(1040-1853)
Abschrift und Anmerkungen nach Lewysohn (mit Korrekturen):
Zln. 1/2: "Ausgang des Festes", hier wahrscheinlich die Nacht zwischen dem 23. und 24. Tischri; in der Mischna (Awoth 5,9) bezeichnet jener Ausdruck wohl den 23. Tag des Tischri als den letzten Tag des Festes. "Chag" ist die Bezeichnung für Sukkot.
Zeile 2, letzten beiden Worte: biblische Benennung des Monats Tischri, s. 1 Könige 8,2.
Zeile 3: Das punktierte Wort ergibt 94 (im 6. Jahrtausend) = 1333. (Das letzte Wort derselben Zeile muss wegen des stat.constr. "leferet" gelesen werden).
Zeile 6: Natan wurde 1262 geboren und starb im 71. Jahr seines Lebens (vorletztes, punktiertes Wort der Zeile). Ersten beiden Worte: Genesis 15,15 und 25,8 sowie Richter 8,32
Zeile 8, erste drei Worte: Jesaja 3,3 (wegen des Reims anders geordnet).
Zeile 9, erste beide Worte: greift 2 Samuel 23,8 auf: "Dies sind die Namen der Helden Davids: Joscheb Baschebet, ein Tachkemoni": ein "sprechender" Name. Er saß also im "Rate der Weisen" der Gemeinde.
Zeile 10-12: der Talmudstelle bSukkah 53a nachgebildet
Zeile 15: "midbar" Freistätte und Zuflucht für Arme, wie schon der Talmud (bSanhedrin 49a) in Anlehnung an 1 Könige 2,34 erklärt.
Zeile 16, letzten drei Worte: nach Hiob 34,25
Zeile 18: "jechida", Einzige, ist v.a. in der Kabbala die bedeutungsvollste Benennung der Seele.
Zu den letzten beiden Worten: "lifnim" wurde zu "lefanim" wegen des Reims und hat nur in rabbinischen, nicht in biblischen Schriften die Bedeutung von "intus", zusammen mit dem vorletzten Wort "intimus", also das Allerinnerste der himmlichen Region, in der Gott weilt.
Otto Böcher weist in einer Broschüre über den Wormser Judenfriedhof darauf hin, dass Rabbi Natan Rabbiner in Worms war.
Durchgehaltener Reim auf -nim, durch Doppelpunkt markiert.
Zur Datierung: Chronogramm; das Besondere hier, dass auch das Lebensalter in Form eines Chronogramms (mem-lamed-alef = 71) angegeben ist (s.o.).
Datiert nach dem letzten Tag von Sukkot, 24. Tischri 5094 ("lamed-alef-nun-chet-he") = Montag, 4. Oktober 1333
R&R: 343 und 806 / Lewysohn: 25
Maße
73 x 96 x 18,5 cm
Material rötlicher Sandstein - Schichtung verläuft parallel zur Vorderseite - mittlere Körnung (0,2-0,63 mm) - mehrere kiesige Einschlüsse (Größe in mm: -30)
Beschreibung
Trapezförmige Stele, nach unten schmaler zulaufend. Eingetieftes Schriftfeld mit seitlich auskragendem Rundbogenabschluss. Das rahmende Profil besteht aus einem einfachen Falz, auf der linken (östlichen) Seite ist es als Fase ausgebildet. Umlaufender Rand.
Rosenthal, Julius; Rothschild, Samson; Kaufmann, David: Die Epitaphien des alten israelitischen Friedhofs zu Worms (unveröff. Mskr., Vorwort von Julius Goldschmidt), 343 u. 806
Digitale Edition ─ Jüdischer Friedhof Worms,
wrm-190
URL: http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=wrm-190
(letzte Änderungen - )