Länder mit bestätigten Fällen von VOC-202012/01 (historischer Stand: 23. Januar 2021) Legende für den Farbcode:
über 1000 bestätigte Fälle
100–999
50–99
10–49
5–9
2–4
1 bestätigter Fall
keine präzise Angaben
verdächtige Fälle
ohne bestätigten Fall oder keine Daten
Die SARS-CoV-2-Variante Alpha ist eine durch Mutation entstandene Variante des Betacoronavirus SARS-CoV-2, die erste Probe stammte vom September 2020.[1] Sie wird in der Pango-Nomenklatur mit B.1.1.7 bezeichnet.[2] Vor Bezeichnung mit griechischen Buchstaben wurde diese SARS-CoV-2-Variante zum Teil „britische Mutante" genannt; die Bezeichnung dieser SARS-CoV-2-Variante mit Alpha durch die WHO erfolgte, um eine Stigmatisierung der Länder zu vermeiden, in denen eine Variante von SARS-CoV-2 zuerst nachgewiesen wurde.
Vom Frühjahr zum Sommer 2021 verbreitete sich weltweit die SARS-CoV-2-Variante Delta und setzte sich dabei Zug um Zug gegen die Variante Alpha durch. Am 3. September 2021 wurde die Variante Alpha von der europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC[4] und am 21. September 2021 von der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC[5] zurückgestuft und gilt seitdem nicht mehr als besorgniserregend, sondern nur noch als Variante unter Beobachtung (Variant being monitored).
Die vorhergehende PHE-Bezeichnung der Variante war VUI-202012/01 (VUI für englisch„variant under investigation"‚Variante in Untersuchung‘, gefolgt von Jahr, Monat und einer Nummer).[6] Nach einer Risikobewertung durch NERVTAG, dem zuständigen Expertenausschuss in Großbritannien, wurde die Variante umbenannt in VOC-202012/01 (VOC für englisch„variant of concern"‚besorgniserregende Variante‘).[7] Andere Bezeichnungen sind B.1.1.7 nach der Pango-Nomenklatur oder 20I/501Y.V1 nach Nextstrain,[8] die auf den Stammbaum beziehungsweise auf Eigenschaften der Variante Bezug nehmen. In den deutschen Medien wurde sie auch „britische Variante" genannt, in Großbritannien „Kent variant".[9] Auf eine einheitliche Bezeichnung konnten sich Wissenschaftler bis Anfang 2021 noch nicht einigen, einige hatten die Verwendung von Ländernamen kritisiert.[10]
Mitte 2021 hatten sich die WHO-BezeichnungAlpha, nach Pango-Nomenklatur B.1.1.7, nach GISAIDGRY und Nextstrain 20I (V1) durchgesetzt.[11]
Die Variante Alpha wurde erstmals im November 2020 während der COVID-19-Pandemie im Südosten Englands bekannt.[12][13] Laut Nicholas G. Davies vom Center for Mathematical Modeling of Infectious Diseases (CMMI)[14] (Zentrum für mathematische Modellierung von Infektionskrankheiten) verursachte die neue Variante Anfang November 2020 in London rund 28 Prozent, einen Monat später 62 Prozent aller Fälle.[15] Im Südosten Englands waren mehr als die Hälfte der COVID-Infizierten von der neuen Variante betroffen.[16]
Die COVID-19-Pandemie im Vereinigten Königreich hatte trotz Lockdown stark zugenommen: Am 1. Januar 2021 wurden 55.892 Neuinfizierte an einem einzigen Tag registriert, am 1. Dezember waren es noch 12.330.[17] In Teilen Londons lag die Kennziffer Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen Anfang 2021 bei über 1100;[18] Eine Woche danach waren es schon bis zu 1600; Bürgermeister Sadiq Khan rief am 9. Januar 2021 den Katastrophenfall für London aus.[19]
Bis zum 10. Januar wurden in England 1,2 Millionen Menschen geimpft, dazu einige Hunderttausend in Schottland, Wales und Nordirland. Mitte Januar berichten offizielle Quellen von 333.000 weiteren Impfungen pro Woche.
Bis Mitte Februar möchte die Regierung alle priorisierten Gruppen (15 Millionen Briten = 23 Prozent der Bevölkerung) geimpft haben.[20]
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Variante Alpha in Deutschland – Anteile in % (mit Untervarianten Q.*)[21]
Die Variante Alpha verdrängte in Deutschland von Januar bis März 2021 die vorherigen SARS-CoV-2 Viren v. a. des Wildtypus und wurde von Mai bis Juli 2021 von der SARS-CoV-2-Variante Delta abgelöst (s. Abb.).
In Deutschland tauchte die Alpha-Variante im November 2020 auf, was erst am 29. Dezember bekannt wurde. Betroffen waren ein inzwischen verstorbener älterer Patient mit Vorerkrankungen und seine Ehefrau (beide in Niedersachsen). Die Tochter des Ehepaars war im November in Großbritannien gewesen und hatte sich wahrscheinlich dort infiziert. Den Virusnachweis führte die Medizinische Hochschule Hannover, die Kontrolluntersuchung die Charité.[22]
Bis etwa Jahresende 2020 wurde nur jeder 900. positive Corona-Test auf Mutationen geprüft, dazu muss das Erbgut des Virus sequenziert werden. In Großbritannien wurde dagegen jeder 15. bis 20. positive Test sequenziert[23][24]. Die Bundesregierung gab im Januar 2021 an, diese Quote ebenfalls erreichen zu wollen.[25]
Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat Ende 2020 dringend empfohlen, mehr zu sequenzieren.[26]
Das RKI gab in einem Bericht vom 17. Februar bekannt, dass der Anteil der Alpha-Variante nach der Erhebung von über 30.000 Proben in der 6. Kalenderwoche 2021 in Deutschland ca. 22,8 % betrug, in der 5. Kalenderwoche waren es erst 10,1 % gewesen.[27] In der 8. Kalenderwoche (22. bis 28. Februar) ließen sich 46 % auf die Alpha-Variante zurückführen.[28][29] Die Zahl der Fälle zeigte damit eine durchschnittliche wöchentliche Steigerung von 12,4 %. In der 10. Kalenderwoche (8. bis 14. März) ließen sich 72 Prozent auf die Alpha-Variante zurückführen[30] und in der 12. Kalenderwoche 78 Prozent.[31] Am 1. April waren es laut des RKI 88 Prozent.[32]
Am 8. März 2021 kündigte Regierungschefin Kaja Kallas wegen der rapiden Ausbreitung der Variante Alpha einen einmonatigen Lockdown ab 11. März an. Der Schulbetrieb soll fast vollständig auf Fernunterricht umgestellt werden. Gastronomie und Einzelhandelsgeschäfte müssen schließen. Ausnahmen gelten für Läden des täglichen Bedarfs.
Die Alpha-Variante sei in Estland zuletzt in 98 Prozent aller analysierten Proben gefunden worden.
Estland hatte bis dato lockerere Corona-Beschränkungen als die beiden anderen baltischen Staaten Lettland und Litauen.[33]
Estland (1,9 Millionen Einwohner) hat laut ECDC (Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten) eine der höchsten Infektionsraten in Europa (siehe COVID-19-Pandemie in Estland#Statistik). Seit dem 23. Februar wurden täglich weit über 1000 neue Fälle registriert.
Die Türkei hatte die Coronabeschränkungen Anfang März teilweise aufgehoben – seitdem stiegen die Fallzahlen rapide auf 39.000 Corona-Neuinfektionen und 152 COVID-Tote an einem Tag (Ende März).
Gesundheitsminister Fahrettin Koca sagte Ende März 2021, die Alpha-Variante habe in der Türkei einen Anteil von 75 Prozent erreicht.
Der erste bekannte Fall ereignete sich im Dezember 2020, als sich ein Reisender aus Großbritannien mit der Variante Alpha infiziert hatte.[37] Die schwedische Regierung reagierte daraufhin mit Reisebeschränkungen.
Bereits im Februar 2021 breitete sich die Mutation schnell aus und machte einen Anteil von 11 % der Neuinfektionen aus.[38] Im März übernahm diese Variante einen Anteil von fast 50 % der Neuinfektionen, welcher jedoch regional stark variiert.[39]
Ende Januar 2021 wurde bekannt, dass die Mutation S:E484K, die auch in den Varianten Beta und Gamma auftritt, in der Alpha-Variante aufgetreten ist[41].