausaufgaben erst am Morgen. <small>– ''Schwester'' ist veilleicht keine Konstituente.</small>
::: *Birgers Schwester schreibt ihre '''sie''' am Morgen. <small>– ''Hausaufgaben'' ist vielleicht keine Konstituente.
Wenn ein Wort oder eine Phrase als Antwortfragment erscheinen kann, handelt es sich vielleicht um eine Konstituente im ursprünglichen Satz.
::Unsere Kinder wollen nach der Schule im Wald spielen.
:::Wer will nach der Schule im Wald spielen? – '''Unsere Kinder''' <small>– ''unsere Kinder'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
:::Wessen Kinder wollen nach der Schule im Wald spielen? – '''Unsere'''. – ''unsere'' is vielleicht eine Konstituente.
:::Wo wollen unsere Kinder nach der Schule spielen? – '''Im Wald'''. – ''im Wald'' ist vielleicht eine Konstituente.
:::Welche Leute, die uns gehören, wollen nach der Schule im Wald spielen? - *'''Kinder'''. <small>– ''Kinder'' ist vielleicht keine Konstituente.</small>
:::Wann in Bezug auf die Schule wollen die Kinder im Wald spielen? - *'''Nach'''. <small>– ''nach'' ist vielleicht keine Konstituente.</small>
:::Was tun unsere Kinder? - *'''Wollen nach der Schule im Wald spielen'''. <small>– ''wollen nach der Schule im Wald spielen'' ist vielleicht keine Konstituente.</small>
Wenn das Testglied koordiniert werden kann, ist es vielleicht eine Konstituente, z. B.
::Hans will nicht wissen, warum das geschehen ist.
:::['''Hans'''] und [Tanja] wollen nicht wissen, warum das geschehen ist. <small>– ''Hans'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
:::Hans ['''will'''] und [kann] nicht wissen, warum das geschehen ist. <small>– ''kann'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
:::Hans kann nicht wissen, ['''warum das geschehen ist'''] und [wann das geschehen ist]. <small>– ''warum das geschehen ist'' ist vielleicht eine Konstituente.</small>
Obgleich der Koordinationstest weit verbreitet ist, gilt er als problematisch, weil er viele Testglieder als Konstituenten anerkennt, die durch die anderen Tests nicht als Konstituenten bestätiget werden können, z.B.
:::['''Hans will'''] und [Hans darf] nicht wissen, warum das geschehen ist.
:::Fritz ['''will nicht'''] aber [muss schon] wissen, warum das geschehen ist.
Diesen Daten ließe sich entnehmen, dass ''Hans will'' und ''will nicht'' als Konstituenten zu gelten hätten. Die meisten Satzanalysen erkennen diese Wortkombinationen aber nicht als Konstituenten an, weil sie durch die anderen Tests nicht als Konstituenten bestätigt werden.
===Zusammenfassung der Konstituententests===
Was sich anhand der obigen Beispiele schließen lässt, ist das die individuellen Konstituententests nicht zuverlässig sind und dass diese Tests mit Vorbehalt angewendet werden müssen. In dieser Hinsicht sollte man auch festhalten, dass die obigen Konstituententests meistens für das Englische entwickelt wurden. Inwiefern sie Einsicht in die Satzstrukturen anderer Sprachen liefern ist also fraglich.
Version vom 30. Mai 2012, 21:32 Uhr
Dieser Artikel behandelt die sprachwissenschaftliche Bedeutungen des Ausdrucks. In der Physik wird von
Konstituentenquarks gesprochen. Siehe dort.
Der Ausdruck Konstituente (lateinisch von constituens, Partizip von constituere (konstituieren)[1] bezeichnet allgemein eine Einheit, die "Teil einer größeren, komplexeren Einheit ist"[2] .
In der Sprachwissenschaft werden damit Teile einer größeren sprachlichen Einheit bezeichnet.
In einem weiteren Sinn gibt es Konstituenten "auf jeder Ebene"[3] . Auch "Bestandteile von Wörtern (können) als Konstituenten bezeichnet werden"[4] . Dazu siehe auch: IC-Analyse. Ebenso gibt es Konstituenten von Bedeutungen[5] .
Der Ausdruck entstammt der amerikanischen strukturalistischen Linguistik und wird vor allem mit Konstituentengrammatiken assoziiert.[6] Der Konstituentenbegriff ist aber auch auf Dependenzstrukturen der Dependenzgrammatiken anwendbar, da auch Dependenzstrukturen zerlegt werden können.[7]
Zur Feststellung von Konstituenten hat man eine Reihe von Tests durchgeführt, die sogenannten Konstituententests.
Im Folgenden geht es nur um Konstituenten im Sinne von Satzelementen.
Definition
In einer Baumstruktur entspricht eine Konstituente dem ganzen Baum oder einem kompletten Teilbaum des Baumes. Die Konstituente wird also wie folgt definiert:
- Konstituente
- Ein Knoten und alle Knoten, die diesem untergeordnet sind
Dieser Definition nach entspricht jedem Knoten im Baum eine Konstituente.
Der Definition nach enthält der folgende Baum der Konstituentengrammatik elf Konstituenten:
- Konstituenten im Konstituentenstrukturbaum
Die folgenden Wörter und Wortkombinationen im Baum sind Konstituenten: dieser, Baum, hat, genau, elf, Konstituenten, dieser Baum, genau elf, genau elf Konstituenten, hat genau elf Konstituenten, Dieser Baum hat genau elf Konstituenten. Der Baum zeigt aber nur eine der denkbaren Analysen. Bei einer anderen Zerlegung der Konstituenten, ändert sich die Wortkombinatorik, z. B.
- Konstituenten im Konstituentenstrukturbaum
Dieser Baum enthält eine Konstituente weniger; es gibt keine finite VP-Konstituente, d. h. hat genau zehn Konstituenten gilt hier nicht als Konstituente.[8] Die Zerlegung von Sätzen in Konstituenten kann also sehr wohl zu verschiedenen Ergebnissen führen, je nachdem welche Grundannahmen der Zerlegung unterstellt werden.
Der Konstituentenbegriff entstammt dem amerikanischen Strukturalismus, der vor allem mit den Arbeiten von Leonard Bloomfield, Rulon Wells, und dem jungen Noam Chomsky assoziiert ist. Der amerikanische Strukturalismus ging aber vom Prinzip der Konstituenz aus, d.h. syntaktische Strukturen fussten auf dem Prinzip der Konstituenz. Wenn man aber die obige Definition auf dependenzgrammatische Strukturen anwendet, können diese sehr wohl auch in Konstituenten zerlegt werden. Der obige Satz enthält aber weit weniger Konstituenten, nur sechs statt elf oder zehn:
- Konstituenten im Dependenzbaum
Da der Baum nur sechs Knoten hat, enthält er nur sechs Konstituenten: dieser, genau, dieser Baum, genau sechs, genau sechs Konstituenten, und Dieser Baum hat genau sechs Konstituenten. Ein zweites Beispiel eines Dependenzbaums unterstreicht den Unterschied:
- Konstituenten im Dependenzbaum
Da dieser Baum zwölf Knoten enthält, enthält er auch zwölf Konstituenten. Der entsprechende Konstituenzbaum dieses Satzes enthält weit mehr Konstituenten:
- Konstituenten im Konstituentenstrukturbaum
Dieser Baum hat 19 Knoten, also enthält er 19 Konstituenten. Dabei ist zu merken, dass die Struktur der VP vergleichsweise flach ist. Bei einer geschichteten (=tieferen) VP gäbe es mehr als 19 Konstituenten. Der Vergleich von Dependenz- mit Konstituenzstrukturen zeigt, dass das Verständnis, was als Konstituente gilt, davon abhängt, ob man Dependenz oder Konstituenz als Grundprinzip der Syntax annimmt.
Notizen
- ↑ Duden, Online, http://www.duden.de/zitieren/10132655/2.2
- ↑ Duden, Online, http://www.duden.de/zitieren/10132655/2.2
- ↑ Stein, Achim: Einführung in die französische Sprachwissenschaft. 3. Aufl. - Metzler, Stuttgart, Weimar 2010, S. 49 f.
- ↑ Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien. 5. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010 (UTB, 3319), ISBN 978-3-8385-3319-9, S. 29
- ↑
Schlaefer, Michael: Lexikologie und Lexikographie. - 2. Aufl. - E. Schmidt, Berlin 2009, S. 187: Konstituent ist ein "Element im strukturhaften Aufbau von Wortbildungen, Sätzen, Bedeutungen"
- ↑ Vgl. Bloomfield (1933), Wells (1947), und Chomsky (1957).
- ↑ Die Dependenzgrammatik ist vor allem auf dem Lebenswerk von Lucien Tesnière (1959) basiert. Siehe auch Ágel et al. (2003/6).
- ↑ Was der Status einer finiten VP-Konstituente betrifft, vgl. Osborne et al. (2011:323-4).
Literatur
- Vilmos Ágel et al. (Hrsg.): Dependenz und Valenz. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 25/1-2, 188–229. Berlin, New York: Mouton de Gruyter, 2003/6.
- Leonard Bloomfield: Language. New York: Henry Holt, 1933.
- Noam Chomsky: Syntactic Structures. The Hague/Paris: Mouton, 1957.
- Timothy Osborne, Michael Putnam, and Thomas Groß: Bare phrase structure, label-less trees, and specifier-less syntax: Is Minimalism becoming a dependency grammar? The Linguistic Review 28, 315-364, 2011.
- Lucien Tesnière: Éleménts de syntaxe structurale. Paris: Klincksieck, 1959.
- Rulon S. Wells: Immediate Constituents, in: Language 23, 1947, 81-117.
Siehe auch
