Holstein-Warmzeit

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System Serie Stufe ≈ Alter (mya)
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r
Holozän Megha­layum 0

0,004
Nordgrip­pium 0,004

0,008
Grönlan­dium 0,008

0,012
Pleisto­zän Taran­tium 0,012

0,126
Ionium
(Chibanium)
0,126

0,781
Calabrium 0,781

1,806
Gelasium 1,806

2,588
früher früher früher älter

Die Holstein-Warmzeit, oder Holstein-Interglazial, im Alpenraum Mindel-Riß-Interglazial, ist die vorletzte große Warmzeit (Interglazial) vor der Eem-Warmzeit und der heutigen Warmzeit, dem Holozän. Innerhalb des Eiszeitalters (Pleistozän) liegt sie im Abschnitt des Mittelpleistozäns.

Das Holstein-Interglazial ist durch marine Sedimentation definiert. An der Schichtenfolge der Sievertschen Ziegeleitongrube in Hamburg-Hummelsbüttel lässt sich die Entwicklung von der Elsterkaltzeit (Lauenburger Ton) über die beginnende Warmzeit (Süßwasserablagerungen) bis zur Überflutung durch das Holstein-Meer (Cardien-Sande) nachvollziehen.[1] [2] [3] [4] [5]

Altersbestimmung

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Das genaue Alter der Holsteinwarmzeit wird bis heute kontrovers diskutiert. In der international gebräuchlichen Gliederung, die auf Sauerstoff-Isotopenstufen (engl.: Oxygen Isotope Stage = OIS) basiert, wird von einem Teil der Quartärgeologen nach wie vor die Sauerstoff-Isotopenstufe (OIS) 11 favorisiert, während OIS-Stufe 7 aktuell kaum noch vertreten wird. Die in den letzten 10 Jahren verbesserten Methoden der Altersbestimmung, insbesondere die Uran-Thorium-Datierung sowie die Radiofluoreszenz[6] als neue Methode der Thermolumineszenzdatierung lassen für Mitteleuropa die Sauerstoff-Isotopenstufe 9.3 am wahrscheinlichsten werden.[7] Das Holstein-Interglazial begann demnach vor ca. 320.000 und endete vor ca. 300.000 Jahren. Es folgte auf die Elsterkaltzeit. Die Holstein-Warmzeit wurde von der Saalekaltzeit abgelöst und korreliert wahrscheinlich mit dem Mindel-Riß-Interglazial im Alpenraum.

Unabhängig von lithostratigraphischen Definitionen beschreibt die Palynologie ebenfalls einen Interglazialtyp Holstein. Typisch für Pollenprofile des Holstein-Interglazials ist die Dominanz von Nadelwäldern mit einem zunächst hohen Anteil der Fichte (Picea ), später durch hohe Anteil der Tanne (Abies ) bereichert. Hinzu kommen anspruchsvolle (heute submediterran verbreitete) Arten, wie Buchsbaum (Buxus ), Wein (Vitis ) und Flügelnuss (Pterocarya ). Die Einwanderungsgeschichte der Vegetationsgemeinschaften unterscheidet sich deutlich von der anderer Warmzeiten, wie dem Eem-Interglazial und dem Holozän.

  • R. Hallik: Die Vegetationsentwicklung der Holstein-Warmzeit in Nordwestdeutschland und die Altersstellung der Kieselgurlager der südlichen Lüneburger Heide. In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. 112, 1960, S. 326–333.

Einzelnachweise

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  1. E.-F. Grube: Die Bedeutung des Holstein-Interglazial-Aufschlusses von Hamburg-Hummelsbüttel für die Geologie Norddeutschlands. In: Jahrbuch des Alstervereins. 1959, S. 5–9.
  2. E.-F. Grube: Geologie der Ziegelei-Tongruben von Hamburg-Hummelsbüttel. In: Jahrbuch des Alstervereins. 42, 1963, S. 25–30.
  3. F.-R. Averdieck: Das Holstein-Interglazial von Hamburg-Hummelsbüttel. In: Meyniana. 44, 1992, S. 1–13.
  4. M. Dallek: Holstein-Interglazialvorkommen von Hamburg-Hummelsbüttel. In: Jahrbuch des Deutschen Jugendbundes für Naturbeobachtung. 2, 1963, S. 136–147.
  5. K. L. Knudsen: Foraminiferal Faunas in Marine Holsteinian Interglacial Deposits of Hamburg-Hummelsbüttel. In: Mitteilungen aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Hamburg. 49, 1979, S. 193–214.
  6. M. R. Krbetschek, D. Degering, W. Alexowsky: Infrarot-Radiofluoreszenz-Alter (IR-RF) unter-saalezeitlicher Sedimente Mittel- und Ostdeutschlands. In: Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften. Band 159/1, 2008, S. 141 ff.
  7. Mebus A. Geyh, Helmut Müller: Numerical 230Th/U dating and a palynological review of the Holsteinian/Hoxnian Interglacial. In: Quaternary Science Reviews. 24 (16–17), 2005, S. 1861–1872. doi:10.1016/j.quascirev.200501007
Die Kalt- und Warmzeiten des Quartärs in Norddeutschland
Die Kalt- und Warmzeiten des Quartärs der Alpen
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