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Ein gewisses Grundrauschen Die neueste hei?e Internet-Anwendung ist die トlteste: E-Mail! Mailinglisten werden zum Gesch臟tsmodell Tilman Baumg舐tel Mehr als 42 Millionen Dollar sind kein Pappenstiel - selbst in der Internetbranche nicht, in der astronomische Investitionen an der Tagesordnung sind. Doch als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass in die amerikanische Firma eGroups gut 42 Millionen Dollar Risikokapital gesteckt werden, war die Verbl?ffung in der Internetbranche gro?. Denn "eGroups" bieten keine "Killer-Application"-Software und kein lukratives eCommerce-Gesch臟t, sondern eine relativ unscheinbare Dienstleistung: Jeder Internetsurfer kann hier ohne gro?es technisches Know-how eine eigene Mailingliste einrichten. 42 Millionen Dollar f?r ... Mailinglisten? Bisher sind Mailinglisten eines des bestgeh?teten Geheimnisse des Internets, das nur von einer kleinen Minderheit von Netz-Usern benutzt wird. Sie funktionieren so: Online-Surfer, die an einer Liste teilnehmen wollen, m?ssen sich bei einem E-Mail-Server anmelden. Dann k?nnen sie auf der Liste selbst Beitr臠e einschicken ("posten"), die an alle anderen Abonnenten verteilt werden. "Gruppenkommunikation per E-Mail" wird das im Fachjargon genannt; man k?nnte aber auch von "Schwatzbuden, in denen ?ber alle m?glichen und unm?glichen Themen diskutiert wird", sprechen. Berliner Nachtschw舐mer verbreiten die Adressen von geheimen Untergrundclubs, ?sterreichische Haider-Gegner die aktuellen Demo-Termine in Wien; Bauern tauschen sich auf Mailinglisten ?ber die Schweinezucht aus, Cineasten ?ber die Filme Godards. Niemand wei? genau, wie viele Mailinglisten im Internet existieren. Doch Sch舩zungen gehen von 150 000 bis 250 000 und einem Wachstum von f?nf bis zehn Prozent pro Monat aus - was schneller ist als die Zunahme der Web-Nutzung. Wegen des hohen Niveaus der Informationen auf vielen Mailinglisten, gibt es inzwischen schon eigene Suchmaschinen, die deren Archive durchsuchen. Samstags gemeinsames Fr?hst?ck "Der Vorteil von Mailinglisten ist, dass sie jeder benutzen kann", sagt Jochen Wegner, Redakteur bei Focus, der seit 1994 "Jo-Net" betreibt. Im "Jo-Net", einer Mailingliste f?r Journalisten, diskutieren bis zu 1 200 Kollegen ?ber die Fragen, die ihre Profession aufwirft. Hier haben sich Freundschaften und Feindschaften entwickelt; einige der "Jo-Net"-Mitglieder treffen sich inzwischen samstagmorgens zum Fr?hst?ck, besuchen sich gar im Urlaub. Auch bei anderen Listen geht die Bedeutung ?ber einen zwanglosen Austausch von Nachrichten hinaus. Sie schwei?en ihre Benutzer zu "virtuellen Gemeinschaften" zusammen, die auch Bedeutung f?r das Privatleben der Teilnehmer haben. Die Internettheorie-Liste "nettime" publizierte im vergangenen Jahr gar ein 500-seitiges Buch mit einer Auswahl aus den Essays, die auf der Liste gepostet worden waren. Ein Grund f?r die Popularit舩 der Mailingliste ist ihre leichte Zug舅glichkeit: E-Mail ist nicht nur schnell und darum auch f?r User mit langsamer Online-Verbindung leicht zu empfangen. Gleichzeitig ist die Bedienung narrensicher: "Eine E-Mail verschicken kann inzwischen fast jeder", sagt Jochen Wegner. Witze und Wal-Beobachtung Doch bisher war die Einrichtung von Mailinglisten denjenigen vorbehalten, die ?ber einen Zugang zu einem Internetserver verf?gten. Angebote wie "eGroups" oder Microsofts "Listbot" wollen das nun 舅dern. Bei ihnen soll jeder Netznutzer sein eigener Listeninhaber werden k?nnen. In den USA hat eCircle nach eigenen Angaben schon acht Millionen Mitglieder, ?ber die Rechner des Unternehmens sollen t臠lich bis zu 27 Millionen Mails gehen - vom j臧rlichen Rundbrief f?r kalifornische Wal-Beobachter bis zur Witze-Liste. Ab April soll nun auch der deutschsprachige Markt aufgerollt werden. eGroups-Europa-Manager Marcus Riecke baut in Hamburg ein B?ro auf; Niederlassungen und Angebote in Paris und London sind bereits in Planung, und die Konkurrenz schl臟t nicht: ebenfalls im April will auch eCircles mit einem 臧nlichen Angebot an den Start gehen. F?r die neuen Anbieter sind Mailinglisten vor allem eine Methode, um Werbung im Internet effektiver und zielsicherer an den Internetsurfer zu bringen. Denn finanzieren sollen sich die Angebote, die f?r die User umsonst sind, durch Werbebotschaften, die in den Mails verschickt werden - am Ende jeder Nachricht, die ?ber die Liste gehen, soll ein Reklamespruch untergebracht werden. "Targeting", "zielen", nennt man diese Reklamemethode im Marketing-Jargon, denn die Werbung kann pr艘ise auf die Interessen der Empf舅ger zugeschnitten werden: Musikfans werden ?ber neue MP-3-Angebote informiert, Hundefreunde ?ber Hundefutter. Dauerberieselung mit Werbung "Bannerwerbung funktioniert nicht mehr", sagt Markus Riecke von eGroups knapp - denn die kann kaum auf die individuellen Vorlieben ihrer Betrachter zugeschnitten werden. Bei den Mailinglisten w?rde dagegen jede Werbebotschaft ihre Zielgruppe finden. Darum f?rchtet Riecke auch nicht, dass bei den eGroups-Kunden die Dauerberieselung mit Reklame auf Ablehnung st??t: "Die Werbung bei uns soll nicht st?ren, sondern sich den Interessen der Nutzer anpassen." Mailinglisten-Fans der alten Schule sehen das anders. Auf gar keinen Fall "mit Werbung bel舂mert werden" m?chte Klaus Arnhold, der die Mailingliste "Networker" f?r Angestellte in der Internetbranche betreibt. Er will seine Mailingliste darum auf jeden Fall weiter ?ber den Internetserver seines Providers laufen lassen. Und auch Jochen Wegner vom "Jo-Net" fragt sich: "Was passiert, wenn eines dieser Unternehmen Pleite geht und im schlimmsten Fall alle E-Mail-Adressen l?scht? Dann w舐e das ganze Forum verschwunden - in vielen F舁len wahrscheinlich f?r immer." LEXIKON Mailinglisten Mailinglisten waren die ersten Medien zur Gruppenkommunikation im Internet. ieGroups http://www.eGroups.com Listbot http://www.listbot.com eCircles http://www.eCircles.com Artikel vom 6. M舐z 2000 http://www.BerlinOnline.de/aktuelles/berliner_zeitung/multimedia/.html/1arti k03.html Ein Service von Berliner Zeitung, TIP BerlinMagazin, Berliner Kurier und Berliner Abendblatt. ゥ G+J BerlinOnline GmbH, 06.03.2000 Mediation is a lie told with the utmost conviction. Cary Peppermint ---------------------------------------------------------- # rohrpost -- deutschsprachige Mailingliste fuer Medien- und Netzkultur # Info: majordomo@mikrolisten.de; msg: info rohrpost # kommerzielle Verwertung nur mit Erlaubnis der AutorInnen # Entsubskribieren: majordomo@mikrolisten.de, msg: unsubscribe rohrpost # Kontakt: owner-rohrpost@mikrolisten.de -- http://www.mikro.org/rohrpost