„Inzucht" – Versionsunterschied

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Unter '''Inzucht''' versteht man im (追記) Allgemeinen (追記ここまで) die (追記) [[Begattung| (追記ここまで)Paarung(追記) ]] (追記ここまで) relativ (追記) naher (追記ここまで) [[Blutsverwandtschaft|(追記) Blutsverwandter (追記ここまで)]](追記) . (追記ここまで) (追記) In (追記ここまで) der [[(追記) Pflanzenzucht (追記ここまで)]] (追記) erfolgt dies durch (追記ここまで) [[(追記) Selbstung (追記ここまで)]] (追記) und (追記ここまで) (追記) [[Kreuzung (追記ここまで) (追記) (Genetik)| (追記ここまで)Kreuzung(追記) ]] (追記ここまで) möglichst naher Verwandter, um genetisch möglichst [[Homozygotie|reinerbige]] [[Inzuchtlinie]]n zu erhalten.(追記) In der [[Tierzucht]] erfolgt Inzucht durch Geschwisterverpaarung und die [[Rückverpaarung]]. (追記ここまで)


Das Maß für die Inzucht ist der [[Inzuchtkoeffizient]].
Das Maß für die Inzucht ist der [[Inzuchtkoeffizient]].


== Nutztiere und -pflanzen ==
== Nutztiere und -pflanzen ==
Inzucht führt dazu, dass immer mehr Genloci bzw. [[Allel]]e (追記) [[Homozygotie| (追記ここまで)homozygot(追記) ]] (追記ここまで) (reinerbig) werden, also in beiden [[Chromosom]]ensätzen gleich vorhanden sind. Gemäß den [[Mendelsche Regeln|mendelschen Regeln]] erscheinen durch Inzucht insbesondere auch (追記) [[rezessiv]]e (追記ここまで) [[Gen]]e des [[Genotyp]]s im [[Phänotyp]]. Folge der Inzucht ist damit die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit des homozygoten Auftretens von Extremen in beiden Richtungen, also sowohl möglicher krankhafter als auch besonders leistungsfähiger Genkombinationen.


Züchter können nicht selten beobachten, dass im genetischen Sinne reinerbige Lebewesen geringere (追記) [[ (追記ここまで)Vitalität(追記) ]] (追記ここまで) und (追記) [[Resistenz| (追記ここまで)Widerstandsfähigkeit(追記) ]] (追記ここまで) gegen Krankheiten aufweisen, da die genetische Information in beiden Chromosomensätzen gleich ist und dadurch weniger unterschiedliche Gene vorhanden sind ([[Inzuchtdepression]]). Andererseits besteht Züchtung gerade darin, die positive Seite von Inzucht zu nutzen, indem gezielte Inzucht mit [[Selektion (Evolution)|Selektion]] der geeigneten Typen verbunden wird.
Zur Produktion von besonders leistungsfähigen [[Hybride]]n ist die Aufrechterhaltung von [[Inzuchtlinie]]n als Elterngeneration für die Hybriden nötig.


== Inzuchtvermeidung ==
Inzucht führt dazu, dass immer mehr Genloci bzw. [[Allel]]e homozygot (reinerbig) werden, also in beiden [[Chromosom]]ensätzen gleich vorhanden sind. Gemäß den [[Mendelsche Regeln|mendelschen Regeln]] erscheinen durch Inzucht insbesondere auch (削除) rezessive (削除ここまで) [[Gen]]e des [[Genotyp]]s im [[Phänotyp]]. Folge der Inzucht ist damit die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit des homozygoten Auftretens von Extremen in beiden Richtungen, also sowohl möglicher krankhafter als auch besonders leistungsfähiger Genkombinationen(削除) . Beispiele beim Menschen sind ausgeprägte Fett- oder Dünnleibigkeit (削除ここまで).
Die Vermeidung von Inzucht sichert die [[Geschlechtliche Fortpflanzung#Vorteile|Vorteile der sexuellen Fortpflanzung]].


Bei zahlreichen Tier- und Pflanzenarten werden die Nachteile der Inzucht durch [[Dichogamie]] vermieden. Insbesondere bei einhäusigen Pflanzen und Pflanzen mit [[Hermaphroditismus|zwittrigen Blüten]] wird [[Proterandrie|Vormännlichkeit]] und [[Vorweiblichkeit]] beobachtet. Dadurch wird die Befruchtung mit dem eigenen Blütenstaub verhindert. Im Bereich der Kulturpflanzen ist [[Mais]] ein Vertreter der Vormännlichkeit, [[Wegeriche|Wegerich]] ist ein Vertreter der Vorweiblichkeit.<ref>Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, 20. Auflage 2011, S.&nbsp;25 f., ISBN 978-3-8274-1606-3</ref><ref> {{Webarchiv|text=''Vorweiblichkeit'', Thomas Schöpke, Pharmazie Uni-Greifswald |url=http://pharm1.pharmazie.uni-greifswald.de/systematik/ergaenz/vorweibl.htm |wayback=20070623043008}}</ref>
Züchter können nicht selten beobachten, dass im genetischen Sinne reinerbige Lebewesen geringere Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten aufweisen, da die genetische Information in beiden Chromosomensätzen gleich ist und dadurch weniger unterschiedliche Gene vorhanden sind ([[Inzuchtdepression]]). Andererseits besteht Züchtung gerade darin, die positive Seite von Inzucht zu nutzen, indem gezielte Inzucht mit [[Selektion (Evolution)|Selektion]] der geeigneten Typen verbunden wird.


Bei den meisten Tierarten wird Inzest nur passiv vermieden, indem Nachkommen sich zerstreuen bzw. von den Eltern nicht mehr geduldet werden, oder indem die (追記) männlichen (追記ここまで) oder die (追記) weiblichen (追記ここまで) (追記) Jungtiere (追記ここまで) die Gruppe verlassen; dadurch kommt es zu einer(追記) räumlichen (追記ここまで) Trennung der Geschwister (追記) ( (追記ここまで)[[Exogamie]](追記) ) (追記ここまで). Durch diese Verhaltensweisen werden Verpaarungen naher Verwandter zwar unwahrscheinlich, aber sie sind möglich und kommen auch vor. Die aktive Vermeidung von Inzest ist an die Möglichkeit individuellen Erkennens (Wiedererkennen) gebunden und kommt auch bei Tieren vor. Bei einigen Vogelarten (z.(追記) &nbsp; (追記ここまで)B. [[Graugans|(追記) Graugänsen (追記ここまで)]]) vermeiden Geschwister auch dann eine Verpaarung, wenn sie ohne andere Partner zusammen gehalten werden; hier spielt die sexuelle [[Prägung (Verhalten)|Prägung]] während der frühen [[Ontogenese]] eine Rolle. Bei [[(追記) Gewöhnlicher Schimpanse| (追記ここまで)Schimpanse]]n wurde beobachtet, dass Weibchen sexuelles Interesse von Brüdern aktiv abwehren und dass selbst erwachsene, ranghohe Männchen ihrer Mutter gegenüber kein sexuelles Interesse haben. Untersuchungen zeigten, dass Menschen als Erwachsene denjenigen gegenüber eine erotische Barriere haben, die sie in den ersten (追記) fünf (追記ここまで) Lebensjahren gut kannten.
== Inzucht beim Menschen ==


Eine Metastudie kam 2021 zu dem Ergebnis, dass es bei Tieren keine instinktive Inzuchtvermeidung gäbe.<ref> [https://www.scinexx.de/news/biowissen/wie-unnatuerlich-ist-inzucht/ scinexx.de, ''Wie unnatürlich ist Inzucht? - Metastudie widerlegt die Annahme einer instinktiven Inzuchtvermeidung im Tierreich'', 7. Mai 2021] </ref><ref>Raïssa A. de Boer, Regina Vega-Trejo, Alexander Kotrschal, John L. Fitzpatrick, ''Meta-analytic evidence that animals rarely avoid inbreeding''. In: ''[[Nature Ecology & Evolution]]'' Band 5, 2021, S.&nbsp;949–964, {{DOI|10.1038/s41559-021-01453-9}}.</ref>
Als ''Soziale Inzucht'' wird ein durch [[Beruf]] und sozialen [[Soziale Schichtung|Stand]] geschlossener [[Heiratskreis]] verstanden, dessen Folge oft auch biologische Inzucht ist. Die [[Heiratspolitik]] eines sozialen Gefüges ist aber nicht die einzige empirisch nachgewiesene Ursache für genetische Inzucht.

Ebenso kann Inzucht auch als Effekt geringer Größe oder starker Abgeschlossenheit einer [[Bevölkerung]] auftreten - etwa auf einer kleinen Insel, in einem Gebirgstal oder gar in einem sozialen [[Ghetto]].

Die seit altersher verbreiteten Verbote von [[Verwandtenheirat]]en bzw. [[Inzest]] (siehe auch [[Dispens]]) mit dem Versuch zu erklären, die möglichen, aber keinesfalls zwangsläufigen, negativen Effekte von Inzucht zu vermeiden, geht fehl. Einerseits waren diese möglichen Folgen zur Zeit der Entstehung der meisten [[Inzesttabu]]s gar nicht bekannt, andererseits vermieden die meisten Inzesttabus – da sie zumeist auf Verwandtschaftslinien nur eines Geschlechts beschränkt waren – Inzucht nicht wirkungsvoll.

Durch die Heiratspolitik der europäischen Könighäuser kam es hier vermehrt zur Inzucht. So hatte [[Karl II. (Spanien)|Karl II. von Spanien]] nur 10 verschiedene Vorfahren in der 5. Generation, wobei 32 verschiedene Vorfahren möglich wären.

=== Geschichte und biologische Auswirkungen ===
In verschiedenen Kulturen und zu verschiedenen Zeiten herrschte unterschiedliche Toleranz bezüglich [[Inzest]] beim Menschen (z.B. [[Geschwisterehe]] oder Eltern-Kinder-Ehe). Erkenntnisse der [[Humangenetik]] und [[Genetik|Vererbungslehre]] lassen darauf schließen, dass Inzest das Auftreten von [[Erbkrankheit]]en - verbunden mit anfälliger Gesundheit - erhöht. Dies könnte zu der Hypothese führen, dass "genetische Gesundheit" durch besonders "familienfremde Partnerwahl" erzielt werden könne.

Es gibt aber erste Hinweise<ref>SCIENCE (2008), Bd. 319, S. 813 (englisch)</ref>, die dem entgegenstehen und die den [[Ahnenverlust|Ahnenschwund]] nicht nur als eine mathematische Notwendigkeit erscheinen lassen, sondern ihm eventuell auch eine biologisch positive Auswirkung geben:

Aus Daten<ref>[http://www.handelsblatt.com/news/_pv/_p/203116/_t/ft/_b/1388021/default.aspx/index.html Zusammenfassung im Handelsblatt]</ref> der von [[DeCODE Genetics]] durchgeführten Studie der genetischen und sozialen Bevölkerungsverzweigung [[Island]]s ist ersichtlich, dass Frauen im frühen 19.&nbsp;Jahrhundert, die mit einem Cousin dritten oder vierten Grades verheiratet waren, deutlich an der Spitze der kinderreichsten Mütter standen: So hatten beispielsweise Frauen, die mit einem Cousin dritten Grades verheiratet waren, im rechnerischen Durchschnitt 4,04 Kinder und 9,17 Enkel, während Frauen, die mit einem Cousin achten (oder noch entfernteren) Grades verheiratet waren, nur 3,34 Kinder und 7,31 Enkel hatten. Wenn sich diese Daten erhärten lassen, könnte dies bedeuten, dass es für Kinder- und in Folge für Enkelanzahl eine „optimale familiäre Distanz" geben könnte.

== Inzuchtvermeidung ==
{{Quelle}}
Die Vermeidung von Inzucht sichert die [[Geschlechtliche Fortpflanzung#Vorteile|Vorteile der sexuellen Fortpflanzung]].

Bei den meisten Tierarten wird Inzest nur passiv vermieden, indem Nachkommen sich zerstreuen bzw. von den Eltern nicht mehr geduldet werden, oder indem die (削除) jungen Männchen (削除ここまで) oder die (削除) jungen (削除ここまで) (削除) Weibchen (削除ここまで) die Gruppe verlassen; dadurch kommt es zu einer Trennung der Geschwister(削除) , sog. (削除ここまで) [[Exogamie]]. Durch diese Verhaltensweisen werden Verpaarungen naher Verwandter zwar unwahrscheinlich, aber sie sind möglich und kommen auch vor. Die aktive Vermeidung von Inzest ist an die Möglichkeit individuellen Erkennens (Wiedererkennen) gebunden und kommt auch bei Tieren vor. Bei einigen Vogelarten (z.B. [[Graugans|(削除) Graugänse (削除ここまで)]]) vermeiden Geschwister auch dann eine Verpaarung, wenn sie ohne andere Partner zusammen gehalten werden; hier spielt die sexuelle [[Prägung (Verhalten)|Prägung]] während der frühen [[Ontogenese]] eine Rolle. Bei [[Schimpanse]]n wurde beobachtet, dass Weibchen sexuelles Interesse von Brüdern aktiv abwehren und dass selbst erwachsene, ranghohe Männchen ihrer Mutter gegenüber kein sexuelles Interesse haben. Untersuchungen zeigten, dass Menschen als Erwachsene denjenigen gegenüber eine erotische Barriere haben, die sie in den ersten (削除) 5 (削除ここまで) Lebensjahren gut kannten.
Einfach nicht mir dem Bruder oder der Schwester Schlafen!!!!!


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Purging]]
* [[Purging]]
* [[(削除) Genealogie (削除ここまで)]]
* [[(追記) Inzucht beim Menschen (追記ここまで)]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Werner Buselmaier, Gholamali Tariverdian: ''Humangenetik für Biologen'', Springer 2006, ISBN 3-540-24036-5
* Werner Buselmaier, Gholamali Tariverdian: ''Humangenetik für Biologen'', Springer 2006, ISBN 3-540-24036-5
* Volker Storch: ''Evolutionsbiologie'', Springer 2001, ISBN 3-540-41880-6
* (追記) [[ (追記ここまで)Volker Storch(追記) ]], [[Ulrich Welsch]], [[Michael Wink]] (追記ここまで): ''Evolutionsbiologie'', Springer 2001, ISBN 3-540-41880-6


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


== Weblinks ==
[[Kategorie:Genetik]]
{{Wiktionary|Inzucht}}

{{Normdaten|TYP=s|GND=4231499-9|LCCN=sh85031217}}


[[Kategorie:Genetik]]
[[bg:Близкородствено размножаване]]
[[Kategorie:Haustiergenetik]]
[[cs:Inbreeding]]
[[(削除) da (削除ここまで):(削除) Indavl (削除ここまで)]]
[[(追記) Kategorie (追記ここまで):(追記) Zucht (追記ここまで)]]
[[en:Inbreeding]]
[[fi:Sisäsiittoisuus]]
[[id:Perkawinan sekerabat]]
[[ja:近親交配]]
[[ms:Pembiakbakaan dalam]]
[[nl:Inteelt]]
[[no:Innavl]]
[[pl:Chów wsobny]]
[[pt:Endocruzamento]]
[[ru:Инбридинг]]
[[sv:Inavel]]
[[tk:Inbriding]]
[[tr:İnbred]]
[[uk:Інбридинг]]
[[zh:近亲繁殖]]

Aktuelle Version vom 31. August 2024, 21:11 Uhr

Unter Inzucht versteht man im Allgemeinen die Paarung relativ naher Blutsverwandter. In der Pflanzenzucht erfolgt dies durch Selbstung und Kreuzung möglichst naher Verwandter, um genetisch möglichst reinerbige Inzuchtlinien zu erhalten. In der Tierzucht erfolgt Inzucht durch Geschwisterverpaarung und die Rückverpaarung.

Das Maß für die Inzucht ist der Inzuchtkoeffizient.

Nutztiere und -pflanzen

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Inzucht führt dazu, dass immer mehr Genloci bzw. Allele homozygot (reinerbig) werden, also in beiden Chromosomensätzen gleich vorhanden sind. Gemäß den mendelschen Regeln erscheinen durch Inzucht insbesondere auch rezessive Gene des Genotyps im Phänotyp. Folge der Inzucht ist damit die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit des homozygoten Auftretens von Extremen in beiden Richtungen, also sowohl möglicher krankhafter als auch besonders leistungsfähiger Genkombinationen.

Züchter können nicht selten beobachten, dass im genetischen Sinne reinerbige Lebewesen geringere Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten aufweisen, da die genetische Information in beiden Chromosomensätzen gleich ist und dadurch weniger unterschiedliche Gene vorhanden sind (Inzuchtdepression). Andererseits besteht Züchtung gerade darin, die positive Seite von Inzucht zu nutzen, indem gezielte Inzucht mit Selektion der geeigneten Typen verbunden wird.

Inzuchtvermeidung

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Die Vermeidung von Inzucht sichert die Vorteile der sexuellen Fortpflanzung.

Bei zahlreichen Tier- und Pflanzenarten werden die Nachteile der Inzucht durch Dichogamie vermieden. Insbesondere bei einhäusigen Pflanzen und Pflanzen mit zwittrigen Blüten wird Vormännlichkeit und Vorweiblichkeit beobachtet. Dadurch wird die Befruchtung mit dem eigenen Blütenstaub verhindert. Im Bereich der Kulturpflanzen ist Mais ein Vertreter der Vormännlichkeit, Wegerich ist ein Vertreter der Vorweiblichkeit.[1] [2]

Bei den meisten Tierarten wird Inzest nur passiv vermieden, indem Nachkommen sich zerstreuen bzw. von den Eltern nicht mehr geduldet werden, oder indem die männlichen oder die weiblichen Jungtiere die Gruppe verlassen; dadurch kommt es zu einer räumlichen Trennung der Geschwister (Exogamie). Durch diese Verhaltensweisen werden Verpaarungen naher Verwandter zwar unwahrscheinlich, aber sie sind möglich und kommen auch vor. Die aktive Vermeidung von Inzest ist an die Möglichkeit individuellen Erkennens (Wiedererkennen) gebunden und kommt auch bei Tieren vor. Bei einigen Vogelarten (z. B. Graugänsen) vermeiden Geschwister auch dann eine Verpaarung, wenn sie ohne andere Partner zusammen gehalten werden; hier spielt die sexuelle Prägung während der frühen Ontogenese eine Rolle. Bei Schimpansen wurde beobachtet, dass Weibchen sexuelles Interesse von Brüdern aktiv abwehren und dass selbst erwachsene, ranghohe Männchen ihrer Mutter gegenüber kein sexuelles Interesse haben. Untersuchungen zeigten, dass Menschen als Erwachsene denjenigen gegenüber eine erotische Barriere haben, die sie in den ersten fünf Lebensjahren gut kannten.

Eine Metastudie kam 2021 zu dem Ergebnis, dass es bei Tieren keine instinktive Inzuchtvermeidung gäbe.[3] [4]

Einzelnachweise

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  1. Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, 20. Auflage 2011, S. 25 f., ISBN 978-3-8274-1606-3
  2. Vorweiblichkeit, Thomas Schöpke, Pharmazie Uni-Greifswald (Memento vom 23. Juni 2007 im Internet Archive )
  3. scinexx.de, Wie unnatürlich ist Inzucht? - Metastudie widerlegt die Annahme einer instinktiven Inzuchtvermeidung im Tierreich, 7. Mai 2021
  4. Raïssa A. de Boer, Regina Vega-Trejo, Alexander Kotrschal, John L. Fitzpatrick, Meta-analytic evidence that animals rarely avoid inbreeding. In: Nature Ecology & Evolution Band 5, 2021, S. 949–964, doi:10.1038/s41559-021-01453-9 .
Wiktionary: Inzucht  – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4231499-9 (lobid, OGND , AKS ) | LCCN: sh85031217
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