Interdisziplinäres Kolloquium Wissenschaftskulturen im Vergleich: Neuanfänge in Forschung und Leh...Interdisziplinäres Kolloquium Wissenschaftskulturen im Vergleich: Neuanfänge in Forschung und Lehre, Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Koblenz, Universität Koblenz-Landau (4.-5.11.2022)
Sammlungen von Gipsabgüssen nach antiken Bildwerken bildeten seit dem 19. Jahrhundert einen wesentlichen Bestandteil von Sammlungen und Museen. In Zeiten in denen es aufwendig und kostspielig war die in den Museen der Welt oder in den Fundländern des Mittelmeerraumes verstreuten Originale persönlich in Augenschein zu nehmen, wurden von diesen durch Gipsformereien qualitätvolle Abgüsse erstellt, die in Museen als Forschungs-, Lehr- und Studienobjekte dienten um die als ästhetisches Vorbild und Grundlage abendländischer Kunstentwicklung gesehene klassische Antike zu vermitteln. Die Geschichte des Gipsabgusses vom wertvollen musealen Objekt, über die – v.a. aufgrund des Rohstoffes Gips – gering geschätzte und abgelehnte Kopie bis hin zur Erkenntnis, dass es sich bei diesen Objekten um eigenständige bedeutende Objekte einer Fachgeschichte handelt, ist gut erforscht.
Einem Aspekt, der wie kein anderer sowohl Argumente für Bewunderung und Ablehnung gleichermaßen in sich vereint und auch den Wandel in der ästhetischen wie wissenschaftlichen Beurteilung und Bedeutung untermauert, wurde bislang jedoch kaum Aufmerksamkeit geschenkt, nämlich der Oberflächenbehandlung der Gipse. So wurden diese zunächst weiß belassen um frei von jedwedem Reiz und allen Makeln und Entstellungen an der Oberfläche wie zufälligen Materialfehlern, historischen Erhaltungsspuren, Oxidierung oder Patina die Aufmerksamkeit der Betrachter auf die reine plastische Form zu lenken. Die blanke, weiße Farbe des strukturlosen Gipses symbolisierte so Wahrheit, Echtheit und Authentizität schlechthin, und der Abguss kam so zeitweise der Qualität des Marmors nahezu gleich bzw. konnte sogar im Urteil und der Bewertung mancher Zeitgenossen ein fragmentiertes Originalwerk übertreffen. Oft wird diese Einschätzung der Abgüsse auf Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) und seine Bevorzugung der reinen Form als Ausdruck des wahrhaft Schönen zurückgeführt. Dabei werden seine Versuche einer physikalischen Erklärung und seine Ansichten zur Farbe „Weiß" zitiert: „Die Farbe trägt zur Schönheit bey, aber sie ist nicht die Schönheit selbst, sondern sie erhebet dieselbe überhaupt und ihre Formen. Da nun die weiße Farbe diejenige ist, welche die mehresten Lichtstrahlen zurückschicket, folglich sich empfindlicher macht, so wird auch ein schöner Körper desto schöner seyn, je weißer er ist, ja er wird nackend dadurch größer, als er in der That ist, erscheinen, so wie wir sehen, dass alle neu in Gips geformten Figuren größer, als die Statuen, von welchen jene genommen sind, sich vorstellen." (Johann Joachim Winckelmann, Geschichte der Kunst des Altertums, Dresden 1746, 147–148).
Aufgrund mehrerer z.T. sehr unterschiedlicher, aber sich auch gegenseitig bedingender Faktoren setzte erst im 19. Jahrhundert eine Veränderung in der Akzeptanz von Gipsabgüssen und damit einhergehend die Frage nach ihrer möglichen Bemalung ein. Authentizität und Originalität gewannen sowohl in künstlerischer als auch materieller Hinsicht an Bedeutung. Die Echtheit des historischen Materials trat in den Vordergrund und Materialtreue wurde zum Qualitätsmerkmal. Das, was man bislang an Abgüssen geschätzt und gelobt hatte, kehrte sich in der Argumentation um. Gerade der Umstand, dass bei einem Abguss alle optischen Effekte, die gliedernden und akzentuierenden Besonderheiten in der Oberfläche eines originalen Kunstwerks ausgeschaltet waren, spielte nun in der zunehmenden Kritik an Gipsabgüssen gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine große Rolle. Die kalte, kreidige und stumpfe Oberfläche des Gipses, in der die Einzelformen verschwimmen würden, wurde als Beeinträchtigung für den Gesamteindruck gesehen, der die Betrachtung erschweren würde. Der Abguss würde zwar die Form des Originals wiedergeben, gerade die Oberfläche, ob transparenter Marmor oder reflektierende Bronze, dabei aber völlig unterschlagen. Gipsabguss-Sammlungen wurden despektierlich als „Schreckenskammern der weißen Gespenster" bezeichnet und Abgüsse wurden nicht mehr, wie bislang, als vollwertige museale Exponate zur ästhetischen Geschmacksbildung und Erziehung angesehen.
Dies führte nun zu Versuchen der Nachahmung des Materials der Originale, also der mehr oder weniger freien farbigen Wiederherstellung und Angleichung von Abgüssen an ihre steinernen, insbesondere aber bronzenen Originale durch ihre vollständige Bemalung. Während dies in der Öffentlichkeit durchaus positiv gesehen wurde, entzündete sich in der archäologischen Fachwelt eine intensive Debatte.
Im Vortrag soll am Beispiel der insbesondere um die Mitte des 19. Jahrhunderts und bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts intensiv, überaus kontrovers und emotional diskutierten Frage der materialimitierenden Farbfassung von Gipsabgüssen den sich wandelnden Ansprüchen an Abgüsse auf die museale Vermittlung der - in Hinblick auf die Ästhetik vorbildhaft angesehenen - klassischen Antike nachgegangen werden. Die Meinungen – geprägt durch z.T. unterschiedliche Motivationen ihrer Nutzung – wechselten in den letzten 150 Jahren oftmals und führten gerade in den letzten Jahren zu einer Wiederentdeckung und einem Bedeutungsgewinn dieser Objekte und Sammlungen in Lehre, Forschung und öffentlicher Nutzung.
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News by Florian Martin Müller
Im Vortrag sollen am Beispiel des Archäologischen Universitätsmuseums Innsbruck die Potenziale einer universitären Sammlung und die entwickelten Projekte und unterschiedlichen Kooperationen vorgestellt werden.
Das 1869 gegründete „Archäologische Museum Innsbruck – Sammlung von Abgüssen und Originalen der Universität Innsbruck", das zweitälteste archäologische Universitätsmuseum Österreichs, stellt in seiner Kombination aus Abgüssen, Kopien und Originalen mit nunmehr über 2.000 Objekten die größte Kollektion klassischer Antiken in Westösterreich dar und nimmt mit diesem Schwerpunkt eine Sonderstellung innerhalb der Tiroler Museumslandschaft ein. Im Museum wird ein nahezu geschlossener Überblick über die Entwicklung der griechischen und römischen Kunst- und Kulturgeschichte geboten.
Neben der Lehre und Forschung war die Sammlung aber auch schon im ausgehenden 19. Jahrhundert für die Öffentlichkeit zugänglich, wie zahlreiche Zeitungsartikel berichten. Aber erst im Zuge einer Neuaufstellung und der erstmaligen Installierung einer Kuratorenstelle 2008 wurde gezielt an einer breiten Öffnung der Sammlung für ein außeruniversitäres Publikum gearbeitet. Da von Seiten der Universität keine Mittel zur Verfügung standen musste zunächst Konzepte entwickelt und Fördergeber gesucht werden. Gerade Kinder und Jugendliche wurden als eine Hauptzielgruppe erkannt. Es zeigt sich, dass gerade diese sehr schnell bereit sind, sich für neue Themen zu begeistern und sich eifrig und engagiert mit den Bereichen Antike und Archäologie auseinanderzusetzen.
Um die konkreten Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer zu erfassen konnten wir in einem Projekt mit Schülerinnen der Handelsakademie Innsbruck, eine genaue Zielgruppen- und Bedarfsanalyse vornehmen und mittels Fragebögen die Wünsche von Lehrerinnen und Lehrern an Innsbrucker Volksschulen, Mittelschulen und Gymnasien analysieren und auf dieser Basis zahlreiche Workshop-Programme entwickeln, die konkret als passende Bereicherung und Ergänzung des Unterrichts sinnvoll erschienen.
Die Bewerbung der Programme erfolgt durch eine Kooperation mit dem Tiroler Landeschulrat, der unser Angebot bei den Tiroler Schulen bekannt macht. Die Anbindung an die Erfordernisse des Unterrichts bzw. Lehrplanes erscheint uns besonders wichtig, damit die Lehrerinnen und Lehrern die Angebote des Universitätsmuseums als zusätzliches „Material" für ihren Unterricht nutzen können. Schon in Vorgesprächen bemühen wir uns auf Schwerpunkte einzugehen und so für die Kinder und Jugendlichen ideale Anknüpfungspunkte an bereits im Unterricht Erfahrenes zu bieten. Altersgerechte Adaptionen sollen zudem eine breite Zugänglichkeit für Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Schulstufen ermöglichen. In der praktischen Umsetzung und durch umfassende begleitende Evaluierungen konnten diese Programme erprobt, laufend angepasst, adaptiert, wenn notwendig aber auch verworfen werden.
Neben diesen konkreten museumspädagogischen Programmen bieten wir in Absprache mit den Lehrerinnen und Lehrern der betreffenden Fächer auch eine direkte Einbindung in einzelne schulische Unterrichtsfächer (z.B. Geschichte, Latein, Altgriechisch, bildnerische Erziehung, usw.). Je nach Altersgruppen soll dabei eine Auseinandersetzung mit Antike und Archäologie stattfinden. Dies kann vom einfachen Durchbesprechen und Abzeichnen der Stücke bis hin zur eigenständigen Erarbeitung gewisser Kunstwerke und Themen erfolgen. Gerne beziehen wir die Sammlung in gerade aktuelle Unterrichtsinhalte ein und erarbeiten individuelle Themenführungen und Workshops (z.B. Leben in der Antike, Antike Götter und Mythologie, Römerzeit in Tirol, Lateinische Inschriften, ...). Aus der Funktion als Universitätsmuseum heraus werden aber auch generell erste Einblicke in die Forschungstätigkeit der am Museum beteiligten Fächer geboten werden (z.B. Was macht ein Archäologe, ...).
Neben einem normalen Führungsprogramm, museumspädagogischen Vermittlungsprogrammen für Schulklassen, der Teilnahme an laufenden Großveranstaltungen wie Langen Nächten der Museen, der Forschung, Aktionstagen der Universität wurden auch gezielt Kooperationen mit außeruniversitären Organisationen wie der Volkshochschule, Erwachsenen- und Lehrerbildungsinstitutionen und Kunstakademien für Zeichenkurse in der Sammlung eingegangen. Aber auch Lesungen und Theateraufführungen, musikalisch umrahmte Erzählnachmittage und Gastvorträgen, die aufgrund ihrer jeweiligen Inhalte und Themen, ideal in den Kontext eines Antikenmuseums passten bzw. sogar auf einzelne Exponate Bezug nahmen, werden veranstaltet.
Wer sich mit den frühen Ausgrabungen im 20. Jahrhundert in der Römerstadt Aguntum bei Lienz beschäftigt wird v.a. auf drei Namen stoßen: Pater Innozenz Ploner (1865–1914) startete in einer privaten Initiative die Ausgrabungen 1912, verstarb aber plötzlich nach seiner zweiten Kampagne 1913. Gleichzeitig unternahm Rudolf Egger (1882–1969) im Auftrag des Österreichischen Archäologischen Instituts eine Untersuchung. Für dieses war nochmals Erich Swoboda (1896–1964) in den 1930er Jahren in Aguntum tätig.
Der Name des Philologen Ernst Kalinka (1865–1946) scheint bislang nirgends auf, sein Wirken zeigt sich aber nach dem Studium einschlägiger Akten in den Archiven des Bundesdenkmalamtes (Wien, Innsbruck) und des Österreichischen Archäologischen Instituts (Wien) deutlich. Während seiner Zeit als Universitätsprofessor in Tirol war Kalinka – bislang in der Forschung kaum beachtet – für die Zentral-Kommission für Denkmalpflege tätig. 1909 wurde er zum Konservator für prähistorische, antike und völkerwanderungszeitliche Denkmäler in den Bezirken Schwaz, Kufstein und Kitzbühel, 1911 auch Ampezzo, Bruneck und Lienz ernannt. Nachdem die plötzlichen Grabungen von Ploner und das zeitgleiche Unternehmen Eggers für Verunsicherung gesorgt hatten, richtete Kalinka im Frühjahr 1913 das Ansuchen an Franz von Wieser (1848–1923), den Landeskonservator für Tirol, nach Lienz entsandt zu werden, um sich an Ort und Stelle über die Ergebnisse der dort bereits ausgeführten Ausgrabungen sowie über die weiter geplanten Vorhaben zu informieren. Insbesondere ging es darum zu gewährleisten, dass v.a. Ploners Grabungen unter fachmännischer Kontrolle ausgeführt werden sollten, und dazu wurde ihm Kalinka als sachkundiger Berater zur Seite gestellt. Die Zusammenarbeit der beiden dürfte funktioniert haben, denn Kalinka lieferte nun mehrere ausführliche Berichte über die Arbeiten und die dabei gemachten Funde und fertigte auch einen maßstabsgerechten Plan der bislang ausgegrabenen Teile der Aguntiner Stadtmauer an. Dies sandte er alles sowohl an die Zentralkommission als auch in Kopie an das Österreichische Archäologische Institut. Als Ploner 1914 plötzlich verstarb, versuchte Kalinka, sich um die Aufzeichnungen in seinem Nachlass zu kümmern und auch die Befunde und Kleinfunde seiner Grabungen zu sichern.
Die ersten Grabungen 1912/13 in Aguntum sind gekennzeichnet durch Unklarheiten in der Frage nach Zuständigkeit und Verantwortlichkeit und dadurch hervorgerufene Animositäten zwischen Zentralkommission, Landeskonservatorat, Österreichischem Archäologischen Institut, Behörden in Tirol sowie den Ausgräbern vor Ort. Vor dieser komplexen Ausgangslage und auch bedingt durch die schwierigen Verhältnisse während des und v.a. auch nach dem Ersten Weltkrieg, zeichnet sich Ernst Kalinka als einzige Konstante ab, der stetig bemüht war, vor Ort Nachschau zu halten, Befunde aufzunehmen und in Berichten vorzulegen. Er kümmerte sich um die Sicherung der Ausgrabungsstätte, und war bis weit in die 1920er Jahre hinein bestrebt, eine Wiederaufnahme der Grabungen zu erreichen. Es zeigt sich somit, dass Kalinka nicht nur als Philologe und Epigraphiker tätig war, sondern sich bislang unbeachtet auch im Bereich der Denkmalpflege Österreichs maßgeblich um die frühen archäologischen Forschungen in Aguntum verdient gemacht hat.
Erst seit den 1990er Jahren wurden auch für den österreichischen Raum eine Reihe von Arbeiten vorgelegt, welche sich der archäologischen Forschungsgeschichte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts angenommen haben. Neben Untersuchungen zu Behörden, Institutionen und Organisationen waren dies v.a. biographische Studien zu herausragenden Persönlichkeiten in der österreichischen Archäologie.
Die Tagung „Forschungsgeschichte der Archäologie in Österreich: eine Standortbestimmung" möchte nicht nur als Bestandsaufnahme die Bandbreite an bisherigen forschungsgeschichtlichen Themen zur Archäologie Österreichs aufzeigen, sondern auch deren Potenzial verdeutlichen und neue forschungsgeschichtliche Aspekte thematisieren und weiterführende Forschungsvorhaben aufzeigen. Dabei soll der Fokus auf die Archäologie(n) bzw. Altertumsforschung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts und insbesondere auf den (alt)österreichischen Raum gelegt werden. Während die institutionellen Bezüge der österreichischen Archäologie relativ gut erforscht sind, weisen die breite, wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung archäologischer Akteure und ihrer Netzwerke, gewisse Regionen und Zeiten, die Provenienzforschung archäologischer Bestände in Museen und Sammlungen sowie die Kontextualisierung der gemachten archäologischen Funde, Befunde und Interpretationen noch Lücken auf.
Neben kollegialem Austausch, soll die Tagung im Sinne einer weiteren Vernetzung und Auseinandersetzung mit diesem thematischen Komplex auch konkret als Startpunkt einer zu gründenden Arbeitsgemeinschaft zur archäologischen Forschungsgeschichte Österreichs dienen.
Der Veranstaltung dauert drei Tage und in 30 angemeldeten Vorträge werden 36 Referentinnen und Referenten in einer großen thematischen Breite über ihre Arbeiten berichten. Neben Angehörigen von Universitäten referieren auch Kolleginnen und Kollegen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, des Österreichischen Archäologischen Instituts, des Bundesdenkmalamtes, von Museen, von Vereinen sowie von privaten archäologischen Dienstleistern.
Archäologie war seit jeher eine Disziplin, die schon in ihrer Frühzeit das Interesse einer breiten Öffentlichkeit geweckt hatte und daher in ihrer Weiterentwicklung stark von engagierten Laien geprägt war. Im Zuge der Professionalisierung der Wissenschaften entstand Mitte des 19. Jahrhunderts auch die Archäologie als eigene wissenschaftliche Disziplin. Waren die Grenzen zwischen Dilettantismus und Professionalität bis zu dieser Zeit fließend gewesen und konnte bis dahin genau genommen eigentlich jeder archäologisch Tätige mehr oder weniger als Laie bezeichnet werden, änderte sich dies mit der Disziplinwerdung und der damit einhergehenden Etablierung von fachspezifischen Ausbildungen an Universitäten. Ab diesem Zeitpunkt war nun eine Differenzierung zwischen akademisch ausgebildeten, durch Institutionen gedeckten und somit finanziell abgesicherten Fachwissenschaftern und autodidakten, nicht in die jeweilige scientific community eingebundenen Privatgelehrten möglich.
Die nicht vorhandene institutionelle Einbindung von Laienforschern, resultierend auch aus der Ablehnung die ihnen vielfach von der Fachcommunity entgegengebracht wurde, und damit einhergehend das schwer auffindbare oder gar nicht mehr vorhandene Quellenmaterial stellt jedoch ein großes Problem bei der Beschäftigung mit ihrem Leben und Wirken dar. Über Leben und Werk von Wissenschaftern an großen öffentlichen Institutionen ist man zumeist dadurch gut informiert, dass vor allem diese Institutionen auch über Archive verfügen, die über längere Zeiträume entstanden, gepflegt und somit erhalten wurden. Der Dilettant als institutioneller Außenseiter hingegen „verschwindet" bildlich gesprochen schon nach kurzer Zeit und wird „unsichtbar". Was die erste Generation von Nachfahren noch als Erinnerung an ihn aufbewahrte, landet bei der zweiten vielfach unerkannt im Abfall. Obwohl von Laienforschern gerade in der Archäologie oftmals nicht unbedeutende Ergebnisse und neue Erkenntnisse erbracht wurden, blieben sie daher als Personen mit ihnen Biographien, Tätigkeiten wie auch der Motivation für ihr Tun vielfach unbeachtet.
Im Impulsreferat sollen die Herausforderungen bei der Annäherung an Laienforscher an konkreten Beispielen und das oftmals detektivische Aufspüren von unbekannten, verstreuten und unausgewerteten Informationen wie Veröffentlichungen, Forschungsdokumentationen, Tagebüchern, Briefen, Plänen, Zeichnungen und Fotografien und unterschiedlichsten Orten wie Archiven, Museen, im Privatbesitz von mehr oder weniger interessierten Nachkommen, usw. erläutert werden.
Im Vortrag sollen die archäologische Schulsammlungen und ihre Akteure in geistlichen Schulen in Tirol näher betrachtet werden, konkret die des Franziskanergymnasiums in Hall in Tirol, des Franziskanergymnasiums in Bozen sowie das Bischöflichen Instituts Vinzentinum in Brixen. In der frühen Archäologie spielten sowohl Lehrer als auch Geistliche, Welt- wie Ordenskleriker, eine nicht unbedeutende Rolle. Bedingt durch ihre Tätigkeit im ganzen Land beschäftigten sie sich vielfach mit der Geschichte vor Ort, sammelten archäologische Fundobjekte bzw. betrieben selbst eigene Forschungen und führten gelegentlich auch Ausgrabungen durch. An geistlichen Schulen deren Lehrpersonal großteils aus Klerikern bestand begegnen beide Berufe nun vielfach in einer Person. Das erlangte archäologische Wissen konnte im Unterricht weitergegeben werden, insbesondere die jeweiligen Schulsammlungen wurden aber auch als Ort genutzt um die archäologischen Objekte dann dauerhaft zu bewahren.
Im Vortrag soll der Frage nachgegangen werden wie Schulen und Lehrer konkret in der römischen Antike finanziert wurden. Nach einem kurzen Überblick über die Formen römischer Schulen vom Elementar- über den Grammatik- und Literatur- bis hin zum Rhetorik-Unterricht wird die soweit aus antiken Schriftquellen erschlossen Situation der jeweils verantwortlichen Lehrer dargestellt. Nach römischer Anschauung war für Erziehung und Bildung die Familie zuständig. Es wird gezeigt, dass somit als Konstante in allen diesen Unterrichtsformen und egal ob der jeweilige Unterricht individuell zu Hause oder gemeinschaftlich in einer Schule stattfand die Finanzierung der Lehrer ausschließlich privat durch die jeweiligen Familien der zu Unterrichtenden erfolgte. Von staatlicher Seite gab es nie eine konsistente Schulpolitik, sondern als situationsgebundene Wohltaten wurden Lehrern gewisse Privilegien wie Steuerbefreiungen, Aufenthaltsgenehmigungen und Bürgerrechtsverleihungen gewährt. Zu keiner Zeit aber ersetzten diese Zuwendungen das von den einzelnen Schülern weiter zu entrichtende Schulgeld.
1937 wurde auf der „Hohen Birga", einem bewaldeten Hügel nördlich von Birgitz, die größte bislang erforschte Siedlung aus der jüngeren Eisenzeit in Tirol entdeckt. Nach weiteren Arbeiten in den 1940er und 1950er Jahren bei denen ein halbes Dutzend Gebäude archäologisch freigelegt und reiche Funde gemacht werden konnten, geriet der Platz jedoch zunehmend in Vergessenheit, die bislang entdeckten Überreste verfielen und wucherten zu. Erst der Verein Archäotop Hohe Birga, konnte in enger Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck und der Gemeinde Birgitz wieder neue Forschungen starten.
2014 wurde nach jahrelanger Suche ein umfangreicher Teil der bis dato verloren geglaubten alten Grabungsdokumentation der frühen bislang großteils unpublizierten Grabungen wiederentdeckt, die von 2018-2022 und 2024 Anlass für weitere Untersuchungen gab. Im Vortrag soll gezeigt werden wie durch gezielte Nachgrabungen in mehreren Bereichen der Siedlung Hausbefunde (Haus, I, II, III und XII) aber auch Überlegungen zum Zugangsweg zur Siedlung verifiziert, in vielen Fällen bislang überlieferte Aussagen aber deutlich relativiert und ergänzt werden konnten.
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Gerade für die Etablierung der Archäologie spielten Amateure, Laien, Dilettanten, Sammler und Privatgelehrte eine große Rolle. Umso mehr überrascht es, dass man sich einer konsequenten Aufarbeitung ihres Einflusses auf die Wissenschafts- und Disziplinentwicklung der Archäologie in Österreich bislang nur wenig zugewandt hat. Ziel des vorliegenden Bandes ist es daher, dem Phänomen des Dilettantismus in der Archäologie im besten Sinne des Wortes, also der Tätigkeit von außerhalb der institutionalisierten archäologischen Forschergemeinschaft wirkenden Persönlichkeiten nachzugehen. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich vom 18. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Geographisch wird der Raum der Habsburgermonarchie und seiner Nachfolgestaaten behandelt.
Archäologische Universitätssammlungen finden sich heute zunehmend in einer Situation zwischen universitärem Alltag von Forschung und Lehre und den Ansprüchen, welche eine interessierte Öffentlichkeit an Museen, ihrer Präsentation und Vermittlungsangebote stellt. Im vorliegenden Band berichten Leiter und Kuratoren, wissenschaftliche Mitarbeiter und Projektmitarbeiter an archäologischen Universitätssammlungen, genauso aber auch Restauratoren, Kulturvermittler und Museumspädagogen und decken dabei eine große fachliche Breite an unterschiedlichen archäologischen Disziplinen ab (Klassische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Ägyptologie, Vorderasiatische Archäologie, Christliche Archäologie, Etruskologie, Papyrologie und Epigraphik). Ziel ist es, erstmalig und aktuell sowohl einen umfassenden Überblick über die Geschichte dieser Institutionen zu bieten als auch im Sinne einer Standortbestimmung die Situation archäologischer Universitätssammlungen im deutschsprachigen Raum zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit näher zu betrachten.
Erhalten und Bewahren von Sammlungsbeständen zählen zu den zentralen Aufgaben eines Museums. Die Errichtung und das Management von Depots stellen aber vielfach eine große Herausforderung für Museumsverantwortliche dar. Zu dieser Thematik und den dabei anfallenden Fragen und Problemen fand vom 4.–5. März 2011 in Innsbruck das ICOM-Symposium „Depot und Depoteinrichtung" statt, bei welchem 13 Referentinnen und Referenten aus Österreich, Deutschland, Großbritannien und der Schweiz, darunter Leiter von Museen, Konservatoren, Restauratoren und Architekten aktuelles Basiswissen für die Errichtung und Einrichtung eines Depots lieferten. Weiters wurden anhand von best practice Beispielen, Erfahrungsberichten sowie Hinweisen zur Fehlervermeidung, Anregungen zur Lösung räumlicher, konservatorischer, struktureller und pekuniärer Depotprobleme geboten. Im vorliegenden Tagungsband sind diese Beiträge zusammengestellt. Wenn die Depots auch das Herzstück eines Museums ausmachen, so ist die Außenwirkung dieses Bereiches der Museumsarbeit doch minimal. Dennoch sind es gerade die richtigen Maßnahmen im Depot, die den Kulturgütern eine unbeschadete langfristige Existenz ermöglichen. / The preservation and maintenance of collections are to be counted among the main tasks of a museum. Nevertheless, in many cases the construction and management of a museum storeroom are posing great challenges to the persons responsible. Concerning this subject and corresponding questions and problems, from march 4th to march 5th 2011 the ICOM-Symposium "Museumsdepots und Depoteinrichtung" was held in Innsbruck, at which 13 speakers from Austria, Germany, Great Britain, and Switzerland - among them museum's directors, curators, conservators, and architects - supplied their up to date basic knowledge about construction, layout and equipment of storage areas. Furthermore, based on best practice examples, reports as well as suggestions for preventing mistakes beforehand and propositions to find solutions for storage difficulties concerning space, conservational aspects, structure and financing were given. The conference proceedings put together all these papers. Storage rooms are a museum's core and centrepiece - the visibility of this part of museum work yet minimal. Nevertheless the appropriate actions taken in storage are what guarantees for an unscathed and long life existence of our cultural possessions.
Verehrt und verachtet begegnet sie uns in der antiken Literatur. Die gegenwärtige Forschung sieht die Hetäre und mit ihr das Thema Prostitution in der griechischen Antike immer noch äußerst kontrovers. Waren Hetären die einzigen wahrhaft freien Frauen der griechischen Antike oder standen sie im realen Leben doch auf derselben Ebene wie die gemeine Dirne – am unteren Ende der sozialen Ordnung? Der erste Band der neuen Schriftenreihe SPECTANDA – Schriften des Archäologischen Museums Innsbruck präsentiert eine Reihe von Beiträgen, welche begleitend zur Sonderausstellung „Hetären.Blicke – Klischees und Widersprüche" verfasst wurden. In diesen wird gezeigt, wodurch sich das Leben einer Prostituierten von dem einer ehrbaren Frau unterschied und mit welchen Problemen man konfrontiert ist, wenn man die Lebensumstände einer einfachen oder aber auch erfolgreichen Prostituierten verstehen möchte. Dass Prostitution früher wie heute ein geschlechterübergreifendes Thema ist, das keineswegs „nur" Frauen betrifft kann ebenfalls vor Augen geführt werden. Auch den Kunden und ihren Stimmen wird Raum gegeben. Wahre Liebe, gehobene Unterhaltung, Gefälligkeiten, Sexualität, Spiel – wie darf man sich die Beziehungen dieser oft prominenten Männer zu Hetären vorstellen? Eine Besonderheit stellt die Hetäre Phryne dar, die Muse des Malers Apelles und des Bildhauers Praxiteles war und uns antiken Anekdoten zur Folge in zumindest einem Kunstwerk erhalten geblieben ist. Durch die Unterstützung der Organisation LEFÖ gelingt es abschließend, auch einen Blick in die Gegenwart zu werfen und die momentane Situation von Sexarbeiterinnen zu beleuchten.
2010 jährt sich zum 250. Mal der Todestag Anton Roschmanns (1694–1760), einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Tiroler Gelehrtenwelt des 18. Jahrhunderts, der der vorliegende Sammelband gewidmet ist. Nicht nur aufgrund seiner zahlreichen Schriften, sondern auch durch sein zukunftsweisendes Engagement um verschiedene Einrichtungen und Sammlungen, wie etwa die Innsbrucker Universitätsbibliothek oder die Sammlungen auf Schloss Ambras, ist Roschmann zu einem lohnenden Forschungsobjekt für Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen geworden. Daher kommen hier Kodikologen und Bibliotheksforscher, Philologen und Kunsthistoriker, Museologen und Archäologen zu Wort und versuchen so der Vielseitigkeit dieses Tiroler Universalgelehrten gerecht zu werden.
In offiziellem Auftrag führte der Tiroler Landeshistoricus Anton Roschmann im Herbst 1746 eine archäologische Ausgrabung in der Nähe von Lienz (auf der so genannten "Gline") durch und stellte seine Ergebnisse im Frühjahr 1747 den Mitgliedern der Innsbrucker Gelehrtenakademie "Taxiana" vor. In diesem hier kritisch edierten und ins Deutsche übersetzten Text plädiert Roschmann dafür, dass es sich bei seinen Funden um Reste der römischen mansio Loncium handelt. Besondere Aufmerksamkeit widmet er der Frage, wie es im Volksmund zu der ungewöhnlichen Bezeichnung für diese Ruinen kommen konnte: die Zwergerlstadt.
Papers - Wissenschaftsgeschichte / Rezeption by Florian Martin Müller
https://verlag.oeaw.ac.at/produkt/archaeologie-und-republik/99200911?name=archaeologie-und-republik&product_form=5289
Im Vortrag sollen am Beispiel des Archäologischen Universitätsmuseums Innsbruck die Potenziale einer universitären Sammlung und die entwickelten Projekte und unterschiedlichen Kooperationen vorgestellt werden.
Das 1869 gegründete „Archäologische Museum Innsbruck – Sammlung von Abgüssen und Originalen der Universität Innsbruck", das zweitälteste archäologische Universitätsmuseum Österreichs, stellt in seiner Kombination aus Abgüssen, Kopien und Originalen mit nunmehr über 2.000 Objekten die größte Kollektion klassischer Antiken in Westösterreich dar und nimmt mit diesem Schwerpunkt eine Sonderstellung innerhalb der Tiroler Museumslandschaft ein. Im Museum wird ein nahezu geschlossener Überblick über die Entwicklung der griechischen und römischen Kunst- und Kulturgeschichte geboten.
Neben der Lehre und Forschung war die Sammlung aber auch schon im ausgehenden 19. Jahrhundert für die Öffentlichkeit zugänglich, wie zahlreiche Zeitungsartikel berichten. Aber erst im Zuge einer Neuaufstellung und der erstmaligen Installierung einer Kuratorenstelle 2008 wurde gezielt an einer breiten Öffnung der Sammlung für ein außeruniversitäres Publikum gearbeitet. Da von Seiten der Universität keine Mittel zur Verfügung standen musste zunächst Konzepte entwickelt und Fördergeber gesucht werden. Gerade Kinder und Jugendliche wurden als eine Hauptzielgruppe erkannt. Es zeigt sich, dass gerade diese sehr schnell bereit sind, sich für neue Themen zu begeistern und sich eifrig und engagiert mit den Bereichen Antike und Archäologie auseinanderzusetzen.
Um die konkreten Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer zu erfassen konnten wir in einem Projekt mit Schülerinnen der Handelsakademie Innsbruck, eine genaue Zielgruppen- und Bedarfsanalyse vornehmen und mittels Fragebögen die Wünsche von Lehrerinnen und Lehrern an Innsbrucker Volksschulen, Mittelschulen und Gymnasien analysieren und auf dieser Basis zahlreiche Workshop-Programme entwickeln, die konkret als passende Bereicherung und Ergänzung des Unterrichts sinnvoll erschienen.
Die Bewerbung der Programme erfolgt durch eine Kooperation mit dem Tiroler Landeschulrat, der unser Angebot bei den Tiroler Schulen bekannt macht. Die Anbindung an die Erfordernisse des Unterrichts bzw. Lehrplanes erscheint uns besonders wichtig, damit die Lehrerinnen und Lehrern die Angebote des Universitätsmuseums als zusätzliches „Material" für ihren Unterricht nutzen können. Schon in Vorgesprächen bemühen wir uns auf Schwerpunkte einzugehen und so für die Kinder und Jugendlichen ideale Anknüpfungspunkte an bereits im Unterricht Erfahrenes zu bieten. Altersgerechte Adaptionen sollen zudem eine breite Zugänglichkeit für Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Schulstufen ermöglichen. In der praktischen Umsetzung und durch umfassende begleitende Evaluierungen konnten diese Programme erprobt, laufend angepasst, adaptiert, wenn notwendig aber auch verworfen werden.
Neben diesen konkreten museumspädagogischen Programmen bieten wir in Absprache mit den Lehrerinnen und Lehrern der betreffenden Fächer auch eine direkte Einbindung in einzelne schulische Unterrichtsfächer (z.B. Geschichte, Latein, Altgriechisch, bildnerische Erziehung, usw.). Je nach Altersgruppen soll dabei eine Auseinandersetzung mit Antike und Archäologie stattfinden. Dies kann vom einfachen Durchbesprechen und Abzeichnen der Stücke bis hin zur eigenständigen Erarbeitung gewisser Kunstwerke und Themen erfolgen. Gerne beziehen wir die Sammlung in gerade aktuelle Unterrichtsinhalte ein und erarbeiten individuelle Themenführungen und Workshops (z.B. Leben in der Antike, Antike Götter und Mythologie, Römerzeit in Tirol, Lateinische Inschriften, ...). Aus der Funktion als Universitätsmuseum heraus werden aber auch generell erste Einblicke in die Forschungstätigkeit der am Museum beteiligten Fächer geboten werden (z.B. Was macht ein Archäologe, ...).
Neben einem normalen Führungsprogramm, museumspädagogischen Vermittlungsprogrammen für Schulklassen, der Teilnahme an laufenden Großveranstaltungen wie Langen Nächten der Museen, der Forschung, Aktionstagen der Universität wurden auch gezielt Kooperationen mit außeruniversitären Organisationen wie der Volkshochschule, Erwachsenen- und Lehrerbildungsinstitutionen und Kunstakademien für Zeichenkurse in der Sammlung eingegangen. Aber auch Lesungen und Theateraufführungen, musikalisch umrahmte Erzählnachmittage und Gastvorträgen, die aufgrund ihrer jeweiligen Inhalte und Themen, ideal in den Kontext eines Antikenmuseums passten bzw. sogar auf einzelne Exponate Bezug nahmen, werden veranstaltet.
Wer sich mit den frühen Ausgrabungen im 20. Jahrhundert in der Römerstadt Aguntum bei Lienz beschäftigt wird v.a. auf drei Namen stoßen: Pater Innozenz Ploner (1865–1914) startete in einer privaten Initiative die Ausgrabungen 1912, verstarb aber plötzlich nach seiner zweiten Kampagne 1913. Gleichzeitig unternahm Rudolf Egger (1882–1969) im Auftrag des Österreichischen Archäologischen Instituts eine Untersuchung. Für dieses war nochmals Erich Swoboda (1896–1964) in den 1930er Jahren in Aguntum tätig.
Der Name des Philologen Ernst Kalinka (1865–1946) scheint bislang nirgends auf, sein Wirken zeigt sich aber nach dem Studium einschlägiger Akten in den Archiven des Bundesdenkmalamtes (Wien, Innsbruck) und des Österreichischen Archäologischen Instituts (Wien) deutlich. Während seiner Zeit als Universitätsprofessor in Tirol war Kalinka – bislang in der Forschung kaum beachtet – für die Zentral-Kommission für Denkmalpflege tätig. 1909 wurde er zum Konservator für prähistorische, antike und völkerwanderungszeitliche Denkmäler in den Bezirken Schwaz, Kufstein und Kitzbühel, 1911 auch Ampezzo, Bruneck und Lienz ernannt. Nachdem die plötzlichen Grabungen von Ploner und das zeitgleiche Unternehmen Eggers für Verunsicherung gesorgt hatten, richtete Kalinka im Frühjahr 1913 das Ansuchen an Franz von Wieser (1848–1923), den Landeskonservator für Tirol, nach Lienz entsandt zu werden, um sich an Ort und Stelle über die Ergebnisse der dort bereits ausgeführten Ausgrabungen sowie über die weiter geplanten Vorhaben zu informieren. Insbesondere ging es darum zu gewährleisten, dass v.a. Ploners Grabungen unter fachmännischer Kontrolle ausgeführt werden sollten, und dazu wurde ihm Kalinka als sachkundiger Berater zur Seite gestellt. Die Zusammenarbeit der beiden dürfte funktioniert haben, denn Kalinka lieferte nun mehrere ausführliche Berichte über die Arbeiten und die dabei gemachten Funde und fertigte auch einen maßstabsgerechten Plan der bislang ausgegrabenen Teile der Aguntiner Stadtmauer an. Dies sandte er alles sowohl an die Zentralkommission als auch in Kopie an das Österreichische Archäologische Institut. Als Ploner 1914 plötzlich verstarb, versuchte Kalinka, sich um die Aufzeichnungen in seinem Nachlass zu kümmern und auch die Befunde und Kleinfunde seiner Grabungen zu sichern.
Die ersten Grabungen 1912/13 in Aguntum sind gekennzeichnet durch Unklarheiten in der Frage nach Zuständigkeit und Verantwortlichkeit und dadurch hervorgerufene Animositäten zwischen Zentralkommission, Landeskonservatorat, Österreichischem Archäologischen Institut, Behörden in Tirol sowie den Ausgräbern vor Ort. Vor dieser komplexen Ausgangslage und auch bedingt durch die schwierigen Verhältnisse während des und v.a. auch nach dem Ersten Weltkrieg, zeichnet sich Ernst Kalinka als einzige Konstante ab, der stetig bemüht war, vor Ort Nachschau zu halten, Befunde aufzunehmen und in Berichten vorzulegen. Er kümmerte sich um die Sicherung der Ausgrabungsstätte, und war bis weit in die 1920er Jahre hinein bestrebt, eine Wiederaufnahme der Grabungen zu erreichen. Es zeigt sich somit, dass Kalinka nicht nur als Philologe und Epigraphiker tätig war, sondern sich bislang unbeachtet auch im Bereich der Denkmalpflege Österreichs maßgeblich um die frühen archäologischen Forschungen in Aguntum verdient gemacht hat.
Erst seit den 1990er Jahren wurden auch für den österreichischen Raum eine Reihe von Arbeiten vorgelegt, welche sich der archäologischen Forschungsgeschichte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts angenommen haben. Neben Untersuchungen zu Behörden, Institutionen und Organisationen waren dies v.a. biographische Studien zu herausragenden Persönlichkeiten in der österreichischen Archäologie.
Die Tagung „Forschungsgeschichte der Archäologie in Österreich: eine Standortbestimmung" möchte nicht nur als Bestandsaufnahme die Bandbreite an bisherigen forschungsgeschichtlichen Themen zur Archäologie Österreichs aufzeigen, sondern auch deren Potenzial verdeutlichen und neue forschungsgeschichtliche Aspekte thematisieren und weiterführende Forschungsvorhaben aufzeigen. Dabei soll der Fokus auf die Archäologie(n) bzw. Altertumsforschung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts und insbesondere auf den (alt)österreichischen Raum gelegt werden. Während die institutionellen Bezüge der österreichischen Archäologie relativ gut erforscht sind, weisen die breite, wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung archäologischer Akteure und ihrer Netzwerke, gewisse Regionen und Zeiten, die Provenienzforschung archäologischer Bestände in Museen und Sammlungen sowie die Kontextualisierung der gemachten archäologischen Funde, Befunde und Interpretationen noch Lücken auf.
Neben kollegialem Austausch, soll die Tagung im Sinne einer weiteren Vernetzung und Auseinandersetzung mit diesem thematischen Komplex auch konkret als Startpunkt einer zu gründenden Arbeitsgemeinschaft zur archäologischen Forschungsgeschichte Österreichs dienen.
Der Veranstaltung dauert drei Tage und in 30 angemeldeten Vorträge werden 36 Referentinnen und Referenten in einer großen thematischen Breite über ihre Arbeiten berichten. Neben Angehörigen von Universitäten referieren auch Kolleginnen und Kollegen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, des Österreichischen Archäologischen Instituts, des Bundesdenkmalamtes, von Museen, von Vereinen sowie von privaten archäologischen Dienstleistern.
Archäologie war seit jeher eine Disziplin, die schon in ihrer Frühzeit das Interesse einer breiten Öffentlichkeit geweckt hatte und daher in ihrer Weiterentwicklung stark von engagierten Laien geprägt war. Im Zuge der Professionalisierung der Wissenschaften entstand Mitte des 19. Jahrhunderts auch die Archäologie als eigene wissenschaftliche Disziplin. Waren die Grenzen zwischen Dilettantismus und Professionalität bis zu dieser Zeit fließend gewesen und konnte bis dahin genau genommen eigentlich jeder archäologisch Tätige mehr oder weniger als Laie bezeichnet werden, änderte sich dies mit der Disziplinwerdung und der damit einhergehenden Etablierung von fachspezifischen Ausbildungen an Universitäten. Ab diesem Zeitpunkt war nun eine Differenzierung zwischen akademisch ausgebildeten, durch Institutionen gedeckten und somit finanziell abgesicherten Fachwissenschaftern und autodidakten, nicht in die jeweilige scientific community eingebundenen Privatgelehrten möglich.
Die nicht vorhandene institutionelle Einbindung von Laienforschern, resultierend auch aus der Ablehnung die ihnen vielfach von der Fachcommunity entgegengebracht wurde, und damit einhergehend das schwer auffindbare oder gar nicht mehr vorhandene Quellenmaterial stellt jedoch ein großes Problem bei der Beschäftigung mit ihrem Leben und Wirken dar. Über Leben und Werk von Wissenschaftern an großen öffentlichen Institutionen ist man zumeist dadurch gut informiert, dass vor allem diese Institutionen auch über Archive verfügen, die über längere Zeiträume entstanden, gepflegt und somit erhalten wurden. Der Dilettant als institutioneller Außenseiter hingegen „verschwindet" bildlich gesprochen schon nach kurzer Zeit und wird „unsichtbar". Was die erste Generation von Nachfahren noch als Erinnerung an ihn aufbewahrte, landet bei der zweiten vielfach unerkannt im Abfall. Obwohl von Laienforschern gerade in der Archäologie oftmals nicht unbedeutende Ergebnisse und neue Erkenntnisse erbracht wurden, blieben sie daher als Personen mit ihnen Biographien, Tätigkeiten wie auch der Motivation für ihr Tun vielfach unbeachtet.
Im Impulsreferat sollen die Herausforderungen bei der Annäherung an Laienforscher an konkreten Beispielen und das oftmals detektivische Aufspüren von unbekannten, verstreuten und unausgewerteten Informationen wie Veröffentlichungen, Forschungsdokumentationen, Tagebüchern, Briefen, Plänen, Zeichnungen und Fotografien und unterschiedlichsten Orten wie Archiven, Museen, im Privatbesitz von mehr oder weniger interessierten Nachkommen, usw. erläutert werden.
Im Vortrag sollen die archäologische Schulsammlungen und ihre Akteure in geistlichen Schulen in Tirol näher betrachtet werden, konkret die des Franziskanergymnasiums in Hall in Tirol, des Franziskanergymnasiums in Bozen sowie das Bischöflichen Instituts Vinzentinum in Brixen. In der frühen Archäologie spielten sowohl Lehrer als auch Geistliche, Welt- wie Ordenskleriker, eine nicht unbedeutende Rolle. Bedingt durch ihre Tätigkeit im ganzen Land beschäftigten sie sich vielfach mit der Geschichte vor Ort, sammelten archäologische Fundobjekte bzw. betrieben selbst eigene Forschungen und führten gelegentlich auch Ausgrabungen durch. An geistlichen Schulen deren Lehrpersonal großteils aus Klerikern bestand begegnen beide Berufe nun vielfach in einer Person. Das erlangte archäologische Wissen konnte im Unterricht weitergegeben werden, insbesondere die jeweiligen Schulsammlungen wurden aber auch als Ort genutzt um die archäologischen Objekte dann dauerhaft zu bewahren.
Im Vortrag soll der Frage nachgegangen werden wie Schulen und Lehrer konkret in der römischen Antike finanziert wurden. Nach einem kurzen Überblick über die Formen römischer Schulen vom Elementar- über den Grammatik- und Literatur- bis hin zum Rhetorik-Unterricht wird die soweit aus antiken Schriftquellen erschlossen Situation der jeweils verantwortlichen Lehrer dargestellt. Nach römischer Anschauung war für Erziehung und Bildung die Familie zuständig. Es wird gezeigt, dass somit als Konstante in allen diesen Unterrichtsformen und egal ob der jeweilige Unterricht individuell zu Hause oder gemeinschaftlich in einer Schule stattfand die Finanzierung der Lehrer ausschließlich privat durch die jeweiligen Familien der zu Unterrichtenden erfolgte. Von staatlicher Seite gab es nie eine konsistente Schulpolitik, sondern als situationsgebundene Wohltaten wurden Lehrern gewisse Privilegien wie Steuerbefreiungen, Aufenthaltsgenehmigungen und Bürgerrechtsverleihungen gewährt. Zu keiner Zeit aber ersetzten diese Zuwendungen das von den einzelnen Schülern weiter zu entrichtende Schulgeld.
1937 wurde auf der „Hohen Birga", einem bewaldeten Hügel nördlich von Birgitz, die größte bislang erforschte Siedlung aus der jüngeren Eisenzeit in Tirol entdeckt. Nach weiteren Arbeiten in den 1940er und 1950er Jahren bei denen ein halbes Dutzend Gebäude archäologisch freigelegt und reiche Funde gemacht werden konnten, geriet der Platz jedoch zunehmend in Vergessenheit, die bislang entdeckten Überreste verfielen und wucherten zu. Erst der Verein Archäotop Hohe Birga, konnte in enger Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck und der Gemeinde Birgitz wieder neue Forschungen starten.
2014 wurde nach jahrelanger Suche ein umfangreicher Teil der bis dato verloren geglaubten alten Grabungsdokumentation der frühen bislang großteils unpublizierten Grabungen wiederentdeckt, die von 2018-2022 und 2024 Anlass für weitere Untersuchungen gab. Im Vortrag soll gezeigt werden wie durch gezielte Nachgrabungen in mehreren Bereichen der Siedlung Hausbefunde (Haus, I, II, III und XII) aber auch Überlegungen zum Zugangsweg zur Siedlung verifiziert, in vielen Fällen bislang überlieferte Aussagen aber deutlich relativiert und ergänzt werden konnten.
Gerade für die Etablierung der Archäologie spielten Amateure, Laien, Dilettanten, Sammler und Privatgelehrte eine große Rolle. Umso mehr überrascht es, dass man sich einer konsequenten Aufarbeitung ihres Einflusses auf die Wissenschafts- und Disziplinentwicklung der Archäologie in Österreich bislang nur wenig zugewandt hat. Ziel des vorliegenden Bandes ist es daher, dem Phänomen des Dilettantismus in der Archäologie im besten Sinne des Wortes, also der Tätigkeit von außerhalb der institutionalisierten archäologischen Forschergemeinschaft wirkenden Persönlichkeiten nachzugehen. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich vom 18. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Geographisch wird der Raum der Habsburgermonarchie und seiner Nachfolgestaaten behandelt.
Archäologische Universitätssammlungen finden sich heute zunehmend in einer Situation zwischen universitärem Alltag von Forschung und Lehre und den Ansprüchen, welche eine interessierte Öffentlichkeit an Museen, ihrer Präsentation und Vermittlungsangebote stellt. Im vorliegenden Band berichten Leiter und Kuratoren, wissenschaftliche Mitarbeiter und Projektmitarbeiter an archäologischen Universitätssammlungen, genauso aber auch Restauratoren, Kulturvermittler und Museumspädagogen und decken dabei eine große fachliche Breite an unterschiedlichen archäologischen Disziplinen ab (Klassische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Ägyptologie, Vorderasiatische Archäologie, Christliche Archäologie, Etruskologie, Papyrologie und Epigraphik). Ziel ist es, erstmalig und aktuell sowohl einen umfassenden Überblick über die Geschichte dieser Institutionen zu bieten als auch im Sinne einer Standortbestimmung die Situation archäologischer Universitätssammlungen im deutschsprachigen Raum zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit näher zu betrachten.
Erhalten und Bewahren von Sammlungsbeständen zählen zu den zentralen Aufgaben eines Museums. Die Errichtung und das Management von Depots stellen aber vielfach eine große Herausforderung für Museumsverantwortliche dar. Zu dieser Thematik und den dabei anfallenden Fragen und Problemen fand vom 4.–5. März 2011 in Innsbruck das ICOM-Symposium „Depot und Depoteinrichtung" statt, bei welchem 13 Referentinnen und Referenten aus Österreich, Deutschland, Großbritannien und der Schweiz, darunter Leiter von Museen, Konservatoren, Restauratoren und Architekten aktuelles Basiswissen für die Errichtung und Einrichtung eines Depots lieferten. Weiters wurden anhand von best practice Beispielen, Erfahrungsberichten sowie Hinweisen zur Fehlervermeidung, Anregungen zur Lösung räumlicher, konservatorischer, struktureller und pekuniärer Depotprobleme geboten. Im vorliegenden Tagungsband sind diese Beiträge zusammengestellt. Wenn die Depots auch das Herzstück eines Museums ausmachen, so ist die Außenwirkung dieses Bereiches der Museumsarbeit doch minimal. Dennoch sind es gerade die richtigen Maßnahmen im Depot, die den Kulturgütern eine unbeschadete langfristige Existenz ermöglichen. / The preservation and maintenance of collections are to be counted among the main tasks of a museum. Nevertheless, in many cases the construction and management of a museum storeroom are posing great challenges to the persons responsible. Concerning this subject and corresponding questions and problems, from march 4th to march 5th 2011 the ICOM-Symposium "Museumsdepots und Depoteinrichtung" was held in Innsbruck, at which 13 speakers from Austria, Germany, Great Britain, and Switzerland - among them museum's directors, curators, conservators, and architects - supplied their up to date basic knowledge about construction, layout and equipment of storage areas. Furthermore, based on best practice examples, reports as well as suggestions for preventing mistakes beforehand and propositions to find solutions for storage difficulties concerning space, conservational aspects, structure and financing were given. The conference proceedings put together all these papers. Storage rooms are a museum's core and centrepiece - the visibility of this part of museum work yet minimal. Nevertheless the appropriate actions taken in storage are what guarantees for an unscathed and long life existence of our cultural possessions.
Verehrt und verachtet begegnet sie uns in der antiken Literatur. Die gegenwärtige Forschung sieht die Hetäre und mit ihr das Thema Prostitution in der griechischen Antike immer noch äußerst kontrovers. Waren Hetären die einzigen wahrhaft freien Frauen der griechischen Antike oder standen sie im realen Leben doch auf derselben Ebene wie die gemeine Dirne – am unteren Ende der sozialen Ordnung? Der erste Band der neuen Schriftenreihe SPECTANDA – Schriften des Archäologischen Museums Innsbruck präsentiert eine Reihe von Beiträgen, welche begleitend zur Sonderausstellung „Hetären.Blicke – Klischees und Widersprüche" verfasst wurden. In diesen wird gezeigt, wodurch sich das Leben einer Prostituierten von dem einer ehrbaren Frau unterschied und mit welchen Problemen man konfrontiert ist, wenn man die Lebensumstände einer einfachen oder aber auch erfolgreichen Prostituierten verstehen möchte. Dass Prostitution früher wie heute ein geschlechterübergreifendes Thema ist, das keineswegs „nur" Frauen betrifft kann ebenfalls vor Augen geführt werden. Auch den Kunden und ihren Stimmen wird Raum gegeben. Wahre Liebe, gehobene Unterhaltung, Gefälligkeiten, Sexualität, Spiel – wie darf man sich die Beziehungen dieser oft prominenten Männer zu Hetären vorstellen? Eine Besonderheit stellt die Hetäre Phryne dar, die Muse des Malers Apelles und des Bildhauers Praxiteles war und uns antiken Anekdoten zur Folge in zumindest einem Kunstwerk erhalten geblieben ist. Durch die Unterstützung der Organisation LEFÖ gelingt es abschließend, auch einen Blick in die Gegenwart zu werfen und die momentane Situation von Sexarbeiterinnen zu beleuchten.
2010 jährt sich zum 250. Mal der Todestag Anton Roschmanns (1694–1760), einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Tiroler Gelehrtenwelt des 18. Jahrhunderts, der der vorliegende Sammelband gewidmet ist. Nicht nur aufgrund seiner zahlreichen Schriften, sondern auch durch sein zukunftsweisendes Engagement um verschiedene Einrichtungen und Sammlungen, wie etwa die Innsbrucker Universitätsbibliothek oder die Sammlungen auf Schloss Ambras, ist Roschmann zu einem lohnenden Forschungsobjekt für Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen geworden. Daher kommen hier Kodikologen und Bibliotheksforscher, Philologen und Kunsthistoriker, Museologen und Archäologen zu Wort und versuchen so der Vielseitigkeit dieses Tiroler Universalgelehrten gerecht zu werden.
In offiziellem Auftrag führte der Tiroler Landeshistoricus Anton Roschmann im Herbst 1746 eine archäologische Ausgrabung in der Nähe von Lienz (auf der so genannten "Gline") durch und stellte seine Ergebnisse im Frühjahr 1747 den Mitgliedern der Innsbrucker Gelehrtenakademie "Taxiana" vor. In diesem hier kritisch edierten und ins Deutsche übersetzten Text plädiert Roschmann dafür, dass es sich bei seinen Funden um Reste der römischen mansio Loncium handelt. Besondere Aufmerksamkeit widmet er der Frage, wie es im Volksmund zu der ungewöhnlichen Bezeichnung für diese Ruinen kommen konnte: die Zwergerlstadt.
https://verlag.oeaw.ac.at/produkt/archaeologie-und-republik/99200911?name=archaeologie-und-republik&product_form=5289
(Innsbruck 2011) 23.
(Innsbruck 2011) 22.
(https://sketchfab.com/museum_ibk/models)
und Originalen der Universität: Sammeln - Bewahren - Forschen – Vermitteln, in: Zentrum für Alte Kulturen (Hrsg.), Jahresbericht 2009. Geschichte und Altorientalistik, Archäologien, Gräzistik und Latinistik, Archäologisches Museum, Fachbibliothek Atrium (Innsbruck 2010) 87-89.
(Innsbruck 2011) 39.
(Innsbruck 2011) 38.
Wichtige, namengebende Funde der Fritzens-Sanzeno-Kultur wurden um 1920 vom Gemeindearzt der Gemeinde Wattens, Dr. Karl Stainer (1868–1949), in Fritzens gemacht. Dem Sohn der bekannten Malerin Anna Stainer-Knittel („Geierwally"), der sich nicht nur als Arzt, sondern auch als engagierter Heimatforscher und Archäologe Verdienste erwarb, widmet sich zu seinem 75. Todestag eine Sonderausstellung im Museum Wattens.
Im Rahmenprogramm der Ausstellung fand kürzlich die Tagung „Altes und Neues zur Fritzens-Sanzeno-Kultur in Nordtirol" im Museum Wattens statt. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen berichteten daher bei der Veranstaltung über aktuelle Grabungen und ihre Ergebnisse an bedeutenden Fundplätze wie dem Brandopferplatz am Piller Sattel in Fließ, der Casa Retica von Wenns Oberdorf und der Siedlung auf der „Hohen Birga" in Birgitz. Aber auch Erkenntnisse, gewonnen durch neue naturwissenschaftliche geoarchäologische Untersuchungsmethoden wurden genauso präsentiert, wie solche zu speziellen Fundgattungen, so zur Herstellung und Nutzung von Keramik der Fritzens-Sanzeno-Kultur sowie latènezeitlicher Glasarmringe aus Nordtirol. Den Abschluss bildeten Vorträge zur Biographie Karl Stainers sowie der Tongrube in Fritzens.
Neben arrivierten Archäologinnen und Archäologen, die ihre Grabungs- und Forschungsergebnisse bei dieser Tagung präsentieren und zur Diskussion stellen, gilt die Aufmerksamkeit dieser Veranstaltung auch insbesondere jüngeren Kolleginnen und Kollegen, denen Gelegenheit geboten wird laufende wie auch gerade frisch abgeschlossene Masterarbeiten und Dissertationen sowie Ergebnisse aus drittmittelfinanzierten Forschungsprojekten vorzustellen. Die Vortragenden kommen dabei nicht nur aus Österreich selbst. Die internationale Wahrnehmung und Akzeptanz dieser traditionellen Veranstaltung, zeigt sich die durch die Teilnahme von Referentinnen und Referenten aus Ägypten, Deutschland, Japan, Kroatien und der Schweiz, die für den österreichischen Raum, geographisch ebenso wie von der Forschungsausrichtung her, besonders interessante Themen bearbeiten. Der Archäologietag bildet aber auch eine wertvolles Austauschforum zwischen universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Neben Angehörigen von Universitäten referieren auch Kolleginnen und Kollegen des Österreichischen Archäologischen Instituts der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, des Bundesdenkmalamtes, musealer Einrichtungen sowie privater archäologischer Dienstleister.
Der Archäologietag dauert drei Tage und in 78 angemeldeten Vorträgen werden 127 Referentinnen und Referenten archäologische Forschungen von der Urgeschichte bis zur Neuzeit aus dem vom antiken Griechenland geprägten Mittelmeerraum und aus Mitteleuropa, hier besonders zu den römischen Provinzen auf dem Boden des heutigen Österreich präsentieren. Der Archäologietag gewährt somit einen aktuellen Einblick in den spannenden Stand und die breite Vielfalt der archäologischen Forschung in Österreich zugleich aber auch eine Leistungsschau des akademischen Nachwuchses. Daneben dienen die Begegnungen einem erweiterten wissenschaftlichen Austausch, der es nicht zuletzt ermöglicht, die Anliegen der Archäologie in die Öffentlichkeit zu tragen.
Interdependenzen zwischen optionalen internen Vereinfachungen von Darstellungsformen wissenschaftlicher Arbeit (nicht zuletzt als unabdingbare Voraussetzung inter- und transdisziplinärer Diskurse) und einer extern ausgerichteten (und medial angereicherten) Reduzierung komplizierter wissenschaftlicher Sachverhalte gefragt.
Mit der zunehmenden Ökonomisierung der Gesellschaft, die auch vor den Geistes- und Kulturwissenschaften nicht Halt macht, bekommt das Thema Forschungspolitik eine immer größere Brisanz. Projekte und Forschungsvorhaben sind vermehrt von externen Geldern abhängig und geraten so in Konkurrenzverhältnisse, die sich in Entwicklungen der Forschungspolitik niederschlagen. Große Fragen sind daher, wie Forschungstrends entstehen, wie sie sich entwickeln und welche Folgen sich daraus ergeben, wer verantwortlich ist, wer sich anzupassen hat und welche Möglichkeiten des Umganges es damit gibt. Die Jahrestagung in Innsbruck soll die Gelegenheit geben, Forschungspolitik in drei Schwerpunktsektionen zu beleuchten. Zunächst werden das Entstehen von Forschungstrends und die Frage nach dem Verhältnis von Forschungsinteresse und Forschungspolitik mit Verantwortlichen institutioneller Forschungseinrichtungen diskutiert. Gibt es so etwas wie Forschungstrends? Orientieren sich Forschungsinstitutionen an aktuellen Forschungstrends oder beeinflussen sie sie sogar? Spielen in den Altertumswissenschaften gesellschaftliche Debatten in die Forschung hinein? Nach welchen Kriterien entscheiden Institutionen, ob ein Projekt verfolgt und ggf. unterstützt wird? Zusammenfassend: Wie kommt Forschungspolitik zustande?
Den Wunsch nach Transparenz und die Sicht der Drittmittelgeber behandelt die zweite Sektion mit Beiträgen von Vertretern staatlicher und privater Geldgeber. Wie wird über Drittmittelanträge entschieden? Inwieweit ist die Vergabe von Drittmitteln abhängig von der Orientierung an forschungsaktuellen Themen? Stimmt das Vorurteil, dass ohne bestimmte Schlagwörter (Buzz-words) ein Antrag zum Scheitern verurteilt ist? Wie werden die Entscheidungsgremien gebildet und die Gutachter ausgewählt?
Die Beiträge der dritten Sektion sollen die Wechselwirkung von Forschung und Forschungspolitik sowie die Relevanz der Reflexion dieses Prozesses näher betrachten. Nehmen öffentliche/private Geldgeber über die Mittelvergabe hinaus Einfluss auf die Ausrichtung der Forschung und damit das Entstehen von Forschungstrends? Welche Folgen der derzeitigen Forschungspolitik von fördermittelgebenden Organisationen ergeben sich bei den antragstellenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Institutionen? Welche positiven Einflüsse sind zu erkennen, welche negativen? Bei Letzteren: Wie wären negative Folgen zu vermeiden?
Am Sonntag findet eine abschließende Podiumsdiskussion mit allen Referentinnen und Referenten der vorangegangenen Sektionen statt. Einen öffentlichen Abendvortrag wird es am Freitag geben. Zudem werden sich auch zur Jahrestagung 2015 die Arbeitsgemeinschaften des DArV (AG Antikenmuseen, AG Archäologie und Computer, AG Archäologie und Fotografie, AG Archäologisches Publizieren, AG Etrusker & Italiker, AG Orient, AG Studienreform) treffen. Innsbrucker Forschungen und Projekte erhalten die Gelegenheit sich vorzustellen, und für Interessierte wird am Sonntagnachmittag eine Führung durch die Innsbrucker Altstadt angeboten.
Zumeist noch keinen akademisch sanktionierten Standards unterworfen, standen bei ihnen persönlicher Enthusiasmus, Passion und Leidenschaft im Vordergrund, nicht selten aber auch eng gepaart mit sachkundiger Expertise und Fachwissen. Zum Großteil aus der bürgerlichen Mitte stammend, wie Lehrer oder Priester, betätigten sie sich als Heimatforscher oder kamen im Zuge ihres Berufes, wie Vermessungstechniker, Architekten oder Geschäftsleute, mit archäologischen Überresten in Kontakt. Aus Liebe zur Heimat, der Identifikation mit ihrer Geschichte, aber auch mit historischem Spürsinn wurden bei Begehungen oder ersten Grabungen archäologische Stätten und Geländedenkmäler entdeckt, beschrieben und so wesentlich zu neuen Erkenntnissen beigetragen. Von ihnen aus Sammelleidenschaft geborgene und zusammengetragene Objekte bildeten oft auch den Kern früher Museen und Sammlungen.
Die Tagung möchte sich mit dem Phänomen der Dilettanten im besten Sinne des Wortes, einem bislang weitgehend unbearbeiteten Forschungsfeld widmen, welches für die Etablierung der Archäologie allerdings von nicht geringer Bedeutung war. Neben den Biographien, die Aufschluss zu den Hintergründen der agierenden Personen liefern, sollen auch die Umstände und Arbeitsweisen, unter welchen sie forschten und ihre Erkenntnisse verbreiteten, beleuchtet werden. Auch soll der Frage nach der Beziehung zu ihren akademischen Kollegen, der Akzeptanz ihrer Leistungen und somit auch der wissenschaftlichen Bedeutung ihrer Entdeckungen und Erkenntnisse für die archäologische Forschung nachgegangen werden.
Ziel der Tagung ist es, das Phänomen des Dilettantismus in der Archäologie, also die Tätigkeit von außerhalb der institutionalisierten archäologischen Forschergemeinschaft wirkenden Persönlichkeiten von seinen Ursprüngen im 18. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zu behandeln. Geographisch stehen das Habsburgerreich und seine Nachfolgestaaten im Vordergrund.
Neben Standortbestimmungen sind daher Beiträge zu Forschungsprojekten zur Geschichte der jeweiligen Sammlung, der Erschließung in Form von Inventaren und (Bild)datenbanken, Sammlungskatalogen, Konservierungs- und Restaurierungsproblemen erwünscht. Auch über die Einbeziehung der Sammlungen in spezielle Lehrveranstaltungen, sei es zu bestimmten Objektgattungen und Epochen, sei es aber auch im Sinne spezieller museologischer Fragestellungen, kann berichtet werden. Ein Themenkomplex soll sich der Einbindung der Sammlungen in die jeweils lokale und regionale Öffentlichkeit in Form von Sonderausstellungen, Vermittlungsprogrammen (Museumspädagogik, Führungen, Vorträgen) und anderen publikumsbezogenen Aktivitäten widmen. Neben der öffentlichen soll aber auch der Frage der inneruniversitären Akzeptanz der Sammlungen, nämlich ihrer Verankerung in der universitären Gesamtstruktur und damit verbunden den (nicht) vorhandenen finanziellen, personellen und räumlichen Ressourcen nachgegangen werden.
Ziel der Tagung ist es, über einen breiten Gedankenaustausch zu Aktivitäten, Problemen und Möglichkeiten archäologischer Universitätssammlungen Ideen, Anregungen und neue Impulse zu erhalten und dadurch auch die Basis für eine zukünftige verstärkte Vernetzung zu legen.
Die Tagung richtet sich an Leiter und Kuratoren, wissenschaftliche Mitarbeiter und Projektmitarbeiter an archäologischen Universitätssammlungen, genauso aber auch an Kulturvermittler und Museumspädagogen.
Prackwieser Isabella, Cereda Susanna, Trebsche Peter
The "Hohe Birga", a late Iron Age hilltop settlement in Birgitz (Tyrol, Austria), was discovered in 1937 and extensively excavated in the following years. These initial excavations were primarily dedicated to the documentation and publication of archaeological finds. The context in which artefacts were found remained mostly overlooked and especially neglected were the imposing structures known as "Casa Retica" (a debated term) that characterize the settlement. New investigations, conducted between the years 2018 and 2022 by the University of Innsbruck, aimed to fill this gap by focusing on a more detailed examination of these still-debated archaeological structures. In this talk, we present new research results of the La Tène period House II on the Hohe Birga. We collected three undisturbed sediment blocks and 141 loose sediment samples from the floor of the structure and subsequently analyzed them by means of micromorphology and phosphate spot-tests. The aim of the study was to gain a deeper understanding about the nature of the floor (e.g. formal/informal, plastered/rammed, covered/uncovered), to identify potential renovation phases and to trace post-depositional processes following the abandonment of the building. Microarchaeological approaches proved crucial in obtaining microscopic information from features without a "Pompeii premise" and in identifying traces of activity. The new results offer valuable insights into the use of the building and enable its history to be reconstructed.
Sammlungen von Gipsabgüssen nach antiken Bildwerken bildeten als Forschungs- und Studienobjekte einen wesentlichen Bestandteil von Museen um die als ästhetisches Vorbild und Grundlage abendländischer Kunstentwicklung gesehene klassische Antike zu vermitteln. Die Gipse wurden dabei zunächst weiß belassen um frei von Makeln an der Oberfläche wie zufälligen Materialfehlern, historischen Erhaltungsspuren, Oxidierung oder Patina die Aufmerksamkeit der Betrachter auf die reine plastische Form zu lenken.
Erst im 19. Jahrhundert setzte eine Veränderung in der Akzeptanz von Gipsabgüssen ein. Authentizität gewann sowohl in künstlerischer als auch materieller Hinsicht an Bedeutung. Gerade der Umstand, dass bei einem Abguss alle optischen Effekte, die gliedernden und akzentuierenden Besonderheiten in der Oberfläche eines originalen Kunstwerks ausgeschaltet waren, rief nun starke Kritik hervor. Die kalte, kreidige und stumpfe Oberfläche des vielfach auch stark verschmutzten Gipses, wurde als Beeinträchtigung für den Gesamteindruck gesehen. Der Abguss würde zwar die Form des Originals wiedergeben, gerade die Oberfläche, ob transparenter Marmor oder reflektierende Bronze aber völlig unterschlagen. Gipsabguss-Sammlungen wurden despektierlich als „Schreckenskammern der weißen Gespenster" bezeichnet.
Versuche wurden gestartet um eine Verschmutzung der Oberfläche zu verhindern oder eine solche wieder zu entfernen. Es war schlussendlich nur ein kleiner Schritt von einer weißen Übermalung hin zum Versuch der Nachahmung des Materials der Originale, also der mehr oder weniger freien farbigen Angleichung von Abgüssen an ihre steinernen oder bronzenen Originale. Im Vortrag soll die insbesondere der an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert überaus kontrovers und emotional diskutierten Frage der materialimitierenden Farbfassung von Gipsabgüssen u.a. auch als Möglichkeit ihrer Konservierung nachgegangen werden.
Der sog. „Popaius" Senator, ein ca. 3 m hoher Pfeiler aus Chloritschiefer mit Inschrift „Popa/ius / Sena/tor" und einem angeblich zugehörigen grob gearbeiteten 0,40 m hohen Kopf, zählt sicher zu den kuriosesten Objekten der Austria Romana. 1932 in Bichl bei Matrei in Osttirol gefunden wurde er lange Zeit als Österreichs ältester römischer Inschriftenstein und Zeugnis eines Römers, den es aufgrund des Bergbaus nach Osttirol verschlagen hatte, angesehen. Heute herrscht Einigkeit darüber, dass es sich bei dem 1936 gefundenen Kopf um eine moderne Fälschung handelt und auch die Echtheit der Inschrift wird aus paläographischen Gründen stark angezweifelt. Im Vortrag soll anhand von jüngst aufgefundenen Archivalien der Entdeckungsgeschichte der Stele, die eine rege Korrespondenz auslöste, und den zahlreichen daran beteiligten Akteuren nachgegangen werden.
Archäologie war seit jeher eine Disziplin, die schon in ihrer Frühzeit das Interesse einer breiten Öffentlichkeit geweckt hat. Amateure, Laien, Dilettanten, Liebhaberforscher, Privatgelehrte aber insbesondere auch Sammler spielten bereits vor der Phase der akademischen Professionalisierung gerade in der Archäologie eine wesentlich größere Rolle als in anderen Fächern. Von ihnen aus Sammelleidenschaft geborgene und zusammengetragene Objekte bildeten und bilden bis heute oft auch den Kern früher Museen bzw. zentrale Bestandteile von Sammlungen.
Die Begeisterung für Archäologie, das Suchen und Sammeln von archäologischen Objekten stellt aber kein historisches Phänomen dar, sondern ist in Person von Hobbyarchäologen bis heute aktuell. Oft werden Verantwortliche archäologischer Universitätssammlungen von diesen kontaktiert: Die Bandbreite reicht von Anfragen zur Bestimmung oder dem Schätzen des Wertes, konkreten Angeboten des Verkaufs, Leih- und Dauerleihgaben bis hin zu Schenkungen einzelner Objekte bzw. ganzer Sammlungen. Wurde dies früher vielfach relativ unkritisch gesehen hat sich mit der seit den 1980er Jahren einsetzenden Diskussionen über Raubgrabungen im In- und Ausland, dem Antikenhandel sowie den illegalen Versuchen der Ausfuhr von archäologischen Objekten aus den Ursprungsländern zu Recht eine deutlich kritischere Haltung bei Archäologinnen und Archäologen wie auch Museumsverantwortlichen zu diesen vielfach in ihrer Provenienz problematischen Beständen entwickelt.
Gerade Universitätsmuseum, die als Lehr- und Studiensammlungen zunächst angelegt wurden um Studierenden – also zukünftigen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern – schon während ihrer Ausbildung authentisches Anschauungsmaterial zu liefern und die gerade in den letzten Jahren vielfach zentrale Institutionen der Wissensvermittlung auch an eine interessierte außeruniversitäre Öffentlichkeit geworden sind, müssen hier vielfach noch strengere ethische Maßstäbe anlegen als andere Typen von Museen. Ist es somit mit dem fachwissenschaftlichen Ethos von Archäologinnen und Archäologen vereinbar solche Objekte in universitäre Sammlungen aufzunehmen, an ihnen zu forschen, sie im Rahmen der universitären Lehre zur Ausbildung der Studierenden einzusetzen oder sie gar auszustellen und öffentlich Interessierten zu zeigen?
Im Vortrag sollen daher aus den Erfahrungen der letzten Jahre am Archäologischen Universitätsmuseum Innsbruck Überlegungen zum Umgang archäologischer Universitätsmuseen mit Hobbyarchäologen und privaten Sammlern angestellt werden, ohne den Anspruch anzustreben in der Bandbreite zwischen ethisch korrekt, rechtskonform, pragmatisch oder gar opportunistisch verbindliche und „richtige" Aussagen zu treffen. Vielmehr sollen die Gedanken als Diskussionsgrundlage bzw. -anstoß verstanden werden.
2021 wurde beim Wegbau nördlich der Burg Heinfels in Osttirol eine römische Bronzestatuette der Göttin Fortuna gefunden. Im Vortrag wurden zunächst die Forschungsgeschichte des Burghügels sowie die bislang bekannten archäologischen Funde von der Steinzeit bis in die Gegenwart vorgestellt. Anschließend wurde näher auf den Einzelfund eingegangen, also die Göttin Fortuna und ihr Kult im römischen Reich vorgestellt, die Möglichkeiten ihrer Darstellung gezeigt, Vergleichsbeispiele für „Fortuna von Heinfels" präsentiert und diese in den Kontext der bisher bekannten römischen Kleinbronzen im Osttiroler Raum gestellt. Abschließend wurde der Frage nach der Funktion eines solchen Objektes nachgegangen um dadurch auch mögliche Hinweise zur bislang unbekannten Nutzung des Burghügels von Heinfels in römischer Zeit zu erlangen.
Im Vortrag sollen am Beispiel des Archäologischen Universitätsmuseums Innsbruck die Potenziale universitärer Sammlungen und Museen als außerschulische Lernorte vorgestellt werden.
Das 1869 gegründete „Archäologische Museum Innsbruck – Sammlung von Abgüssen und Originalen der Universität Innsbruck", das zweitälteste archäologische Universitätsmuseum Österreichs, stellt in seiner Kombination aus Abgüssen, Kopien und Originalen mit nunmehr über 2.000 Objekten die größte Kollektion klassischer Antiken in Westösterreich dar und nimmt mit diesem Schwerpunkt eine Sonderstellung innerhalb der Tiroler Museumslandschaft ein. Im Museum wird ein nahezu geschlossener Überblick über die Entwicklung der griechischen und römischen Kunst- und Kulturgeschichte geboten.
Neben der Lehre und Forschung war die Sammlung aber auch schon im ausgehenden 19. Jahrhundert für die Öffentlichkeit zugänglich, wie zahlreiche Zeitungsartikel berichten. Aber erst im Zuge einer Neuaufstellung und der erstmaligen Installierung einer Kuratorenstelle 2008 wurde gezielt an einer breiten Öffnung der Sammlung für ein außeruniversitäres Publikum gearbeitet. Da von Seiten der Universität keine Mittel zur Verfügung standen musste zunächst Konzepte entwickelt und Fördergeber gesucht werden.
Basierend auf einer Studie durch das Wirtschaftskolleg der Handelsakademie Innsbruck, in welcher eine genaue Zielgruppen- und Bedarfsanalyse vorgenommen und die Wünsche und Bedürfnisse von Lehrerinnen und Lehrern an Innsbrucker Volksschulen, Mittelschulen und Gymnasien analysiert wurden, konnten Workshop-Programme entwickelt werden, die konkret als passende Bereicherung und Ergänzung des Unterrichts sinnvoll erschienen. In der praktischen Umsetzung und durch umfassende begleitende Evaluierungen konnten diese Programme erprobt, laufend angepasst, adaptiert, wenn notwendig aber auch verworfen werden.
Neben einem normalen Führungsprogramm, museumspädagogischen Vermittlungsprogrammen für Schulklassen, der Teilnahme an laufenden Großveranstaltungen wie Langen Nächten der Museen, der Forschung, Aktionstagen der Universität wurden auch gezielt Kooperationen mit außeruniversitären Organisationen wie der Volkshochschule, Erwachsenen- und Lehrerbildungsinstitutionen und Kunstakademien für Zeichenkurse in der Sammlung eingegangen. Aber auch Lesungen und Theateraufführungen, musikalisch umrahmte Erzählnachmittage und Gastvorträgen, die aufgrund ihrer jeweiligen Inhalte und Themen, ideal in den Kontext eines Antikenmuseums passten bzw. sogar auf einzelne Exponate Bezug nahmen, werden veranstaltet.
Gerade in den Vermittlungsprogrammen profitieren Besucherinnen und Besucher einer universitären Sammlung vom niederschwelligen Zugang zu den Exponaten, genauso aber auch vom direkten Kontakt mit den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, welche zu diesen Objekten forschen. Ein Universitätsmuseum kann hierbei eine wichtige Scharnierfunktion übernehmen und Interessierten helfen schon in jungen Jahren, Hemmschwellen abzubauen. Vielfach wird durch den Besuch der Sammlung, in der versucht wird, auf verständliche und zielgruppengerechte Art und Weise über den Weg der Exponate auch Forschungsfragen, -methoden und daraus schlussendlich gewonnene Erkenntnisse zu vermitteln, erstmalig überhaupt eine Universität betreten.
1865 wurde Ploner in Villanders in Südtirol geboren. Schon während seiner Schulzeit am Augustinergymnasium in Brixen entschloss er sich in den Franziskanerorden einzutreten. An der Universität Innsbruck absolvierte er ein Lehramtsstudium der Naturwissenschaften, wurde anschließend Gymnasialprofessor in Hall und anschließend am Franziskanergymnasium in Bozen in Südtirol und nutzte diese Zeit auch für erste wissenschaftliche Veröffentlichungen. Aufgrund eines ungeschickten Vortrags in den Naturwissenschaften vom Lehrdienst suspendiert, wurde er ins Franziskanerkloster nach Telfs strafversetzt und kam dann als Aushilfspriester ins Kloster Enns nach Oberösterreich. Von dort wurde er für ein Jahr als apostolischer Missionär nach Jerusalem versetzt und bereiste dann das Heilige Land und Ägypten. Zurück in Österreich nahm er seinen Lehrdienst am Gymnasium wieder auf musste aus diesem aber nach einigen Jahren aufgrund gesundheitlicher Probleme ausscheiden. Von da an widmete er sich die beiden letzten Jahre fast ausschließlich archäologischen Ausgrabungen in der Römerstadt Aguntum in Osttirol im Zuge derer er plötzlich 1914 im Alter von 48 Jahren einem akuten Herzleiden erlag. Durch die Auswertung von Akten in den unterschiedlichen Franziskanerklöstern, Schularchiven, Tagebüchern, Briefen, Grabungs- und Zeitungsberichten konnte eine detaillierte Biographie Innozenz Ploners erstellt werden.
Einen besonderen Aspekt stellt sein Jahr 1903/1904 in Jerusalem dar über welches er ein Tagebuch verfasste, welches im Original heute nicht mehr erhalten ist. Ploner entwickelte in dieser Zeit allerdings einen regen Briefverkehr mit seiner Heimat und sandte dabei seine Tagebuchaufzeichnungen regelmäßig auch an unterschiedliche österreichische Tages- und Wochenzeitungen, die dieses laufend, soweit sie es für die Öffentlichkeit geeignet hielten, abdruckten. Im Wesentlichen handelt es sich um Zeitungen in den Regionen in welchen er auch als Ordensmann in verschieden Klöstern gelebt hatte. So konnten im Zuge von Recherchen neben der Tiroler Zeitung „Neue Tiroler Stimmen" auch in der oberösterreichischen „Steyrer Zeitung" Teile davon abgedruckt gefunden werden. Die Tagebuchaufzeichnungen bieten nun eine Fülle an Informationen: Neben Einblicken in das profane und religiöse Leben in Jerusalem kurz nach der Jahrhundertwende wollte Ploner sich konkret in Hinblick auf den für das Frühjahr 1904 geplanten Zweiten Oberösterreichischen Pilgerzug ins Heilige Land an die LeserInnen der „Steyrer Zeitung" wenden und diesen Informationen zu Besichtigungspunkten geben aber auch sie insbesondere durch praktische Ratschlägen darauf vorbereiten.
Um die Jahrhundertwende war die Zeit der großen Volkswallfahrten. Pilgervereine entstanden, deren Ziel es war, für mehrere hundert Teilnehmer kostengünstige Gemeinschaftspilgerreisen nach Palästina zu organisieren. Vor Ort wurden die einzelnen Gruppen von muttersprachlichen Priestern geführt, und so war Ploner 1904 dann auch vor Ort für die Betreuung der oberösterreichischen Pilger verantwortlich, die er jeweils über eine Woche im Heiligen Land begleitete und auch in seinem Tagebuch erwähnt. Im Gedenkbuch des Pilgerzuges findet dann auch Ploner Erwähnung.
Im Sinne einer mikrohistorischen Studie soll im Rahmen seiner Biographie insbesondere gezeigt werden, wie sich Ploners nicht mehr erhaltenes Tagebuch durch die abgedruckten Zeitungsartikel rekonstruieren ließ und er darüber auch vor dem Hintergrund des Zweiten Oberösterreichischen Pilgerzug mit seinen LeserInnen in Oberösterreich in Kontakt trat bzw. blieb und so bis zu seinem Tod bei diesen als Pilgerführer in Erinnerung blieb.
Nachdem in Osttirol im Gebiet der Römerstadt Aguntum seit Jahrhunderten wiederholt archäologische Funde aus römischer Zeit gemacht worden waren, diese aber im besten Fall in das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum nach Innsbruck verbracht, im schlechtesten oft unbemerkt von Privatleuten erworben wurden, kam schon Ende des 19. Jahrhunderts die Idee auf, diese in der Bezirkshauptstadt Lienz in einem eigens dafür zu gründenden Museum unterzubringen: „Darin solle alles aufbewahrt werden, was mit der Stadt Beziehung hat; besonders Denkmäler und Erinnerungszeichen jeder Art sollen darin Platz finden, damit langsam ein Bild geschaffen werde, wie Lienz in der Vergangenheit ausgesehen hat." In zahlreichen Zeitungsartikeln lässt sich, immer wieder angeregt von verschiedensten lokalen Persönlichkeiten, vielfach Lehrer, über mehrere Jahre der lange Weg nachvollziehen bis 1906 auch die Gemeindeführung überzeugt werden konnte. Diese sah zwar das Potenzial für den Fremdenverkehr und Tourismus in der abgelegenen Region, wollte ein solches Museum aufgrund finanzieller Bedenken aber nicht selbst betreiben, sondern regte die Gründung eines eigenen „Museumsvereines für Lienz und Umgebung" in Verantwortung Lienzer Bürger an. Dieser sollte sich sowohl um finanzielle Spenden, als auch interessante Ausstellungsstücke für das zukünftige Museum bemühen.
Wie es der Zufall wollte verbrachte zu dieser Zeit der Direktor des „Königlich Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen Museums Dresden", Prof. Adolf Bernhard Meyer (1840–1911), seinen Sommerurlaub in Osttirol und so erstellte dieser gemeinsam mit dem Osttiroler Lehrer und Sprachwissenschafter Augustin Unterforcher 1849-1924) ein erstes Konzept für ein kulturgeschichtliches-archäologisches Stadtmuseum und Statuten für einen Museumsverein. Vom Sammeln naturkundlicher Objekte riet er wegen des hohen Aufwandes bei ihrer Aufbewahrung und Erhaltung sowie der dafür notwendigen wissenschaftlichen Vorkenntnisse dezidiert ab. 1907 wurde schließlich der Verein gegründet und ein honoriger Vorstand (Bürgermeister, Notar, Pfarrer, Lehrer, Händler) gewählt.
Eine Sammlung konnte schnell durch zahlreiche Schenkungen aus der Bevölkerung und von einheimischen Künstlern, aber auch durch offizielle archäologische Ausgrabungen – initiert durch den Museumsverein – zusammengetragen werden, worüber uns laufend Artikel und kleinere Meldungen in lokalen Zeitungen informieren. Das größte Problem für den Verein stellte aber offensichtlich die Tatsache dar, dass man lange Zeit für die dem Museum in Aussicht gestellten Exponate über kein geeignetes Museumslokal, also einen Ort für ihre Aufstellung, verfügte. Erst nach einem Wechsel im Vorstand gelang es dem neuen Obmann, dem Stadtarzt Dr. Anton Wurnig (1854–1932), neuen Schwung in den Verein zu bringen. Es dauerte jedoch bis 1913 endlich Räumlichkeiten im ersten Stock des „Gasthofs Braustübl" in Lienz gefunden und das erste „Museum Agunt" eingerichtet werden konnte, welches nach einem ersten Museumskatalog schon annähernd 300 Exponaten besaß. Darunter zählten auch neue archäologische Funde, die wissenschaftliche Grabungen auf Veranlassung des Museumsvereines erbracht hatten.
Neben einer großen Anzahl an Zeitungsartikeln, konnte im heutigen Stadtmuseum Schloss Bruck in Lienz kürzlich umfangreiches, ungesichtetes Archivmaterial des Museumsvereins gefunden werden. Protokolle, Briefe, Mitglieder- und Besucherlisten lassen die Probleme des Vereines nachvollziehen, über Rechnungen nahezu die komplette Einrichtung und Infrastruktur rekonstruieren. Von großen finanziellen Problemen geplagt, führte der Beginn des Ersten Weltkriegs bereits zu einem ersten Ende des hoffnungsvoll gestarteten Museumsprojektes, dessen Wiederbelebung durch die Zeit des Krieges und die Zwischenkriegszeit weiter betrieben und dann auch erfolgreich versucht wurde.
Im Vortrag soll exemplarisch am Lienzer Museum eine von einer Bürgerschaft getragene Museumsgründung in einer mitteleuropäischen Kleinstadt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert mit all ihre Erfolgen und Schwierigkeiten gezeigt werden.
In vielen Konflikten spielte und spielt bis heute vielfach auch ein bewusster Rückbezug auf eine reale oder auch vielfach schlichtweg postulierte bedeutende und v.a. auch weitzurückreichenden eigene Vergangenheit eine große Rolle. Diese soll so einerseits ein identitätsstiftendes Element für die eigene Bevölkerung schaffen, andererseits nach außen hin die Legitimation für die Selbständigkeit des neuen Staates und die häufig umstrittene Integrität seines Territoriums untermauern.
Im späten 20. Jahrhundert kam es bezugnehmend auf die klassische Antike und den Mythos Alexanders des Großen zu einer jahrzehntelang ungeklärten Auseinandersetzung zwischen Griechenland und der noch jungen Republik Mazedonien. Im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens hatte sich die südlichste Teilrepublik Mazedonien nach einem Referendum 1991 als selbstständiger Staat „Republik Makedonien" („Republika Makedonija") für unabhängig erklärt. Als junge Nation dem Druck von verschiedenen Seiten ausgesetzt begannen sich zügig eine Reihe von Symbolen herauszubilden, die die neue Eigenstaatlichkeit unterstreichen sollten. Dabei griff man weit in die Vergangenheit und nahm Bezug auf das antike, mehr als 2.000 Jahre alte Makedonien, dessen bedeutendster Herrscher Alexander der Große war. So wurde beispielweise der Stern bzw. die Sonne von Vergina, ein Symbol welches sich auf einem goldenen Kästchen befunden hatte, das bei archäologischen Ausgrabungen in Griechenland in einem makedonischen Königsgrab gefunden worden war, offiziell auf der neuen Staatsflagge abgebildet.
Für das Nachbarland Griechenland waren nun v.a. der Name und das Aussehend der Staatsflagge ein Affront. Griechenland beanspruchte den Namen Mazedonien nämlich allein für seine eigene nördlichste Region Makedonien, die mit dem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Thessaloniki gleichzeitig die größte geographische Provinz des Landes darstellte. Der Stern hingegen galt als Symbol der makedonischen Könige und somit Alexanders des Großen, dessen Mythos seinerseits als wichtiger Bestandteil nationaler griechischer Identität und Werte gesehen werden kann.
Für die Griechen war der Anspruch des neuen Staates auf den Namen Makedonien weder aus der Geschichte, noch aus ethnischen Gegebenheiten gerechtfertigt und stellte somit den Anspruch des Landes, alleiniger kultureller Erbe des antiken Makedoniens zu sein, in Frage. Somit wäre die Wahl des Namens und des Sterns von Vergina auf der Staatsflagge eine Usurpation fremder Geschichte und Kultur. Die griechische Fixierung auf den Stern von Vergina lässt sich nur aus der Geschichte heraus verstehen, da er für den bedeutendsten Teil der griechischen Identität steht – sein antikes Erbe. Nach fast 400 Jahren osmanischer Herrschaft, Revolution und Unabhängigkeitskrieg wurde der Bezug auf das Erbe der griechischen Antike für das griechische Selbstverständnis seit der Gründung Griechenlands 1830 zu einer der wichtigsten Stützen der neugriechischen Ideologie und Gesamtausrichtung des Staates ab dem 19. Jahrhundert. Schon damals bemühte man sich daher, eine zwar äußerlich durch die über 400 Jahre währende Türkenherrschaft unterbrochene Kontinuität des griechischen Volkes von der Antike bis in diese Zeit herzustellen. Der 1991 neu entstandene Staat im Norden wurde nun als direkte Bedrohung empfunden. Man sah sich „seiner" historischen Wurzeln und seiner Geschichte beraubt und möglichen territorialen Forderungen ausgesetzt.
Zwar ohne jede militärische Auseinandersetzung aber auf unterschiedlichsten Ebenen, so in politischen Kreisen der Europäischen Union und Vereinten Nationen, im Bereich von Wirtschaftssanktionen und Boykotts begann nun ein breiter hochemotional geführter Wettstreit in der Öffentlichkeit der beiden Länder. Ein Mythos wurde konstruiert um auf beiden Seiten die jeweilige politische Legitimation und das Selbstverständnis auf das kulturelle Erbe und die Geschichte des antiken Makedoniens zu unterstreichen. Zum - von beiden Seiten - für ihre historische Bezugnahme und Vergangenheitsprojektion gebrauchten visuellen und medialen Symbol etablierte sich der zuvor bereits angeführte antike Stern von Vergina der zur Mobilisierung der jeweiligen Anhänger bzw. einer inneren Vergemeinschaftung nicht nur staatlich genutzt (Flagge, Briefmarken,...) sondern auch breiten Eingang in die Alltagskultur (Teller, Souvenirs, ...) fand.
Sammlungen von Gipsabgüssen nach antiken Bildwerken bildeten seit dem 19. Jahrhundert einen wesentlichen Bestandteil von Sammlungen und Museen. In Zeiten in denen es aufwendig und kostspielig war die in den Museen der Welt oder in den Fundländern des Mittelmeerraumes verstreuten Originale persönlich in Augenschein zu nehmen, wurden von diesen durch Gipsformereien qualitätvolle Abgüsse erstellt, die in Museen als Forschungs-, Lehr- und Studienobjekte dienten um die als ästhetisches Vorbild und Grundlage abendländischer Kunstentwicklung gesehene klassische Antike zu vermitteln. Die Geschichte des Gipsabgusses vom wertvollen musealen Objekt, über die – v.a. aufgrund des Rohstoffes Gips – gering geschätzte und abgelehnte Kopie bis hin zur Erkenntnis, dass es sich bei diesen Objekten um eigenständige bedeutende Objekte einer Fachgeschichte handelt, ist gut erforscht.
Einem Aspekt, der wie kein anderer sowohl Argumente für Bewunderung und Ablehnung gleichermaßen in sich vereint und auch den Wandel in der ästhetischen wie wissenschaftlichen Beurteilung und Bedeutung untermauert, wurde bislang jedoch kaum Aufmerksamkeit geschenkt, nämlich der Oberflächenbehandlung der Gipse. So wurden diese zunächst weiß belassen um frei von jedwedem Reiz und allen Makeln und Entstellungen an der Oberfläche wie zufälligen Materialfehlern, historischen Erhaltungsspuren, Oxidierung oder Patina die Aufmerksamkeit der Betrachter auf die reine plastische Form zu lenken. Die blanke, weiße Farbe des strukturlosen Gipses symbolisierte so Wahrheit, Echtheit und Authentizität schlechthin, und der Abguss kam so zeitweise der Qualität des Marmors nahezu gleich bzw. konnte sogar im Urteil und der Bewertung mancher Zeitgenossen ein fragmentiertes Originalwerk übertreffen. Oft wird diese Einschätzung der Abgüsse auf Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) und seine Bevorzugung der reinen Form als Ausdruck des wahrhaft Schönen zurückgeführt. Dabei werden seine Versuche einer physikalischen Erklärung und seine Ansichten zur Farbe „Weiß" zitiert: „Die Farbe trägt zur Schönheit bey, aber sie ist nicht die Schönheit selbst, sondern sie erhebet dieselbe überhaupt und ihre Formen. Da nun die weiße Farbe diejenige ist, welche die mehresten Lichtstrahlen zurückschicket, folglich sich empfindlicher macht, so wird auch ein schöner Körper desto schöner seyn, je weißer er ist, ja er wird nackend dadurch größer, als er in der That ist, erscheinen, so wie wir sehen, dass alle neu in Gips geformten Figuren größer, als die Statuen, von welchen jene genommen sind, sich vorstellen." (Johann Joachim Winckelmann, Geschichte der Kunst des Altertums, Dresden 1746, 147–148).
Aufgrund mehrerer z.T. sehr unterschiedlicher, aber sich auch gegenseitig bedingender Faktoren setzte erst im 19. Jahrhundert eine Veränderung in der Akzeptanz von Gipsabgüssen und damit einhergehend die Frage nach ihrer möglichen Bemalung ein. Authentizität und Originalität gewannen sowohl in künstlerischer als auch materieller Hinsicht an Bedeutung. Die Echtheit des historischen Materials trat in den Vordergrund und Materialtreue wurde zum Qualitätsmerkmal. Das, was man bislang an Abgüssen geschätzt und gelobt hatte, kehrte sich in der Argumentation um. Gerade der Umstand, dass bei einem Abguss alle optischen Effekte, die gliedernden und akzentuierenden Besonderheiten in der Oberfläche eines originalen Kunstwerks ausgeschaltet waren, spielte nun in der zunehmenden Kritik an Gipsabgüssen gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine große Rolle. Die kalte, kreidige und stumpfe Oberfläche des Gipses, in der die Einzelformen verschwimmen würden, wurde als Beeinträchtigung für den Gesamteindruck gesehen, der die Betrachtung erschweren würde. Der Abguss würde zwar die Form des Originals wiedergeben, gerade die Oberfläche, ob transparenter Marmor oder reflektierende Bronze, dabei aber völlig unterschlagen. Gipsabguss-Sammlungen wurden despektierlich als „Schreckenskammern der weißen Gespenster" bezeichnet und Abgüsse wurden nicht mehr, wie bislang, als vollwertige museale Exponate zur ästhetischen Geschmacksbildung und Erziehung angesehen.
Dies führte nun zu Versuchen der Nachahmung des Materials der Originale, also der mehr oder weniger freien farbigen Wiederherstellung und Angleichung von Abgüssen an ihre steinernen, insbesondere aber bronzenen Originale durch ihre vollständige Bemalung. Während dies in der Öffentlichkeit durchaus positiv gesehen wurde, entzündete sich in der archäologischen Fachwelt eine intensive Debatte.
Im Vortrag soll am Beispiel der insbesondere um die Mitte des 19. Jahrhunderts und bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts intensiv, überaus kontrovers und emotional diskutierten Frage der materialimitierenden Farbfassung von Gipsabgüssen den sich wandelnden Ansprüchen an Abgüsse auf die museale Vermittlung der - in Hinblick auf die Ästhetik vorbildhaft angesehenen - klassischen Antike nachgegangen werden. Die Meinungen – geprägt durch z.T. unterschiedliche Motivationen ihrer Nutzung – wechselten in den letzten 150 Jahren oftmals und führten gerade in den letzten Jahren zu einer Wiederentdeckung und einem Bedeutungsgewinn dieser Objekte und Sammlungen in Lehre, Forschung und öffentlicher Nutzung.
1937 wurde auf der „Hohen Birga", einem bewaldeten Hügel nördlich von Birgitz, die größte bislang erforschte Siedlung aus der jüngeren Eisenzeit in Tirol entdeckt. Nach weiteren Arbeiten in den 1940er und 1950er Jahren bei denen ein halbes Dutzend Gebäude archäologisch freigelegt und reiche Funde gemacht werden konnten, geriet der Platz jedoch zunehmend in Vergessenheit, die bislang entdeckten Überreste verfielen und wucherten zu. Erst der Verein Archäotop Hohe Birga, konnte in enger Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck und der Gemeinde Birgitz wieder neue Forschungen starten und diesen bedeutenden Fundplatz der Öffentlichkeit durch Errichtung eines archäologischen Freigeländes und des Rätermuseums Birgitz wieder zugänglich machen.
Im Rahmen des Vortrages soll zunächst die Geschichte der Entdeckung der Ausgrabungen und ihre Akteure, darunter zahlreiche Birgitzer, vorgestellt werden. Durch die Ergebnisse der jüngeren Grabungen, die dabei freigelegten Häuser und das umfangreiche Fundmaterial, wie Keramik, Werkzeuge, Waffen, Münzen und Schmuckobjekte kann ein Einblick in die jüngere Eisenzeit in Tirol geboten werden. Auch sollen die unterschiedlichen archäologischen und neusten naturwissenschaftlichen Methoden vorgestellt werden, die es erst erlauben Erkenntnisse zu erhalten und Aussagen zum Beginn der Siedlungsgeschichte der Gemeinde Birgitz zu treffen.
Archäologie war seit jeher eine Disziplin, die schon in ihrer Frühzeit das Interesse einer breiten Öffentlichkeit geweckt hatte. Amateure, Laien, Dilettanten, Liebhaberforscher, Privatgelehrte aber insbesondere auch Sammler spielten bereits vor der Phase der akademischen Professionalisierung gerade in der Archäologie eine wesentlich größere Rolle als in anderen Fächern. Von ihnen aus Sammelleidenschaft geborgene und zusammengetragene Objekte bildeten und bilden bis heute oft auch den Kern früher Museen bzw. zentrale Bestandteile von Sammlungen.
Die Begeisterung für Archäologie, das Suchen und Sammeln von archäologischen Objekten stellt aber kein historisches Phänomen dar, sondern ist in Person von Hobbyarchäologen bis heute aktuell. Oft werden Verantwortliche archäologischer Universitätssammlungen von diesen kontaktiert: Die Bandbreite reicht von Anfragen zur Bestimmung oder dem Schätzen des Wertes, konkreten Angeboten des Verkaufs, Leih- und Dauerleihgaben bis hin zu Schenkungen einzelner Objekte bzw. ganzer Sammlungen. Wurde dies früher vielfach relativ unkritisch gesehen hat sich mit der seit den 1980er Jahren einsetzenden Diskussionen über Raubgrabungen im In- und Ausland, dem Antikenhandel sowie den illegalen Versuchen der Ausfuhr von archäologischen Objekten aus den Ursprungsländern zu Recht eine deutlich kritischere Haltung bei Archäologen und Museumsverantwortlichen zu diesen vielfach in ihrer Provenienz problematischen Beständen entwickelt.
Im Vortrag sollen daher aus den Erfahrungen der letzten Jahre am Archäologischen Universitätsmuseum Innsbruck Überlegungen zum Umgang archäologischer Universitätsmuseen mit Hobbyarchäologen und privaten Sammlern angestellt werden, ohne den Anspruch anzustreben in der Bandbreite zwischen ethisch korrekt, rechtskonform, pragmatisch oder gar opportunistisch verbindliche und „richtige" Aussagen zu treffen. Vielmehr sollen die Gedanken als Diskussionsgrundlage bzw. -anstoß verstanden werden.
Archäologie war seit jeher eine Disziplin, die schon in ihrer Frühzeit das Interesse einer breiten Öffentlichkeit geweckt hatte und daher in ihrer Weiterentwicklung stark von engagierten Laien geprägt war. Im Zuge der Professionalisierung der Wissenschaften entstand Mitte des 19. Jahrhunderts auch die Archäologie als eigene wissenschaftliche Disziplin. Waren die Grenzen zwischen Dilettantismus und Professionalität bis zu dieser Zeit fließend gewesen und konnte bis dahin genau genommen eigentlich jeder archäologisch Tätige mehr oder weniger als Laie bezeichnet werden, änderte sich dies mit der Disziplinwerdung und der damit einhergehenden Etablierung von fachspezifischen Ausbildungen an Universitäten. Ab diesem Zeitpunkt war nun eine Differenzierung zwischen akademisch ausgebildeten, durch Institutionen gedeckten und somit finanziell abgesicherten Fachwissenschaftern und autodidakten, nicht in die jeweilige scientific community eingebundenen Privatgelehrten möglich. Gerade letzterer Punkt und damit einhergehend das schwer auffindbare oder gar nicht mehr vorhandene Quellenmaterial stellt ein großes Problem bei der Beschäftigung mit dem Leben und Wirken von Laienforschern dar. Über Leben und Werk von Wissenschaftern an großen öffentlichen Institutionen ist man zumeist dadurch gut informiert, da vor allem diese Institutionen auch über Archive verfügen, die über längere Zeiträume entstanden, gepflegt und somit erhalten wurden. Der Dilettant als institutioneller Außenseiter hingegen „verschwindet" bildlich gesprochen schon nach kurzer Zeit und wird „unsichtbar". Was die erste Generation von Nachfahren noch als Erinnerung an ihn aufbewahrte, landet bei der zweiten vielfach unerkannt im Abfall. Obwohl von Laienforschern oftmals nicht unbedeutende Ergebnisse und neue Erkenntnisse erbracht wurden, blieben diese vielfach unbeachtet. Dies hatte oftmals auch Spannungen mit Fachgelehrten als Ursache, die nicht immer nur sachlich und fachlich begründet waren, und - abhängig von den beteiligten Personen - zu Angriffen und tiefen persönlichen Zerwürfnissen führten.
Im Vortrag soll dies in einem konkreten Beispiel behandelt werden: 1912/13 begannen in der Römerstadt Aguntum in Osttirol die ersten großflächigen archäologischen Ausgrabungen. Es handelte sich dabei aber nicht um ein Unternehmen sondern zwei Personen arbeiteten z.T. an denselben Plätzen aber zeitlich um wenige Tage versetzt: Zum einen der Franziskanerpater Innozenz Ploner (1865–1914) aus eigenem Interesse und Antrieb, zum anderen der studierte Altertumswissenschafter und damals als Gymnasiallehrer tätige Rudolf Egger (1882–1969) im Auftrag des Österreichischen Archäologischen Instituts in Wien. Während Ploner - zwar methodisch diskussionswürdig und in seiner Interpretation phantasievoll - laufend Entdeckungen wie die Stadtmauer, die Therme und eine römische Villa machte, seine Grabungen dabei auf ein ungeheures öffentliches Interesse stießen und schon von einem „Tiroler Pompeji" die Rede war, waren die Untersuchungen Eggers von deutlich weniger Erfolg gekrönt. So positiv Ploner in der Öffentlichkeit gesehen wurde, so harsch viel die Kritik der archäologischen Fachwelt aus, wie unzählige Briefe und Akten des Österreichischen Archäologischen Instituts und der k. k. Zentralkommission für die Erhaltung und Pflege der Denkmale, der obersten Denkmalbehörde der Monarchie, belegen. Neben fachlich berechtigter Kritik dürften dabei aber auch Neid und Standesdünkel eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben.
Beide Grabungsunternehmungen endeten zwar 1913 plötzlich, sollten aber noch bis in die späten 1920er Jahre aufgrund unklarer Zuständigkeiten, verschiedener Amtsverständnisse, finanzieller und personeller Schwierigkeiten Probleme verursachen. Während der Laie Ploner 1914 plötzlich verstarb und nahezu in Vergessenheit geriet, wird Egger, der in den folgenden Jahrzehnten eine glänzende archäologische Karriere machte, als der erste wissenschaftliche Ausgräber Aguntums angesprochen. Auch die Mechanismen dieses Wandels bzw. dieser Umkehr der Bedeutung der beiden Personen in ihrer Rezeption sowohl in der Öffentlichkeit als auch in Kreisen der Wissenschaft sollen im Vortrag aufgezeigt werden.
Sammlungen von Gipsabgüssen nach antiken Bildwerken bildeten seit dem 19. Jahrhundert einen wesentlichen Bestandteil von Sammlungen und Museen. In Zeiten in denen es aufwendig und kostspielig war die in den Museen der Welt oder in den Fundländern des Mittelmeerraumes verstreuten Originale persönlich in Augenschein zu nehmen, wurden von diesen durch Gipsformereien qualitätvolle Abgüsse erstellt, die in Museen als Forschungs-, Lehr- und Studienobjekte dienten um die als ästhetisches Vorbild und Grundlage abendländischer Kunstentwicklung gesehene klassische Antike zu vermitteln. Die Geschichte des Gipsabgusses vom wertvollen musealen Objekt, über die – v.a. aufgrund des Rohstoffes Gips – gering geschätzte und abgelehnte Kopie bis hin zur Erkenntnis, dass es sich bei diesen Objekten um eigenständige bedeutende Objekte einer Fachgeschichte handelt, ist gut erforscht.
Einem Aspekt, der wie kein anderer sowohl Argumente für Bewunderung und Ablehnung gleichermaßen in sich vereint und auch den Wandel in der ästhetischen Beurteilung und Bedeutung untermauert, wurde bislang jedoch kaum Aufmerksamkeit geschenkt, nämlich der Oberflächenbehandlung der Gipse. So wurden diese zunächst weiß belassen um frei von jedwedem Reiz und allen Makeln und Entstellungen an der Oberfläche wie zufälligen Materialfehlern, historischen Erhaltungsspuren, Oxidierung oder Patina die Aufmerksamkeit der Betrachter auf die reine plastische Form zu lenken. Die blanke, weiße Farbe des strukturlosen Gipses symbolisierte so Wahrheit, Echtheit und Authentizität schlechthin, und der Abguss kam so zeitweise der Qualität des Marmors nahezu gleich bzw. konnte sogar im Urteil und der Bewertung mancher Zeitgenossen ein fragmentiertes Originalwerk übertreffen. Oft wird diese Einschätzung der Abgüsse auf Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) und seine Bevorzugung der reinen Form als Ausdruck des wahrhaft Schönen zurückgeführt. Dabei werden seine Versuche einer physikalischen Erklärung und seine Ansichten zur Farbe „Weiß" zitiert: „Die Farbe trägt zur Schönheit bey, aber sie ist nicht die Schönheit selbst, sondern sie erhebet dieselbe überhaupt und ihre Formen. Da nun die weiße Farbe diejenige ist, welche die mehresten Lichtstrahlen zurückschicket, folglich sich empfindlicher macht, so wird auch ein schöner Körper desto schöner seyn, je weißer er ist, ja er wird nackend dadurch größer, als er in der That ist, erscheinen, so wie wir sehen, dass alle neu in Gips geformten Figuren größer, als die Statuen, von welchen jene genommen sind, sich vorstellen." (Johann Joachim Winckelmann, Geschichte der Kunst des Altertums, Dresden 1746, 147–148).
Aufgrund mehrerer z.T. sehr unterschiedlicher, aber sich auch gegenseitig bedingender Faktoren setzte erst im 19. Jahrhundert eine Veränderung in der Akzeptanz von Gipsabgüssen und damit einhergehend die Frage nach ihrer möglichen Bemalung ein. Authentizität und Originalität gewannen sowohl in künstlerischer als auch materieller Hinsicht an Bedeutung. Die Echtheit des historischen Materials trat in den Vordergrund und Materialtreue wurde zum Qualitätsmerkmal. Das, was man bislang an Abgüssen geschätzt und gelobt hatte, kehrte sich in der Argumentation um. Gerade der Umstand, dass bei einem Abguss alle optischen Effekte, die gliedernden und akzentuierenden Besonderheiten in der Oberfläche eines originalen Kunstwerks ausgeschaltet waren, spielte nun in der zunehmenden Kritik an Gipsabgüssen gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine große Rolle. Die kalte, kreidige und stumpfe Oberfläche des Gipses, in der die Einzelformen verschwimmen würden, wurde als Beeinträchtigung für den Gesamteindruck gesehen, der die Betrachtung erschweren würde. Der Abguss würde zwar die Form des Originals wiedergeben, gerade die Oberfläche, ob transparenter Marmor oder reflektierende Bronze, dabei aber völlig unterschlagen. Gipsabguss-Sammlungen wurden despektierlich als „Schreckenskammern der weißen Gespenster" bezeichnet und Abgüsse wurden nicht mehr, wie bislang, als vollwertige museale Exponate zur ästhetischen Geschmacksbildung und Erziehung angesehen.
Dies führte nun zu Versuchen der Nachahmung des Materials der Originale, also der mehr oder weniger freien farbigen Wiederherstellung und Angleichung von Abgüssen an ihre steinernen, insbesondere aber bronzenen Originale durch ihre vollständige Bemalung. Während dies in der Öffentlichkeit durchaus positiv gesehen wurde, entzündete sich in der archäologischen Fachwelt eine intensive Debatte.
Im Vortrag soll am Beispiel der insbesondere um die Mitte des 19. Jahrhunderts und bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts intensiv, überaus kontrovers und emotional diskutierten Frage der materialimitierenden Farbfassung von Gipsabgüssen den sich wandelnden Ansprüchen an Abgüsse auf die museale Vermittlung der - in Hinblick auf die Ästhetik vorbildhaft angesehenen - klassischen Antike nachgegangen werden.
Im Vortrag soll das in den letzten beiden Jahren durchgeführte Projekt „3D-Dokumentation und Visualisierung antiker Objekte des Archäologischen Universitätsmuseums Innsbruck" vorgestellt werden. Ziel dieses Projektes ist eine schrittweise dreidimensionale Aufnahme und Visualisierung der Sammlung von antiken Originalen mittels Photogrammetrie und eine letztendliche Einbindung der Daten im Rahmen eines online zugänglichen virtuellen Kataloges. Die Originalsammlung umfasst etwa 350 Einzelobjekte und besteht aus vollständigen antiken Keramik- und Glasgefäßen, bemalten Scherben, Objekten der Kleinkunst, antikem Schmuck, insbesondere aber auch Marmorreliefs und Resten von Architekturteilen und Bauschmuck.
Die Dokumentation von archäologischen Befunden und insbesondere Einzelobjekten stellt eine der zentralen Herausforderungen an die Archäologie dar. Eine solche erfolgte bislang jedoch großteils immer noch nach „klassischen" Methoden, d.h. möglichst genauen verbalen Beschreibungen, Zeichnungen und Fotografien. Dies ist zeit- und arbeitsaufwendig, personal- und kostenintensiv sowie abhängig vom jeweiligen Bearbeiter mit einer gewissen Ungenauigkeit behaftet. Daher wurde auch in der Archäologie der Bedarf an schnellen, exakten aber auch kostengünstigen Methoden zur Dokumentation von Grabungen vor Ort aber auch insbesondere einzelne Fundstücken erkannt.
Gerade die Möglichkeiten der Photogrammetrie sind durch leistungsfähige Hardware und Software in den letzten Jahren immens gestiegen. Dies führte dazu, dass sich nun mit relativ geringem Aufwand Objekte maßstäblich und detailgenau erfassen lassen. Teure Ausrüstungen vor Ort wie beispielsweise 3D-Laserscanner sind nicht mehr nötig und die Dokumentation kann mit einer guten Fotoausrüstung durchgeführt werden. Zentrale Herausforderung ist jedoch die Entwicklung exakter, den jeweiligen Aufgabenstellungen angepasster Arbeitsmethoden bzw. -abläufe und einer daraufhin adaptierten Software. Im Rahmen eines ersten Projektes zur photogrammetrischen Erfassung von ausgewählten archäologischen Objekten des Archäologischen Universitätsmuseums und der Erstellung von 3D-Modellen anhand einer Fotoserie sollen daher konkrete auf wissenschaftliche Fragestellungen angepasste und adaptierte innovative Methoden im Bereich der Dokumentation entwickelt und erprobt werden.
Erstes Ziel war daher die Etablierung eines Verfahrens zur detailgenauen Aufnahme, Dokumentation und dreidimensionale Visualisierung des Zustandes von archäologischen Einzelobjekten. Da auch diese in ihren Eigenschaften (Material, Größe, Oberflächenbeschaffenheit, Detailreichtum, usw.) keinesfalls einheitlich sind und somit unterschiedlichen Anforderungen an die jeweilige Dokumentation stellen (z.B. bemalte Gefäße, Bronzestatuetten, Glas,...) mussten von den unterschiedlichen Objekttypen Referenzobjekte ausgewählt werden. Anhand der sich daraus ergebenden Problemstellungen musste die optimale Dokumentationslösung für die konkreten bedarfsorientierten Ergebnisse gefunden werden.
Auch Fragen der weiteren Nutzung und insbesondere Zugänglichmachung der Daten wurden in dem Projekt behandelt. Bei exakter und detailgenauer Dokumentation können auf diesem Wege archäologische Originalobjekte Forscherinnen und Forschern genauso wie Studierenden überall auf der Welt zur weiteren Auswertung zugänglich gemacht werden, ohne dass diese die Objekte im Rahmen aufwendiger und teurer Reisen einer persönlichen Autopsie unterziehen müssen. Auch ein kostspieliger und konservatorischer aufwendiger Transport von gefährdeten, beispielsweise leicht zerbrechlichen Einzelobjekten kann so vermieden werden. Aber auch potentielle Besucherinnen und Besucher des Museums können die Objekte zunächst virtuell studieren und somit wird ein Anreiz geschaffen das Archäologische Universitätsmuseum zu besuchen um mehr über archäologische Forschung zur antiken Kunst und Kultur zu erfahren. Das Archäologische Universitätsmuseum würde somit weiter gleichsam seiner Funktion als „Scharnier" zwischen Öffentlichkeit und Universität gerecht werden.
Im Vortrag soll am Beispiel archäologischer Objekte eine effiziente, kostengünstige und einfache Methode der 3D-Dokumentation, Visualisierung und Zugänglichmachung von materiellen Quellen vorgestellt werden.
1937 wurde auf der „Hohen Birga", einem bewaldeten Hügel nördlich von Birgitz, die größte bislang erforschte Siedlung aus der jüngeren Eisenzeit in Tirol entdeckt. Nach weiteren Arbeiten in den 1940er und 1950er Jahren bei denen ein halbes Dutzend Gebäude archäologisch freigelegt und reiche Funde gemacht werden konnten, geriet der Platz jedoch zunehmend in Vergessenheit, die bislang entdeckten Überreste verfielen und wucherten zu. Erst der Verein Archäotop Hohe Birga, konnte in enger Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck und der Gemeinde Birgitz wieder neue Forschungen starten und diesen bedeutenden Fundplatz der Öffentlichkeit durch Errichtung eines archäologischen Freigeländes und des Rätermuseums Birgitz wieder zugänglich machen. Im Rahmen des Vortrages sollen die Ergebnisse der Grabungen der Jahre 2020-2021 vorgestellt und ein Überblick über die dabei freigelegten Gebäude (Haus II und III) sowie das umfangreiche Fundmaterial, wie Keramik, Werkzeuge, Waffen, Münzen und Schmuckobjekte geboten werden.
Im Vortrag sollen der Polyhistor und erste Direktor der Universitätsbibliothek Innsbruck, Anton Roschmann (1694–1760) vorgestellt werden. Dieser kann, als „Vater der Archäologie" in Tirol bezeichnet, mit seiner Methodik und seiner Zielrichtung zur Erforschung der Tiroler „Urgeschichte" und ihrer Monumente an den Beginn der Kanonisierung und Institutionalisierung archäologischen Wissens in der Habsburgermonarchie gestellt werden.
Beobachten: Einem empirischen Rationalismus verpflichtet besaßen für Roschmann die materiellen Denkmäler der Vergangenheit einen Charakter von unverfälschten Urkunden. Dementsprechend war für ihn eine Autopsie der einzelnen Stücke von großer Bedeutung. Durch Jahrzehnte hindurch bereiste er daher den ganzen Alttiroler Raum, was es ihm nicht nur ermöglichte Fragen der Geographie und Topographie zu erörtern, sondern auch Fundstücke zu suchen und aufzunehmen und so ganz im Sinne eines neuzeitlichen Antiquars zu einer ungeheuren Vermehrung von Wissensbeständen beizutragen.
Darstellen: Seine Reisen wurden von ihm in deutscher Sprache in Berichten und Tagebüchern festgehalten, die vielfach die ersten Quellensammlungen für seine dann später in Latein verfassten umfangreicheren Schriften und Vortragsmanuskripte darstellten. Gerade hier lässt sich seine gründliche und detailreiche Methode der Dokumentation erkennen. Er versuchte das Gesehene festzuhalten und zu dokumentieren, zur Beschreibung der Objekte werden Material, Farbe, Maße, Form, Erhaltungszustand und ggf. stilistische Beobachtungen angeführt. Roschmann erkannte aber auch die Wichtigkeit von bildlichen Darstellungen gerade in der Archäologie und setzte diese konsequent ein. Von einfachen Skizzen bis hin zu lavierten qualitätsvollen Federzeichnungen reichen die Abbildungen, die exakt, detailgetreu und tw. sogar maßstabsgerecht einzelne Objekte wiedergeben. Gerade guten Abbildungen räumte er oft einen höheren Stellenwert als der Beschreibungen ein. Zusammen mit dem Text sollte so ein ganzheitliches Bild des Objektes vermittelt werden. Auf die rein äußerliche Beschreibung folgte die Interpretation. Erst durch die Einordnung in einen größeren geschichtlichen bzw. kulturgeschichtlichen Zusammenhang sah Roschmann seine Arbeit als abgeschlossen an. Insbesondere hier zeigt sich seine Kenntnis der zeitgenössischen Sekundärliteratur, der antiken Ikonographie aber auch der antiken Originalquellen, die schließlich dazu führten, dass Roschmann erster Direktor der neu gegründeten Innsbrucker Universitätsbibliothek wurde. Die Zurschaustellung der eigenen Gelehrsamkeit mündete aber vielfach auch in lange und ausschweifende Exkurse.
Vermitteln: Ein Großteil der über 100 bislang bekannten Arbeiten Roschmanns wurde nur handschriftlich abgefasst, nie gedruckt und fand so keine größere Verbreitung und Rezeption. Roschmann nutzte aber ein anderes „Forum" um die Ergebnisse seiner Forschungen zeitnah und aktuell zugänglich zu machen, zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen: Er war nicht nur der Initiator der 1738 gegründeten Innsbrucker Gelehrtenakademie Academia Taxiana, in der regelmäßig die Prominenz Tirols der damaligen Zeit zu Vorträgen zusammenkam, sondern auch gleichzeitig eines ihrer aktivsten Mitglieder. Roschmann hielt in der Geschichte der Akademie dort allein mehr Vorträge als alle anderen Referenten zusammen. Einen weiteren Ansatz zu Verbreitung seiner Forschungen und zur Zugänglichmachung der von ihm entdeckten Fundstücke, stellen seine Überlegungen zur Konservierung antiker Überreste sowie die Errichtung von Museen für ihre Präsentation dar.
An einem konkreten Beispiel, nämlich der archäologischen Erforschung der so genannten „Zwergenstadt" in Osttirol kann die Arbeits- und Dokumentationsweise Anton Roschmanns von der Beobachtung bis hin zur Darstellung und Vermittlung seiner Ergebnisse in Form schriftlicher und mündlicher Präsentation vorgestellt werden.
„Lienz hat eine „Nazi-Straße" – „Straße irrtümlich nach Nazi-Komponisten benannt" – „Ploner ist nicht
gleich Ploner" – „Irrweg der Ploner-Straße". Wie zahlreiche Zeitungsschlagzeilen belegen, war es in den Jahren 2011 und 2012 in der Bezirkshauptstadt Lienz in Osttirol zu großer Aufregung um den Namensgeber einer Straße, konkret den Tiroler Komponisten Josef Eduard Ploner (1894–1955), gekommen. Im selben Jahr war eine CD-Produktion „Klingende Kostbarkeiten aus Tirol" erschienen, welche Musik Ploners enthielt. In einem offenen Brief in der Tiroler Tageszeitung im Juni 2011 wurde in der Folge das der CD beigelegte Booklet heftig kritisiert. In diesem fand sich nämlich kein Wort davon, dass Ploner eine Schlüsselfigur im NS-Musikleben Tirols war. Ploner hat gemeinsam mit dem damaligen Gauleiter – singulär für das gesamte Dritte Reich – ein Gauliederbuch herausgegeben, das u. a. Parteigesänge und zynische antijüdische Lieder enthielt, „lustig" verbrämt mit Tirolertum. Josef Eduard Ploner war ein NS-Hetzer in Wort und Ton. Die Art und Weise, wie seine Werke ohne ihren historischen Kontext und völlig unkritisch präsentiert werden, wäre somit nicht nur wissenschaftlich unseriös, sondern auch ethisch höchst unverantwortlich.
Nun herrschte in Lienz Handlungsbedarf, und eine rasche Umbenennung der „Josef Eduard Ploner-Straße" wurde angedacht. Recherchen zur Geschichte der Namensgebung brachten jedoch Verwunderliches zutage: Es stellte sich heraus, dass hier ein folgenreicher Irrtum geschehen und im Jahre 1952 der neue Straßenzug ursprünglich gar nicht nach Josef Eduard Ploner sondern zu Ehren des Franziskanerpaters, Gymnasialprofessors und archäologischen Laienforschers Innozenz Ploner (1865–1914) „Prof. Ploner-Straße" benannt worden war. Dieser war im Lauf der folgenden Jahrzehnte völlig in Vergessenheit geraten und „seine" Straße schon ab den 1970er Jahren dem Komponisten zugeschrieben worden - eine durchaus heikle Verwechslung, wie sich herausstellen sollte.
Im Vortrag soll abgesehen, von den Wirrungen um den Straßennamen, aber konkret der Frage nachgegangen werden, wer den nun eigentlich der ursprüngliche Namensgeber P. Innozenz Ploner gewesen und wie es dazu gekommen war, dass er in der öffentlichen Wahrnehmung völlig in Vergessenheit geriet?
Die Ursache ist wohl im Spannungsfeld zwischen Laienforschung und Fachwissenschaft zu suchen. 1912 hatten nahezu gleichzeitig zwei archäologische Grabungsunternehmungen in der Römerstadt Aguntum in Osttirol begonnen. Der Franziskanerpater Innozenz Ploner begann mit einer Grabung, und auch der Archäologe Rudolf Egger startete im Auftrag des Österreichischen Archäologischen Instituts im selben Jahr eine zweite. Während Ploner - zwar methodisch diskussionswürdig und in seiner Interpretation phantasievoll - laufend Entdeckungen wie die Stadtmauer, die Therme und eine römische Villa machte, seine Grabungen dabei auf ein ungeheures öffentliches Interesse stießen und schon von einem „Tiroler Pompeji" die Rede war, waren die Untersuchungen Eggers von deutlich weniger Erfolg gekrönt. So positiv Ploner in der Öffentlichkeit gesehen wurde, so harsch viel die Kritik der archäologischen Fachwelt aus. Neben fachlich berechtigter Kritik dürften dabei aber auch Neid und Standesdünkel eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben. Beide Grabungsunternehmungen endeten 1913. Während der Laie Ploner 1914 plötzlich verstarb und nahezu in Vergessenheit geriet, wurde Egger, der in den folgenden Jahrzehnten eine glänzende archäologische Karriere machte, fortan als der erste wissenschaftliche Ausgräber Aguntums angesprochen, dessen unmittelbare Schüler auch weiter in Aguntum forschten.
Auch die Mechanismen dieses Wandels bzw. der Prozess der „Umdeutung" der jeweiligen Leistungen, und die sich daraus ergebende Umkehr der Bedeutung der beiden Personen in ihrer Rezeption sowohl in der Öffentlichkeit als auch in Kreisen der Wissenschaft soll im Vortrag aufgezeigt werden. Dies alles führte schlussendlich zum nahezu vollständigen Vergessen Innozenz Ploners, was schlussendlich in die Groteske um die Benennung „seiner" Straße münden sollte.
Im Vortrag soll das im letzten Jahr gestartete Projekt „3D-Dokumentation und Visualisierung antiker Objekte des Archäologischen Universitätsmuseums Innsbruck" vorgestellt werden. Ziel dieses Projektes ist eine schrittweise dreidimensionale Aufnahme und Visualisierung der Sammlung von antiken Originalen mittels Photogrammetrie und eine letztendliche Einbindung der Daten im Rahmen eines virtuellen Kataloges in die zu erstellende Museumsdatenbank. Die Originalsammlung umfasst etwa 350 Einzelobjekte und besteht aus vollständigen antiken Keramik- und Glasgefäßen, bemalten Scherben, Objekten der Kleinkunst, antikem Schmuck, insbesondere aber auch Marmorreliefs und Resten von Architekturteilen und Bauschmuck.
Die Dokumentation von archäologischen Befunden und insbesondere Einzelobjekten stellt eine der zentralen Herausforderungen an die Archäologie dar. Eine solche erfolgte bislang jedoch großteils immer noch nach „klassischen" Methoden, d.h. möglichst genauen verbalen Beschreibungen, Zeichnungen und Fotografien. Dies ist zeit- und arbeitsaufwendig, personal- und kostenintensiv sowie abhängig vom jeweiligen Bearbeiter mit einer gewissen Ungenauigkeit behaftet. Daher wurde auch in der Archäologie der Bedarf an schnellen, exakten aber auch kostengünstigen Methoden zur Dokumentation von Grabungen vor Ort aber auch insbesondere einzelne Fundstücken erkannt.
Gerade die Möglichkeiten der Photogrammetrie sind durch leistungsfähige Hardware und Software in den letzten Jahren immens gestiegen. Dies führte dazu, dass sich nun mit relativ geringem Aufwand Objekte maßstäblich und detailgenau erfassen lassen. Teure Ausrüstungen vor Ort wie beispielsweise 3D-Laserscanner sind nicht mehr nötig und die Dokumentation kann mit einer guten Fotoausrüstung durchgeführt werden. Zentrale Herausforderung ist jedoch die Entwicklung exakter, den jeweiligen Aufgabenstellungen angepasster Arbeitsmethoden bzw. -abläufe und einer daraufhin adaptierten Software. Im Rahmen eines ersten Projektes zur photogrammetrischen Erfassung von ausgewählten archäologischen Objekten des Archäologischen Universitätsmuseums und der Erstellung von 3D-Modellen anhand einer Fotoserie sollen daher konkrete auf archäologische Fragestellungen angepasste und adaptierte innovative Methoden im Bereich der Dokumentation entwickelt und erprobt werden. Erstes Ziel war daher die Etablierung eines Verfahrens zur detailgenauen Aufnahme, Dokumentation und dreidimensionale Visualisierung des Zustandes von archäologischen Einzelobjekten. Da auch diese in ihren Eigenschaften (Material, Größe, Oberflächenbeschaffenheit, Detailreichtum, usw.) keinesfalls einheitlich sind und somit unterschiedlichen Anforderungen an die jeweilige Dokumentation stellen (z.B. bemalte Gefäße, Bronzestatuetten, Glas,...) mussten von den unterschiedlichen Objekttypen Referenzobjekte ausgewählt werden. Anhand der sich daraus ergebenden Problemstellungen musste die optimale Dokumentationslösung für die konkreten bedarfsorientierten Ergebnisse gefunden werden.
Auch Fragen der weiteren Nutzung und insbesondere Zugänglichmachung der Daten wurden in dem Projekt behandelt. Bei exakter und detailgenauer Dokumentation können auf diesem Wege archäologische Originalobjekte Forscherinnen und Forschern genauso wie Studierenden überall auf der Welt zur weiteren Auswertung zugänglich gemacht werden, ohne dass diese die Objekte im Rahmen aufwendiger und teurer Reisen einer persönlichen Autopsie unterziehen müssen. Auch ein kostspieliger und konservatorischer aufwendiger Transport von gefährdeten, beispielsweise leicht zerbrechlichen Einzelobjekten kann so vermieden werden. Aber auch potentielle Besucherinnen und Besucher des Museums können die Objekte zunächst virtuell studieren und somit wird ein Anreiz geschaffen das Archäologische Universitätsmuseum zu besuchen um mehr über archäologische Forschung zur antiken Kunst und Kultur zu erfahren. Das Archäologische Universitätsmuseum würde somit weiter gleichsam seiner Funktion als „Scharnier" zwischen Öffentlichkeit und Universität gerecht werden.