Wilhelminischer Ring
Als Wilhelminischer Ring wird der Mietskasernengürtel bezeichnet, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts um den alten Stadtkern von Berlin herum errichtet wurde. Er ist durch eine dichte Bebauung mit vier- bis fünfgeschossigen Wohnhäusern mit Seitenflügeln und Hinterhäusern gekennzeichnet. Die Bezeichnung erinnert an die Entstehungszeit dieser Bebauung unter den Regenten Wilhelm I. und Wilhelm II.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der Wilhelminische Ring beinhaltet große Teile der Berliner Ortsteile Wedding, Gesundbrunnen, Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg, Neukölln, Schöneberg, Tiergarten, Moabit und Charlottenburg. Er umfasst im Wesentlichen das Gebiet zwischen der in den 1860er Jahren abgerissenen Akzisemauer und dem S-Bahn-Ring, geht aber teilweise auch über diesen hinaus.
Entstehungsvoraussetzungen und Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Die zunehmende Industrialisierung in der Gründerzeit führte zu einem erheblichen Arbeitskräftebedarf, der durch starken Zuzug nach Berlin auch infolge großer Landflucht gedeckt wurde. Für diese zusätzlichen Arbeitskräfte wurde Wohnraum in unmittelbarer Umgebung der Fabriken benötigt, für den der Platz in den alten Stadtgrenzen nicht mehr vorhanden war.
Im Jahr 1861 war die Fläche Berlins durch großflächige Eingemeindungen um 70 Prozent auf 5923 Hektar erweitert worden, in der Stadt wohnten nun laut Volkszählung des Jahres 547.571 Menschen. In den nächsten 30 Jahren sollte sich die Bevölkerungszahl Berlins nahezu verdreifachen, während sich die Fläche der Stadt nur unwesentlich vergrößerte. Die Planungsvoraussetzungen für den dafür nötigen Wohnungsbau schuf 1862 James Hobrecht mit dem heute meist nach ihm benannten Bebauungsplan der Umgebungen Berlins. Dieser ging – wie der Name des Plans sagt – auch weit über die Grenzen der gerade vergrößerten Stadt hinaus, legte aber nur ein Raster von Ring- und Radialstraßen mit relativ großen Blockgrößen fest und begünstigte damit die rasche Entstehung großer Mietskasernen.