„Stent" – Versionsunterschied

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Ein '''Stent''' ist ein [[Implantat|medizinisches Implantat]], das in [[Blutgefäß]]e, [[Galle]]nwege, in die [[Luftröhre]] oder die [[Ösophagus|Speiseröhre]] eingebracht wird, um die Wand ringsum abzustützen. Es handelt sich um ein kleines Gittergerüst in [[Rohr (Technik)|Röhrchenform]] aus Metall oder Kunststoff. Verwendung finden Stents in den [[Koronargefäß|Herzkranzgefäßen]], um nach deren Aufdehnung ([[Perkutane transluminale coronare Angioplastie|PTCA]]) einen erneuten Verschluss zu verhindern. In der [[Onkologie|Krebsbehandlung]] dienen Stents dazu, durch bösartige [[Tumor]]en verursachte [[Stenose|Verengungen]] von Atemwegen, Gallenwegen oder der Speiseröhre nach einer Aufdehnung offenzuhalten.
[[Datei:stent.jpg|mini|Stent für den [[Gallengang]]]]
[[Datei:SEMS endo.jpg|mini|In die Speiseröhre eingelegter Stent zur Offenhaltung bei [[Speiseröhrenkrebs]]]]
[[Datei:Stent4 (fcm).jpg|mini|hochkant|Stents für periphere Gefäße]]
[[Datei:Un stent couvert.jpg|mini|Ein „gecoverter" Gefäß-Stent: Die Stentmaschen sind bedeckt. Diese seltene Art von Stents kann z. B. bei blutenden Rissen (Rupturen) in Gefäßen implantiert werden.]]


Ein '''Stent''' (deutsch ''Gefäßstütze'')<ref>In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]].'' 6. Januar 2010, S. N1.</ref> ist ein [[Implantat|medizinisches Implantat]] zum Offenhalten von Gefäßen oder Hohlorganen.<ref>Peter Reuter: ''Springer Lexikon Medizin.'' Springer, Berlin u.&nbsp;a. 2004, ISBN 3-540-20412-1 (Lemma Stent).</ref> Es handelt sich meist um eine Spiraldrahtprothese in [[Rohr (Technik)|Röhrchenform]] aus Metall oder Kunstfasern mit [[Auxetisches Material|auxetischen]] oder mechanischen Eigenschaften zur Gefäßerweiterung.
== Problematik ==
Ein Stent ist ein Implantat, das in Arterien eingebracht wird, um die Wand radial nach außen abzustützen. Es handelt sich um kleine Gittergerüste in Röhrchenform aus Metall


Verwendung finden Stents zum einen in [[Blutgefäß]]en, speziell den [[Koronargefäß|Herzkranzgefäßen]], um nach deren Aufdehnung ([[Perkutane transluminale coronare Angioplastie|PTCA]]) einen erneuten Verschluss zu verhindern; eine solche Behandlung wird als [[Stentangioplastie]] bezeichnet. Zum anderen dienen Stents in der [[Onkologie|Krebsbehandlung]] dazu, durch bösartige [[Tumor]]en verursachte [[Stenose|Verengungen]] von Atemwegen ([[Luftröhre]]), [[Galle]]nwegen oder der [[Speiseröhre]] nach einer Aufdehnung offenzuhalten.
Problematisch ist bei dem Einsatz von Stents, dass sie in 20-30% aller Fälle durch Neubildung von Gewebe (Restenosierung) verschlossen werden.
Um dies zu verhindern, werden seit einiger Zeit Stents mit Medikamenten oder Radionukliden beschichtet.
Hierbei entstehen unerwünschte Nebenwirkungen, wie z.&nbsp;B. das Auswaschen von Medikamenten oder Radionukliden in den Blutkreislauf.
Um dies zu verhindern, werden Techniken wie die Ionenimplantation oder auch Aktivierung des Grundmaterials ([[Neutronenaktivierung]]) verwendet, um eine feste Haftung der Radionuklide zu erreichen.
Auch besteht die Möglichkeit, über ein radioaktives Präparat, welches über den Katheter kurzzeitig (ca. 5-10 min) an die Stelle des Stents gebracht wird ([[Afterloading]]), das Zellwachstum zu bremsen. Da diese Methode hohe Strahlendosen benötigt (bis 60 [[Gray (Einheit)|Gray]]/h), entstehen aufgrund des aufwändigeren Strahlenschutzes hohe Kosten<!--für die Kliniken ?? Doch wohl eher für Krankenkassen bzw. Patienten-->.
Zur Verhinderung einer Restenose wird heutzutage auch noch eine medikamentöse Behandlung mit [[Clopidogrel]] (Plavix® , Iscover®) und ASS ([[Aspirin]]®) durchgeführt, i.A. für einen Zeitraum bis zu einem Jahr nach der Stentimplantation. Beide Medikamente wirken als [[Thrombozytenaggregationshemmer]] und vermindern die Gefahr von weiteren Gefäßverschlüssen durch Zusammenballungen von [[Thrombozyten]].
Eine Weiterentwicklung ist die Verwendung von Stents, die mit verschiedenen Substanzen, z.B. Glucocorticoiden, Zytostatika, Immunmodulatoren oder Antiproliferativa etc. beschichtet sind. In Tierversuchen werden auch selbstauflösende Stents untersucht.


== (削除) Hersteller (削除ここまで) und (削除) Technik (削除ここまで) ==
== (追記) Herkunft des Wortes (追記ここまで) und (追記) Geschichte (追記ここまで) ==
Laut ''[[Oxford English Dictionary]]'' bezeichnete das Wort ''„stenting"'' in der englischen Sprache jahrhundertelang das Versteifen oder Stärken von Kleidungsstücken.
Das Geschäft mit Koronarstents wird von vier (fünf) amerikanischen und einem deutschen Unternehmen dominiert:
* [[Boston Scientific]]
* [[Medtronic]]
* [[Guidant]]
* [[Cordis]] aus dem [[Johnson & Johnson]]-Konzern
* [[Abbott]]
* B. Braun Melsungen Vascular Systems


Expandierbare Stents wurden ab Ende der 1970er Jahre von [[Julio Palmaz]] in Texas entwickelt,<ref>{{Literatur |Autor=JC Palmaz, RR Sibbitt, SR Reuter, FO Tio, WJ Rice |Titel=Expandable intraluminal graft: a preliminary study. Work in progress |Sammelwerk=Radiology |Band=156 |Nummer=1 |Datum=1985-07 |Seiten=73–77 |Sprache=en |DOI=10.1148/radiology.156.1.3159043 |PMID=3159043}}</ref> der darauf 1988 ein Patent erhielt und mit der Firma [[Johnson & Johnson]] zusammenarbeitete.
Deutsche Hersteller von koronaren und peripheren Stents
* B. Braun Melsungen Vascular Systems
* [[Biotronik GmbH]]
* [[OptiMed]]
* ACCURA Medizintechnik GmbH
Im Jahr 2003 brachte Cordis J&J als erstes Unternehmen den medikamentenbeschichteten Stent auf den Markt. Boston Scientific hat inzwischen ebenfalls einen beschichteten Stent auf den Markt gebracht, die anderen Unternehmen haben eigene Versionen in der Entwicklung und stehen vor der Markteinführung. Medtronic setzt dabei statt auf den sonst üblichen Stahl auf eine Kobalt-Nickel-Legierung, andere Hersteller auf eine Kobalt-Chrom-Legierung (L605). Der deutsche Medizintechnikhersteller Biotronik testet bereits erfolgreich einen absorbierbaren Metallstent (AMS), der sich restlos im Körper des Patienten auflöst.


== Medizinische Aspekte ==
== Verwendete Nuklide bei der Stentbeschichtung ==
Blutgefäßstents, die vor allem in die Herzkranzgefäße eingesetzt werden, können sich wieder verschließen. Dies kann zum einen kurze Zeit nach dem Einsetzen des Stents geschehen, da der Stent als Fremdmaterial die lokale Blutgerinnung anregt, sodass sich ein [[Thrombus]] im Stent bilden kann. Eine solche In-Stent-Thrombose verläuft häufig [[Krankheitsverlauf#Einteilung nach Schweregrad oder Prognose|fulminant]] tödlich. Daher ist es wichtig, nach dem Einsetzen des Stents vor allem die Funktion der Blutplättchen ([[Thrombozyten]]) zu hemmen. Als Basistherapie hat sich die [[Thrombozytenaggregationshemmung]] mit [[Acetylsalicylsäure]] etabliert. In der ersten Zeit erfolgt eine zusätzliche Hemmung über einen anderen Angriffspunkt durch [[Tirofiban]] intravenös während der Stenteinlage bzw. später mit [[Clopidogrel]], [[Ticagrelor]] oder [[Prasugrel]], die wie Acetylsalicylsäure als Tabletten eingenommen werden können. Diese doppelte Hemmung der Blutplättchenfunktion bezeichnet man als duale Thrombozytenaggregationshemmung.
Der erste radioaktive Stent wurde 1992 am [[Forschungszentrum Karlsruhe]] (FZK) produziert. Es handelte sich hierbei um einen Stent aus Stahl, dessen Legierungselemente aktiviert wurden.


Daneben kann es im Laufe der Zeit zu einem langsamen Verschluss des Stents durch Neubildung von Bindegewebe kommen. Eine solche [[Stenose|Restenose]] soll durch medikamentenfreisetzende Stents (DES, s.&nbsp;u.) verhindert werden, die die Gewebeneubildung hemmen. Da es länger dauert, bis diese Stents mit [[Endothel]] überzogen sind und nicht mehr die Blutgerinnung anregen, muss die duale Thrombozytenaggregationshemmung länger erfolgen.<ref name="G&G">Thomas Michel: ''Treatment of Myocardial Ischemia.'' 1941. In: Laurence L. Brunton, John S. Lazo, Keith L. Parker: ''Goodman & Gilman’s The Pharmacological Basis of Therapeutics.'' 11. Auflage. McGraw-Hill, New York 2006, ISBN 0-07-142280-3, S. 842.</ref>
Die heute wichtigsten Nuklide in Bezug auf die Stentbeschichtung sind [[Palladium|Pd]]-103 und [[Phosphor|P]]-32.
Das [[radioaktiv]]e [[Isotop]] des [[Phosphor]]s wurde erstmals mit [[Ionenimplantation]] in das Grundmaterial des Stents eingebracht. Hierbei erreichte man eine [[homogen]]e Verteilung über den gesamten Stent und eine gute Haftung auf dem Grundmaterial. In klinischen Studien wurde die Wirksamkeit dieses Produkts bewiesen.


Mittlerweile ist die akute [[Herzkatheteruntersuchung|Koronarangiographie]] mit Aufdehnung der verengten Herzkranzgefäße und Stenteinlage Therapie der Wahl beim akuten [[Herzinfarkt]], falls ein [[Katheter]]labor zeitnah erreicht werden kann.<ref>Leitlinien Herzinfarkttherapie: [http://leitlinien.dgk.org/files/2010_Pocket-Leitlinien_Akutes_Koronarsyndrom_STEMI.pdf ''Akutes Koronarsyndrom mit persistierender ST-Streckenhebung (STEMI).''] (PDF; 2,1&nbsp;MB)</ref> Risiken bei der Stenteinlage in die Herzkranzgefäße bestehen in einer Verletzung des Gefäßes mit Blutung, in einer akuten Thrombose mit [[Infarzierung]] des durch das Gefäß versorgten Gewebes sowie in dem unbeabsichtigten Verschluss von Seitenästen des Gefäßes durch den Stent.
Um einen Stent mit [[Palladium]] zu versehen wird zuerst eine Goldschicht durch [[Galvanisieren]] auf dem Stent aufgebracht. Diese dient als Haftvermittler für das Palladium, welches ebenfalls galvanisch auf dem Stent abgeschieden wird. Im Anschluss wird das Palladium mit einer letzten Goldschicht abgedeckt, um ein Auswaschen zu verhinden.
Auch wird auf diese Weise die unerwünschte niederenergetische [[Röntgenstrahlung]] des Palladiums absorbiert.
== Aussehen ==
[[Bild:stent.jpg]]


[[Datei:dga grafik stent 04 2010.jpg|mini|Grafik Stent im Gefäß, nach [[Ballondilatation]]; [[Angioplastie]] DGA]]
Der gezeigte Stent diente zur Offenhaltung eines Gallengangs. Er wurde mittels [[ERCP]] gelegt und auch wieder entfernt. Hersteller und eventuelle Beschichtungen sind unbekannt.


In der Augenheilkunde werden Stents im Rahmen der [[Mikroinvasive Glaukomchirurgie|mikroinvasiven Glaukomchirurgie]] (MIGS) eingesetzt. Dabei wird mit den kleinen Implantaten der Abfluss des Kammerwassers aus dem Auge verbessert und damit der Augeninnendruck gesenkt.<ref>Grace Richter, Anne Coleman: ''Minimally invasive glaucoma surgery: current status and future prospects.'' Clin Ophthalmol 2016:10 189–206</ref> Mit dem [[iStent]] beispielsweise wird eine Verbindung zwischen der Vorderkammer des Auges und dem natürlichen Abflussweg, dem Schlemmschen Kanal, durch das Trabekelmaschenwerk hindurch geschaffen.<ref>Ronald D. Gerste: ''Mikroinvasive Glaukomchirurgie – Geeignete Ergänzung der Kleinschnitt-Kataraktchirurgie.'' Ophthalmochirurgie 2015; 27:103</ref>
== Herkunft des Wortes ==
Das Wort Stent ist heute zu einem festen Begriff geworden, der vielen Patienten bereits geläufig ist. Die Wurzeln dieses Wortes sind umstritten. Die einen führen das Wort zurück auf den Zahnarzt [[Charles Stent]] (1845-1901), der im letzten Jahrhundert Stützmaterial für verschiedene medizinische Anwendungen entwickelte.
Auf der anderen Seite findet sich das Wort Stent im englischen Sprachraum bereits im 14. Jahrhundert zur Bezeichnung von Stützen, mit denen Fischernetze über Flüsse ausgespannt wurden. Woher auch immer das Wort Stent stammt, durch die Kardiologie ist es bekannt geworden.


==(削除) Weblinks (削除ここまで)==
==(追記) Materialien (追記ここまで)==
Anfangs bestanden die Koronarstents aus rostfreiem Edelstahl der [[Legierung]] L512. Kobalt-Chrom- und Kobalt-Nickel-Legierungen werden vom Körper nicht abgestoßen und bieten hohe [[Festigkeit]] sowie [[Duktilität]]. Platin-Chrom-Stents zeichnen sich durch eine hohe [[Dichte]] und damit hohen Kontrast für [[Röntgenstrahlung]] aus.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.kardionet.de/tipps/stent-ist-nicht-gleich-stent/ |titel=Stent ist nicht gleich Stent |sprache=de |abruf=2020年09月07日}}</ref>
*[http://www.medizinfo.de/kardio/chstents.htm medizinfo.de - Stents]

*[http://www.cirse.org/index.php?pid=85 Cardiovascular and Interventional Radiological Society of Europe]
Der Nickelgehalt in aktuellen Koronarstents kann bei Patienten mit einer Nickelallergie u.&nbsp;a. zu einer erhöhten Restenoserate führen. Die Firma MeKo Manufacturing e.&nbsp;K. hat mit Vasculoy die erste nickel- und cobaltfreie Legierung für Stents entwickelt.<ref>Ralf Köster, Dieter Vieluf, Magret Kiehn, Martin Sommerauer, Jan Kähler, Stephan Baldus, Thomas Meinertz, Christian W. Hamm: ''Nickel and Molybdenum contact allergies in patients with coronary in-stent restenosis''. [[doi:10.1016/S0140-6736(00)03262-1]]</ref><ref>Cihangir Aliağaoğlu, Hakan Turan, İsmail Erden, Hülya Albayrak, Hakan Özhan, Cengiz Başar, Zehra Gürlevik, Ayşegül Alçelik: ''Relation of Nickel Allergy with in-Stent Restenosis in Patients Treated with Cobal Chromium Stents''. [[doi:10.5021/ad.2012244.426]]</ref>

== {{Anker|drug eluting stents}} Mit Medikamenten beschichtete (medikamentenfreisetzende) Stents ''(drug eluting stents)'' ==
Eine Weiterentwicklung ist die Verwendung von Gefäßstents, die mit aktiven Substanzen, z.&nbsp;B. Glucocorticoiden, Zytostatika, Immunmodulatoren oder Antiproliferativa, beschichtet sind.

Ein ''drug eluting stent'' (DES) setzt kleine Mengen von Arzneistoffen frei, die die Zellneubildung hemmen. Zwei Wirkstoffe haben sich bei der Behandlung mit medikamentenfreisetzenden Stents durchgesetzt: das [[Immunsuppressivum]] [[Sirolimus]] und das [[Zytostatikum|Krebstherapeutikum]] [[Paclitaxel]]. Solche Stents werden in Deutschland seit 2002 neben dem konventionellen unbeschichteten Stent (''bare metal stent''/BMS) vor allem zur Therapie der [[Koronare Herzkrankheit|koronaren Herzkrankheit]] eingesetzt.

''[[Johnson & Johnson|Cordis]]'' brachte als erstes Unternehmen den medikamentenfreisetzenden Stent ''Cypher'' auf den Markt. Mittlerweile haben fast alle großen Unternehmen einen beschichteten Stent auf den Markt gebracht, so zum Beispiel ''[[Boston Scientific]]'', ''[[Medtronic]]'', ''[[Terumo]]'' und ''[[Abbott Laboratories|Abbott]]''. Im Wesentlichen unterscheiden sich die Stents durch die verwendeten Medikamente und Polymere. Für das beschichtete Stahlgerüst kommt meist eine Kobalt-Chrom-Legierung (L605) oder eine Kobalt-Nickel-Legierung zum Einsatz.

Die aktuelle Datenlage zum Vergleich der unterschiedlichen Stentarten ist nicht eindeutig und die Diskussion hierüber ist nicht abgeschlossen. So werden in Studien weiterhin medikamenten&shy;freisetzende Stents mit unbeschichteten Stents, Stents mit [[Bypass (Medizin)|Bypass]] sowie die medikamentenfreisetzenden Stents untereinander verglichen. Außerdem wird nach verschiedenen Patientengruppen differenziert, wie zum Beispiel Patienten mit akutem [[Herzinfarkt]] oder [[Diabetes mellitus]].

Metaanalysen zeigen bezüglich der Sterblichkeitsrate von Patienten keinen signifikanten Unterschied zwischen medikamentenfreisetzenden Stents und unbeschichteten Stents, obwohl man eine erhöhte [[Stentthrombose]]-Rate im Langzeitverlauf bei Paclitaxel-Stents beobachtet hatte.<ref>In: ''[[The Lancet]]'', 15. September 2007, 370(9591), S. 937–948.</ref> Es wird momentan empfohlen, die medikamentenfreisetzenden Stents bevorzugt bei erhöhtem Risiko einer Restenose (wie bei Diabetikern), jedoch zurückhaltend bei erhöhtem Risiko einer Stentthrombose einzusetzen.

Medikamentenfreisetzende Stents sollen nicht eingesetzt werden, wenn die Möglichkeit einer verlängerten [[Clopidogrel]]<nowiki />gabe z.&nbsp;B. wegen einer anstehenden chirurgischen Behandlung nicht gegeben ist oder wenn damit zu rechnen ist, dass der Patient die Medikation nicht einhält.<ref>[http://leitlinien.dgk.org/2011/medikamente-freisetzende-koronarstents-und-mit-medikamenten-beschichtete-ballonkatheter-positionspapier-der-dgk/ Medikamente freisetzende Koronarstents und mit Medikamenten beschichtete Ballonkatheter – Positionspapier der DGK] [[doi:10.1007/s12181-011-0375-6]]</ref>

Eine Metaanalyse der Technischen Universität München, die alle weltweit vorliegenden Studienergebnisse zu medikamentenfreisetzenden Stents zusammenfasst und somit Daten von insgesamt 3669 Patienten berücksichtigt, scheint eine Überlegenheit des Sirolimus-freisetzenden Stents im Vergleich zu Paclitaxel zu zeigen: Demnach ist das Risiko einer Restenose mit Sirolimus halb so groß wie bei Paclitaxel.<ref>In: ''[[J Am Coll Cardiol]].'', 2. Oktober 2007, 50(14), S. 1373–1380.</ref>

== Bioresorbierbare Stents ==
=== Hintergrund ===
Die Verwendung von Drug-eluting Stents aus Metallen bzw. Legierungen hat einige Nachteile. So können mit der Zeit [[Thrombose]]n auftreten, das Gefäß ist nicht mehr so flexibel, eine [[Revaskularisation]] wird behindert und die Auswertung von [[Computertomografie]]-Bildern wird erschwert.<ref>P. W. Serruys, J. A. Ormiston, Y. Onuma et al.: ''A bioabsorbable everolimus-eluting coronary stent system (ABSORB): 2-year outcomes and results from multiple imaging methods.'' In: ''[[The Lancet]]'', 14. März 2009, 373, Nr. 9667, S. 897–910. PMID 19286089, [[doi:10.1016/S0140-6736(09)60325-1]]</ref><ref>J. A. Ormiston, P. W. Serruys, E. Regar et al.: ''A bioabsorbable everolimus-eluting coronary stent system for patients with single de-novo coronary artery lesions (ABSORB): a prospective open-label trial.'' In: ''[[The Lancet]]'', 15. März 2008, 371, Nr. 9616, S. 899–907. PMID 18342684, [[doi:10.1016/S0140-6736(08)60415-8]]</ref>

Zurzeit werden daher unterschiedliche Arten bioresorbierbarer Stents entwickelt. Der Grundgedanke ist dabei, nur so lange das Gefäß abzustützen, wie dies klinisch notwendig ist. Nach der Stützphase von einigen Wochen bis wenigen Monaten lösen sich diese Stents im Körper des Patienten auf und erlauben im Gegensatz zu den bekannten permanenten Stents wieder die freie physiologische Beweglichkeit des Gefäßes (Vasomotion).

Forscher fanden heraus, dass Bio-Stents das Herzinfarkt-Risiko erhöhen. Ursprünglich hoffte man, durch den Bio-Stent würden Irritationen der Gefäßwand weniger häufig auftreten, da mit dem Implantat kein Fremdkörper im Gefäß verbleibt. Studien aus dem Jahr 2017 zum Stent zeigen jedoch, dass Bio-Stents zu bedeutend mehr Komplikationen führen, insbesondere auch mehr als ein Jahr nach der Implantation.
Als Folge nahm die Firma [[Abbott Laboratories|Abbott]] das Produkt Mitte Juli 2017 weltweit vom Markt.<ref>[https://www.nzz.ch/wissenschaft/medizin/unerwartete-probleme-mit-bio-stents-ld.1325858 ''Bio-Stents scheitern im Praxistest''.] In: ''[[Neue Zürcher Zeitung]]'', 3. November 2017; abgerufen am 5. November 2017.</ref><ref>[http://www.heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/biologisch-abbaubare-stents-erhoehen-herzinfarkt-risiko-20171104391941 ''Biologisch abbaubare Stents erhöhen Herzinfarkt-Risiko''.] heilpraxisnet.de, 4. November 2017; abgerufen am 4. November 2017.</ref>

Der erste bioresorbierbare Stent aus einer Magnesiumlegierung wurde von der Firma Biotronik SE & Co. KG entwickelt und hat im Jahr 2016 die CE-Zulassung erhalten.

=== Materialien ===
Traditionelle biokompatible Metalle wie [[Tantal]], [[Titan (Element)|Titan]] oder [[Chrom]] degradieren zu langsam, da sich im Körper auf ihnen eine Passivierungsschicht bildet. Zudem können die Abbauprodukte nicht verstoffwechselt werden. Jedoch sind Metalle, die eine Rolle im Stoffwechsel spielen, biokompatibel. Die beiden geeignetsten Kandidaten sind daher Legierungen von [[Magnesium]] und [[Eisen]]. Reines Magnesium degradiert zu schnell.

Der Schwerpunkt der Forschung bei metallischen Stents liegt auf der Steuerung der Korrosion und Passivierung der Legierungen im jeweiligen Einsatzgebiet. Gute Ergebnisse wurden mit biodegradierbarem [[Metallisches Glas|Metallischen Glas]] erreicht. Ebenfalls geeignet sind Legierungen aus Magnesium und [[Metalle der Seltenen Erden|Metallen der Seltenen Erden]], da z.&nbsp;B. [[Yttrium]], [[Neodym]] und [[Gadolinium]] die mechanischen Eigenschaften verbessern und eine geringe [[Zytotoxizität]] zeigen. Hier sind insbesondere die Legierungen WE43 und RESOLOY zu nennen. WE43 ist eine konventionell erhältliche Legierung, die schon lange auf dem Markt ist und intensiv erforscht wurde/wird. RESOLOY ist eine Eigenentwicklung der Firma MeKo Manufacturing e.&nbsp;K. und wird über diese vertrieben.<ref>{{Literatur |Autor=Jan-Marten Seitz, Ulrike Bormann, Kelly Collier, Eric Wulf, Rainer Eifler |Titel=Application of a Bioactive Coating on Resorbable, Neodymium Containing Magnesium Alloys, and Analyses of their Effects on the In Vitro Degradation Behavior in a Simulated Body Fluid |Sammelwerk=Advanced Engineering Materials |Band=14 |Nummer=6 |Datum=2012 |ISSN=1527-2648 |Seiten=B311–B321 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/adem.201180078 |DOI=10.1002/adem.201180078}}</ref>

Statt Metallen können auch abbaubare [[Polymer]]e für Stents verwendet werden. Ein typisches Material ist [[Polylactide|Polylactat]] (PLA). Die Forschung konzentriert sich vor allem darauf, die guten Eigenschaften herkömmlicher permanenter Metallstents mit den polymeren Werkstoffen zu erreichen. Insbesondere die Mechanik und Biokompatibilität stellen für Polymeransätze eine Hürde dar.

== Radioaktive Stents ==
Die Radioaktivität von aktivierten Stents verhindert das überschießende Zellwachstum der Innenhaut des Blutgefäßes und beugt der Restenose vor. Um unerwünschte Nebenwirkungen, wie z.&nbsp;B. das Auswaschen von Medikamenten oder von Radionukliden in den Blutkreislauf, zu verhindern, werden Techniken wie die [[Ionenimplantation]] oder auch die Aktivierung des Grundmaterials ([[Neutronenaktivierung]]) verwendet. Dennoch ergeben sich in der Praxis strahlenschutztechnische Probleme.

Der erste radioaktive Stent wurde 1992 am [[Forschungszentrum Karlsruhe]] (FZK, heute KIT) produziert; er war ein Stent aus Stahl, dessen Legierungselemente aktiviert wurden.

Die wichtigsten Nuklide in Bezug auf die Stentbeschichtung sind [[Palladium]]-103 und [[Phosphor]]-32. Das [[radioaktiv]]e [[Isotop]] des Phosphors wurde erstmals mit [[Ionenimplantation]] in das Grundmaterial des Stents eingebracht. Hierbei erreichte man eine [[Homogenität (Physik)|homogene]] Verteilung über den gesamten Stent und eine gute Haftung auf dem Grundmaterial. In klinischen Studien wurde die Wirksamkeit dieses Produkts bestätigt.

Um einen Stent mit [[Palladium]] zu versehen, wird zuerst eine Goldschicht durch [[Galvanisieren]] auf dem Stent aufgebracht. Diese dient als Haftvermittler für das Palladium, welches ebenfalls galvanisch auf dem Stent abgeschieden wird. Im Anschluss wird das Palladium mit einer letzten Goldschicht abgedeckt, um ein Auswaschen zu verhindern. Auch wird auf diese Weise die unerwünschte niederenergetische [[Gammastrahlung]] des Palladiums absorbiert.

Aktuell spielen radioaktive Stents in der medizinischen Praxis keine Rolle. Bereits seit 2007 erfolgt entsprechend (in Deutschland) auch keine zusätzliche Vergütung ([[Zusatzentgelt]]) mehr.<ref>[http://www.mig.tu-berlin.de/fileadmin/a38331600/2011.lectures/Bayreuth_2011年03月22日.ch_dggoe_Adoption.Stenttechnologien.pdf mig.tu-berlin.de] (PDF) </ref>

== Fallzahlen und Kosten ==
Im EU-Durchschnitt werden pro 100.000 Einwohner 191 Stents im Jahr implantiert; in Deutschland sind es 624 (3,3&nbsp;Mal so viel). In keinem Land der Welt werden laut [[OECD]] mehr Stents eingesetzt als in Deutschland.<ref name="OECD">{{Internetquelle |autor= |url=https://www.oecd-ilibrary.org/docserver/soc_glance-2009-42-de.pdf?expires=1694510039&id=id&accname=guest&checksum=C749606E5DBB8F88390DE646FEC8E906 |titel=Health at a Glance 2009 {{!}} OECD Indicators 4.6. Kardiovaskuläre Eingriffe (Bypassoperationen und Koronarangioplastien) |hrsg=oecd.org |datum= |format=PDF |abruf=2023年09月12日}}</ref>
Eine Studie, die Anfang November 2017 in der Fachzeitschrift ''[[The Lancet]]'' erschien, ergab, dass ein Stent im Vergleich zu keinem Stent –&nbsp;bei Patienten ohne Herzinfarkt&nbsp;– kaum Vorteile bietet.
In deutschen Kliniken werden jährlich über 500.000 Stents eingesetzt. Die Krankenkassen erstatten für einen Stent 3182&nbsp;Euro, in schwierigen Fällen 4135&nbsp;Euro.<ref>sueddeutsche.de 28. Februar 2018: [http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/exklusiv-wie-ein-deutscher-herzspezialist-aktienoptionen-aus-singapur-bekam-1.3886565 ''Wie ein deutscher Herzspezialist 200 000 Aktienoptionen aus Singapur bekam'']</ref>

== Weblinks ==
{{Commonscat|Stents|audio=0|video=0}}
* [http://www.medizinfo.de/kardio/chstents.htm Stents bei koronarer Herzkrankheit.] medizinfo.de

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Gesundheitshinweis}}
{{Gesundheitshinweis}}
[[Kategorie:Medizintechnik]]


{{Normdaten|TYP=s|GND=4562973-0}}
[[en:Stent]]

[[fr:Stent]]
[[(削除) nl (削除ここまで):(削除) Stent (削除ここまで)]]
[[(追記) Kategorie (追記ここまで):(追記) Implantat (追記ここまで)]]
[[Kategorie:Kardiologie]]
[[sv:Stent]]

Aktuelle Version vom 5. Dezember 2024, 13:45 Uhr

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Stent (Begriffsklärung) aufgeführt.
Stent für den Gallengang
In die Speiseröhre eingelegter Stent zur Offenhaltung bei Speiseröhrenkrebs
Stents für periphere Gefäße
Ein „gecoverter" Gefäß-Stent: Die Stentmaschen sind bedeckt. Diese seltene Art von Stents kann z. B. bei blutenden Rissen (Rupturen) in Gefäßen implantiert werden.

Ein Stent (deutsch Gefäßstütze)[1] ist ein medizinisches Implantat zum Offenhalten von Gefäßen oder Hohlorganen.[2] Es handelt sich meist um eine Spiraldrahtprothese in Röhrchenform aus Metall oder Kunstfasern mit auxetischen oder mechanischen Eigenschaften zur Gefäßerweiterung.

Verwendung finden Stents zum einen in Blutgefäßen, speziell den Herzkranzgefäßen, um nach deren Aufdehnung (PTCA) einen erneuten Verschluss zu verhindern; eine solche Behandlung wird als Stentangioplastie bezeichnet. Zum anderen dienen Stents in der Krebsbehandlung dazu, durch bösartige Tumoren verursachte Verengungen von Atemwegen (Luftröhre), Gallenwegen oder der Speiseröhre nach einer Aufdehnung offenzuhalten.

Herkunft des Wortes und Geschichte

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Laut Oxford English Dictionary bezeichnete das Wort „stenting" in der englischen Sprache jahrhundertelang das Versteifen oder Stärken von Kleidungsstücken.

Expandierbare Stents wurden ab Ende der 1970er Jahre von Julio Palmaz in Texas entwickelt,[3] der darauf 1988 ein Patent erhielt und mit der Firma Johnson & Johnson zusammenarbeitete.

Medizinische Aspekte

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Blutgefäßstents, die vor allem in die Herzkranzgefäße eingesetzt werden, können sich wieder verschließen. Dies kann zum einen kurze Zeit nach dem Einsetzen des Stents geschehen, da der Stent als Fremdmaterial die lokale Blutgerinnung anregt, sodass sich ein Thrombus im Stent bilden kann. Eine solche In-Stent-Thrombose verläuft häufig fulminant tödlich. Daher ist es wichtig, nach dem Einsetzen des Stents vor allem die Funktion der Blutplättchen (Thrombozyten) zu hemmen. Als Basistherapie hat sich die Thrombozytenaggregationshemmung mit Acetylsalicylsäure etabliert. In der ersten Zeit erfolgt eine zusätzliche Hemmung über einen anderen Angriffspunkt durch Tirofiban intravenös während der Stenteinlage bzw. später mit Clopidogrel, Ticagrelor oder Prasugrel, die wie Acetylsalicylsäure als Tabletten eingenommen werden können. Diese doppelte Hemmung der Blutplättchenfunktion bezeichnet man als duale Thrombozytenaggregationshemmung.

Daneben kann es im Laufe der Zeit zu einem langsamen Verschluss des Stents durch Neubildung von Bindegewebe kommen. Eine solche Restenose soll durch medikamentenfreisetzende Stents (DES, s. u.) verhindert werden, die die Gewebeneubildung hemmen. Da es länger dauert, bis diese Stents mit Endothel überzogen sind und nicht mehr die Blutgerinnung anregen, muss die duale Thrombozytenaggregationshemmung länger erfolgen.[4]

Mittlerweile ist die akute Koronarangiographie mit Aufdehnung der verengten Herzkranzgefäße und Stenteinlage Therapie der Wahl beim akuten Herzinfarkt, falls ein Katheterlabor zeitnah erreicht werden kann.[5] Risiken bei der Stenteinlage in die Herzkranzgefäße bestehen in einer Verletzung des Gefäßes mit Blutung, in einer akuten Thrombose mit Infarzierung des durch das Gefäß versorgten Gewebes sowie in dem unbeabsichtigten Verschluss von Seitenästen des Gefäßes durch den Stent.

Grafik Stent im Gefäß, nach Ballondilatation; Angioplastie DGA

In der Augenheilkunde werden Stents im Rahmen der mikroinvasiven Glaukomchirurgie (MIGS) eingesetzt. Dabei wird mit den kleinen Implantaten der Abfluss des Kammerwassers aus dem Auge verbessert und damit der Augeninnendruck gesenkt.[6] Mit dem iStent beispielsweise wird eine Verbindung zwischen der Vorderkammer des Auges und dem natürlichen Abflussweg, dem Schlemmschen Kanal, durch das Trabekelmaschenwerk hindurch geschaffen.[7]

Anfangs bestanden die Koronarstents aus rostfreiem Edelstahl der Legierung L512. Kobalt-Chrom- und Kobalt-Nickel-Legierungen werden vom Körper nicht abgestoßen und bieten hohe Festigkeit sowie Duktilität. Platin-Chrom-Stents zeichnen sich durch eine hohe Dichte und damit hohen Kontrast für Röntgenstrahlung aus.[8]

Der Nickelgehalt in aktuellen Koronarstents kann bei Patienten mit einer Nickelallergie u. a. zu einer erhöhten Restenoserate führen. Die Firma MeKo Manufacturing e. K. hat mit Vasculoy die erste nickel- und cobaltfreie Legierung für Stents entwickelt.[9] [10]

Mit Medikamenten beschichtete (medikamentenfreisetzende) Stents (drug eluting stents)

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Eine Weiterentwicklung ist die Verwendung von Gefäßstents, die mit aktiven Substanzen, z. B. Glucocorticoiden, Zytostatika, Immunmodulatoren oder Antiproliferativa, beschichtet sind.

Ein drug eluting stent (DES) setzt kleine Mengen von Arzneistoffen frei, die die Zellneubildung hemmen. Zwei Wirkstoffe haben sich bei der Behandlung mit medikamentenfreisetzenden Stents durchgesetzt: das Immunsuppressivum Sirolimus und das Krebstherapeutikum Paclitaxel. Solche Stents werden in Deutschland seit 2002 neben dem konventionellen unbeschichteten Stent (bare metal stent/BMS) vor allem zur Therapie der koronaren Herzkrankheit eingesetzt.

Cordis brachte als erstes Unternehmen den medikamentenfreisetzenden Stent Cypher auf den Markt. Mittlerweile haben fast alle großen Unternehmen einen beschichteten Stent auf den Markt gebracht, so zum Beispiel Boston Scientific , Medtronic , Terumo und Abbott . Im Wesentlichen unterscheiden sich die Stents durch die verwendeten Medikamente und Polymere. Für das beschichtete Stahlgerüst kommt meist eine Kobalt-Chrom-Legierung (L605) oder eine Kobalt-Nickel-Legierung zum Einsatz.

Die aktuelle Datenlage zum Vergleich der unterschiedlichen Stentarten ist nicht eindeutig und die Diskussion hierüber ist nicht abgeschlossen. So werden in Studien weiterhin medikamenten­freisetzende Stents mit unbeschichteten Stents, Stents mit Bypass sowie die medikamentenfreisetzenden Stents untereinander verglichen. Außerdem wird nach verschiedenen Patientengruppen differenziert, wie zum Beispiel Patienten mit akutem Herzinfarkt oder Diabetes mellitus.

Metaanalysen zeigen bezüglich der Sterblichkeitsrate von Patienten keinen signifikanten Unterschied zwischen medikamentenfreisetzenden Stents und unbeschichteten Stents, obwohl man eine erhöhte Stentthrombose-Rate im Langzeitverlauf bei Paclitaxel-Stents beobachtet hatte.[11] Es wird momentan empfohlen, die medikamentenfreisetzenden Stents bevorzugt bei erhöhtem Risiko einer Restenose (wie bei Diabetikern), jedoch zurückhaltend bei erhöhtem Risiko einer Stentthrombose einzusetzen.

Medikamentenfreisetzende Stents sollen nicht eingesetzt werden, wenn die Möglichkeit einer verlängerten Clopidogrelgabe z. B. wegen einer anstehenden chirurgischen Behandlung nicht gegeben ist oder wenn damit zu rechnen ist, dass der Patient die Medikation nicht einhält.[12]

Eine Metaanalyse der Technischen Universität München, die alle weltweit vorliegenden Studienergebnisse zu medikamentenfreisetzenden Stents zusammenfasst und somit Daten von insgesamt 3669 Patienten berücksichtigt, scheint eine Überlegenheit des Sirolimus-freisetzenden Stents im Vergleich zu Paclitaxel zu zeigen: Demnach ist das Risiko einer Restenose mit Sirolimus halb so groß wie bei Paclitaxel.[13]

Bioresorbierbare Stents

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Die Verwendung von Drug-eluting Stents aus Metallen bzw. Legierungen hat einige Nachteile. So können mit der Zeit Thrombosen auftreten, das Gefäß ist nicht mehr so flexibel, eine Revaskularisation wird behindert und die Auswertung von Computertomografie-Bildern wird erschwert.[14] [15]

Zurzeit werden daher unterschiedliche Arten bioresorbierbarer Stents entwickelt. Der Grundgedanke ist dabei, nur so lange das Gefäß abzustützen, wie dies klinisch notwendig ist. Nach der Stützphase von einigen Wochen bis wenigen Monaten lösen sich diese Stents im Körper des Patienten auf und erlauben im Gegensatz zu den bekannten permanenten Stents wieder die freie physiologische Beweglichkeit des Gefäßes (Vasomotion).

Forscher fanden heraus, dass Bio-Stents das Herzinfarkt-Risiko erhöhen. Ursprünglich hoffte man, durch den Bio-Stent würden Irritationen der Gefäßwand weniger häufig auftreten, da mit dem Implantat kein Fremdkörper im Gefäß verbleibt. Studien aus dem Jahr 2017 zum Stent zeigen jedoch, dass Bio-Stents zu bedeutend mehr Komplikationen führen, insbesondere auch mehr als ein Jahr nach der Implantation. Als Folge nahm die Firma Abbott das Produkt Mitte Juli 2017 weltweit vom Markt.[16] [17]

Der erste bioresorbierbare Stent aus einer Magnesiumlegierung wurde von der Firma Biotronik SE & Co. KG entwickelt und hat im Jahr 2016 die CE-Zulassung erhalten.

Traditionelle biokompatible Metalle wie Tantal, Titan oder Chrom degradieren zu langsam, da sich im Körper auf ihnen eine Passivierungsschicht bildet. Zudem können die Abbauprodukte nicht verstoffwechselt werden. Jedoch sind Metalle, die eine Rolle im Stoffwechsel spielen, biokompatibel. Die beiden geeignetsten Kandidaten sind daher Legierungen von Magnesium und Eisen. Reines Magnesium degradiert zu schnell.

Der Schwerpunkt der Forschung bei metallischen Stents liegt auf der Steuerung der Korrosion und Passivierung der Legierungen im jeweiligen Einsatzgebiet. Gute Ergebnisse wurden mit biodegradierbarem Metallischen Glas erreicht. Ebenfalls geeignet sind Legierungen aus Magnesium und Metallen der Seltenen Erden, da z. B. Yttrium, Neodym und Gadolinium die mechanischen Eigenschaften verbessern und eine geringe Zytotoxizität zeigen. Hier sind insbesondere die Legierungen WE43 und RESOLOY zu nennen. WE43 ist eine konventionell erhältliche Legierung, die schon lange auf dem Markt ist und intensiv erforscht wurde/wird. RESOLOY ist eine Eigenentwicklung der Firma MeKo Manufacturing e. K. und wird über diese vertrieben.[18]

Statt Metallen können auch abbaubare Polymere für Stents verwendet werden. Ein typisches Material ist Polylactat (PLA). Die Forschung konzentriert sich vor allem darauf, die guten Eigenschaften herkömmlicher permanenter Metallstents mit den polymeren Werkstoffen zu erreichen. Insbesondere die Mechanik und Biokompatibilität stellen für Polymeransätze eine Hürde dar.

Radioaktive Stents

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Die Radioaktivität von aktivierten Stents verhindert das überschießende Zellwachstum der Innenhaut des Blutgefäßes und beugt der Restenose vor. Um unerwünschte Nebenwirkungen, wie z. B. das Auswaschen von Medikamenten oder von Radionukliden in den Blutkreislauf, zu verhindern, werden Techniken wie die Ionenimplantation oder auch die Aktivierung des Grundmaterials (Neutronenaktivierung) verwendet. Dennoch ergeben sich in der Praxis strahlenschutztechnische Probleme.

Der erste radioaktive Stent wurde 1992 am Forschungszentrum Karlsruhe (FZK, heute KIT) produziert; er war ein Stent aus Stahl, dessen Legierungselemente aktiviert wurden.

Die wichtigsten Nuklide in Bezug auf die Stentbeschichtung sind Palladium-103 und Phosphor-32. Das radioaktive Isotop des Phosphors wurde erstmals mit Ionenimplantation in das Grundmaterial des Stents eingebracht. Hierbei erreichte man eine homogene Verteilung über den gesamten Stent und eine gute Haftung auf dem Grundmaterial. In klinischen Studien wurde die Wirksamkeit dieses Produkts bestätigt.

Um einen Stent mit Palladium zu versehen, wird zuerst eine Goldschicht durch Galvanisieren auf dem Stent aufgebracht. Diese dient als Haftvermittler für das Palladium, welches ebenfalls galvanisch auf dem Stent abgeschieden wird. Im Anschluss wird das Palladium mit einer letzten Goldschicht abgedeckt, um ein Auswaschen zu verhindern. Auch wird auf diese Weise die unerwünschte niederenergetische Gammastrahlung des Palladiums absorbiert.

Aktuell spielen radioaktive Stents in der medizinischen Praxis keine Rolle. Bereits seit 2007 erfolgt entsprechend (in Deutschland) auch keine zusätzliche Vergütung (Zusatzentgelt) mehr.[19]

Fallzahlen und Kosten

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Im EU-Durchschnitt werden pro 100.000 Einwohner 191 Stents im Jahr implantiert; in Deutschland sind es 624 (3,3 Mal so viel). In keinem Land der Welt werden laut OECD mehr Stents eingesetzt als in Deutschland.[20] Eine Studie, die Anfang November 2017 in der Fachzeitschrift The Lancet erschien, ergab, dass ein Stent im Vergleich zu keinem Stent – bei Patienten ohne Herzinfarkt – kaum Vorteile bietet. In deutschen Kliniken werden jährlich über 500.000 Stents eingesetzt. Die Krankenkassen erstatten für einen Stent 3182 Euro, in schwierigen Fällen 4135 Euro.[21]

Commons: Stents  – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. Januar 2010, S. N1.
  2. Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1 (Lemma Stent).
  3. JC Palmaz, RR Sibbitt, SR Reuter, FO Tio, WJ Rice: Expandable intraluminal graft: a preliminary study. Work in progress. In: Radiology. Band 156, Nr. 1, Juli 1985, S. 73–77, doi:10.1148/radiology.156.1.3159043 , PMID 3159043 (englisch). 
  4. Thomas Michel: Treatment of Myocardial Ischemia. 1941. In: Laurence L. Brunton, John S. Lazo, Keith L. Parker: Goodman & Gilman’s The Pharmacological Basis of Therapeutics. 11. Auflage. McGraw-Hill, New York 2006, ISBN 0-07-142280-3, S. 842.
  5. Leitlinien Herzinfarkttherapie: Akutes Koronarsyndrom mit persistierender ST-Streckenhebung (STEMI). (PDF; 2,1 MB)
  6. Grace Richter, Anne Coleman: Minimally invasive glaucoma surgery: current status and future prospects. Clin Ophthalmol 2016:10 189–206
  7. Ronald D. Gerste: Mikroinvasive Glaukomchirurgie – Geeignete Ergänzung der Kleinschnitt-Kataraktchirurgie. Ophthalmochirurgie 2015; 27:103
  8. Stent ist nicht gleich Stent. Abgerufen am 7. September 2020. 
  9. Ralf Köster, Dieter Vieluf, Magret Kiehn, Martin Sommerauer, Jan Kähler, Stephan Baldus, Thomas Meinertz, Christian W. Hamm: Nickel and Molybdenum contact allergies in patients with coronary in-stent restenosis. doi:10.1016/S0140-6736(00)03262-1
  10. Cihangir Aliağaoğlu, Hakan Turan, İsmail Erden, Hülya Albayrak, Hakan Özhan, Cengiz Başar, Zehra Gürlevik, Ayşegül Alçelik: Relation of Nickel Allergy with in-Stent Restenosis in Patients Treated with Cobal Chromium Stents. doi:10.5021/ad.2012244.426
  11. In: The Lancet , 15. September 2007, 370(9591), S. 937–948.
  12. Medikamente freisetzende Koronarstents und mit Medikamenten beschichtete Ballonkatheter – Positionspapier der DGK doi:10.1007/s12181-011-0375-6
  13. In: J Am Coll Cardiol., 2. Oktober 2007, 50(14), S. 1373–1380.
  14. P. W. Serruys, J. A. Ormiston, Y. Onuma et al.: A bioabsorbable everolimus-eluting coronary stent system (ABSORB): 2-year outcomes and results from multiple imaging methods. In: The Lancet , 14. März 2009, 373, Nr. 9667, S. 897–910. PMID 19286089, doi:10.1016/S0140-6736(09)60325-1
  15. J. A. Ormiston, P. W. Serruys, E. Regar et al.: A bioabsorbable everolimus-eluting coronary stent system for patients with single de-novo coronary artery lesions (ABSORB): a prospective open-label trial. In: The Lancet , 15. März 2008, 371, Nr. 9616, S. 899–907. PMID 18342684, doi:10.1016/S0140-6736(08)60415-8
  16. Bio-Stents scheitern im Praxistest. In: Neue Zürcher Zeitung , 3. November 2017; abgerufen am 5. November 2017.
  17. Biologisch abbaubare Stents erhöhen Herzinfarkt-Risiko. heilpraxisnet.de, 4. November 2017; abgerufen am 4. November 2017.
  18. Jan-Marten Seitz, Ulrike Bormann, Kelly Collier, Eric Wulf, Rainer Eifler: Application of a Bioactive Coating on Resorbable, Neodymium Containing Magnesium Alloys, and Analyses of their Effects on the In Vitro Degradation Behavior in a Simulated Body Fluid. In: Advanced Engineering Materials. Band 14, Nr. 6, 2012, ISSN 1527-2648 , S. B311–B321, doi:10.1002/adem.201180078 (wiley.com). 
  19. mig.tu-berlin.de (PDF)
  20. Health at a Glance 2009 | OECD Indicators 4.6. Kardiovaskuläre Eingriffe (Bypassoperationen und Koronarangioplastien). (PDF) oecd.org, abgerufen am 12. September 2023. 
  21. sueddeutsche.de 28. Februar 2018: Wie ein deutscher Herzspezialist 200 000 Aktienoptionen aus Singapur bekam
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