(1040-1853)
Rabbenu Meir, Sohn des R. Baruch – genannt auch 'MaHaRaM Rothenburg', berühmtester Rechtsgelehrter und führende aschkenasische Autorität des 13. Jahrhunderts. In Worms ca. 1215-1220 geboren und aufgewachsen, studierte er auch in Würzburg und Paris. Als Lehrer und halachisch Entscheidender hochangesehen, wirkte er mehrere Jahre in Rothenburg ob der Tauber, und kehrte erst nach dem Tod des Vaters, Rabbi Baruch (st. 1281), nach Worms zurück. Der durch Kaiser Rudolf I. ausgeübte Druck auf die „Kammerknechte" und lang gehegte Erlösungshoffnungen ließen ihn und eine unbekannte Anzahl von Getreuen ohne kaiserliche Erlaubnis 1286 über die Alpen, wahrscheinlich nach Venedig, aufbrechen, um sich zur Fahrt ins Land Israel einzuschiffen. Maharam Rothenburg wurde aber in den lombardischen Alpen erkannt, festgenommen, dem Kaiser überstellt und im Elsass gefangengehalten, wo er am 27. April 1293 in der Festungshaft starb. Es heißt, dass er sich nicht für die vom Kaiser geforderte exorbitante Summe auslösen lassen wollte. 14 Jahre später, 1307, konnten seine Gebeine von Alexander b.Schlomo Süsskind Wimpfen aus Frankfurt (verstorben an Jom Kippur 1307) freigekauft und bestattet werden. Die Inschrift fällt außergewöhnlich knapp und nüchtern aus; sie ruft allein die nackten Daten der Gefangenschaft und des Todes in Erinnerung. Die Werke des Meisters werden auch heute noch studiert, seine gut tausend erhaltenen juristischen Entscheidungen beachtet.
Zeile 1: Kopfzeile mit Segen; sowohl D. Kaufmann (MGWJ 40, 1896) als auch Lewysohn lesen am Schluss Mem-Ajin.
Datum: gestorben 19. Ijjar 5053 = Montag, 27. April 1293, und begraben 4. Adar 5067 = Dienstag, 7. Februar 1307
Literatur: David Kaufmann, Die Grabschriften R. Meir's von Rothenburg und Alexander Wimpfen's, MGWJ 40 (1896), S. 126-130
R&R: 88 u. Lewysohn 21
Maße
68,5 x 96 x 24 cm
Material gelber Sandstein - Schichtung verläuft parallel zur Vorderseite - mittlere Körnung (0,2-0,63 mm) - viele, teilweise ausgewitterte (Größe in mm: 25)
Beschreibung
Rechteckige Stele. Das eingetiefte Schriftfeld wiederholt die Gesamtform der Stele. Oben und seitlich schmaler Rand. Der untere Rand ist durch gröbere Bearbeitung als Sockel ausgewiesen. Das rahmende Profil besteht aufeinanderfolgend aus einer Nut, einem Wulst und einem Falz.
Lewysohn, Ludwig: Nafschot Zaddikim. Sechzig Epitaphien von Grabsteinen des israelitischen Friedhofes zu Worms, regressiv bis zum Jahre 905 übl. Zeitr.,usw., Frankfurt am Main: 1855 Nr. 21
Rosenthal, Julius; Rothschild, Samson; Kaufmann, David: Die Epitaphien des alten israelitischen Friedhofs zu Worms (unveröff. Mskr., Vorwort von Julius Goldschmidt), Nr. 88
Digitale Edition ─ Jüdischer Friedhof Worms,
wrm-794
URL: http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=wrm-794
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