(352 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1:
Zeile 1:
{{Dieser Artikel|bezieht sich auf europäische Langbögen, für Langbögen anderer Kulturen siehe [[Traditionelles Bogenschießen #Der Bogen|Naturbögen]] und [[Kompositbogen|Kompositbögen]].}}
Der '''Langbogen''' ist eine alte [[Krieg]]swaffe; seine Länge entspricht in etwa der Größe des Schützen – herkömmliche [[Bogen (Waffe)|Bögen]] sind im Vergleich dazu deutlich kürzer.
[[Datei:Longbow.jpg|miniatur|hochkant=2.0|Langbogen, 45 engl. [[Pfund]] Zuggewicht bei Normauszugslänge, entspricht 200 N Zugkraft.]]
===Material und Herstellung===
[[Datei:Altarpiece of St Sebastian.jpg|miniatur|Langbogenschützen exekutieren den [[Heiliger Sebastian|Heiligen Sebastian]]. Altarbild von ca. 1493]]
Langbögen wurden zumeist aus [[Eiben]]holz hergestellt. Da im Mittelalter die Eiben zum Bogenbau abgeholzt wurden, sind sie heute selten, sie stehen unter Naturschutz und sind deswegen heute relativ teuer. Ersatzweise wurde auch [[Esche]] und [[Ulme]] verarbeitet. Entgegen der weitläufigen Meinung wurde Haselnuss, obwohl zum Bogenbau geeignet, aufgrund seiner schlechten Wurfeigenschaften seltener verwendet. Im [[Haithabu]]-Fundkatalog sind Bögen aus Eibe, Esche und Ulme abgebildet, wo hingegen bei englischen Langbögen nur Funde aus Eibenholz existieren.
Der '''Langbogen''' ist eine Abschussvorrichtung für [[Pfeil (Geschoss)|Pfeile]]. Er stellt eine historische Form des [[Bogen (Waffe)|Bogens]] dar. Der Begriff ''Langbogen'' dient als Oberbegriff für alle einfachen, stabförmig geformten Bogen mit profiliertem Querschnitt; Bogen mit rechteckigen Wurfarm - Querschnitten werden als Flachbogen bezeichnet, die seit der [[Mittelsteinzeit]] in Europa archäologisch nachgewiesen sind. Häufig anzutreffen sind hybride Bauformen, die bekannteste ist der „[[Holmegaard Kommune|Holmegaard]]"-Typ, dessen Wurfarme flach aus dem Griff bis in ca. 2/3-Länge verlaufen und sich ab dort aus einer beidseitig abgesetzten Schulter in einem hochovalen Querschnitt bis zu den Enden („Tips") entwickeln.
Der Querschnitt des klassischen Langbogens weist das schmale D-Profil auf, da sich das Kernholz zusammendrücken und das Splintholz (äußeres, unverkerntes Holz) dehnen lässt. Ein Langbogen stellt besonders hohe Anforderungen an die Druckfestigkeit des Holzes, denen nur ausgesuchte Holzsorten und -qualitäten gerecht werden. Vermutlich deshalb verbreiteten sich Bögen mit breiterem Wurfarm-Querschnitt – einem Layout, wie es auch aus steinzeitlichen Funden und von späteren [[amerikanischer Flachbogen|amerikanischen Flachbögen]] bekannt ist.
Der Langbogen ist – ebenso wie alle anderen Bogen – nach dem deutschen [[Waffengesetz (Deutschland)|Waffengesetz]] keine [[Schusswaffe]].
Geeignete Äste oder geviertelte Stämme bilden das Rohmaterial für die Herstellung der Langbögen. Sorgfältig aus Herz und Korpus geschnitzt, verleihen die natürlichen Strukturen des Holzes dem Langbogen Eigenschaften, die schon fast mit denen heutiger [[Kompositbogen|Kompositbögen]] vergleichbar sind. Unter Erhaltung eines kompletten Jahresrings, der die Vorderseite des Bogens bildet („Rücken"), wird die dem Kernholz zugewandte „Bauchseite" vorsichtig gleichmäßig ausgedünnt („[[getillert]]"), bis sich eine homogene Biegung ohne Knicke oder steife Regionen ergibt. Die einfache Form des Langbogens weist schon allein aufgrund der enormen Höhe nur eine leichte Krümmung mit geraden Enden auf, im Gegensatz zu dem an den Enden geschwungenen [[Bogen (Waffe)#Reiterbogen|Reiterbogen]] der asiatischen [[Steppenvolk|Steppenvölker]].
Als '''Englischer Langbogen''' wird der meist aus [[Europäische Eibe|Eibe]] oder [[Ulme]] hergestellte Stabbogentyp des [[Spätmittelalter]]s bezeichnet, der vor allem durch den massenhaften Einsatz in spätmittelalterlichen Schlachten bekannt wurde.
===Einsatz des Langbogens===
Nachweislich bereits um Christi Geburt verwendeten nordeuropäische Stämme den Langbogen; große Verbreitung fand er aber erst im hohen bis späten [[Mittelalter]], etwa zeitgleich mit der [[Armbrust]]. Der massive Einsatz englischer und walisischer Langbogenschützen soll die Schlachten von [[Schlacht von Crécy|Crécy 1346]] und [[Schlacht von Azincourt|Agincourt 1415]] wesentlich mit entschieden haben; das französische Heer unterlag. Der Langbogen erlangte eine gewisse Berühmtheit als kriegsentscheidende Waffe.
Zur Unterscheidung des Langbogens von anderen Bogenarten müssen insbesondere zwei Kriterien erfüllt sein: Die Länge entspricht etwa der Größe des [[Bogenschütze]]n und die [[Bogensehne]] berührt den Langbogen nur an den Sehnenaufhängungen (den „Tips").
Die Zugkraft der Langbögen lag bei ca. 440 bis 580 [[Newton (Einheit)|N]] (100 bis 130 [[lbs]]); dies entspricht einem Gewicht von 44 bis 58 kg! Versuche mit Nachbauten alter Langbögen haben diese Werte ergeben. Bogenschützen waren deshalb großen körperlichen Belastungen ausgesetzt. Entsprechende Skelettfunde zeigen ausgeprägte Veränderungen des Knochenbaus am Schultergelenk und am Haltearm. Die hohe Zugkraft führt zu hoher Durchschlagskraft der [[Pfeil (Geschoss)|Pfeile]]; [[Kettenrüstung]]en, [[Plattenrüstung]]en oder gar etliche Zentimeter dicke Eichenbohlen (nach neueren Schätzungen Eichenplatten von etwa 2,5 cm Dicke) können Berichten zufolge von Langbogenpfeilen durchschlagen werden. Der Pfeil erreicht hierbei eine Geschwindigkeit von bis zu 45 m/s (ca. 160 km/h).
Langbogenschützen waren hochspezialisierte und gut ausgebildete Einheiten. Angeblich galt ein Langbogenschütze nichts, wenn er nicht mit 10–12 Pfeilen in der Minute ein Ziel in 200 m Entfernung traf, wozu es jedoch einige Zeit der Ausbildung bedurfte (s. o. Zugkraft). Dabei wurde vermutlich mehr Wert auf die Menge, als auf die Genauigkeit gelegt, da in einer Schlacht wohl eher Gebiete beschossen wurden, als Einzelziele. 1000 Schützen konnten so in der Minute 500 kg [[Pfeil (Geschoss)|Pfeile]] verschießen. Dieser immense Verbrauch hielt einen ganzen "Industriezweig" am Leben, den [[Bogenbau]], für den Bogner und Pfeilmacher zuständig waren. In [[England]] wurden in großem Umfang [[Eiben]] kultiviert, da ihr Holz am besten für Langbögen geeignet war.
== Geschichte ==
In der Schlacht gefangene Langbogenschützen wurden häufig frei gelassen, nachdem man ihnen den Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand abgeschlagen hatte. Durch diese Verstümmelung waren sie für den Kriegsdienst am Langbogen nicht mehr geeignet. Das berühmte englische [[Victory-Zeichen]] hat ursprünglich nichts mit dem Buchstaben V zu tun, sondern ist die triumphierende Geste, mit der englische Langbogenschützen dem Feind ihre Finger zeigten.
{{Hauptartikel|Bogen (Waffe)#Geschichte des Bogens|titel1=Bogen: Geschichte des Bogens}}
Die ältesten erhaltenen Bogenfragmente stammen aus dem [[Mesolithikum]] und sind bis zu etwa 10.000 Jahre alt. Der älteste Bogen, der bislang auf [[England|englischem Gebiet]] gefunden wurde, datiert auf 2690 v. Chr. und wurde in Meare Heath in [[Somerset]] gefunden.<ref>J.G.D. Clark: ''Neolithic Bows From Somerset, England, and the Prehistory of Archery in North-West Europe''. Proceedings of the Prehistoric Society XXIX, 1963, S. 50–98.</ref>
Einige Kritiker halten zeitgenössische Berichte über die Vorzüge des Langbogens für stark übertrieben. Der Langbogen wurde seit dem späten [[15. Jahrhundert]] von [[Feuerwaffe]]n wie der [[Arkebuse]] verdrängt, die eine größere Durchschlagskraft entwickelten. Langbögen besaßen zwar eine größere Schussfolge, doch war die Ausbildung eines Arkebusiers deutlich weniger zeitaufwändig. Außerdem wurden die Plattenrüstungen in der beginnenden [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] immer massiver, so dass sie leichter mit Hilfe eines Arkebusenschusses oder seit der Mitte des [[16. Jahrhundert]]s vor allem durch einen [[Muskete]]nschuss durchschlagen werden konnten.
Es gibt nur spärliche Quellen über die Entwicklung des Englischen Langbogens. Als König [[Vortigern]] im Jahr 449 das heutige [[Wales]] überfiel, tauchte der Bogen auf den [[Britische Inseln|Britischen Inseln]] auf. Die [[Waliser]] waren von dieser Waffe augenscheinlich so beeindruckt, dass sie die nach dem Abzug verbliebenen Exemplare studierten und sich so von den [[Wikinger]]n in der Kunst des Bogenschießens unterweisen ließen. Schnell erreichten sie eine Fertigkeit, die es ihnen erlaubte, sich gegen den südlichen Nachbarn nicht nur zur Wehr zu setzen, sondern ihn gelegentlich auch anzugreifen und aus dem eigenen Land zu vertreiben. Zahlreiche Schlachten später hatten sich die Waliser so weit in der Kunst des Bogenschießens geübt, dass sie zur nationalen Waffe wurden und einige Jahrhunderte lang entscheidend für den Verlauf von Schlachten wurden.
== Englischer Langbogen ==
[[Datei:Geoffrey luttrell psalter 1325 longbowmen.jpg|miniatur|450px|Englische Langbogenschützen bei einer Schießübung (1325)]]
Als englischer Langbogen werden in der Regel Langbogen vom Typ ''Mary Rose'' bezeichnet. Diese bestehen aus Eibenholz, sind über 1,80 m lang und haben einen tiefen D-Querschnitt, also einen runden Bauch. Daneben gibt es den späteren viktorianischen englischen Langbogen mit weniger tiefem Querschnitt und einem flachen Bauch.
=== Herstellung ===
[[Kategorie:Bogen (Waffe)]]
Im [[Mittelalter]] wurden Langbogen zumeist aus [[Europäische Eibe|Eibenholz]] hergestellt. Dazu wurden Stämme (seltener Äste) in Längsrichtung gespalten. Beim Abziehen der Außenseite (vom Schützen abgewandte Seite: „Rücken") ist darauf zu achten, dass über die gesamte Bogenlänge derselbe [[Jahresring]] die Außenfläche bildet, da sonst der Bogen zwischen den Jahresringen zum Aufreißen tendiert. Anschließend wird die dem Schützen zugewandte und aus [[Kernholz]] bestehende „Bauchseite" vorsichtig ausgedünnt („[[Tiller|getillert]]"), bis sich eine gleichmäßige Biegung der Wurfarme ergibt.
Eibenrohlinge in Mitteleuropa stammten in erster Linie aus [[Süddeutschland]] und [[Oberitalien|Norditalien]]. Wegen der großen Nachfrage wurde die Eibe rücksichtslos abgeholzt, so dass sie in der freien Natur in Europa relativ selten wurde. Heute steht sie unter [[Naturschutz]] und ist fast ausschließlich noch in Parks und auf Friedhöfen anzutreffen. Außerdem wurden [[Eschen (Pflanzengattung)|Esche]] und [[Ulme]] verarbeitet. [[Hasel (Botanik)|Hasel]] wurde, obwohl zum Bogenbau geeignet, aufgrund seiner schwächeren Wurfeigenschaften selten verwendet. Im Fundkatalog der mittelalterlichen Stadt [[Haithabu]] bei Schleswig sind Bogen aus Eibe, Esche und Ulme abgebildet. Ein [[Indien|indischer]] Langbogen bestand meist aus [[Bambus]], welcher manchmal mit [[Metall]] verstärkt wurde.
[[da:Langbue]]
[[en:Longbow]]
Der Querschnitt des Englischen Langbogens weist ein schmales D-Profil auf. Er besteht bauchseitig und zum großen Teil aus druckstabilem Kernholz, während der Bogenrücken aus zugstabilem [[Splintholz]] besteht. Ein D-förmig profilierter Bogen stellt hohe Anforderungen an die Druckfestigkeit des Holzes, denen nur ausgesuchte Holzsorten und -qualitäten gerecht werden. Abhilfe schafft hier eine Änderung des Querschnittdesigns hin zu flacheren und breiteren, eher rechteckig anmutenden Wurfarmen, die neben der höheren Belastbarkeit auch ein angenehmeres Schießverhalten aufgrund deutlich reduzierten Handschocks aufweisen. Diese Form wird heute im englischen Sprachraum „[[Amerikanischer Flachbogen]]" genannt, auch wenn der Flachbogen während der Mittel- und [[Jungsteinzeit]] ebenso ein Standardtyp in Europa war.
[[it:Longbow]]
[[ja:ロングボウ]]
Weitere hervorragende Bogenhölzer zum Langbogenbau – die vor allem heute verwendet werden – sind „Osage Orange" ([[Maclura]]) und [[Gewöhnliche Robinie|Robinie]]. Die Robinie wurde erst um 1630 aus Nordamerika nach Europa eingeführt. Während aus ''Osage Orange'' sehr gute Langbogen gebaut werden können, eignet sich Robinienholz aufgrund seiner Härte vor allem für Flachbogen. Des Weiteren zu nennen wären Ulme, aus deren Holz schon der älteste (mittelsteinzeitliche) Flachbogen von Holmegaard (Dänemark) gebaut wurde, sowie [[Ahorne|Ahorn]], [[Eberesche]] und andere Hölzer.
[[mk:Долг лак]]
[[nl:Longbow]]
Die [[Bogensehne]] überträgt die Energie des Bogenstabs auf den Pfeil. Bei mittelalterlichen Langbogen bestand sie aus [[Lein]] oder Fasern der [[Brennnessel]].
[[no:Langbue]]
[[simple:Longbow]]
=== Stärke ===
[[sv:Långbåge]]
Es gibt Belege für extrem zugstarke Bogen, so zum Beispiel der Fund einer Kriegsspitze im hölzernen Dach eines Turms des [[Tower of London|Towers of London]], dessen Eindringtiefe sich nur mit einem Bogen von mehr als 120 [[Pfund|Englischen Pfund]] erklären lässt. Ein weiteres Indiz für Zuggewichte über 100 Pfund (entspricht etwa 45 kg) geben die Bogenfunde des 1545 gesunkenen Schiffswracks [[Mary Rose]]. Deformationen bei Skelettfunden englischer Langbogenschützen im Bereich der Schulterachse beweisen körperliche Verschleißerscheinungen aufgrund der hohen Zuggewichte, die im Schnitt um 80 Englische Pfund (entspricht etwa 36 kg) Zuggewicht gelegen haben.<ref>[http://www.myarmoury.com/mobile/thread.php?topic_id=8233&&start=30 Imperial College of Science and Technology re the estimated draw weights of English Longbows from the Mary Rose and other sources]</ref> Versuche mit Nachbauten historischer Bogenfunde haben sogar noch höhere Werte ergeben. Die Zuggewichte lagen weit über denen der beim heutigen Schießen genutzten Blankbogen. Ziel war die möglichst hohe Durchschlagskraft schwerer [[Pfeil (Geschoss)|Pfeile]]. [[Kettenrüstung]]en und [[Plattenrüstung]]en, aber auch Eichenplatten von etwa 2,5 cm Dicke können Berichten zufolge von Langbogenpfeilen durchschlagen werden. So berichtet [[Giraldus Cambrensis|Gerald de Barri]] von der Schlacht um das [[Abergavenny Castle]] 1182, bei der zwei flüchtende Soldaten von walisischen Bogenschützen beschossen wurden, dass deren Pfeile das 10 cm dicke Schlosstor aus massiver Eiche so weit durchdrangen, dass die Pfeilspitzen auf der anderen Seite herausragten. Wie schnell die damaligen Pfeile waren, lässt sich heute nur aufgrund ungenauer Reproduktionen von Funden erahnen, doch ergaben diese eine Geschwindigkeit von etwa 140–150 feet per second (die damals wie heute gebräuchliche Geschwindigkeitsangabe), was 153 bis 164 km/h entspricht. Dieser Wert erscheint nicht zuletzt aufgrund der gemessenen Pfeilgeschwindigkeiten heutiger Vollholzbogen plausibel.
=== Kriegseinsatz ===
[[Datei:Battle of crecy froissart.jpg|miniatur|[[Schlacht bei Crécy|Schlacht von Crécy]] (1346). Die Engländer (rechts) führten ein großes Kontingent Langbogenschützen mit sich.]]
Langbogenschützen waren hoch spezialisierte Einheiten mit hohem Ausbildungsaufwand. Ausgebildete Langbogenschützen konnten bis zu zehn Pfeile pro Minute über Reichweiten von bis zu 200 m abschießen.<ref>Strickland, Matthew; Hardy, Robert (2005). ''The Great Warbow: From Hastings to the Mary Rose.'' Sutton Publishing. ISBN 0750931671.</ref>
Dabei wurde vermutlich mehr Wert auf die Menge als auf die Genauigkeit gelegt, da in einer Schlacht wohl eher Gebiete beschossen wurden als Einzelziele. 1.000 Schützen konnten so in der Minute 500 kg [[Pfeil (Geschoss)|Pfeile]] verschießen. Dieser immense Verbrauch hielt einen ganzen „Industriezweig" am Leben, von dem viele Berufsstände existierten: nicht nur die Bogenbauer (bowyer) und Pfeilmacher (arrowsmith, fletcher), sondern auch Schmiede, Seilereien (stringer, stringfellow), Holzhändler, Fuhrbetriebe etc. Einige dieser Berufsbezeichnungen leben noch heute als englische Familiennamen weiter.
Der Einsatz englischer und walisischer Langbogenschützen im Verbund mit abgesessenen Rittern oder die Nutzung von Pfählen als Deckung entschieden die Schlachten von [[Schlacht von Crécy|Crécy]] 1346 und [[Schlacht von Azincourt|Azincourt]] 1415 mit. In nahezu allen entscheidenden Schlachten des [[Hundertjähriger Krieg|Hundertjährigen Krieges]] unterlag das [[Königreich Frankreich (987–1792)|französische]] Heer, da dieses auf veraltete Taktik mit dem Schwergewicht auf den Rittern setzte. Weitere entscheidende Schlachten prägten das Bild des heutigen [[Europa]]s maßgeblich. So die [[Schlacht von Aljubarrota]] am 14. August 1385, als nach Unabhängigkeit strebende [[Königreich Portugal|portugiesische]] Truppen, verstärkt durch einige englische Langbogenschützen, das zahlenmäßig deutlich überlegene [[Königreich Kastilien|kastilische]] Invasionsheer unter Johann I. vernichtend schlugen und so die Unabhängigkeit Portugals herbeiführten.
Einige Kritiker halten zeitgenössische Berichte über die Vorzüge des Langbogens für stark übertrieben. Der Langbogen wurde seit dem späten 15. Jahrhundert von [[Feuerwaffe]]n wie der [[Arkebuse]] verdrängt, die eine größere Durchschlagskraft entwickelten. Langbogen besaßen zwar eine größere Schussfolge und waren weniger feuchtigkeitsempfindlich als Feuerwaffen, doch war die Ausbildung eines Arkebusiers deutlich weniger zeitaufwendig. Falls man also nicht auf fertig ausgebildete Bogenschützen zurückgreifen konnte, wie es den Engländern mit den walisischen Bogenschützen gelang, waren Bogenschützen nicht mehr wirtschaftlich effizient. Außerdem wurden die Plattenrüstungen in der beginnenden [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] immer massiver, weil sie leichter mit Hilfe eines Arkebusenschusses oder seit der Mitte des 16. Jahrhunderts vor allem durch einen [[Muskete]]nschuss durchschlagen werden konnten.
=== Erhaltene Langbogen und Pfeile ===
Lagerten im Jahre 1523 einem Bericht zufolge allein im [[Tower of London|Tower von London]] 11.000 Bogen, 6.000 Bogenstäbe, 384.000 Pfeile und 86.400 Bogensehnen, so waren bis 1982 nur noch eine Handvoll Bogen erhalten geblieben.
Aus dem Wrack der 1545 gesunkenen und 1982 gehobenen [[Mary Rose]], eines [[Kriegsschiff]]s Henrys VIII., wurden schließlich mehr als 3500 konservierte frühneuzeitliche Pfeile (überwiegend aus [[Pappel]]holz) sowie 137 gänzlich erhaltene Langbogen geborgen. Die Bogen sind in hervorragendem Zustand, so dass sie die Hauptquelle zur Erforschung des Englischen Langbogens stellen. Ihre Länge bewegt sich zwischen 1,87 und 2,11 Metern, wobei die Durchschnittsgröße 1,98 Meter beträgt.
Zwei Bogen wurden bereits 1836 von John Deane aus der Mary Rose geborgen und befinden sich heute ebenfalls im Londoner Tower. Neben den Bogen der Mary Rose sind weltweit nur drei weitere Exemplare ''Englischer Langbogen'' bekannt, die seit dem Spätmittelalter bzw. der frühen Neuzeit erhalten geblieben sind<ref>Robert E. Kaiser: {{Webarchiv|url=http://margo.student.utwente.nl/sagi/artikel/longbow/longbow.html |wayback=20080423044120 |text=''The Medieval English Longbow''}} Journal of the Society of Archer-Antiquaries, Volume 23, 1980.</ref>:
* Der erste stammt aus der [[Schlacht von Hedgeley Moor]] (1464) während der [[Rosenkriege]]. Das Exemplar ist heute in Privatbesitz des jeweiligen [[Duke of Northumberland]] und befindet sich auf Schloss [[Alnwick Castle]].
* Der zweite stammt aus der [[Schlacht von Flodden Field]] (1513) und hing im Hauptquartier der ''Royal Scottish Archers'' in [[Edinburgh]].
* Der dritte noch erhaltene Langbogen stammt aus der Waffenkammer der Kirche des Dorfes [[Mendlesham]] in [[Suffolk]]. Er wird in die Zeit von [[Heinrich VIII. (England)|Henry VIII.]] oder Königin [[Elisabeth I.|Elisabeth I.]] datiert.
== Japanischer Langbogen ==
[[Datei:Yumi02.jpg|mini|Japanischer Langbogen]]
Aus Japan ist eine Variante des Langbogens bekannt, der [[Yumi]] (auch 大弓, ''daikyū'', wörtlich ‚Großbogen‘) genannt wird. Sie gelten als die längsten weltweit bekannten Bögen.<ref name="Nr.1" /> Für den Yumi wird ein Holzkern mit mehreren Bambusschichten verleimt, danach lackiert und teilweise mit Rattan umwickelt. Typisch für diesen Langbogen ist seine asymmetrische Form, wodurch sich diese Langbogen auch vom Pferderücken aus einsetzen ließen.
== Weblinks ==
{{Commonscat|Longbows|Langbogen}}
{{Wiktionary}}
* {{Webarchiv | url=http://www.maryrose.org:80/ship/bows1.htm | wayback=20011214201744 | text=Mary Rose Trust, Informationen zu erhaltenen mittelalterlichen Langbogen, englisch}}
* [http://www.kriegsreisende.de/renaissance/bogen.htm Die englischen Bogenschützen – Legenden um eine „Wunderwaffe" auf kriegsreisende.de]
* [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13681469.html Sieg der Schwachen. Langbogenschützen entschieden im Jahre 1415 die legendäre Schlacht von Azincourt] (SPIEGEL Online über Erkenntnisse zur Bauart der Langbogen von Azincourt)
== Literatur ==
* ''The Traditional Bowyers Bible Volume 1''. 1992 The Lyons Press. ISBN 1-58574-085-3.
* ''Die Bibel des traditionellen Bogenbaus 1''. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2003, ISBN 978-3-9808743-2-8.
* ''The Traditional Bowyers Bible Volume 2''. 1992 The Lyons Press. ISBN 1-58574-086-1.
* ''Die Bibel des traditionellen Bogenbaus 2''. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2004, ISBN 3-9808743-5-4.
* ''The Traditional Bowyers Bible Volume 3''. 1994 The Lyons Press. ISBN 1-58574-087-X.
* ''Die Bibel des traditionellen Bogenbaus 3''. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2005, ISBN 978-3-9808743-9-7.
* ''The Traditional Bowyers Bible Volume 4''. 2008 The Lyons Press. ISBN 978-0-9645741-6-8.
* ''Die Bibel des traditionellen Bogenbaus 4''. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2008, ISBN 978-3-938921-07-4.
* Robert Hardy: ''Longbow: A social and military history''. Lyons and Burford 1993, gebundene Ausgabe, 246 Seiten, ISBN 1558212353.
* Hagen Seehase, Ralf Krekeler: ''Der gefiederte Tod. Die Geschichte des englischen Langbogens in den Kriegen des Mittelalters''. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2001, ISBN 3-9805877-6-2.
* ''Das Bogenbauer-Buch. Europäischer Bogenbau von der Steinzeit bis heute''. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2001, ISBN 3-9805877-7-0.
Dieser Artikel bezieht sich auf europäische Langbögen, für Langbögen anderer Kulturen siehe Naturbögen und Kompositbögen.
Der Langbogen ist eine Abschussvorrichtung für Pfeile. Er stellt eine historische Form des Bogens dar. Der Begriff Langbogen dient als Oberbegriff für alle einfachen, stabförmig geformten Bogen mit profiliertem Querschnitt; Bogen mit rechteckigen Wurfarm - Querschnitten werden als Flachbogen bezeichnet, die seit der Mittelsteinzeit in Europa archäologisch nachgewiesen sind. Häufig anzutreffen sind hybride Bauformen, die bekannteste ist der „Holmegaard"-Typ, dessen Wurfarme flach aus dem Griff bis in ca. 2/3-Länge verlaufen und sich ab dort aus einer beidseitig abgesetzten Schulter in einem hochovalen Querschnitt bis zu den Enden („Tips") entwickeln.
Der Langbogen ist – ebenso wie alle anderen Bogen – nach dem deutschen Waffengesetz keine Schusswaffe.
Als Englischer Langbogen wird der meist aus Eibe oder Ulme hergestellte Stabbogentyp des Spätmittelalters bezeichnet, der vor allem durch den massenhaften Einsatz in spätmittelalterlichen Schlachten bekannt wurde.
Zur Unterscheidung des Langbogens von anderen Bogenarten müssen insbesondere zwei Kriterien erfüllt sein: Die Länge entspricht etwa der Größe des Bogenschützen und die Bogensehne berührt den Langbogen nur an den Sehnenaufhängungen (den „Tips").
Die ältesten erhaltenen Bogenfragmente stammen aus dem Mesolithikum und sind bis zu etwa 10.000 Jahre alt. Der älteste Bogen, der bislang auf englischem Gebiet gefunden wurde, datiert auf 2690 v. Chr. und wurde in Meare Heath in Somerset gefunden.[1]
Es gibt nur spärliche Quellen über die Entwicklung des Englischen Langbogens. Als König Vortigern im Jahr 449 das heutige Wales überfiel, tauchte der Bogen auf den Britischen Inseln auf. Die Waliser waren von dieser Waffe augenscheinlich so beeindruckt, dass sie die nach dem Abzug verbliebenen Exemplare studierten und sich so von den Wikingern in der Kunst des Bogenschießens unterweisen ließen. Schnell erreichten sie eine Fertigkeit, die es ihnen erlaubte, sich gegen den südlichen Nachbarn nicht nur zur Wehr zu setzen, sondern ihn gelegentlich auch anzugreifen und aus dem eigenen Land zu vertreiben. Zahlreiche Schlachten später hatten sich die Waliser so weit in der Kunst des Bogenschießens geübt, dass sie zur nationalen Waffe wurden und einige Jahrhunderte lang entscheidend für den Verlauf von Schlachten wurden.
Als englischer Langbogen werden in der Regel Langbogen vom Typ Mary Rose bezeichnet. Diese bestehen aus Eibenholz, sind über 1,80 m lang und haben einen tiefen D-Querschnitt, also einen runden Bauch. Daneben gibt es den späteren viktorianischen englischen Langbogen mit weniger tiefem Querschnitt und einem flachen Bauch.
Im Mittelalter wurden Langbogen zumeist aus Eibenholz hergestellt. Dazu wurden Stämme (seltener Äste) in Längsrichtung gespalten. Beim Abziehen der Außenseite (vom Schützen abgewandte Seite: „Rücken") ist darauf zu achten, dass über die gesamte Bogenlänge derselbe Jahresring die Außenfläche bildet, da sonst der Bogen zwischen den Jahresringen zum Aufreißen tendiert. Anschließend wird die dem Schützen zugewandte und aus Kernholz bestehende „Bauchseite" vorsichtig ausgedünnt („getillert"), bis sich eine gleichmäßige Biegung der Wurfarme ergibt.
Eibenrohlinge in Mitteleuropa stammten in erster Linie aus Süddeutschland und Norditalien. Wegen der großen Nachfrage wurde die Eibe rücksichtslos abgeholzt, so dass sie in der freien Natur in Europa relativ selten wurde. Heute steht sie unter Naturschutz und ist fast ausschließlich noch in Parks und auf Friedhöfen anzutreffen. Außerdem wurden Esche und Ulme verarbeitet. Hasel wurde, obwohl zum Bogenbau geeignet, aufgrund seiner schwächeren Wurfeigenschaften selten verwendet. Im Fundkatalog der mittelalterlichen Stadt Haithabu bei Schleswig sind Bogen aus Eibe, Esche und Ulme abgebildet. Ein indischer Langbogen bestand meist aus Bambus, welcher manchmal mit Metall verstärkt wurde.
Der Querschnitt des Englischen Langbogens weist ein schmales D-Profil auf. Er besteht bauchseitig und zum großen Teil aus druckstabilem Kernholz, während der Bogenrücken aus zugstabilem Splintholz besteht. Ein D-förmig profilierter Bogen stellt hohe Anforderungen an die Druckfestigkeit des Holzes, denen nur ausgesuchte Holzsorten und -qualitäten gerecht werden. Abhilfe schafft hier eine Änderung des Querschnittdesigns hin zu flacheren und breiteren, eher rechteckig anmutenden Wurfarmen, die neben der höheren Belastbarkeit auch ein angenehmeres Schießverhalten aufgrund deutlich reduzierten Handschocks aufweisen. Diese Form wird heute im englischen Sprachraum „Amerikanischer Flachbogen" genannt, auch wenn der Flachbogen während der Mittel- und Jungsteinzeit ebenso ein Standardtyp in Europa war.
Weitere hervorragende Bogenhölzer zum Langbogenbau – die vor allem heute verwendet werden – sind „Osage Orange" (Maclura) und Robinie. Die Robinie wurde erst um 1630 aus Nordamerika nach Europa eingeführt. Während aus Osage Orange sehr gute Langbogen gebaut werden können, eignet sich Robinienholz aufgrund seiner Härte vor allem für Flachbogen. Des Weiteren zu nennen wären Ulme, aus deren Holz schon der älteste (mittelsteinzeitliche) Flachbogen von Holmegaard (Dänemark) gebaut wurde, sowie Ahorn, Eberesche und andere Hölzer.
Die Bogensehne überträgt die Energie des Bogenstabs auf den Pfeil. Bei mittelalterlichen Langbogen bestand sie aus Lein oder Fasern der Brennnessel.
Es gibt Belege für extrem zugstarke Bogen, so zum Beispiel der Fund einer Kriegsspitze im hölzernen Dach eines Turms des Towers of London, dessen Eindringtiefe sich nur mit einem Bogen von mehr als 120 Englischen Pfund erklären lässt. Ein weiteres Indiz für Zuggewichte über 100 Pfund (entspricht etwa 45 kg) geben die Bogenfunde des 1545 gesunkenen Schiffswracks Mary Rose. Deformationen bei Skelettfunden englischer Langbogenschützen im Bereich der Schulterachse beweisen körperliche Verschleißerscheinungen aufgrund der hohen Zuggewichte, die im Schnitt um 80 Englische Pfund (entspricht etwa 36 kg) Zuggewicht gelegen haben.[2] Versuche mit Nachbauten historischer Bogenfunde haben sogar noch höhere Werte ergeben. Die Zuggewichte lagen weit über denen der beim heutigen Schießen genutzten Blankbogen. Ziel war die möglichst hohe Durchschlagskraft schwerer Pfeile. Kettenrüstungen und Plattenrüstungen, aber auch Eichenplatten von etwa 2,5 cm Dicke können Berichten zufolge von Langbogenpfeilen durchschlagen werden. So berichtet Gerald de Barri von der Schlacht um das Abergavenny Castle 1182, bei der zwei flüchtende Soldaten von walisischen Bogenschützen beschossen wurden, dass deren Pfeile das 10 cm dicke Schlosstor aus massiver Eiche so weit durchdrangen, dass die Pfeilspitzen auf der anderen Seite herausragten. Wie schnell die damaligen Pfeile waren, lässt sich heute nur aufgrund ungenauer Reproduktionen von Funden erahnen, doch ergaben diese eine Geschwindigkeit von etwa 140–150 feet per second (die damals wie heute gebräuchliche Geschwindigkeitsangabe), was 153 bis 164 km/h entspricht. Dieser Wert erscheint nicht zuletzt aufgrund der gemessenen Pfeilgeschwindigkeiten heutiger Vollholzbogen plausibel.
Langbogenschützen waren hoch spezialisierte Einheiten mit hohem Ausbildungsaufwand. Ausgebildete Langbogenschützen konnten bis zu zehn Pfeile pro Minute über Reichweiten von bis zu 200 m abschießen.[3]
Dabei wurde vermutlich mehr Wert auf die Menge als auf die Genauigkeit gelegt, da in einer Schlacht wohl eher Gebiete beschossen wurden als Einzelziele. 1.000 Schützen konnten so in der Minute 500 kg Pfeile verschießen. Dieser immense Verbrauch hielt einen ganzen „Industriezweig" am Leben, von dem viele Berufsstände existierten: nicht nur die Bogenbauer (bowyer) und Pfeilmacher (arrowsmith, fletcher), sondern auch Schmiede, Seilereien (stringer, stringfellow), Holzhändler, Fuhrbetriebe etc. Einige dieser Berufsbezeichnungen leben noch heute als englische Familiennamen weiter.
Der Einsatz englischer und walisischer Langbogenschützen im Verbund mit abgesessenen Rittern oder die Nutzung von Pfählen als Deckung entschieden die Schlachten von Crécy 1346 und Azincourt 1415 mit. In nahezu allen entscheidenden Schlachten des Hundertjährigen Krieges unterlag das französische Heer, da dieses auf veraltete Taktik mit dem Schwergewicht auf den Rittern setzte. Weitere entscheidende Schlachten prägten das Bild des heutigen Europas maßgeblich. So die Schlacht von Aljubarrota am 14. August 1385, als nach Unabhängigkeit strebende portugiesische Truppen, verstärkt durch einige englische Langbogenschützen, das zahlenmäßig deutlich überlegene kastilische Invasionsheer unter Johann I. vernichtend schlugen und so die Unabhängigkeit Portugals herbeiführten.
Einige Kritiker halten zeitgenössische Berichte über die Vorzüge des Langbogens für stark übertrieben. Der Langbogen wurde seit dem späten 15. Jahrhundert von Feuerwaffen wie der Arkebuse verdrängt, die eine größere Durchschlagskraft entwickelten. Langbogen besaßen zwar eine größere Schussfolge und waren weniger feuchtigkeitsempfindlich als Feuerwaffen, doch war die Ausbildung eines Arkebusiers deutlich weniger zeitaufwendig. Falls man also nicht auf fertig ausgebildete Bogenschützen zurückgreifen konnte, wie es den Engländern mit den walisischen Bogenschützen gelang, waren Bogenschützen nicht mehr wirtschaftlich effizient. Außerdem wurden die Plattenrüstungen in der beginnenden Frühen Neuzeit immer massiver, weil sie leichter mit Hilfe eines Arkebusenschusses oder seit der Mitte des 16. Jahrhunderts vor allem durch einen Musketenschuss durchschlagen werden konnten.
Lagerten im Jahre 1523 einem Bericht zufolge allein im Tower von London 11.000 Bogen, 6.000 Bogenstäbe, 384.000 Pfeile und 86.400 Bogensehnen, so waren bis 1982 nur noch eine Handvoll Bogen erhalten geblieben.
Aus dem Wrack der 1545 gesunkenen und 1982 gehobenen Mary Rose, eines Kriegsschiffs Henrys VIII., wurden schließlich mehr als 3500 konservierte frühneuzeitliche Pfeile (überwiegend aus Pappelholz) sowie 137 gänzlich erhaltene Langbogen geborgen. Die Bogen sind in hervorragendem Zustand, so dass sie die Hauptquelle zur Erforschung des Englischen Langbogens stellen. Ihre Länge bewegt sich zwischen 1,87 und 2,11 Metern, wobei die Durchschnittsgröße 1,98 Meter beträgt.
Zwei Bogen wurden bereits 1836 von John Deane aus der Mary Rose geborgen und befinden sich heute ebenfalls im Londoner Tower. Neben den Bogen der Mary Rose sind weltweit nur drei weitere Exemplare Englischer Langbogen bekannt, die seit dem Spätmittelalter bzw. der frühen Neuzeit erhalten geblieben sind[4]:
Der dritte noch erhaltene Langbogen stammt aus der Waffenkammer der Kirche des Dorfes Mendlesham in Suffolk. Er wird in die Zeit von Henry VIII. oder Königin Elisabeth I. datiert.
Aus Japan ist eine Variante des Langbogens bekannt, der Yumi (auch 大弓, daikyū, wörtlich ‚Großbogen‘) genannt wird. Sie gelten als die längsten weltweit bekannten Bögen.[5] Für den Yumi wird ein Holzkern mit mehreren Bambusschichten verleimt, danach lackiert und teilweise mit Rattan umwickelt. Typisch für diesen Langbogen ist seine asymmetrische Form, wodurch sich diese Langbogen auch vom Pferderücken aus einsetzen ließen.
Die Bibel des traditionellen Bogenbaus 4. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2008, ISBN 978-3-938921-07-4.
Robert Hardy: Longbow: A social and military history. Lyons and Burford 1993, gebundene Ausgabe, 246 Seiten, ISBN 1558212353.
Hagen Seehase, Ralf Krekeler: Der gefiederte Tod. Die Geschichte des englischen Langbogens in den Kriegen des Mittelalters. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2001, ISBN 3-9805877-6-2.
Das Bogenbauer-Buch. Europäischer Bogenbau von der Steinzeit bis heute. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2001, ISBN 3-9805877-7-0.
↑J.G.D. Clark: Neolithic Bows From Somerset, England, and the Prehistory of Archery in North-West Europe. Proceedings of the Prehistoric Society XXIX, 1963, S. 50–98.