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[[Datei:FedfundsCAP.png|mini|250px|Die Schwankungen des [[Leitzins]]es der USA, der [[Federal Funds Rate]], entwickeln sich ähnlich wie die der [[Kapazitätsauslastung]] des Verarbeitenden Gewerbes in den USA und folgen diesen oft mit einer zeitlichen Verzögerung.]]
{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Bedeutung von Verzögerung in der [[Volkswirtschaftslehre]]. Für Bedeutungen bei den Telefonanlagen und Computernetzwerken siehe [[Lag]].}}
Der '''Verzögerungseffekt''' (meist {{enS|time-lag}}, „Wirkungsverzögerung, Zeitverzögerung") ist in der [[Entscheidungstheorie]] ein [[Zeitintervall|Zeitraum]], der zwischen dem Eintritt eines [[Ereignis]]ses bis zur wegen dieses Ereignisses getroffenen [[Entscheidung]] und deren Auswirkung vergeht.
{{QSW}}
== Allgemeines ==
Der Begriff '''Verzögerungseffekt''' oder '''Time Lag''' bezeichnet allgemein eine Verzögerung zwischen der Notwendigkeit einer Handlung, der daraufhin ergriffenen Maßnahme und der letztlichen Wirkung dessen. In der [[Wirtschaftspolitik]] steht er demnach für „den Zeitraum zwischen Auftreten einer Störung des Wirtschaftsablaufs und seiner Korrektur".<ref>D. Piekenbrock (Hg.): Gabler Kompakt Lexikon Volkswirtschaftslehre, Wiesbaden 2009, S. 257.</ref>
Der „time-lag" ist in vielen [[Fachgebiet]]en von Bedeutung, insbesondere in der [[Betriebswirtschaftslehre]], [[Volkswirtschaftslehre]] oder [[Wirtschaftspolitik]]. Beim [[Vollkommener Markt|vollkommenen Markt]] gibt es unter anderem die unrealistische [[Prämisse]], dass sämtliche [[Marktteilnehmer]] mit unendlicher [[Anpassung (Betriebswirtschaftslehre)|Anpassungsgeschwindigkeit]] auf eine Veränderung der [[Marktdaten]] reagieren; „time lags" sind hier ausgeschlossen. Marktteilnehmer oder allgemein [[Wirtschaftssubjekt]]e unterliegen allerdings im Alltag einer Vielzahl von Verzögerungseffekten, so dass eine Reaktion auf [[Daten]]änderungen nicht sofort erfolgen kann. Die eintretenden Zeitverzögerungen können schlimmstenfalls sogar dazu führen, dass die [[Marktentwicklung]] die zu spät getroffenen Entscheidungen überholt hat. In der Wirtschaftspolitik ist es der „Zeitraum zwischen Auftreten einer Störung des Wirtschaftsablaufs und seiner Korrektur".<ref>{{Literatur |Autor=Dirk Piekenbrock |Titel=Gabler Kompakt-Lexikon Volkswirtschaftslehre |TitelErg=4.200 Begriffe nachschlagen, verstehen, anwenden |Auflage=3. vollständig überarbeitete und erweiterte |Verlag=Gabler Verlag |Ort=Wiesbaden |Datum=2009 |ISBN=978-3-8349-8774-7 |Seiten=257 |DOI=10.1007/978-3-8349-8774-7}}</ref>
== Phasen der Zeitverzögerung ==
Er lässt sich differenzieren nach ''Inside Lag'' (Verzögerung innerhalb der Sphäre der Wirtschaftspolitik; also die Zeit, die vergeht, bis gehandelt wird) und ''Outside Lag'' (Verzögerung außerhalb dieser Sphäre; also die Zeit, die vergeht, bis die Handlung Wirkung zeigt), ferner nach seiner Ursache, u.a. als ''Recognition Lag'' (Erkenntnisverzögerung), ''Decision-Lag'' (Entscheidungsverzögerung), ''Instrumental Lag'' (Durchführungsverzögerung) und ''Operational Lag'' (Wirkungsverzögerung).
Der gesamte „time lag" setzt sich aus folgenden einzelnen Phasen zusammen,<ref>[https://books.google.de/books?id=9CokBAAAQBAJ&pg=PA211&dq=time+lag+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiS2-GqntPtAhUMqaQKHflbDA0QuwUwBHoECAYQBg#v=onepage&q=time%20lag%20lexikon&f=false Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.): ''Kompakt-Lexikon Wirtschaftstheorie'', 2013, S. 211]</ref> am Beispiel der [[Zentralbank]] geschildert:
* ''Innerer Lag'' ({{enS|inside lag}}): ist die Zeitverzögerung, bis die Zentralbank handelt:
== Time lags in der Geldpolitik ==
** ''Informations-lag'' ({{enS|information lag}}): die [[Information]]sbeschaffung nimmt Zeit in Anspruch (etwa Auswertung von [[Marktdaten]], [[Umfrage]]n);
Die wichtigsten Time-lags der Geldpolitik sind:<ref>{{Literatur|Autor=Ulrich Mehrer|Herausgeber=Simone Voit|Titel=Wirtschaft und Recht|TitelErg=Ausgabe Gymnasiale Oberstufe Bayern 12. Jahrgangsstufe|Auflage=1|Verlag=Klett|Ort=Stuttgart; Leipzig|Jahr=2010|ISBN=978-3-12-006121-2}} S.54 f.</ref>
** ''Erkennungsverzögerung'' ({{enS|recognition lag}}): die Erkenntnis darüber, in welcher [[Konjunkturphase]] (z. B. [[Rezession]] oder [[Aufschwung (Wirtschaft)|Aufschwung]]) man sich gerade befindet und welche Ursachen dem zu Grunde liegen sowie die Einschätzung, ob die Marktdaten einen [[Trend (Statistik)|Trend]] darstellen oder nicht;
* ''(追記) Äußerer (追記ここまで) Lag'' ((追記) {{enS|outside lag}}): die (追記ここまで) Dauer, bis die (追記) [[Nichtbank]]en (追記ここまで) auf die Maßnahmen reagieren und die gesamtwirtschaftlichen Größen betroffen sind(追記) : (追記ここまで)
** Erkenntnis "''Recognition Lag''" (die Erkenntnis darüber in welcher Phase - z.B. Rezession oder Aufschwung - man sich befindet und welche Ursachen dem zu Grunde liegen)
** (削除) Entscheidung " (削除ここまで)''(削除) Decision Lag (削除ここまで)''(削除) " (削除ここまで) (Entscheidung darüber, welche (削除) Maßnahmen (削除ここまで)(削除) getroffen (削除ここまで) werden (削除) sollen (削除ここまで); hier führen (削除) v.a. (削除ここまで) Bürokratie und ein langwieriger parlamentarischer Entscheidungsprozess zu Verzögerungen(削除) ) (削除ここまで)
** ''Umsetzungsverzögerung'' ({{enS|intermediate lag}}): Verzögerung bei der [[Überwälzung]] des [[Zinsniveau]]s von den [[Kreditinstitut]]en auf die [[Verbraucher]] durch Änderungen der [[Sollzins|Soll-]] und [[Habenzins]]en.
** (Handlung "''Action Lag''" (Zeit von der Entscheidung bis zur Durchführung - meist vernachlässigbar))
(削除) * (削除ここまで)* (削除) Reaktion " (削除ここまで)''(削除) Outside (削除ここまで) Lag''(削除) " (削除ここまで) ((削除) Die (削除ここまで) Dauer, bis die (削除) Nichtbanken (削除ここまで) auf die Maßnahmen reagieren und die gesamtwirtschaftlichen Größen betroffen sind(削除) ) (削除ここまで)
Der ''Action lag'' ist häufig vernachlässigbar, weil die [[Entscheidungsträger]] die sofortige Umsetzung an [[Mitarbeiter]] mit [[Durchführungskompetenz]] veranlassen.
==Beispiele==
== Wirtschaftswissenschaften ==
Der [[Robertson-Lag]] beschreibt eine Verzögerung zwischen der [[Einkommen]]sentwicklung und der davon abhängigen und zeitlich verzögert reagierenden [[Konsumnachfrage]].
Die Wirtschaftspolitik muss auf den Eintritt eines Ereignisses (etwa einer [[Inflation]]) reagieren, indem sie beispielsweise mit Hilfe der [[Geldpolitik]] versucht, die [[Geldmenge]] zu vermindern. Monatlich steigende [[Inflationsrate]]n müssen zunächst als Trend erkannt werden (Erkennungslag), bevor eine geldpolitische Entscheidung durch Gremien vorbereitet und formuliert wird (Entscheidungslag). Nachdem die Entscheidung getroffen wurde, dauert es wiederum eine gewisse Zeit, bis diese die gewünschte Wirkung auf dem Geldmarkt durch steigendes Zinsniveau erzielt (Wirkungslag). Der gesamte Zeitraum kann so lange dauern, dass die Inflationsrate sich – aus anderen Gründen – bereits normalisiert hat, so dass die getroffene Maßnahme ins Leere geht oder sogar kontraproduktiv wirkt.
[[Angebotsverschiebung|Angebots-]] und [[Bedarfsverschiebung]]en sind mit großen „action lags" verbunden, weil [[Unternehmen]] ihre [[Kapazität (Wirtschaft)|Kapazitäten]] durch [[Erweiterungsinvestition]]en erhöhen oder durch [[Desinvestition]]en verringern müssen, die nur mittelfristig durchführbar sind.
Beispiel in der Wirtschaft: Sinkende [[Nachfrage]] auf dem [[Gütermarkt]] führt zu einem sinkenden [[Angebot (Volkswirtschaftslehre)|Angebot]] an Produkten. Die [[Arbeitslose]]nzahl würde steigen, da die Betriebe nicht mehr so viele Mitarbeiter brauchen würden um die gesunkene Nachfrage zu befriedigen. Bei gleich bleibender [[Geldmenge]] würde es zu einem gesunkenen [[Bruttoinlandsprodukt]] führen.
Der ''outside lag'' ist beispielsweise an der [[Überwälzung]] der von der [[Zentralbank]] veränderten [[Leitzins]]en durch die [[Geschäftsbank]]en zu erkennen. An der [[Einlagefazilität]] orientieren sich die [[Habenzins]]en der Geschäftsbanken, die unterhalb des EZB-Satzes liegen. Die [[Sollzins]]en der Geschäftsbanken wiederum orientieren sich an der [[Spitzenrefinanzierungsfazilität]] und liegen über dem EZB-Zins hierfür.<ref>[https://books.google.de/books?id=BIieDQAAQBAJ&pg=PA237&dq=Leitzins+Soll-+und+Habenzinsen&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwih8ZzRieTtAhVOC-wKHdaWCqcQuwUwAnoECAIQCA#v=onepage&q=Leitzins%20Soll-%20und%20Habenzinsen&f=false Hartmut Sangmeister/Alexa Schönstedt: ''Volkswirtschaft verstehen lernen'', 2011, S. 238 f.]</ref>
Setzt die Regierung auf eine niedrige Arbeitslosenzahl und somit hohes BIP, muss sie intervenieren. Die Regierung würde beispielsweise eine Erhöhung der Nachfrage beschließen. Jetzt beginnt die Zeit der Umsetzung und das kann durch große bürokratische Vorgänge und/oder durch die Eigeninteressen der politischen Akteure verzögert werden ([[Prinzipal-Agent-Theorie]]). Diese Verzögerungen werden auch "time lags" genannt.
In der Betriebswirtschaftslehre befasst sich beispielsweise die [[Werbeerfolgskontrolle]] mit den Zeitverzögerungen zwischen der [[Werbung]] und der Reaktion der [[Nachfrage]]r hierauf.<ref>Joel Dean: ''Managerial Economics'', 1951, S. 387</ref> Werbung soll [[Bedarf]] wecken, sie führt jedoch beim Verbraucher meist nicht zu einer sofortigen [[Kaufentscheidung]]. Werbemaßnahmen wirken deshalb [[Heribert Meffert]] zufolge häufig erst mit einer zeitlichen Verzögerung.<ref>[https://books.google.de/books?id=hH_KBgAAQBAJ&pg=PA533&dq=Werbeerfolgskontrolle+verz%C3%B6gerung&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjli8zhkOTtAhVEzKQKHeSlB8QQuwUwBHoECAYQBw#v=onepage&q=Werbeerfolgskontrolle%20verz%C3%B6gerung&f=false Heribert Meffert: ''Marketing: Einführung in die Absatzpolitik'', 1977, S. 533]</ref> Der später ansteigenden Nachfrage wird durch ein erhöhtes Produktionsvolumen begegnet.<ref>[https://books.google.de/books?id=UnrSBgAAQBAJ&pg=PA213&dq=time+lag+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiS2-GqntPtAhUMqaQKHflbDA0Q6AEwAnoECAIQAg#v=onepage&q=time%20lag%20lexikon&f=false Bernd Rönz/Hans Gerhard Strohe (Hrsg.): ''Lexikon Statistik'', 1994, S. 213]</ref> Dazu müssen möglicherweise die Produktionskapazitäten durch Erweiterungsinvestitionen erhöht werden, was kurzfristig nicht möglich ist.
Ein weiteres Beispiel in der (削除) Wirtschaft (削除ここまで) ist die Reaktion der [[Export]]e bei Aufwertung der heimischen [[Währung]]. Bei einer Aufwertung der Währung sinken die Exporte erst nach ca. 6 oder 12 Monaten, (削除) da (削除ここまで) die Exportverträge in die Zukunft abgeschlossen werden und Käufer der Exporte in ihrem einheimischen Markt erst ein Ersatz finden müssen, was Zeit in Anspruch nehmen würde (siehe [[J-Kurven-Effekt]]).
Verzögerungseffekte(削除) oder Time-lags (削除ここまで) spielen eine wichtige Rolle im [[Multiplikator-Akzelerator-Modell]], also in der [[Konjunkturtheorie]], im [[Spinnwebtheorem]] und dem damit beschriebenen [[Schweinezyklus]].
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Hard.png|[[Kapazitätsauslastung]], [[Beschäftigungsquote]] und im umgekehrten Maßstab die [[Arbeitslosenquote]] in den USA. Die Arbeitslosenquote gilt als [[Konjunkturindikator|konjunktureller Spätindikator]] der mit einem time lag der Konjunktur folgt.
Goodwin2 fredgraph.png|[[Lohnquote]] (blau) folgt mit time lag der [[Beschäftigungsquote]] (rot) in den USA.
KapaAuslUSABRD.png|Die [[Kapazitätsauslastung]] in der BRD folgt derjenigen der USA mit time lag
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In der [[Wirtschaftstheorie]] beschreibt der [[Robertson-Lag]] eine Verzögerung zwischen der [[Einkommen]]sentwicklung und der davon abhängigen und zeitlich verzögert reagierenden [[Konsumnachfrage]]:<ref>[https://books.google.de/books?id=ANYkBgAAQBAJ&pg=PA233&dq=time+lag+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiS2-GqntPtAhUMqaQKHflbDA0QuwUwB3oECAgQBw#v=onepage&q=time%20lag%20lexikon&f=false Dirk Piekenbrock: ''Gabler Kompakt-Lexikon Volkswirtschaft'', 2003, S. 233]</ref>
:<math>C_t = C(Y_{t-1})</math>.
Die [[Konsumausgaben]] <math>C</math> sind danach abhängig vom verfügbaren Einkommen <math>Y</math>, das in der Vorperiode <math>t - 1</math> erwirtschaftet wurde. Dabei handelt es sich um ein dynamisches Modell, weil verschiedene Perioden verglichen werden.
Ein weiteres Beispiel in der (追記) [[Außenwirtschaft]] (追記ここまで) ist die Reaktion der [[Export]]e bei (追記) [[ (追記ここまで)Aufwertung(追記) (Währung)|Auf-]] oder [[Abwertung (Währung)|Abwertung]] (追記ここまで) der heimischen [[Währung]]. Bei einer Aufwertung der Währung sinken die Exporte erst nach ca. 6 oder 12 Monaten, (追記) weil (追記ここまで) die Exportverträge in die Zukunft abgeschlossen werden und Käufer der Exporte in ihrem einheimischen Markt erst ein Ersatz finden müssen, was Zeit in Anspruch nehmen würde (siehe [[J-Kurven-Effekt]]).
Verzögerungseffekte spielen eine wichtige Rolle im [[Multiplikator-Akzelerator-Modell]], also in der [[Konjunkturtheorie]](追記) ([[Konjunkturindikator]]) (追記ここまで), im [[Spinnwebtheorem]] und dem damit beschriebenen [[Schweinezyklus]].
== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:Volkswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:Volkswirtschaftslehre]]
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Aktuelle Version vom 27. September 2022, 07:49 Uhr
Die Schwankungen des Leitzinses der USA, der Federal Funds Rate, entwickeln sich ähnlich wie die der Kapazitätsauslastung des Verarbeitenden Gewerbes in den USA und folgen diesen oft mit einer zeitlichen Verzögerung.
Der Verzögerungseffekt (meist englischtime-lag, „Wirkungsverzögerung, Zeitverzögerung") ist in der Entscheidungstheorie ein Zeitraum, der zwischen dem Eintritt eines Ereignisses bis zur wegen dieses Ereignisses getroffenen Entscheidung und deren Auswirkung vergeht.
Der „time-lag" ist in vielen Fachgebieten von Bedeutung, insbesondere in der Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre oder Wirtschaftspolitik. Beim vollkommenen Markt gibt es unter anderem die unrealistische Prämisse, dass sämtliche Marktteilnehmer mit unendlicher Anpassungsgeschwindigkeit auf eine Veränderung der Marktdaten reagieren; „time lags" sind hier ausgeschlossen. Marktteilnehmer oder allgemein Wirtschaftssubjekte unterliegen allerdings im Alltag einer Vielzahl von Verzögerungseffekten, so dass eine Reaktion auf Datenänderungen nicht sofort erfolgen kann. Die eintretenden Zeitverzögerungen können schlimmstenfalls sogar dazu führen, dass die Marktentwicklung die zu spät getroffenen Entscheidungen überholt hat. In der Wirtschaftspolitik ist es der „Zeitraum zwischen Auftreten einer Störung des Wirtschaftsablaufs und seiner Korrektur".[1]
Erkennungsverzögerung (englischrecognition lag): die Erkenntnis darüber, in welcher Konjunkturphase (z. B. Rezession oder Aufschwung) man sich gerade befindet und welche Ursachen dem zu Grunde liegen sowie die Einschätzung, ob die Marktdaten einen Trend darstellen oder nicht;
Entscheidungsverzögerung (englischdecision lag): Entscheidung darüber, welche Handlungsalternative gewählt werden soll; hier führen insbesondere Bürokratie und – in der Wirtschaftspolitik – ein langwieriger parlamentarischer Entscheidungsprozess zu Verzögerungen;
Durchführungsverzögerung (englischaction lag): Zeitraum von der Entscheidung bis zu ihrer Durchführung.
Äußerer Lag (englischoutside lag): die Dauer, bis die Nichtbanken auf die Maßnahmen reagieren und die gesamtwirtschaftlichen Größen betroffen sind:
Wirkungsverzögerung (englischefficiency lag): Zeitverzögerung, bis die Maßnahme (z. B. der veränderte Leitzins) auf dem Geldmarkt Wirkung zeigt;
Die Wirtschaftspolitik muss auf den Eintritt eines Ereignisses (etwa einer Inflation) reagieren, indem sie beispielsweise mit Hilfe der Geldpolitik versucht, die Geldmenge zu vermindern. Monatlich steigende Inflationsraten müssen zunächst als Trend erkannt werden (Erkennungslag), bevor eine geldpolitische Entscheidung durch Gremien vorbereitet und formuliert wird (Entscheidungslag). Nachdem die Entscheidung getroffen wurde, dauert es wiederum eine gewisse Zeit, bis diese die gewünschte Wirkung auf dem Geldmarkt durch steigendes Zinsniveau erzielt (Wirkungslag). Der gesamte Zeitraum kann so lange dauern, dass die Inflationsrate sich – aus anderen Gründen – bereits normalisiert hat, so dass die getroffene Maßnahme ins Leere geht oder sogar kontraproduktiv wirkt.
In der Betriebswirtschaftslehre befasst sich beispielsweise die Werbeerfolgskontrolle mit den Zeitverzögerungen zwischen der Werbung und der Reaktion der Nachfrager hierauf.[4] Werbung soll Bedarf wecken, sie führt jedoch beim Verbraucher meist nicht zu einer sofortigen Kaufentscheidung. Werbemaßnahmen wirken deshalb Heribert Meffert zufolge häufig erst mit einer zeitlichen Verzögerung.[5] Der später ansteigenden Nachfrage wird durch ein erhöhtes Produktionsvolumen begegnet.[6] Dazu müssen möglicherweise die Produktionskapazitäten durch Erweiterungsinvestitionen erhöht werden, was kurzfristig nicht möglich ist.
Die Konsumausgaben{\displaystyle C} sind danach abhängig vom verfügbaren Einkommen {\displaystyle Y}, das in der Vorperiode {\displaystyle t-1} erwirtschaftet wurde. Dabei handelt es sich um ein dynamisches Modell, weil verschiedene Perioden verglichen werden.
Ein weiteres Beispiel in der Außenwirtschaft ist die Reaktion der Exporte bei Auf- oder Abwertung der heimischen Währung. Bei einer Aufwertung der Währung sinken die Exporte erst nach ca. 6 oder 12 Monaten, weil die Exportverträge in die Zukunft abgeschlossen werden und Käufer der Exporte in ihrem einheimischen Markt erst ein Ersatz finden müssen, was Zeit in Anspruch nehmen würde (siehe J-Kurven-Effekt).