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Der Begriff etablierte sich in den 1970er Jahren, als immer deutlicher wurde, dass [[Waldbrand|Wald- und Buschbrände]] als [[Störung (Ökologie)|ökologische Störung]] nicht nur [[Katastrophe|katastrophale Ereignisse]] sind, die Leben vernichten, sondern dass Feuer ein wichtiger Umweltfaktor für manche Lebensräume sowie bestimmte Pflanzen ist: So verdanken etwa fast alle [[Feuchtsavanne|Feucht-]] und [[Trockensavanne]]n der [[Tropen]] sowie [[Subtropisches Grasland|subtropische Gras-]] und [[Hartlaubvegetation|Hartlaub-Buschlandschaften]] als sogenannte ''[[Feuerklimax]]'' ihre Existenz als baumarme Landschaften in [[wald]]fähigen Klimaten vor allem regelmäßig wiederkehrenden Bränden. Etliche Pflanzen solcher [[Biom]]e benötigen Feuer, um zu keimen, sich zu etablieren oder zu vermehren.<ref>Johann Georg Goldammer: ''Feuer in Waldökosystemen der Tropen und Subtropen'', Birkhäuser, Basel-Boston 1993, [https://gfmc.online/course/uni/fire_ecology_tropics.html Kapitel online], abgerufen am 30. Januar 2022, ISBN 978-3-7643-2813-9.</ref> Zudem fördert das Feuer die [[Evolution]] der Arten.
Der Begriff etablierte sich in den 1970er Jahren, als immer deutlicher wurde, dass [[Waldbrand|Wald- und Buschbrände]] als [[Störung (Ökologie)|ökologische Störung]] nicht nur [[Katastrophe|katastrophale Ereignisse]] sind, die Leben vernichten, sondern dass Feuer ein wichtiger Umweltfaktor für manche Lebensräume sowie bestimmte Pflanzen ist: So verdanken etwa fast alle [[Feuchtsavanne|Feucht-]] und [[Trockensavanne]]n der [[Tropen]] sowie [[Subtropisches Grasland|subtropische Gras-]] und [[Hartlaubvegetation|Hartlaub-Buschlandschaften]] als sogenannte ''[[Feuerklimax]]'' ihre Existenz als baumarme Landschaften in [[wald]]fähigen Klimaten vor allem regelmäßig wiederkehrenden Bränden. Etliche Pflanzen solcher [[Biom]]e benötigen Feuer, um zu keimen, sich zu etablieren oder zu vermehren.<ref>Johann Georg Goldammer: ''Feuer in Waldökosystemen der Tropen und Subtropen'', Birkhäuser, Basel-Boston 1993, [https://gfmc.online/course/uni/fire_ecology_tropics.html Kapitel online], abgerufen am 30. Januar 2022, ISBN 978-3-7643-2813-9.</ref> Zudem fördert das Feuer die [[Evolution]] der Arten.
Auch bei trockenen [[Tundra|Tundren]]<ref name="Remmert">[[Hermann Remmert]]: ''Ökologie. Ein Lehrbuch''. 5. Auflage. Berlin Heidelberg 1992, ISBN 3-540-54732-0. S. 63–65.</ref> [[Steppe]]n und [[Borealer Nadelwald|borealen Nadelwäldern]]<ref>Peter Burschel, Jürgen Huss: ''Grundriss des Waldbaus. Ein Leitfaden für Studium und Praxis.'' Parey, Berlin 1999, ISBN 3-8263-3045-5, S. 4.</ref> leisten Brände einen wesentlichen Beitrag zur Vitalität und Erneuerung der Lebensräume.
Auch bei trockenen [[Tundra|Tundren]]<ref name="Remmert">[[Hermann Remmert]]: ''Ökologie. Ein Lehrbuch''. 5. Auflage. Berlin Heidelberg 1992, ISBN 3-540-54732-0. S. 63–65.</ref>(追記) , (追記ここまで) [[Steppe]]n und [[Borealer Nadelwald|borealen Nadelwäldern]]<ref>Peter Burschel, Jürgen Huss: ''Grundriss des Waldbaus. Ein Leitfaden für Studium und Praxis.'' Parey, Berlin 1999, ISBN 3-8263-3045-5, S. 4.</ref> leisten Brände einen wesentlichen Beitrag zur Vitalität und Erneuerung der Lebensräume.
Die borealen Nadelwälder Europas sowie die trockenen Tundrenbereiche Nordamerikas brannten ursprünglich etwa zweimal pro Jahrhundert. Auch wenn diese Gebiete keine Feuerlandschaften sind, würden sie ohne regelmäßige Brände anders aussehen: Die nordischen Nadelwälder bestünden dann vorwiegend aus [[Fichten]] ohne [[Kiefern]].<ref name="Remmert" />
Die borealen Nadelwälder Europas sowie die trockenen Tundrenbereiche Nordamerikas brannten ursprünglich etwa zweimal pro Jahrhundert. Auch wenn diese Gebiete keine Feuerlandschaften sind, würden sie ohne regelmäßige Brände anders aussehen: Die nordischen Nadelwälder bestünden dann vorwiegend aus [[Fichten]] ohne [[Kiefern]].<ref name="Remmert" />
Selbst in immerfeuchten [[Tropischer Regenwald|tropischen Regenwäldern]] und subtropischen [[Lorbeerwald|Lorbeerwäldern]] treten im Abstand von Jahrhunderten (oder auch nur Jahrzehnten, etwa bei häufigen Kiefern) natürliche Brände auf. Am seltensten sind sie in feucht-[[Gemäßigte Zone|gemäßigten]] Wäldern ([[(削除) Gemäßigter (削除ここまで) Regenwald]] und [[(削除) Sommergrüner (削除ここまで) Laubwald]]).<ref>Sarah Derouin: [https://phys.org/news/2017-12-frequent-soil-carbon-fertility-regrowth.html ''More frequent fires reduce soil carbon and fertility, slowing the regrowth of plants''.] In: phys.org, 12. Dezember 2017, inklusive Weltkarte ''The locations of the fire-soil data used in the study, shown in black dots, on top a map showing the frequency of fires around the world. Credit: Adam Pellegrini'', abgerufen am 2. Mai 2022.</ref>
Selbst in immerfeuchten [[Tropischer Regenwald|tropischen Regenwäldern]] und subtropischen [[Lorbeerwald|Lorbeerwäldern]] treten im Abstand von Jahrhunderten (oder auch nur Jahrzehnten, etwa bei häufigen Kiefern) natürliche Brände auf. Am seltensten sind sie in feucht-[[Gemäßigte Zone|gemäßigten]] Wäldern ([[(追記) gemäßigter (追記ここまで) Regenwald]] und [[(追記) sommergrüner (追記ここまで) Laubwald]]).<ref>Sarah Derouin: [https://phys.org/news/2017-12-frequent-soil-carbon-fertility-regrowth.html ''More frequent fires reduce soil carbon and fertility, slowing the regrowth of plants''.] In: phys.org, 12. Dezember 2017, inklusive Weltkarte ''The locations of the fire-soil data used in the study, shown in black dots, on top a map showing the frequency of fires around the world. Credit: Adam Pellegrini'', abgerufen am 2. Mai 2022.</ref>
== Inhalte ==
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[[Datei:West Kern wildfire used for resource benefit, Sequoia and Kings Canyon National Parks, summer 2003 (5beec0c0-0b4e-4f9e-9e48-f24044926c52).jpg|mini|Bodenbrände hingegen sind wesentlich „kälter", kürzer und weniger zerstörend]]
[[Datei:West Kern wildfire used for resource benefit, Sequoia and Kings Canyon National Parks, summer 2003 (5beec0c0-0b4e-4f9e-9e48-f24044926c52).jpg|mini|Bodenbrände hingegen sind wesentlich „kälter", kürzer und weniger zerstörend]]
Feuer ist ein [[abiotische Umweltfaktoren|abiotischer Umweltfaktor]], der je nach Art eines [[Waldbrand]]es unterschiedliche Auswirkungen hat(削除) (削除ここまで)
Feuer ist ein [[abiotische Umweltfaktoren|abiotischer Umweltfaktor]], der je nach Art eines [[Waldbrand]]es unterschiedliche Auswirkungen hat
* '''Baumkronenbrände'''
* '''Baumkronenbrände'''
** Sie entstehen durch trockene, reichlich vorhandene [[Streu (Ökologie)|Bodenstreu]] (etwa nach langen feuerfreien Perioden und durch Klimaveränderungen) und breiten sich vor allem durch [[Flüchtige organische Verbindungen|gasartige (削除) flüchtig (削除ここまで) Verbindungen]] aus [[Harz (Material)|Baumharzen]] aus.<ref name="Biologie der Bäume">Rainer Matyssek, Jörg Fromm, Heinz Rennenberg, Andreas Roloff** ''Biologie der Bäume.'' Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-2840-2, S. 252.</ref>
** Sie entstehen durch trockene, reichlich vorhandene [[Streu (Ökologie)|Bodenstreu]] (etwa nach langen feuerfreien Perioden und durch Klimaveränderungen) und breiten sich vor allem durch [[Flüchtige organische Verbindungen|gasartige (追記) flüchtige (追記ここまで) Verbindungen]] aus [[Harz (Material)|Baumharzen]] aus.<ref name="Biologie der Bäume">Rainer Matyssek, Jörg Fromm, Heinz Rennenberg, Andreas Roloff** ''Biologie der Bäume.'' Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-2840-2, S. 252.</ref>
** Kronenbrände zerstören häufig die gesamte Vegetation und fast alle tierischen Lebewesen, die nicht rechtzeitig vor ihnen flüchten können. Oft muss ausgehend von [[Pionierpflanze|Pioniergesellschaft]]en erst die gesamte [[Sukzession (Biologie)|Sukzession]] nochmals durchlaufen werden, bis sich die [[Biozönose|Ausgangslebensgemeinschaft]] annähernd wiederhergestellt hat.
** Kronenbrände zerstören häufig die gesamte Vegetation und fast alle tierischen Lebewesen, die nicht rechtzeitig vor ihnen flüchten können. Oft muss ausgehend von [[Pionierpflanze|Pioniergesellschaft]]en erst die gesamte [[Sukzession (Biologie)|Sukzession]] nochmals durchlaufen werden, bis sich die [[Biozönose|Ausgangslebensgemeinschaft]] annähernd wiederhergestellt hat.
** Solche Brände bewirken andererseits jedoch eine Verjüngung von Beständen und verhindern ein Aussterben von Lebewesen, die auf bestimmte Sukzessionsstadien angewiesen sind.
** Solche Brände bewirken andererseits jedoch eine Verjüngung von Beständen und verhindern ein Aussterben von Lebewesen, die auf bestimmte Sukzessionsstadien angewiesen sind.
* '''Bodenbrände''' ([[Lauffeuer]])(削除) (削除ここまで)
* '''Bodenbrände''' ([[Lauffeuer]])
** In teilweise trockenen Wäldern ''(Boreale Nadelwälder, [[Eukalypten|Eucalyptus]]wälder, tropische [[Trockenwald|Trockenwälder]])'' entstehen regelmäßige Grundfeuer von höchstens 500 °C in maximal 1 m Höhe, die nur kurz verweilen, sodass die Baumkronen unversehrt bleiben und nur die Streuschicht vernichtet wird<ref name="Schaefer">[[Matthias Schaefer]]** ''Wörterbuch der Ökologie.'' Spektrum, Berlin 2003, ISBN 3-8274-0167-4. S. 91–92 (Stichwort** ''Feuerökologie'').</ref>
** In teilweise trockenen Wäldern ''(Boreale Nadelwälder, [[Eukalypten|Eucalyptus]]wälder, tropische [[Trockenwald|Trockenwälder]])'' entstehen regelmäßige Grundfeuer von höchstens 500 °C in maximal 1 m Höhe, die nur kurz verweilen, sodass die Baumkronen unversehrt bleiben und nur die Streuschicht vernichtet wird<ref name="Schaefer">[[Matthias Schaefer]]** ''Wörterbuch der Ökologie.'' Spektrum, Berlin 2003, ISBN 3-8274-0167-4. S. 91–92 (Stichwort** ''Feuerökologie'').</ref>
** Die Temperaturen solcher Feuer bleiben bei 10 Sekunden Einwirkungszeit in (削除) Bodennähne (削除ここまで) unter 100 °C, sodass der Boden selbst kaum die Grenze zum Hitzestress überschreitet und der Wurzelbereich unbeschädigt bleibt.<ref name="Biologie der Bäume" />
** Die Temperaturen solcher Feuer bleiben bei 10 Sekunden Einwirkungszeit in (追記) Bodennähe (追記ここまで) unter 100 °C, sodass der Boden selbst kaum die Grenze zum Hitzestress überschreitet und der Wurzelbereich unbeschädigt bleibt.<ref name="Biologie der Bäume" />
** Lauffeuer haben eine selektive Wirkung auf Lebewesen. Manche Lebewesen werden durch die Brände limitiert, andere gefördert.
** Lauffeuer haben eine selektive Wirkung auf Lebewesen. Manche Lebewesen werden durch die Brände limitiert, andere gefördert.
** Bodenbrände fördern die [[Remineralisierung]] organischer Reststoffe (Holz enthält 0,2 % bis 0,8 % Mineralien, vor allem [[Kalium]])
** Bodenbrände fördern die [[Remineralisierung]] organischer Reststoffe (Holz enthält 0,2 % bis 0,8 % Mineralien, vor allem [[Kalium]])
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[[Datei:Camp Pendleton Fire Department conducts hazard reduction burn 160521-M-RY817-004.jpg|mini|Die kalifornische Feuerwehr legt „Gefahrenminderungsbrände"]]
[[Datei:Camp Pendleton Fire Department conducts hazard reduction burn 160521-M-RY817-004.jpg|mini|Die kalifornische Feuerwehr legt „Gefahrenminderungsbrände"]]
Die Erkenntnisse über den Umweltfaktor Feuer haben dazu geführt, dass im Naturschutz Feuer gezielt gelegt und kontrolliert werden, um die natürliche Vegetation zu erhalten. So werden in [[England]] [[Moor|Heidemoor]]e abgebrannt, um den Bestand des [[Moorschneehuhn]]s zu erhöhen, da diese sich von den Knospen der nach Bränden nachwachsenden [[Heidekräuter]] ernähren. Der Freiburger Feuerökologe [[Johann Georg Goldammer]] praktiziert und wirbt weltweit für diese Methode der Umweltpflege, oft gegen den Widerstand von Naturschützern und Feuerwehrleuten. Kontrollierte Brände, die nicht die Kronen der Wälder erreichen sind aber von großem Nutzen für die Erneuerung der Pflanzenwelt. Sie führen neues Licht und Dünger den unteren Bereichen des Waldes zu und sorgen für eine regelmäßige Beseitigung des [[Totholz]]es. Kleintiere überstehen diese Prozedur oft gut, da sie sich in angrenzende Bereiche verziehen. Wälder, die hingegen lange Zeit keinem Brand ausgesetzt waren, bilden zu viel Totholz aus und trocknen derart durch, dass das schädliche Waldbrandrisiko sehr hoch liegt. Diese Erkenntnis erfordert ein Umdenken vom im 19. Jahrhundert vor allem in Deutschland verbreiteten Vorstellung von der ungestörten „Waldesruh" (siehe [[Deutscher Wald]], [[Romantik]]): In Verwaltung und Wissenschaft wirken bis heute die Arbeiten von(削除) Sir (削除ここまで) [[Dietrich Brandis]] (1824–1907) nach. Er arbeitete lange in der britischen Kolonialverwaltung und predigte „Feuer ist der Feind des Waldes."
Die Erkenntnisse über den Umweltfaktor Feuer haben dazu geführt, dass im Naturschutz Feuer gezielt gelegt und kontrolliert werden, um die natürliche Vegetation zu erhalten. So werden in [[England]] [[Moor|Heidemoor]]e abgebrannt, um den Bestand des [[Moorschneehuhn]]s zu erhöhen, da diese sich von den Knospen der nach Bränden nachwachsenden [[Heidekräuter]] ernähren. Der Freiburger Feuerökologe [[Johann Georg Goldammer]] praktiziert und wirbt weltweit für diese Methode der Umweltpflege, oft gegen den Widerstand von Naturschützern und Feuerwehrleuten. Kontrollierte Brände, die nicht die Kronen der Wälder erreichen sind aber von großem Nutzen für die Erneuerung der Pflanzenwelt. Sie führen neues Licht und Dünger den unteren Bereichen des Waldes zu und sorgen für eine regelmäßige Beseitigung des [[Totholz]]es. Kleintiere überstehen diese Prozedur oft gut, da sie sich in angrenzende Bereiche verziehen. Wälder, die hingegen lange Zeit keinem Brand ausgesetzt waren, bilden zu viel Totholz aus und trocknen derart durch, dass das schädliche Waldbrandrisiko sehr hoch liegt. Diese Erkenntnis erfordert ein Umdenken vom im 19. Jahrhundert vor allem in Deutschland verbreiteten Vorstellung von der ungestörten „Waldesruh" (siehe [[Deutscher Wald]], [[Romantik]]): In Verwaltung und Wissenschaft wirken bis heute die Arbeiten von [[Dietrich Brandis]] (1824–1907) nach. Er arbeitete lange in der britischen Kolonialverwaltung und predigte „Feuer ist der Feind des Waldes."
== Literatur ==
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* [https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/schadensmanagement/waldbrand/feueroekologie-montaner-buchenwaelder Feuerökologie montaner Buchenwälder]. In [[waldwissen]].net. Abgerufen am 21. Juli 2023.
* [https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/schadensmanagement/waldbrand/feueroekologie-montaner-buchenwaelder Feuerökologie montaner Buchenwälder]. In [[waldwissen]].net. Abgerufen am 21. Juli 2023.
* [https://gfmc.online/feueroekologie/feuerd.html Feuerökologie]: Informationen des Global Fire Monitoring Center (GFMC) am [[Max-Planck-Institut für Chemie]]
* [https://gfmc.online/feueroekologie/feuerd.html Feuerökologie]: Informationen des Global Fire Monitoring Center (GFMC) am [[Max-Planck-Institut für Chemie]]
* Max-Planck-Institut für Chemie: [(削除) http (削除ここまで)://gfmc.online/feueroekologie/agd.html Arbeitsgruppe Feuerökologie]
* Max-Planck-Institut für Chemie: [(追記) https (追記ここまで)://gfmc.online/feueroekologie/agd.html Arbeitsgruppe Feuerökologie]
* [(削除) http (削除ここまで)://www.zeit.de/online/2009/20/erde-sd-feuerrisiko-interview Interview mit Prof. Goldammer (2009)]
* [(追記) https (追記ここまで)://www.zeit.de/online/2009/20/erde-sd-feuerrisiko-interview Interview mit Prof. Goldammer (2009)]
* [https://forschergeist.de/podcast/fg065-feueroekologie/ Interview mit Prof. Goldammer (2019)]
* [https://forschergeist.de/podcast/fg065-feueroekologie/ Interview mit Prof. Goldammer (2019)]
* Daniel Lingenhöhl: [https://www.spektrum.de/news/feueroekologie-waldbraende-nehmen-weltweit-zu/2176251 ''Waldbrände nehmen weltweit zu''] in [[Spektrum.de]] vom 1. September 2023
== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
Aktuelle Version vom 15. September 2024, 10:14 Uhr
Falken nutzen einen Waldbrand in Australien zur Jagd
Der Begriff etablierte sich in den 1970er Jahren, als immer deutlicher wurde, dass Wald- und Buschbrände als ökologische Störung nicht nur katastrophale Ereignisse sind, die Leben vernichten, sondern dass Feuer ein wichtiger Umweltfaktor für manche Lebensräume sowie bestimmte Pflanzen ist: So verdanken etwa fast alle Feucht- und Trockensavannen der Tropen sowie subtropische Gras- und Hartlaub-Buschlandschaften als sogenannte Feuerklimax ihre Existenz als baumarme Landschaften in waldfähigen Klimaten vor allem regelmäßig wiederkehrenden Bränden. Etliche Pflanzen solcher Biome benötigen Feuer, um zu keimen, sich zu etablieren oder zu vermehren.[1] Zudem fördert das Feuer die Evolution der Arten.
Die borealen Nadelwälder Europas sowie die trockenen Tundrenbereiche Nordamerikas brannten ursprünglich etwa zweimal pro Jahrhundert. Auch wenn diese Gebiete keine Feuerlandschaften sind, würden sie ohne regelmäßige Brände anders aussehen: Die nordischen Nadelwälder bestünden dann vorwiegend aus Fichten ohne Kiefern.[2]
Feuerökologen untersuchen nicht nur die naturgegebenen Zusammenhänge in Feuerökosystemen, sondern insbesondere auch die Rolle des Menschen – sowohl als Brandstifter wie auch als Brandbekämpfer und -verhinderer –, da jegliche Eingriffe in größerem Maßstab Veränderungen im Naturhaushalt verursachen. So führt etwa das schnelle Löschen von Bränden in den nordischen Nadelwäldern zu selteneren, aber weitaus verheerenderen Feuersbrünsten, die auch die feuerresistenten Pflanzen nicht überleben.
Demgegenüber spielen vom Menschen gelegte Feuer für die Jagd, zur Weidepflege oder zur Urbarmachung durch Brandrodung im Wanderfeldbau seit Jahrtausenden eine mindestens ebensogroße Rolle für die Feuerlandschaften wie natürlich entstandene Brände.
Baumkronenbrände erzeugen sehr hohe Temperaturen und führen zu großen SchädenBodenbrände hingegen sind wesentlich „kälter", kürzer und weniger zerstörend
Kronenbrände zerstören häufig die gesamte Vegetation und fast alle tierischen Lebewesen, die nicht rechtzeitig vor ihnen flüchten können. Oft muss ausgehend von Pioniergesellschaften erst die gesamte Sukzession nochmals durchlaufen werden, bis sich die Ausgangslebensgemeinschaft annähernd wiederhergestellt hat.
Solche Brände bewirken andererseits jedoch eine Verjüngung von Beständen und verhindern ein Aussterben von Lebewesen, die auf bestimmte Sukzessionsstadien angewiesen sind.
In teilweise trockenen Wäldern (Boreale Nadelwälder, Eucalyptuswälder, tropische Trockenwälder) entstehen regelmäßige Grundfeuer von höchstens 500 °C in maximal 1 m Höhe, die nur kurz verweilen, sodass die Baumkronen unversehrt bleiben und nur die Streuschicht vernichtet wird[6]
Die Temperaturen solcher Feuer bleiben bei 10 Sekunden Einwirkungszeit in Bodennähe unter 100 °C, sodass der Boden selbst kaum die Grenze zum Hitzestress überschreitet und der Wurzelbereich unbeschädigt bleibt.[5]
Lauffeuer haben eine selektive Wirkung auf Lebewesen. Manche Lebewesen werden durch die Brände limitiert, andere gefördert.
Bodenbrände fördern die Remineralisierung organischer Reststoffe (Holz enthält 0,2 % bis 0,8 % Mineralien, vor allem Kalium)
Keimlinge der Monterey-Kiefer auf einer Brandfläche: Erst die Hitze hat die Zapfen geöffnet
Ab 45–55 °C kann Hitzestress die Organe von Pflanzen schädigen. Bei diesen vergleichsweise niedrigen Temperaturen sind wasserreiche Gewebe gefährdeter als trockenere. Bei langanhaltenden Bränden treten hingegen Temperaturen von 600–1000 °C auf, die jegliche Biomasse zerstören.
Vor allem Pflanzen haben Anpassungen an regelmäßige Brände entwickelt. Wenn diese Anpassungen Pflanzenarten – direkt oder indirekt – fördern, werden sie als Pyrophyten bezeichnet.
Die australischen Grasbäume haben nicht nur Anpassungen zum Überstehen von Bränden entwickelt, sondern benötigen diese sogar zum Wachstum, da diese die weniger feuerresistente Konkurrenz limitieren und die Remineralisierung von Nährstoffen fördern.
Die Korkeichen sind mit ihrer besonders gut isolierenden Rinde gegen Feuer weitgehend geschützt und können die verlorenen Blätter und jungen Äste aus dem unversehrten Kambium erneut bilden.
Etliche Eichenarten sind gut an Brände angepasst: Ihre Samen keimen besonders gut nach Hitzestress.[2]
Arten der Gattung Banksia behalten ihre Samen zeitlebens an der Mutterpflanze. Erst wenn diese durch Feuer zerstört wurde und die Samen einer ausreichend großen Hitze ausgesetzt wurden, können diese keimen.
Die im Südosten der USA beheimatete SumpfkieferPinus palustris ist gegen Feuer resistenter als jede andere dort wachsende Baumart. Ihre Endknospen sind durch feuerresistente lange Nadeln geschützt. Ohne die Brände würden die Kiefern von den dann vermehrt wachsenden nicht brandresistenten Pflanzen verdrängt.
Die Zapfen der kalifornischen Monterey-Kiefer öffnen sich nur bei großer Hitze.
Zahlreiche Zypressen geben ihre Samen erst dann aus den fest geschlossenen Zapfen frei, wenn die Elternpflanze durch Feuer getötet wird. Die Sämlinge haben dann ideale Wuchsbedingungen.
Für die meisten Tiere sind die Auswirkungen von Bränden indirekter Art, da sie diesen meist durch Mobilität entkommen können. Eine Ausnahme stellt der Schwarze Kiefernprachtkäfer dar, da er mittels spezieller Infrarotsensoren gezielt nach einem Brand besonders warmes Holz zur Eiablage ansteuert.
Feuer verändern das Ökosystem auch in klimatischer Hinsicht:
Durch Vernichtung des Bewuchses (Erhöhung der Sonneneinstrahlung und der Lichtabsorption am Boden, stärkere Luftbewegung am Boden, Reduzierung des Wasserhaltevermögens) verändert sich das Mikroklima.
Durch Rauchwolken bei großräumigen Feuern wird das lokale oder regionale Klima beeinflusst (Reduzierung der Sonneneinstrahlung). Auch der Wasserkreislaufs kann sich verändern wie z. B. bei Überschwemmungen in flussabwärts gelegenen Gebieten durch fehlendes Wasserrückhaltevermögen.
globale Klimaänderungen: Die Häufung von Großfeuern setzt Kohlendioxid und Feinstaub in großer Menge frei und trägt damit zur Erwärmung der Atmosphäre bei.
Die kalifornische Feuerwehr legt „Gefahrenminderungsbrände"
Die Erkenntnisse über den Umweltfaktor Feuer haben dazu geführt, dass im Naturschutz Feuer gezielt gelegt und kontrolliert werden, um die natürliche Vegetation zu erhalten. So werden in EnglandHeidemoore abgebrannt, um den Bestand des Moorschneehuhns zu erhöhen, da diese sich von den Knospen der nach Bränden nachwachsenden Heidekräuter ernähren. Der Freiburger Feuerökologe Johann Georg Goldammer praktiziert und wirbt weltweit für diese Methode der Umweltpflege, oft gegen den Widerstand von Naturschützern und Feuerwehrleuten. Kontrollierte Brände, die nicht die Kronen der Wälder erreichen sind aber von großem Nutzen für die Erneuerung der Pflanzenwelt. Sie führen neues Licht und Dünger den unteren Bereichen des Waldes zu und sorgen für eine regelmäßige Beseitigung des Totholzes. Kleintiere überstehen diese Prozedur oft gut, da sie sich in angrenzende Bereiche verziehen. Wälder, die hingegen lange Zeit keinem Brand ausgesetzt waren, bilden zu viel Totholz aus und trocknen derart durch, dass das schädliche Waldbrandrisiko sehr hoch liegt. Diese Erkenntnis erfordert ein Umdenken vom im 19. Jahrhundert vor allem in Deutschland verbreiteten Vorstellung von der ungestörten „Waldesruh" (siehe Deutscher Wald, Romantik): In Verwaltung und Wissenschaft wirken bis heute die Arbeiten von Dietrich Brandis (1824–1907) nach. Er arbeitete lange in der britischen Kolonialverwaltung und predigte „Feuer ist der Feind des Waldes."
↑Johann Georg Goldammer: Feuer in Waldökosystemen der Tropen und Subtropen, Birkhäuser, Basel-Boston 1993, Kapitel online, abgerufen am 30. Januar 2022, ISBN 978-3-7643-2813-9.