Fritz Tobias

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Fritz Tobias (* 3. Oktober 1912 in Charlottenburg; † 1. Januar 2011 in Hannover) war ein deutscher Autor und Ministerialrat des niedersächsischen Innenministeriums, dessen Abteilung Verfassungsschutz er angehörte. In den 1960er Jahren wurde er als Reichstagsbrandforscher bekannt.[1]

Leben und Werk

Tobias verlor 1933 seine Stellung als Buchhändler bei einer sozialdemokratischen Volksbuchhandlung und arbeitete von 1934 bis 1940 als Kanzleivorsteher bei einem Rechtsanwalt in Hannover, ehe er von 1940 bis Kriegsende Soldat im Zweiten Weltkrieg war und mehrere Verwundungen erlitt.

1946 trat Tobias in den öffentlichen Dienst ein, „kam 1959 zum Verfassungsschutz",[2] der in Niedersachsen nicht als Landesamt für Verfassungsschutz, sondern als Abteilung des Innenministeriums organisiert ist, und erreichte in diesem Landesministerium den Rang eines Ministerialrates.

Öffentlich bekannt wurde Tobias als Autor der elfteiligen Serie „Stehen Sie auf, van der Lubbe!", die 1959/60 im Spiegel erschien.[3] Darin und in seinem 1962 erschienenen Buch zum Reichstagsbrand vertrat Tobias die bis heute umstrittene These, der niederländische Kommunist Marinus van der Lubbe sei beim Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 Alleintäter gewesen. Diese These stützte er auf die Aussagen des damals ermittelnden Kriminalkommissars und späteren SS-Sturmbannführers Walter Zirpins sowie eigene Untersuchungen.[4]

Tobias wurde zu seinem 95. Geburtstag am 3. Oktober 2007 unter anderem mit einem großen Artikel der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung gewürdigt, der hervorhob, dass Tobias mit seiner Alleintäterthese bis heute „die deutsche Historikerschaft in zwei Lager teilt".[5] Am Neujahrstag 2011 verstarb Tobias in Hannover. „Zeitlebens schimpfte er auf seine Widersacher", schrieb Der Tagesspiegel in seinem Nachruf.[6]

In jüngerer Zeit wurde Kritik an Tobias laut, er habe „Kontakte zu rechtsextremen Kreisen" gepflegt, beispielsweise mit dem Holocaust-Leugner David Irving in Verbindung gestanden. 1998 war er Beiträger für die Festschrift „Wagnis Wahrheit. Historiker in Handschellen?" zu Ehren Irvings und stellte sich 2007 dem rechtsextremen österreichischen Magazin Die Aula für ein Interview zur Verfügung.[4]

Schriften

Literatur

  • Klaus Wallbaum: Der alte Mann und das große Feuer. Am Mittwoch wird Fritz Tobias 95 Jahre alt – einer, der die Historikerschaft in zwei Lager teilt. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung , 2. Oktober 2007.
  • Heinrich Zankl: Politisches Feuer. Historikerstreit um Reichstagsbrand. In: Heinrich Zankl: Kampfhähne der Wissenschaft. Kontroversen und Feindschaften. Weinheim 2010, S. 257–265.

Einzelnachweise

  1. Ein Feuer im Reichstag und ein Täter aus Holland. In: FAZ , 7. Januar 2011, S. 34.
  2. Christian Bartels: Suche nach Wahrheit. Der Störenfried. In: Der Tagesspiegel, 31. Juli 2010.
  3. Erste Folge: „Stehen Sie auf, van der Lubbe!" Der Reichstagsbrand 1933 – Geschichte einer Legende. In: Der Spiegel 43, 21. Oktober 1959, S. 45–60.
  4. a b Anton Maegerle: Zweifelhafter Reichstagsbrandforscher verstorben . In: NPD-Blog , 28. Januar 2011.
  5. Klaus Wallbaum: Der alte Mann und das große Feuer. Am Mittwoch wird Fritz Tobias 95 Jahre alt – einer, der die Historikerschaft in zwei Lager teilt. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung , 2. Oktober 2007.
  6. Der streitbare Reichstagsbrand-Forscher. Zum Tod von Fritz Tobias . In: Der Tagesspiegel Online, 8. Januar 2011 (Nachruf).
Normdaten (Typ fehlt): LCCN: n94064570 | VIAF: 27589813
Personendaten
NAME Tobias, Fritz
KURZBESCHREIBUNG deutscher Ministerialrat und Autor
GEBURTSDATUM 3. Oktober 1912
GEBURTSORT Charlottenburg
STERBEDATUM 1. Januar 2011
STERBEORT Hannover
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